Finsterlicht. Leo Brescia

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Finsterlicht - Leo Brescia

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aus wie etwas, das in eine Burg gehörte. Es sah nicht einmal nach etwas aus, das irgendwohin gehörte.

      Neugierig ging Martin hinüber und hob das seltsame Gebilde auf. „Muss wohl eine Art moderne Kunst sein“, vermutete er. Obwohl er selbst nicht daran glaubte.

      Er schwenkte das Glas und wollte es ins schwächer werdende Licht halten, das noch durch die Fenstern fiel. Dabei erschrak er so sehr, dass er aufschrie und das Glas fast hätte fallen lassen.

      „Was hast du?“, fragte Tanja alarmiert.

      Martin schluckte schwer und sah sich verschreckt im ganzen Raum um, als ob er gleich ein Unheil erwartete. Er traute seinen eigenen Augen nicht mehr.

      Tanja kam auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter. Martin rang sichtlich nach Worten. „Ich… es… durch das Glas habe ich etwas gesehen, das nicht da ist“, stammelte er.

      Tanja runzelte die Stirn und nahm ihm das Ding aus der Hand. Sie schwenkte es ebenfalls durch den Raum und erschrak nur deshalb nicht bis ins Mark, weil Martins Worte sie vorgewarnt hatten. Durch das Glas sah sie das Burgzimmer, wie es vor Jahrhunderten ausgesehen haben musste! Edle Wandteppiche hingen an der Wand, uralte Möbel und allerhand Unbekanntes standen herum. Als sie das Glas mit zittrigen Händen zur Tür schwenkte, sprang diese plötzlich auf und ein schwer gerüsteter Ritter stürmte in den Raum. Er hob das wuchtige Schwert und ließ es auf Tanja herabsausen. Mit einem Schrei ließ sie das Glasgebilde fallen und hob die Hände im Reflex schützend vors Gesicht. Sie brauchte einen Moment, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.

      Schwer atmend sah sie abwechselnd zur noch immer geschlossenen Tür und dann zu den Scherben auf dem Boden. Kein Ritter war gekommen, um sie zu töten.

      „Was hast du gesehen?“, fragte Martin vorsichtig.

      Tanja schüttelte nur den Kopf. „Raus hier“, hauchte sie. Das ließ sich Martin nicht zweimal sagen. Er nahm seine Freundin an der Hand und öffnete die Tür. Er spürte, wie sich Tanja innerlich spannte, aber durch sanften Händedruck gab er ihr zu verstehen, dass er für sie da war.

      Sie schlichen langsam den steinernen Gang entlang und warfen immer wieder einen neugierigen Blick aus den Fenstern, wenn sie an einem vorbeikamen. Irgendetwas ging im Burghof vor, aber sie konnten nicht genau erkennen, was es war. Eine große Menschenmenge hatte sich dort unten vor dem Tor versammelt. Dafür trafen Martin und Tanja auf keinen anderen Menschen im Inneren der verwaisten Burg.

      Als die beiden schließlich den Ausgang erreicht hatten und in den weitläufigen Hof traten, packte sie das Grauen. Ängstlich klammerten sie sich aneinander und blieben im Tor stehen, während sie die zerstörten Stände und die Toten davor betrachteten. Es waren Dutzende, die blutüberströmt zwischen den rauchenden Trümmern lagen; auf den ersten Blick konnten sie keine bekannten Gesichter unter den Leichen ausmachen. Was war nur geschehen, während sie ohnmächtig waren?

      Für einen Moment waren Martin und Tanja sprachlos und reglos. Genau das rettete ihnen das Leben, denn genau in diesem Augenblick bog eine handvoll Bewaffneter um die Ecke und rannte den Burghof entlang. Die mit schwarzen Brustpanzern ausgerüsteten Soldaten schwenkten automatische Waffen und trugen Helme aus einem seltsam reflektierenden Material, auf dem ein spiegelndes Visier saß. Man konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Martin hatte solche Leute noch nie gesehen.

      Benommen von den Eindrücken sahen sie den rennenden Männern nach. „Wir müssen hier unbedingt weg“, sagte Martin leise. Tanja nickte.

      Sie setzten sich wieder in Bewegung und gingen in Richtung Tor, dabei nutzten sie jede Deckung, die sich ihnen bot. Schon von weitem hörten sie die Stimmen der aufgebrachten Menge. Als sie näher kamen, erkannten sie auch den Grund dafür. Das Tor war nur einen Spalt breit geöffnet worden, davor und auf der Mauer darüber hielten Soldaten Wache, die alle so gekleidet und bewaffnet waren wie die Männer, denen Martin und Tanja um ein Haar entkommen waren.

