City Vampire. Beth St. John

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу City Vampire - Beth St. John страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
City Vampire - Beth St. John

Скачать книгу

Adresse und einen Bauplan seiner Villa finden Sie in dem Umschlag. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht der Rede wert, wie Sie feststellen werden. Sie haben schon ganz andere Fälle gemeistert – das weiß ich aus sicherer Quelle.“ Er lachte gurrend.

      Elaine nahm den Umschlag entgegen. Sie wollte nicht hineinschauen. Nicht jetzt. „Ich will mit Mathis sprechen“, sagte Sie zornig. „Solange ich nicht sicher sein kann, dass es ihm gut geht, mache ich gar nichts.“

      Jerome zog die Augenbrauen hoch. „Sie sollten doch inzwischen bemerkt haben, dass Sie nicht in der besten Position sind, um Forderungen zu stellen, oder?“

      Elaine sagte nichts, sondern starrte Jerome bloß mit festem Blick an.

      Schließlich zuckte er die Schultern. „Ach, warum nicht.“ Er griff in die Tasche seines Mantels und zog ein Mobiltelefon hervor. Er wählte eine Nummer und schon nach kurzem Klingeln wurde am anderen Ende abgehoben.

      „Hol mir den Jungen ans Telefon“, sagte er ohne ein Wort der Begrüßung. Dann reichte er das Handy an Elaine weiter.

      Mit zitternden Fingern nahm sie es entgegen.

      „Mathis?“, flüsterte sie. „Mathis, hörst du mich?“ Ein Knacken erklang in der Leitung, als das Telefon weitergereicht wurde. Dann sagte eine jungenhafte Stimme: „Elaine, bist du das?“

      Vor Erleichterung sank Elaines Herz bis in die Kniekehlen. „Mathis, mein Gott, du lebst! Geht es dir gut?“

      „Ja“, sagte Mathis. Er klang erschöpft. „Es geht mir gut. Was soll das alles? Wann darf ich wieder nach Hause?“

      „Bald, ich verspreche es“, sagte Elaine und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. „Tu einfach, was sie sagen, ja? Alles wird gut.“

      „Aber – was wollen die von uns?“ Mathis schluchzte.

      Elaine kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in die Augen schießen wollten. „Ich muss nur eine Kleinigkeit erledigen, dann darfst du wieder nach Hause. Ich verspreche dir, alles kommt wieder in Ordnung. Hörst du? Dir wird nichts geschehen.“

      „Genug jetzt“, bestimmte Jerome und nahm Elaine das Telefon aus der Hand. „Sie wissen jetzt, dass es Ihrem Bruder gut geht. Sie sollten nach Hause fahren und mit den Vorbereitungen beginnen!“

      „Sie sprachen von zwei Aufträgen“, sagte Elaine eisig.

      „Erst erledigen Sie diesen. Wenn Sie mir das Gemälde bringen, nenne ich Ihnen die Details zu dem zweiten.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Sie finden eine Nummer in dem Umschlag, unter der Sie mich erreichen können.“ Er ergänzte: „Sie erledigen diese zwei Kleinigkeiten für mich und Ihr Bruder kehrt unbeschadet heim. Ich werde mein Wort halten. Haben wir uns verstanden?“

      Elaine hielt seinem Blick stand. „Ja“, sagte sie. „Das haben wir.“

      Kapitel 5

      Das Gewitter war in vollem Gange, als Elaine nach Hause fuhr. Sie ließ ihrer Verzweiflung freien Lauf und heiße Tränen rannen ihr Gesicht hinab. Sie hatte geglaubt, all das endlich hinter sich lassen zu können. Elaine hatte nie eine Wahl gehabt. Als sie gerade achtzehn Jahre alt war, kamen ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben und sie hatte sich von da an allein um den erst zehnjährigen Mathis kümmern müssen. Da sie Geld brauchten und der Junge zur Schule gehen musste, nahm sie jeden Job an, der sich ihr bot. Neben dem Kellnern jobbte sie morgens im Musée de l´Orangerie, einem der kleinsten aber schönsten Museen von Paris mit einer feinen Sammlung zahlreicher Vertreter des Impressionismus. Sie saß als Aufsicht in einem der Räume und beobachtete die Besucher, wie sie die Gemälde von Cézanne und Monet bestaunten. Eines Tages lernte sie den charismatischen Victor kennen. Er schien sich nicht nur für die Kunstwerke zu interessieren, sondern auch für sie. Obwohl er deutlich älter war als Elaine, konnte sie seinem Charme nicht widerstehen und war fasziniert von seinem Wissen und seiner Erfahrung. Es dauerte nicht lange, bis sie erfuhr, womit er seinen luxuriösen Lebensstil unterhielt: Er war ein Dieb. Ein Kunstdieb, um genau zu sein. Er war gut, zählte jedoch nicht zu den Besten seines Fachs. Doch Elaine war jung und begeistert von dieser aufregenden Welt, in der Victor lebte. Sie sah eine Chance, die sich ihr bot, und so lernte sie alle seine Tricks und Techniken. Victor war ein guter Lehrer und durch ihr natürliches Geschick war sie schon bald um ein Vielfaches besser als er. Als Victor zwei Jahre später aus dem Geschäft ausstieg, trennten sich ihre Wege, doch Elaine blieb in der Branche. Sie übernahm einige Aufträge von Victors ehemaligen Auftraggebern und wurde zu einer der besten Kunstdiebinnen ihrer Zeit.

