Weihnachtserzählungen - 308 Seiten. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Weihnachtserzählungen - 308 Seiten - Charles Dickens страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Weihnachtserzählungen - 308 Seiten - Charles Dickens

Скачать книгу

Pickleson

       vernahm und er mir ferner erzählte, daß das arme Mädchen

       schönes, langes schwarzes Haar habe und oft daran zu Boden

       gezogen und geschlagen werde, da konnte ich den Riesen durch

       das, was feucht in meinen Augen stand, nicht mehr sehen.

       Nachdem ich sie mir gewischt hatte, schenkte ich ihm ein

       Sechspencestück (denn man hielt ihn so kurz, wie er lang war),

       und er leistete sich zwei Gläschen Gin mit Wasser dafür. Diese

       machten ihn so munter, daß er das beliebte komische Lied: »Ist's

       nicht kalt?« vortrug – eine vom Publikum sehr begehrte

       Nummer, die sein Herr durch zahllose andere Mittel vergeblich

       aus ihm herauszukriegen versucht hatte, wenn er als Römer

       auftrat.

       15

       Sein Herr hieß Mim. Er war ein sehr heiserer Mann, und ich

       kannte ihn von früheren Unterhaltungen her. Ich ging als bloßer

       Zuschauer zu diesem Jahrmarkt, nachdem ich den Karren

       außerhalb der Stadt untergebracht hatte, und ich sah mich

       während der Vorstellung an der Rückseite der Wohnwagen um.

       Endlich traf ich auf das arme taubstumme Mädchen, das im

       Halbschlaf an ein kotiges Wagenrad gelehnt dasaß. Beim ersten

       Halbschlaf an ein kotiges Wagenrad gelehnt dasaß. Beim ersten

       Blick hätte ich beinahe geglaubt, sie sei aus einer Menagerie

       wilder Tiere ausgebrochen; aber beim zweiten hatte ich einen

       günstigeren Eindruck und dachte, man müsse sie bloß besser

       versorgen und freundlicher behandeln, dann würde sie meinem

       verlorenen Kind ähnlich sein. Sie war gerade in dem Alter, in

       dem meine Tochter gewesen wäre, wenn ihr hübsches Köpfchen

       an jenem unseligen Abend nicht auf meine Schulter

       niedergesunken wäre.

       Kurz, ich sprach vertraulich mit Mim, während er draußen

       zwischen zwei Partien die Glocke läutete, und ich sagte zu ihm:

       »Sie liegt Euch schwer auf der Tasche; was wollt Ihr für sie

       haben?«

       Mim pflegte stets entsetzlich zu fluchen. Wenn ich diesen Teil

       seiner Antwort, der bei weitem der längste war, übergehe, so

       lautete sie:

       »Ein Paar Hosenträger.«

       »Nun, ich will Euch sagen«, sage ich, »was ich mit Euch machen

       werde. Ich werde euch ein halbes Dutzend der feinsten

       Hosenträger im Karren holen und das Mädchen dann mit mir

       fortnehmen.«

       Darauf Mim (wieder mit einigen Flüchen):

       »Ich werde es glauben, wenn ich die Sachen habe, und nicht

       früher.«

       Ich lief, so rasch ich konnte, damit er es sich nicht etwa noch

       anders überlegte, und der Handel kam zustande. Pickleson freute

       sich so sehr darüber, daß er der Länge nach, wie eine Schlange,

       zu seiner kleinen Hintertür herauskam und uns »Ist's nicht kalt?«

       zwischen den Rädern zum Abschied flüsternd vortrug.

       Es waren glückliche Tage für uns beide, als Sophy und ich in

       dem Karren zu reisen begannen. Ich hatte ihr ein für allemal den

       Namen Sophy gegeben, damit sie für immer mir gegenüber die

       Stellung meiner leiblichen Tochter einnehmen sollte. Durch die

       Güte des Himmels gelang es uns bald, uns zu verständigen,

       sobald sie zu der Überzeugung gekommen war, daß ich es

       ehrlich und freundlich mit ihr meinte. In ganz kurzer Zeit hatte sie

       eine wunderbare Zuneigung zu mir gefaßt. Ihr könnt euch nicht

       denken, wie es ist, wenn jemand einem wunderbar zugetan ist,

       wenn nicht die Einsamkeitsgefühle, von denen ich euch erzählt

       habe, euch nicht schon niedergedrückt haben und über euch

       hergefallen sind.

       Ihr hättet gelacht – oder das Gegenteil, das hängt von eurem

       Gemüt ab –, wenn ihr bei meinen Versuchen, Sophy zu

       unterrichten, hättet dabeisein können. Zuerst halfen mir dabei –

       ihr würdet das nie erraten – die Meilensteine. Ich verschaffte mir

       einige große Alphabete in einer Schachtel, jeder Buchstabe für

       einige große Alphabete in einer Schachtel, jeder Buchstabe für

       sich auf einem kleinen Stäbchen, und angenommen, wir fuhren

       nach Windsor, so setzte ich die Buchstaben zu diesem für sie

       zusammen, machte sie dann auf jeden Meilenstein aufmerksam,

       auf dem die Buchstaben in derselben Reihenfolge standen, und

       wies schließlich auf die königliche Residenzstadt, der wir uns

       näherten. Ein andermal stellte ich die Buchstaben KARREN für

       sie zusammen und schrieb dann dasselbe Wort mit Kreide 16

       auf den Karren. Ein andermal gab ich ihr DOKTOR

       MARIGOLD und heftete ein Schildchen mit der entsprechenden

       Aufschrift auf meine Weste. Die Leute, die uns begegneten,

       starrten uns zwar an und lachten, aber was machte ich mir

       daraus, wenn sie die Sache nur begriff. Sie begriff sie, nachdem

       ich viel Geduld und Mühe aufgewendet hatte, und von da an ging

      

Скачать книгу