Habibi. Hermann Mezger

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Habibi - Hermann Mezger

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Dorn kommt herein und setzt sich mit einem zerknüllten Taschentuch in den Händen in einen Sessel.

      „Wissen Sie denn, wohin Ihr Sohn am Samstagmorgen fahren wollte?“

      Dr. Dorn streicht sich über die Stirn.

      „Er hatte am Samstag einen wichtigen Termin in Kopenhagen.“ Seine Stimme versagt. Er räuspert sich. „Das heißt, zusammen mit Professor Cano, seinem Chef. Ihn wollte er von Zuhause abholen und deswegen hat er wohl den Umweg über die Alte Landstraße genommen.“

      „Wo hat Ihr Sohn gearbeitet?“

      Dr. Dorn holt tief Luft. An seiner Stelle antwortet seine Frau.

      „Bei der Pharma-Welt. Wissen Sie, unser Junge war sehr fleißig und zielstrebig. Nach dem Studium hat er gleich dort angefangen und ist schon mehrmals befördert worden. Mit Professor Cano hatte er ein ganz ausgezeichnetes Verhältnis.“

      „Wann wollte er denn wieder zurück sein?“

      „Sonntagnacht. Er sagte mir noch, dass es sehr spät werden würde. Heute früh hätte er wieder pünktlich in der Firma sein müssen.“, kann sie gerade noch stammeln, bevor ihr die Tränen über die Wangen rinnen. Durch den Tränenschleier hindurch schaut sie Petersen hilflos an. Sicher wird ihr jetzt erst richtig bewusst, dass ihr Sohn nie wieder pünktlich irgendwo sein musste.

      Petersen lässt sich mit der nächsten Frage Zeit.

      „Hatte er eine Freundin..?

      „Nein, eine Freundin hatte er zur Zeit nicht“, antwortet Frau Dorn „David war schon immer ein Einzelgänger und wenn er sich mal mit einer Frau einließ, wurde es ihm schnell zu eng, wenn von Familiengründung und Heirat die Rede war. Er wollte sich erst um seine Karriere kümmern und hat sich deswegen sogar um eine Professur beworben. Für die Zeitschrift Toxikologie hat er regelmäßig Fachartikel geschrieben.“ Wieder rollen ihr die Tränen über die Wangen.

      Dr. Dorn sitzt eingeknickt in einem Sessel und stiert vor sich hin. Mit leiser Stimme nimmt er den Gesprächsfaden auf.

      „Nach der Geschichte mit dieser Heike Sörensen hat er sich dann den Sportwagen gekauft. Die Trennung ging ihm wohl doch an die Nieren, aber sie wollte eben alles oder nichts. Nachdem er ihr gesagt hatte, dass er sich im Moment noch nicht binden wolle, hat sie sich mit einem anderen Mann eingelassen und David hat sich mit dem neuen Sportwagen getröstet.“

      „Dabei hätten wir so gerne Enkelkinder gehabt“, ergänzt seine Frau.

      „Gab es in der Firma jemanden der ihm den schnellen Aufstieg nicht gegönnt hat?“, will Petersen wissen.

      Dr. Dorn überlegt. „Nicht, dass ich wüsste. Wir haben viel über seine Arbeit in der Firma gesprochen. Natürlich gibt es immer mal Kollegen, die neidisch sind. David erzählte mir zwar mal was von fragwürdigen Laborergebnissen und von einem ebensolchen Mitarbeiter, aber ich habe der Sache keine große Bedeutung zugemessen, und an den Namen kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.“

      Petersen rümpft unmerklich die Nase und wendet sich zum Gehen.

      „Ich bedanke mich sehr für Ihre Offenheit. Zum Schluss habe ich noch ein Anliegen: Um ganz sicher zu gehen, dass kein Fremdverschulden vorliegt, möchten wir Ihren Sohn obduzieren lassen.“

      Frau Dorn schaut den Beamten entsetzt an. In ihren Augen spiegelt sich das blanke Entsetzen wider. „Sie meinen doch nicht etwa..?“

      „Doch Frau Dorn, so leid mir das tut.“

      Sie wirft sich schluchzend in die Arme ihres Mannes. Dieser kann den Schmerz seiner Frau nur schwer ertragen und wird langsam wütend. „Wenn es denn unbedingt sein muss!“, sagt er mit vorwurfsvollem Unterton.