      Der kleine Platz vor dem Tor war hoffnungslos verstopft, wie ein Korken in der Flasche blockierten dutzende Menschen den Ausgang. Wütend verlangte die Menge danach, hinausgelassen zu werden. Die Soldaten hinderten die Menschenmasse am Durchbrechen, durch Fingerzeig wurden Einzelpersonen ausgewählt, die durch das Tor treten durften. Ein Hubschrauber drehte wie ein Raubvogel beinahe lautlos seine Runde über den Mauern. An den geöffneten Seiten standen die selben Soldaten und wachten über das Geschehen.

      „Was geht hier vor?“, flüsterte Tanja ängstlich. Martin wünschte sich, er könnte die Frage beantworten.

      Die Menge wurde immer wütender, angestachelt von Einzelnen wagte die Masse den Durchbruch und warf sich gegen die Bewaffneten. Die Männer auf den Zinnen eröffneten das Feuer und schossen wahllos in die Menge. Der Hubschrauber beschränkte sich aufs Kreisen und Beobachten.

      Sofort drängten die Menschen wieder zurück, wahrten diesmal aber nur noch einen geringeren Abstand zu den Soldaten als zuvor. Tote und Verwundete blieben auf dem schmalen Streifen zwischen den beiden verfeindeten Gruppen liegen. Wieder begann das Fingerzeigritual und einigen wenigen Geschockten und Verstörten wurde die Erlaubnis erteilt, das Tor zu durchschreiten.

      „Es muss hier noch einen anderen Ausgang geben“, meinte Martin nachdenklich. „Komm!“

      Sie gingen los, ließen das große Tor hinter sich und hielten sich wieder an jede Deckung, die sie kriegen konnten. Sie bemühten sich, die Eindrücke zurückzudrängen; sie mussten sich auf ihre Flucht konzentrieren und darauf, nicht diesen seltsam gekleideten Soldaten in die Hände zu fallen.

      Der Himmel hing schwer und rot über ihnen, fast wie eine Drohung, als sie endlich in einem entlegenen Winkel der Mauern ein zweites Tor fanden. Anscheinend war hier so etwas wie eine Bombe eingeschlagen, denn sowohl der obere Teil des massiven Holztores als auch der untere Teil des gemauerten Torbogens waren weggesprengt worden. Ruß bedeckte das, was nicht zerstört war. Die spitzen Wundränder des zerborstenen Holzes stachen wie kleine Nadeln in die Luft.

      Prüfend stemmte sich Martin gegen das Tor und versuchte es aufzudrücken. Es bewegte sich keinen Millimeter. „Wir müssen drüberklettern“, sagte er. Tanja biss sich auf die Lippe und nickte.

      „Warte, ich breche nur noch die spitzesten Überreste heraus, damit du dich nicht schneidest.“ Er glättete die Ränder des abgebrochenen Holzes notdürftig, wobei er sich die Hände aufriss. Dann machte er eine Räuberleiter und half Tanja dabei, über das Tor zu klettern. Tapfer hielt sie sich am oberen Rand fest und schwang ihren Körper dann auf die andere Seite.

      Jetzt sprang Martin in die Höhe und fasste den ausgefransten Torrand. Die Splitter stachen ihm ins Fleisch und rissen seine Haut auf. Trotzdem zog er sich hoch und suchte Halt. Er zog seine Füße nach und überwand den höchsten Punkt. Dann ließ er sich auf der anderen Seite wieder hinab. Sein Gewand war zerrissen, sein Körper noch schlimmer geschunden. Aus unzähligen Wunden blutete er. Erleichtert sah er, dass Tanja den Überstieg dank seiner Hilfe wesentlich besser überstanden hatte.

      Sie standen am Rand einer steil abfallenden Felsenklippe, der rote Himmel lag noch immer über der Welt. Martins und Tanjas Blick ging weit über die flache Ebene, sie sahen nichts außer Wald. Ein schmaler Weg, nur so breit wie ein Fuß, führte dicht an der Burgmauer entlang hinunter zum Tor; das vermutete Martin jedenfalls.

      Ein frischer Wind fuhr ihnen ins Gesicht und brachte gute Luft mit sich. Martin und Tanja fielen sich in die Arme und ruhten einen Moment aus. Wie sollte es jetzt nur weitergehen?

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