Kreaturen der Nacht. Thomas Riedel
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Kreaturen der Nacht
Kreaturen der Nacht
Mystery-Thriller
von
Anna-Lena & Thomas Riedel
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar
2. Auflage (überarbeitet)
Covergestaltung:
© 2019 Susann Smith & Thomas Riedel
Coverfoto:
© 2019 depositphoto.com
Impressum
Copyright: © 2019 Anna-Lena & Thomas Riedel
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks
»Ich geb‘ dir was dir fehlt,
eine Reise auf den Flügeln der Nacht,
in die wahre Wahrheit,
in den Rausch der Dunkelheit.«
Graf von Krolock, Tanz der Vampire
Kapitel1
W
ie ein dunkles Betttuch war die Nacht langsam über das Land gekrochen und hatte sich auf die Highlands, deren Dörfer, Flüsse, Seen und Sumpfgebiete ausgebreitet. Es war Mitternacht. Die weiße Scheibe des Mondes tauchte Inverness in ein silbrig schimmerndes Licht. Ein lauer Wind trieb vereinzelte Wolkenbänke von den Bergen herüber. Von Zeit zu Zeit schoben sie sich vor den fast vollen Mond. Von ›St. Andrews‹, der alten im gotischen Stil erbauten Kathedrale der ›Scottish Episcopal Church‹, dröhnten dumpf zwölf hallende Glockenschläge über die im Schlaf liegende Stadt.
Der alte Dunmore hatte reichlich gebechert. Schwankenden Schrittes stolperte er aus dem ›Highlander‹ auf die Straße hinaus. McCullough hatte ihn und einige seiner engsten Freunde zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen. Siebzig Jahre war der alte James heute geworden. Nächstes Jahr würde auch er zum siebten Mal runden.
»Heilige St. Anna«, murmelte er mit schwerer Zunge vor sich hin, »was für eine Sauferei!« Er schüttelte sich und grinste. »In der Menge, die ich getrunken habe, hätte man eine Katze baden können.«
Ihm fröstelte. Es war kühl geworden, der Alkohol zeigte seine Wirkung und er spürte, wie eine bleierne Müdigkeit von ihm Besitz ergriff. Dunmore schlug den Kragen seiner Jacke hoch, zog den Reißverschluss bis zum Hals hinauf und vergrub seine Hände tief in den ausgebeulten Taschen. Jetzt war es höchste Zeit für ihn, dass er nach Hause kam.
Der alte Dunmore zitterte, wenn er an Professor Argyll dachte. Schon seit vielen Jahren diente er ihm als Faktotum. Er wusste, dass es der Professor nicht gern sah, wenn er sich mit einer Flasche Whisky vergnügte, und noch weniger, wenn er dazu das Grundstück verließ.
»Er braucht von meinem Ausflug gar nichts zu wissen«, machte er sich Mut, während die Furcht vor seinem Herrn in ihm hochkroch.
Dunmore kannte den Professor lange genug, um zu wissen, wie gemein und bösartig er werden konnte. Oft schon hatte er das alte Scheusal verflucht und darüber nachgedacht, einfach zu verschwinden. Jetzt hoffte er inständig, dass sein nächtliches Verschwinden unbemerkt geblieben war.
Mühsam suchte er seine Schritte zu beschleunigen. Es fiel ihm nicht leicht, denn der reichlich genossene Alkohol schien seinen Füßen ein sehr spezielles Eigenleben verliehen zu haben. So sehr er sich auch konzentrierte, sie machten einfach nicht, was er von ihnen verlangte. Es dauerte eine Weile, ehe er die ›Glenurquhart Road‹ erreichte, an der sich der ›Tomnahurich Cemetery‹ befand.
Immer wenn er hier vorbeikam, begann er seine zunehmende innere Beklemmung mit einem Lied zu verscheuchen. Auch heute machte er es nicht anders. Er kannte viele alte schottische Folksongs und entschied sich für Dougie MacLeans ›Caledonia‹.
»I don’t know if you can see, the changes that have come over me. In these last few days I’ve been afraid, that I might drift away ...«, krächzte er mit heiserer Stimme.
Nach wenigen Minuten lag der Friedhof zu seiner Rechten. Er hatte gerade die Zufahrt passiert. Das leise Rauschen des Windes in den hohen Pappeln und die huschenden Lichtreflexe auf den steinernen Denkmälern ließen ihn innerlich schaudern. Er wagte es nicht den Blick offen über die niedrige weiße Umfassungsmauer auf das Gräberfeld zu richten. Jedes Mal, wenn er hier vorbeikam, hatte er dasselbe unheimliche Gefühl. Ein Empfinden des Schreckhaften. Ein Gemisch aus Angst und Grauen. Ohne es zu wollen zuckte er zusammen, als sich dieses Gefühl noch durch das Heulen eines Hundes aus der Nachbarschaft verstärkte.
Dunmore atmete auf, als er dieses Stück des Weges endlich hinter sich hatte. Ganz allmählich wurde ihm etwas wohler. Die kühle Nachtluft tat ihm gut und sein Kopf wurde langsam wieder frei. Die letzten dreihundert Yards fielen ihm schon wesentlich leichter. Schon bald konnte er die ersten Bäume und Sträucher des stark verwilderten Grundstücks erkennen, in dessen Mitte sich das Haus des Professors befand.
Als er vor dem mächtigen, verrosteten Parktor zur Villa stand, begann wie so oft das Suchen nach dem Schlüssel. Er musste alle Taschen durchwühlen, ehe er ihn, nach vielen durch die Zähne gequetschten leisen Flüchen, endlich fand. Mit zitternden Fingern schloss er auf und ging mit wankenden Schritten über den stark von Unkraut übersäten Weg auf das kleine, unscheinbare Nebengebäude zu, in dem schon seit ewigen Zeiten immer das Personal gewohnt hatte.
Die Fassade der großzügig angelegten Villa glänzte wie geschliffener weißer Marmor im hellen Licht des Mondes. Vom ›Tomnahurich Cemetery‹ drangen die klagenden Rufe eines Käuzchens herüber.
Dunmore hatte die Tür seiner Behausung erreicht und wollte gerade öffnen, als er plötzlich eine eisige Kälte spürte. Sie wehte von hinten auf ihn zu und war dabei ihn völlig zu durchdringen.
Reflexartig drehte er sich um seine Achse und wäre fast dabei gestrauchelt. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihm vor Angst das Blut in den Adern gefrieren.
Vor dem hohen Portal der Villa, stand eine in bleiches Licht getauchte, riesige schwarze Gestalt. Ihre rötlich glühenden Augen musterten ihn scharf.
Dunmore fühlte die Aura der kalten, tödlichen Drohung, die von diesem Wesen ausging. Er kam nicht dazu weiter über das unheimliche Geschöpf nachzudenken, denn urplötzlich stand es, nach einer unmenschlichen schnellen Bewegung, direkt vor ihm.
Panik machte sich in ihm breit. Er wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Als er den Kopf hob und in das dämonische Antlitz über sich starrte, weiteten sich seine Augen in ungläubigem Staunen.
Nein, das konnte einfach nicht sein. Das war doch völlig unmöglich, schoss es ihm durch den Kopf.