      Vor einem Jahr jedoch beschloss Elaine auszusteigen – das Geschäft wurde mit der Zeit einfach zu heiß. Bei ihrem letzten Job wäre sie um ein Haar geschnappt worden. Was würde dann aus Mathis? Außerdem war sie sparsam gewesen und hatte ein wenig Geld beiseitegelegt. Es war kein Vermögen, reichte aber, damit sie und ihr Bruder die nächsten paar Jahre ein Polster für Notfälle hatten, um schlechte Zeiten zu überbrücken. Sie nahm eine Stelle als Kellnerin an und ließ ihre Vergangenheit hinter sich – bis heute.

      Als Elaine vor dem kleinen Häuschen ihrer Eltern angekommen war, in dem sie mit Mathis noch immer lebte, blieb sie noch eine ganze Weile im Wagen sitzen. Der Regen prasselte laut auf das Dach, doch das Geräusch hatte etwas Beruhigendes an sich, etwas normales. Man konnte nichts dagegen tun, es nur annehmen und abwarten, bis die Wolken vorübergezogen waren. Und die Natur war so viel stärker als man selbst. Zuweilen empfand es Elaine als überaus angenehm, sich auf diese Weise treiben zu lassen, sich einfach den Dingen zu ergeben, die man ohnehin nicht ändern konnte. Sie fühlte sich dann als ein Teil davon, vielleicht sogar als Teil des großen Ganzen. Es nahm die Sorgen fort.

      Als der Regen schließlich nachließ, stieg sie endlich aus und ging hinein. Elaine schaltete alle Lichter an, denn sie fühlte sich schrecklich allein. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je ohne ihren Bruder gewesen zu sein. Sie war nie mit Freundinnen in den Urlaub gefahren oder zum Tanzen ausgegangen, der kleine Mathis hatte sie immer gebraucht. Und sie war da gewesen. Sie würde auch diesmal für ihn da sein. Sie würde tun, was man von ihr verlangte.

      Elaine setzte sich an den hölzernen Küchentisch und betrachtete den braunen, unscheinbaren Umschlag in ihrer Hand. Vorsichtig öffnete sie das durch den Regen aufgeweichte Papier und zog die Unterlagen, die darin waren, heraus. Auf dem obersten Blatt stand eine Adresse – Elaine kannte die Gegend. Sehr vornehm. Der Eigentümer der Villa war ein gewisser Laurent Fournier. Elaine hatte noch nie von ihm gehört, obwohl sie die Namen der meisten Kunstsammler kannte – nicht nur in Paris. Das war so etwas wie eine Berufskrankheit. Entweder besaß der Mann keine nennenswerten Stücke oder er verstand es, im Verborgenen zu bleiben, überlegte sie.

      Elaine fand den Grundriss seines Hauses und betrachtete ihn eingehend. Es war eine im klassischen Stil der Renaissance erbaute Villa, ein prachtvolles, großes Gebäude mit Giebeln, Erkern und einem Vorbau, der auf Säulen ruhte. Elaine schnalzte mit der Zunge. Dieser Fournier war offensichtlich wohlhabend. Auf einem weiteren Blatt standen Informationen und Typenbezeichnung zu der eingebauten Alarmanlage. Dieser Jerome, so widerlich er sein mochte, hatte die Wahrheit gesagt. Sie würde sie leicht ausschalten können. Erstaunlich, dass das Haus nicht deutlich besser gesichert war. Wer würde in einer teuren Villa wohnen und wertvolle Gegenstände sammeln, jedoch an den Sicherheitsmaßnahmen sparen?

      Das wirklich Interessante jedoch war, was sie stehlen sollte: Ein Porträt der Königin Blanka. Elaine glaubte zunächst, sich verlesen zu haben. Aber nein. Es stand wirklich dort, schwarz auf weiß. Erstaunt zog Elaine die Augenbrauen hoch. Blanka war eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen, ohne Frage. Blanka, die Glänzende, dachte Elaine.

Скачать книгу