Ewiger Frühling. Alina Emm

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gewesen sein, oder!?«

      »Nur weil sie auf einem Schloss gelebt hat und einen Adelstitel trug, heißt das noch lange nichts. Und die von Degensteins waren auch niemals wirklich sonderlich vermögend. Also kurzum: Da ist nicht viel Bares mehr zu vorhanden.«

      Meine Großtante Salborgh hatte nach dem Tod meines Großonkels vor drei Jahren fast ihr gesamtes Vermögen für das Engagement in sämtlichen Tierschutzvereinen der Bundesrepublik ausgegeben. Die übrigen Ersparnisse flossen in die Taschen ihrer zahlreichen Liebhaber. Schloss Hohenfels war mittlerweile schwer heruntergekommen und sanierungsbedürftig. Friedrich hatte sein ganzes Leben über gespart und sein Geld nur für Reisen und Bücher ausgegeben, während Salborgh dafür sorgte, dass das Vermögen der Beiden schnell den Besitzer wechselte. Mein Großonkel verbrachte die meiste Zeit im Museum und forschte. Obwohl er längst pensioniert war und seine Lehrtätigkeit an der Uni schon Jahre zuvor eingestellt hatte, erfüllte ihn sein Beruf im Landesmuseum sehr. Friedrich war ein ausgeglichener und zufriedener Zeitgenosse. Immerhin hatte er sich selbst verwirklicht und führte ein Leben lang seine Berufung aus. Er war eremitierter Professor der Ägyptologie. Leider war ich nur ein paar Mal in meinem Leben bei den Beiden zu Besuch gewesen. Nicht zueltzt, weil meine Mutter kein besonders gutes Verhältnis zu dem adligen Teil unserer Verwandtschaft hatte. Meinen Großonkel umgab immer eine mysteriöse Aura. Er war ein hochintelligenter Mann und er interessierte sich für alles Geheimnisvolle und Verborgene. Da kam er genau nach Wilhelm.

      »Das Schloss steht doch sicherlich noch voller Schätze von Wilhelms zahlreichen Forschungsreisen und alleine die ganzen wertvollen Relikte und Bücher, die er besaß«, meinte Anna aufgeregt.

      Wilhelm war der Vater von Friedrich. Also mein Urgroßonkel. Er war ebenfalls Archäologe und im Gegensatz zu seinem Sohn, der von offizieller Seite oft nur als Pseudowissenschaftler und Spinner abgetan wurde, erlangte er durch zahlreiche bedeutende Entdeckungen und Übersetzungen von Hieroglyphen Ende der 1890er Jahre ziemlichen Ruhm. »Ich habe mich vergangene Woche lange mit meinen Eltern beraten, ob ich die Erbschaft nicht ausschlagen soll. Salborghs Konten sind alle so gut wie leer und möglicherweise bürge ich mir damit nur eine Menge Ärger auf. Aber ich fahre nächste Woche mit meinem Vater nach Steinau und schaue mir das Schloss an. Ein paar wertvolle Gegenstände liegen sicher dort.«

      »Na, dann wünsche ich dir schon mal viel Erfolg.«

      »Trinken wir noch eine?«

      »Ja, ich bestelle uns noch zwei an der Bar. Ich muss ohnehin auf Toilette.« Auf dem Weg zu den Toiletten ließ ich meinen Blick über die Wände gleiten. Pino hatte es wirklich übertrieben mit seinen Urlaubsbildern aus Malaysia. Schließlich hieß sein Café Laos und nicht Malaysia. An der gesamten Wand prangten nun diverse Strand- und Landschaftsaufnahmen seiner letzten Urlaubsreise. Zwanzig Quadratmeter fleckige und abgestoßene Strukturtapete voller Urlaubsimpressionen. Er hätte besser mal neu gestrichen, dachte ich mir insgeheim. Als ich die ersten Stufen der Wendeltreppe nach unten zur Toilette genommen hatte, vibrierte plötzlich mein Handy: Papa mobil.

      »Hi Daddy! Was gibt's denn?«

       »Hallo Emie! Du wirst es nicht glauben: Ich habe eben einen Anruf von Frau Schreiber erhalten, der Nachbarin von Tante Salborgh. In den frühen Morgenstunden wurde im Schloss eingebrochen

      »Waaas?« Ich traute meinen Ohren nicht Recht.