      Petersen verabschiedet sich. „Wir werden Sie selbstverständlich über alle Ergebnisse informieren.

      Unter der Haustür dreht er sich noch einmal um. „Entschuldigen Sie, Herr Dr. Dorn. Eine allerletzte Frage: Hat Ihr Sohn in letzter Zeit eine Lebensversicherung abgeschlossen?“

      Dr. Dorn ist sichtlich entrüstet. Das „Nein!“ kommt wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mund. Wütend schlägt er Petersen die Tür vor der Nase zu.

      Wie ein geprügelter Hund verlässt Petersen den Bungalow. Als er in seinen Wagen steigt, ist er unendlich erleichtert, dass er diese heikle Aufgabe hinter sich hat. Er schnappt sich die Schnupftabaksdose und zieht sich eine ordentliche Prise in die Nase.

      6. Kapitel

      Zur gleichen Zeit kneift Frau Hinerk, eine resolute Fünfzigerin im Vorzimmer von Herrn Kriminaldirektor Behrendtsen, ihre strichförmigen Lippen zusammen. Das macht sie immer, wenn sie versucht, über die Kopfhörer des Diktiergerätes ein Diktat ihres Chefs zu verstehen. Dies ist ein schwieriges Unterfangen, da Behrendtsen während des Diktierens gerne mal in Rage gerät und so laut brüllt, dass die Aufnahme übersteuert.

      Völlig konzentriert tippt sie gerade den letzten Satz ab, als Bramme mit jugendlichem Elan ihr Büro betritt.

      „Moin Frau Hinerk!“, ruft ihr Bramme im Vorbeigehen zu, „ich muss dringend mit dem Chef sprechen.“

      Frau Hinerk hebt den Kopf und schaut ihn entgeistert an. Sie registriert in Panik, dass Bramme fast die Tür zum Büro des Chefs erreicht hat, reißt sich die Kopfhörer herunter, holt ihn mit ein paar Sätzen ein und versperrt ihm den Weg.

      „Der Chef hat Besuch. Da können Sie jetzt nicht rein.“

      Bramme bleibt abrupt stehen. Mit ihrer strengen Hochsteckfrisur und der weit vorne auf der Nase sitzenden Brille erinnert sie ihn irgendwie an seine Mutter.

      „Okay, dann sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn dringend sprechen muss. Es geht um einen Mord.“

      Sie zieht erstaunt die Augenbrauen hoch und schnappt sich einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier. Noch bevor sie sich Brammes Wunsch notieren kann, kommt Behrendtsen in Begleitung eines Mannes aus seinem Büro heraus. Der Kriminaldirektor, ein glatzköpfiger Mann um die Sechzig, klopft seinem Begleiter zum Abschied jovial auf die Schulter.

      „Und lassen Sie sich bloß nicht abweisen!“, gibt er seinem Gesprächspartner mit auf den Weg. Inzwischen bemerkt er Bramme. Sofort wendet er sich dem Hautkommissar zu.

      „Gut, dass Sie da sind, Bramme!“ Mit einer einladenden Handbewegung weist er Bramme den Weg in sein Büro. Frau Hinerk wirft den Beiden einen verärgerten Blick nach.

      „Ich habe gehört, dass es einen neuen Mordfall geben soll. Ist denn was dran an der Sache?“

      „Viel konnten wir in der kurzen Zeit noch nicht herausfinden. Bei dem Toten handelt es sich um Dr. David Dorn, einen Pharmakologen. Wir haben die Obduktion der Leiche veranlasst und der Wagen, beziehungsweise das, was von ihm übrig blieb, ist bei der Spurensicherung. Das Labor hat unsere Vermutung, dass der Unfall durch eine Ölschicht absichtlich herbeigeführt wurde, bestätigt. Wir haben es hier mit einem äußerst raffinierten Verbrechen zu tun, das nur durch glückliche Umstände entdeckt worden ist.“

      „Den Vater des Toten kenne ich gut. Wir sind im selben Golfclub. Der alte Dorn war sehr stolz auf seinen Sohn. Das muss ein harter Schlag für ihn sein. Sie haben ihm hoffentlich nichts von den Verdachtsmomenten

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