Tonga und Xantos, ihr Nachfolger. Silke May

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Tonga und Xantos, ihr Nachfolger - Silke May

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ist ja toll, mein Schatz! Ich habe dir ja immer gesagt, wenn du dir etwas Mühe gibst, dann klappt es auch. Jetzt gib deiner Mutter erst einmal einen Kuss, dann kannst du weiter erzählen.«

      Tanja kam der Aufforderung nach, und dann setzte ein Redeschwall ein, der erst durch das Aufreißen der Tür unterbrochen wurde.

      Der Rest der Familie kam heim, da sie mit ihrer Arbeit im Wald nicht weitermachen konnten. Der starke Schneefall hinderte sie daran.

      Anna wollte die seltsame Begebenheit eigentlich erzählen, ließ es aber dann doch bleiben, denn sie befürchtete, dass sie niemand ernst nehmen würde. So verbrachte die ganze Familie einen ungetrübten Nachmittag mit Spiel und Spaß.

      Es wurde ein schönes, gemütliches Beisammensein, wie es alle so sehr liebten. Jeder konnte endlich einmal in Ruhe seinem Hobby nachgehen: Victor las ein Buch im Lehnstuhl, Mischa bastelte an seinem Flugzeug und Peterle ließ seine Eisenbahn entgleisen. Tanja blätterte in einer Modezeitschrift und zeigte ihrer Mutter eine schöne Weste, die sie bald häkeln wollte. Anna blickte auf das Bild, war aber geistig vollkommen abwesend. Tanja reagierte verstimmt, als sie es bemerkte: »Könntest du vielleicht einen Kommentar dazu abgeben, wenn ich dich etwas frage, oder ist das zu viel verlangt?«

      »Lass mich in Ruhe, du siehst doch, dass ich mich auf mein Strickmuster konzentriere!«, gab Anna beleidigt zurück und schon hatten sich beide in der Wolle. Ein Wort gab das andere, und schon war der Abend gar nicht mehr ruhig und gemütlich.

      Mischa und sein Vater verzogen sich in die Küche, um dort miteinander Karten zu spielen. Die schmollenden Frauen ließen sie im Wohnzimmer zurück. Nero ärgerte Peterle, indem er immer wieder eines der Häuschen neben der Eisenbahn verschleppte. Als der Junge sich lauthals zu beschweren begann, pfiff Victor durch die Zähne und der Hund trollte sich in die Küche, wo er sich unter die Eckbank verzog.

      Die Vase

      Am Sonntagvormittag war es üblich, dass die Familie gemeinsam die Kirche besuchte. Nero stand schon an der Tür – er wusste genau, dass es nicht mehr lang dauern würde, bis sie sich auf den Weg machten. Rex durfte sie begleiten und sich dann im Garten, mit des Schusters Hund die Zeit vertreiben.

      Endlich erhoben sich die Eltern und gingen, gefolgt von den Kindern, nach draußen. Nero war der Erste, der am Jeep stand und schwanzwedelnd seine Ungeduld signalisierte. Bald schon fuhren sie durch die schneeverwehten Straßen und hatten schon nach fünfzehn Minuten die Kirche erreicht.

      Als sie ankamen, standen der Schuster und seine Frau schon im Garten und erwarteten das Grüppchen. Die Familie gab den Hund in ihre Obhut und ging dann in die Kirche auf der anderen Straßenseite.

      Nach der Kirche war es üblich, dass man im Gasthof »Zur blauen Traube« einkehrte und dort bei geselliger Unterhaltung zu Mittag aß. Die Försterfamilie und der Schuster mit seiner Frau folgten diesem Ritual jede Woche.

      Im Wirtshaus unterhielt man sich über alles, was in der vergangenen Woche passiert war, und auch der Dorfklatsch kam nicht zu kurz. Nachmittags ging die Familie des Försters mit ihren Freunden, dem Schusterehepaar, in dessen Wohnung und verbrachte den restlichen Nachmittag dort bei Kaffee und Kuchen. Gertrud zeigte Anna ihre neuen Kochrezepte und den Zuschnitt für ihr nächstes Kleid. Die beiden Frauen waren so miteinander beschäftigt, dass sie erstaunt aufblickten, als Victor sie unterbrach und zum Aufbruch drängte. Gertrud versprach, schon bald bei Anna vorbeizukommen, um einen Nachmittag bei ihr zu verbringen. Dann machten sich die Gäste auf die Heimfahrt, damit sie noch vor Einbruch der Dunkelheit zuhause ankommen würden. Sie waren alle müde und ein bisschen wortkarg, da sie den ganzen Nachmittag mit Reden verbracht hatten. Schon von Weitem konnten sie erkennen, dass vor ihrem Häuschen etwas vor der Tür lag. Sie stiegen aus und sahen eine große Kiste vor dem kleinen Treppenaufgang.