      »Ja, der Sohn von der Schreiber konnte die Einbrecher beobachten, als er kurz vor vier Uhr morgens auf der Toilette war. Von deren Badfenster aus kann man nämlich den Vorpark des Schlosses ziemlich gut einsehen. Er hat dort zwei dunkle Gestalten beim Abhauen beobachtet. Das Komische ist nur, dass die bei ihrer Flucht nichts mit hinaus genommen haben. Zumindest hat er nichts bei ihnen gesehen, solange er sie beobachten konnte. Die sind auch nur mit einem Kleinwagen dort vorgefahren. Die Polizei hat jetzt die Ermittlung aufgenommen.« »Dann wurden sie wohl gestört oder es gab nichts zu holen.«

       »Nein. Das ist ja das Eigenartige. Matthias, also der Sohn von der Schreiber meinte, seine Frau wäre um zwei zur Backstube gefahren und hätte beim Verlassen des Hauses beobachtet, wie ein alter schwarzer Kadett ohne Nummernschild an ihr vorbei durch die Allee gefahren wäre. Der Wagen ist dann aber gleich in die Seitenstraße eingebogen. Die Einbrecher wollten natürlich keine Zeugen haben. Sie war wohl auch schon spät dran und ist dann zur Arbeit gefahren, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen . Aber Matthias hat später genau diesen Wagen im Vorpark hinter den Büschen stehen sehen. Verstehst du Emie? Die könnten fast zwei Stunden im Schloss gewesen sein. Das Chaos in Friedrichs Räumlichkeiten spricht zumindest dafür. Ich habe vorhin auch mit der Polizei telefoniert. Die Einbrecher haben nicht mal die teure Stereoanlage oder die Gemälde mitgenommen und auch Salborghs Schmuckschatullen waren unangetastet. Ich frage mich also, was die dort gesucht haben.«

      »Schon seltsam.« »Wir müssten da später noch hinfahren. Kommst du so gegen sieben?«

      »Ja, klar. Ich bin dann um sieben da.«

      *

      Nachdem Aljoscha samt blonder Begleitung relativ bald wieder das Laos verlassen hatten, verbrachten Anna und ich, trotz des Anrufs meines Vaters, noch einen sehr schönen Nachmittag. Wir verabschiedeten uns später auf der Straße vor meinem Auto. Als ich eingestiegen war und den Schlüssel in der Zündung gedreht hatte musste ich wieder an meine Erbschaft und den Einbruch denken. Warum in aller Welt hatte Salborgh ausgerechnet mir dieses Uraltschloss vererbt? Sämtliche Anbauten dürfen nicht mehr betreten werden, weil sie einsturzgefährdet sind und zudem steht mehr als die Hälfte davon unter Denkmalschutz. Der große Weinkeller unter dem Westflügel ist total verschimmelt und von außen ist das Schloss seit Wilhelms und Agathes Hochzeit in den Zwanzigern nicht mehr renoviert worden.

      Ich mochte Salborgh und Friedrich immer sehr gerne. Das haben sie wohl gespürt, wenn wir zu Besuch waren. Meine Mutter wurde von den von Degensteins jedoch seit jeher gemieden, weil sie aus eher bescheidenen Verhältnissen stammt. Daran trug natürlich Salborgh selbst keinerlei Schuld. Allerdings benahm sich meine Urgroßtante Agathe damals vor der Hochzeit meiner Eltern meiner Mutter gegenüber so ekelhaft, dass Mama sich geschworen hatte, das Schloss nicht mehr zu betreten. Auch nach Agathes Tod, vor fünfzehn Jahren, zog es meine Mutter nie mehr dorthin. Friedrich und mein Vater hatten nur sporadisch, aber nie regelmäßig Kontakt. Mein Vater mochte Salborgh nicht sonderlich, weil sie Friedrichs Geld mit ihren viel zu jungen Liebhabern verprasste. Sie und Friedrich führten seit mehr als dreißig Jahren nur noch eine Lebensgemeinschaft. Zeitweise wohnte sogar Eduard, Freiherr von Ketelhodt, Salborghs langjähriger Geliebter mit ihnen im Schloss. Friedrich hatte sich damals dann kurzerhand auf dem Dachboden einquartiert. Es schien ihm förmlich gleichgültig zu sein, was seine Frau trieb. Entweder hatte er sie nicht aus Liebe geheiratet oder er war viel zu vertieft in seine Forschungen. Zwar war er zeitlebens ein Sparfuchs, aber dennoch investierte aber in seine Bibliothek und seine Reisen ein kleines Vermögen. Ich war nur als Kind einige Male oben in seinem Reich. Schon damals war ich beeindruckt von seinem Sammelsurium an antiquarischen Büchern und den vielen Landkarten, Schrifttafeln und Gerätschaften die er auf Dachboden hatte. Nun war ich doch sehr gespannt, das Schloss nach so langer Zeit wieder zu betreten.

      Zuhause angekommen, erwartete mich meine aufgelöste Mutter schon im Flur.

      »Wo bleibst du denn Emelie? Dein Vater wird schon ungeduldig. Ihr wolltet doch um sieben los.« Mein Vater schien mich gehört zu haben und kam förmlich aus dem Wohnzimmer in den Hausflur geschossen.

      »Ach, da bist du ja endlich! Fahren wir?« Er stand wohl ziemlich unter Strom und blickte mich jetzt sichtlich gelöst an. Meine Pünktlichkeit schien er nach einem Treffen mit Anna nicht erwartet zu haben.

      »Ja, ich hole nur noch schnell meine Sachen. Dann können wir

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