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legte meine Hand auf den Griff meiner Pistole.

      Umso näher ich kam, desto lauter wurden die Stimmen. Der Boden knirschte unter meinen Füßen, als ich den Gleisen in den Tunnel folgte und dem Licht nachging, wie eine Motte.

      Als ich um die Ecke bog, erkannte ich zuerst hell loderndes Feuer aus Tonnen. Es mussten fünf oder sechs sein, die hier aufgestellt wurden. Eine Menschenmenge aus circa 30 Personen feuerte zwei Männern an, welche mit erhobenen Fäusten und verschwitzen Körpern aufeinander losgingen.

      Jedermann war hier vertreten. Der Punk schrie neben dem Mann im Anzug, flankiert von zwei Damen in Jeans. Dazu drei Bauarbeiter, etliche Chinesen mit breitem Grinsen, Obdachlose, die sichtlich Spaß hatten und ganz normale Menschen, die ich im wahren Leben, oberhalb der Tunnel, niemals wahrgenommen hätte. Sie alle bildeten eine atmende, pulsierende Masse, die sich kaum mehr unterscheiden ließ.

      Ein wahres Tollhaus, eine Parallelwelt, welches ohne jedwede Regeln auszukommen schien. Meine Finger glitten von der Waffe, als ich mich näherte. Im Kreis der Anwesenden konnte ich einen Hünen erkennen. Blond, mit Vollbart bis zur Brust und Tätowierungen, welche alleine schon Angst machten. Er kämpfte gegen …

      Meine Augen weiteten sich. Beinahe hätte ich den Mann nicht erkannt, welcher aus der Nase blutete und ein geschwollenes Auge sein eigen nannte. Vollgeschwitzt und mit konzentriertem Blick grinste Andrew Scamander den Mann an.

      Er tänzelte wie eine Tier, das nur darauf wartete, zuzuschlagen. Seine Muskeln spielten unter seiner Haut, die Haare klebten auf seiner Stirn. Er duckte sich, schlug dem Typen zwei Harken in die Nieren und musste seinerseits drei Schläge einstecken.

      Für einen Moment sackte er zusammen, während der blonde Hüne jubilierte und sich vom Publikum anfeuern ließ. Ein Mann mit Hut nahm weiterer Wetten an und wedelte mit unzähligen Dollar-Noten umher.

      Im Schein des Feuers glänzte seine Haut rötlich. Aus den Gesten und Bewegungen der Menschen erkannte ich, dass sie Scamander abschrieben, jedoch lachte dieser nur und zwinkerte den Obdachlosen zu. Sie reckten ihre Hände in die Höhe, als wussten sie, was gleich kommen würde.

      Scamander erhob sich, atmete durch. Sein massiver Brustkorb hob und senkte sich. Er zog sich die blutigen Bandagen an seinen Händen zurecht und wartete, bis der blonde Riese seine Jubelorgie hinter sich gebracht hatte.

      „Bereit?“ Die tiefe Stimme des Mannes drang mühelos an meine Ohren.

      Der Hüne nickte und hob die Fäuste.

      Für eine Sekunde wurde ich das Gefühl nicht los, dass Scamander nicht menschliche Kräfte entfesselte. Er schoss auf den Mann los, versetzte ihm zwei Schläge, bis er seine Deckung sinken ließ. Mit dem Knie und einem gezielten Haken, schickte er den Mann schließlich auf den kalten Beton.

      Die Menge hielt einen Moment inne und jubilierte schließlich.

      Scamander hob die Hand zum Sieg und während ich mich näher an ihn heran wagte, half er dem blonden Kontrahenten auf die Beine. Schließlich setzte er sich hin, redete mit diesem oder jenen Zuschauer und nahm sein Geld vom Buchmacher mit dem Hut entgegen.

      Ich wartete, bis sich die Menge auflöste und Scamander auf einer alten Bank im Flackerlicht der Flammen Platz nahm. Seinen Durst vertrieb er mit Wasser und Whiskey.

      „Andrew Scamander, nehme ich an?“ Ich wusste die Antwort, wollte mich aber nicht gleich als Cop zu erkennen geben. Marke und Pistole verstaute ich so gut es ging.