      Darauf stand mit einem Filzstift dick geschrieben: »Förster Wagner«. Ganz vorsichtig klappte Victor den Deckel hoch. Er stieß auf einen Berg Holzwolle, die er mit den Händen zur Seite schob.

      Darunter befand sich eine riesengroße, wunderschöne Vase aus buntem Porzellan. Wer mochte ihnen wohl dieses Geschenk gemacht haben? Sie durchwühlten die Kiste gründlich nach einem Zettel oder einer Karte, fanden aber keinerlei Hinweis.

      »Victor, wer könnte uns nur diese Vase geschickt haben?«, rätselte Anna und schob Peterle zur Seite, der sehr nah – zu nah – an das gute Stück herangekommen war. Sie brachte die schöne Vase ins Haus und stellte sie im Wohnzimmer neben dem Schrank auf den Boden. Die Blicke sämtlicher Familienmitglieder wanderten regelmäßig zu diesem Platz.

      Erst nach ein paar Stunden ließ dieses Interesse nach. Es half ohnehin nichts, der Absender war nicht zu ermitteln. Und so gewöhnten sie sich an den dekorativen Anblick, ohne sich jedes Mal etwas dabei zu denken. Nach dem Abendessen gingen alle bald zu Bett, da sie der anstrengende Tag ermattet hatte.

      Mitten in der Nacht ereignete sich etwas äußerst Ungewöhnliches, ohne dass es jemand aus der Familie bemerkte: Plötzlich strahlte bläuliches Licht aus der Vasenöffnung. Dieses Licht wurde immer intensiver und erhellte schließlich die gesamte Zimmerdecke. Zugleich schlängelte sich eine dünne bläuliche Rauchsäule aus der Vasenöffnung. Diese formte sich langsam zu einer Gestalt. Es entstand eine Frau mit sehr langem Haar, das wie Feuer züngelte und in den Farben blau-lila und rot flackerte. Sie wurde größer und größer, und als sie der Vase entstieg, maß sie bereits über zwei Meter. Es war »Tonga«, die böse Zauberin. Sie war gekommen, um sich die Seelen der Menschen anzueignen.

      Nero lag wie immer auf seinem Platz neben dem Kamin. Schläfrig blinzelte er in ihre Richtung. Als er aufspringen und bellen wollte, richtete sie blitzschnell ihren Zeigefinger auf ihn und er sackte wie betäubt in sich zusammen.

      Dann schwebte sie die Treppe hinauf in Richtung der Schlafzimmer.

      Kaum hatte sie das erste Zimmer erreicht – es war das von Anna und Victor –, öffnete sie leise die Tür und flog hinein. Sie befand sich nun direkt neben Victor, der einen tiefen Schlaf hatte.

      Tonga bückte sich, um in sein Gesicht zu sehen, und lächelte ihn an.

      »Was für ein schöner Mann du bist. Eigentlich schade, dass sich das Ändern wird«, gab sie mit kehliger Stimme von sich.

      Sie richtete ihre langen knochigen Finger auf seinen Hals und es schossen Blitze heraus.

      Victor riss die Augen auf. Er blickte in ein glühendes Augenpaar, während er versuchte zu schlucken und dann feststellte, dass er keine Luft mehr bekam. Er war weder in der Lage zu schreien noch sich zu wehren. Was war überhaupt passiert? Er wusste nur eines: Wenn jetzt kein Wunder geschehen würde, dann wäre alles zu spät. Ein starker Schmerz jagte durch seine Brust, ehe er das Bewusstsein verlor.

      Anna lag mit dem Rücken zu Victor, als plötzlich ein eisiger Wind an ihrem Rücken vorbeistrich und sie frösteln ließ. Halb bei Bewusstsein zog sie die Decke ein Stück hoch und wollte wieder einschlafen, doch ihr wurde einfach nicht wärmer. Also drehte sie sich um in der Absicht, sich an ihren Mann zu kuscheln. Als ihre Füße die seinen berührten, fuhr sie vor Schreck hoch, denn seine Haut war eiskalt. Anna öffnete die Augen und ihr Blick fiel direkt auf Tonga.

      Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett. Sie schrie auf und stürzte sich wie ein Tier auf die Hexe, zerrte an ihren Haaren und riss sie von Victor weg. Mit Händen und Füßen schlug sie auf die Zauberin ein.

      Dann hängte sich Anna an ihren Hals, um Tonga zu würgen, diese aber wechselte urplötzlich ihre Farbe von Blau zu Lila und aus ihrer

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