      „Nie gehört“, antwortete der Mann. „Wären sie so freundlich?“ Er hielt mir Desinfektionsspray und frische Bandagen unter die Nase. „Einfach mal kurz einsprühen, der Rest heilt von allein.“

      Ich beäugte ihn von oben bis unten. Zwei Rippen waren blau, das Auge zugeschwollen, mehrere Cuts zierten sein Gesicht, die Nase blutete und auch sonst wirkte sein durchtrainierter Körper mehr als mitgenommen. „Vielleicht wäre ein Besuch im Krankenhaus die bessere Lösung?“

      Amüsiert schüttelte er mit dem Kopf und nippte an seiner Whiskey-Flasche. „Glauben Sie mir, ich habe schon schlimmere Wunden selbst geflickt.“

      „Oh, schön, dass typisch männliche Ego.“ Ich nahm das Spray, versorgte seine Wunden und verband einige Blessuren.

      Er schien nicht das geringste Problem damit zu haben, dass eine wildfremde Frau, nicht gerade geschickt, über seine schweißnasse Haut fuhr. Während ich mich an die Arbeit machte, redete er mit den Obdachlosen.

      Jedoch nicht, wie die meisten Menschen das taten, sondern als Gleichgestellte, beinahe gute Bekannte. Er drückte ihnen das Bündel Geld in die Hand.

      „Vielen Dank, dass wir euren Platz wieder nutzen durften.“

      „Du würdest ihn auch umsonst bekommen, Andy“, antwortete ein älterer Herr mit Pudelmütze, Vollbart und mehreren Lagen an Kleidung. „Außerdem scheint dir der Platz hier Glück zu bringen.“

      „Das ist nicht der Platz, dass seid ihr!“

      Gemeinsam wurde gelacht und aus einer Flasche Whiskey getrunken. Alleine beim Anblick wurde mir schon ein wenig übel, aber ihm schien das nicht im Geringsten zu interessieren. Als die Obdachlosen sich verabschiedeten und wir alleine im U-Bahn-Tunnel zurückblieben, hatte ich die meisten seiner Wunden versorgt.

      „Ich dachte, Sie sind nicht Andrew Scamander?“

      „Kommt auf den Menschen an, der fragt.“ Er lächelte mir verschmitzt zu.

      Zärtlich streichelte ich über seinen Rücken, massierte das Spray ein und bemerkte, wie ein Kloß sich langsam meinen Hals hochdrückte. Wie lange war das her, seitdem ich einen Mann so berührte?

      Gott, ich musste dringend mal wieder raus.

      Er drehte sich und fixierte mich mit seinen Augen, als würde er in meiner Seele lesen wollen. „Und gerade fragt mich eine Polizistin. Habe ich recht?“

      Ich sah an mir herab. So ein Mist!

      Pistole und Dienstmarke waren einfach zu gut unter dem Blazer zu erkennen. Zumindest für ein geübtes Auge, war es ein leichtes, das zu sehen.

      „Ich nehme nicht an, dass Sie mich verhaften wollen?“

      Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nur ein Gespräch, ganz unter uns.“

      „Dann sollte ich wohl lieber meine 5th Avenue-Anwälte anrufen“, antwortete er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

      So war das mit erfolgreichen und reichen Menschen – die meisten waren so von sich überzeugt, dass sie auf perverse Art nur noch reicher und erfolgreicher wurden. Ein Paradoxon des Universums, könnte man meinen. Doch eine innere Stimme schrie mich mit jeder Sekunde ein wenig mehr an, dass er anders sein könnte.

      „Wie wäre es mit einem Drink und wir lassen die Anwälte beiseite?“, schlug ich vor, in der Hoffnung, dass er einem weiteren Problem der Reichen und Mächtigen anheimgefallen war – der puren Langeweile.

      Andrew Scamander erhob sich. Die Muskeln glänzten, als er tief einatmete. Er stand in schweren Schuhen und nur mit einer Hose bekleidet vor mir. „Sie laden mich zum Drink ein?“, wollte er wissen und näherte sich.

      Himmel, was für ein arroganter Typ, dachte ich mir, als uns nur noch wenige Zentimeter

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