Der Kampf der Balinen. Kathrin-Silvia Kunze

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Der Kampf der Balinen - Kathrin-Silvia Kunze

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Kindertagen. Schnell knieten sich die Beiden auf den Boden und rafften alle Blumen und Kräuter wieder in den Korb. Dabei vermieden sie jedoch sorgsam jeglichen Blickkontakt. Und durch das laute Schweigen zwischen ihnen, wurde so viel Kraft freigesetzt, dass sie nun in Windes eile alle Girlanden fertig bekamen. Allerdings war es in der angespannten Hast zu einigen Fehlern gekommen. Wodurch nun viele der bunten Blumenköpfe im dichten Grün steckten und nur ihre grünen Stielenden verwundert aus der Girlande hervorlugten. Als sich die Beiden ihr fertiges Werk betrachteten, trug Tiria deshalb einen Ausdruck tiefster Verzweiflung zur Schau. Lethon jedoch musste bei ihrem Anblick, wie sie da so stand, die Girlande in der Hand, mit einem Blick, als wäre ihr Leben nun verwirkt, anfangen zu lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören und war bemüht, sich nicht gleich auch noch auf dem Boden zu wälzen vor lachen. Tiria war von seinem Verhalten zunächst verblüfft. Dann jedoch wurde sie wütend auf ihn. Aber schließlich musste sie auch selber lachen. Damit war dann auch endlich wieder die Spannung zwischen ihnen beiden gelöst. Beide hatten sich gerade wieder gefangen und Lethon wischte sich noch die Tränen von den Augen, als plötzlich einige dunkle Gestalten am Rand des Waldes seine Aufmerksamkeit erregten. Sie traten aus den Baumschatten hervor und überquerten rasch die große Wiesefläche, die Melan vom Wald trennte. „Leguren!“, rief Lethon freudig aus. Und zu Tiria gewandt, sagte er strahlend: „Das bedeutet mehr Milch für unser Festessen!“ Tiria freute sich ebenfalls, hielt sich jedoch lieber im Hintergrund. Denn die Leguren schienen ihr für wahr imposante, Respekt einflössende Erscheinungen. Ausgewachsen so groß wie ein Mann, hatten die in etwa die gleiche Körperform wie ein Limtaan. Nur ihr Kopf und ihre Ohren waren kleiner. Dafür hatten sie jedoch einen langen, unbehaarten, spitz zulaufenden Schwanz, den sie zumeist hinter sich her über den Boden zogen. Am Eindrucksvollsten, so fand Tiria, waren jedoch die langen, weißen Schneidezähne, die ihnen vorne aus dem Maul ragten und viel spitzer zuliefen, als bei einem Limtaan. Auch waren Leguren viel flinker und wendiger als die Reittiere der Balinen. Ihre wachen, klugen, runden dunklen Augen und die immer in Witterung zuckende spitze Schnauze, zeugten von dem wachen Verstand dieser geselligen Tiere. Hier näherte sich Lethon und Tiria nun eine Gruppe von Muttertieren mit ihren Jungen. Das kurze, schimmernde, hellgraue Fell der Tiere wirkte sanft und weich. Zu gerne hätte Tiria es einmal berührt. Aber es war nicht sie, zu der die Leguren wollten, es war Lethon. Seine herausragenden Fähigkeiten im Umgang mit Tieren, er war ein Tierempath und manche behaupteten sogar, er sei der Tierempath schlechthin, hatten ihm in Melan die Stellung Meister der Tiere eingebracht. Auch Tiria hatte sich schon als Kind für den Umgang mit Tieren begeistert. Leider waren ihr aber die dafür notwendigen Fähigkeiten versagt geblieben. Ja viele Tiere hatten sogar eher Angst vor ihr oder zeigten bei ihrem Erscheinen gar Fluchtverhalten. „Das muss an deiner Art liegen, dich immer so schnell und reflexartig zu bewegen!“, hatte ihre Mutter sie dann früher immer getröstet, wenn sie wieder einmal das Objekt ihrer Begierde in die Flucht geschlagen hatte. Deshalb beobachtete Tiria jetzt auch nur aus der Entfernung, gespannt aber still, was als nächstes geschehen würde. Lethon ging den Tieren entgegen. Er wusste, dass die Festvorbereitungen hinter ihm sie nervös machen könnten. Das vorderste Tier, er hielt es für das Leittier, blieb stehen, noch bevor es Lethon ganz erreicht hatte. Und wie auf ein Zeichen hin, verhielt damit auch der Rest der Gruppe. Nun erkannte Lethon auch den vollen Milchbauch des Leittieres und roch die feuchten, geschwellten Zitzen. Es handelt sich also wirklich um ein Muttertier, das gemolken werden wollte und deshalb von allein die Nähe der Balinen aufsuchte. Und am Liebsten von allen, kam ein jegliches Tier zu Lethon. Ein kräftiges, gut gewachsenes Junges, drückte sich Schutz suchend an die Seite des Leittieres. Und obschon es erst in den Sommermonaten des vergangenen Jahres geboren worden sein konnte, so war es doch schon fast halb so groß wie seine Mutter. Legurenjungen wachsen wirklich ungewöhnlich schnell, staunte Lethon immer wieder aufs Neue. Dann trat er auf das große Weibchen zu und formte in seinem Geist immer wieder die Gedanken Ruhe und Frieden. Er blieb auf Armeslänge vor ihr stehen und streckte ihr langsam seine Hand entgegen, damit sie ihn beschnuppern konnte. Dabei blies ihre feuchte Nase warme Atemluft in seine Hand, was sich sehr angenehm anfühlte. Gerade im Umgang mit den Leguren waren Lethons Fähigkeiten wirklich hervorstechend. Denn aus welchem Grund auch immer, waren die Leguren gegenüber den Balinen recht argwöhnisch. Nicht alle des Volkes vermochten eine beruhigende Wirkung auf diese Tiere auszuüben. Dabei wurden die Leguren ihrerseits von allen Balinen aufgrund ihrer Art und Erscheinung seit je her ganz besonders geschätzt. Und das nicht nur wegen ihrer äußerst schmackhaften und bekömmlichen Muttermilch. Diese war etwas ganz besonders Gutes und ließ sich ebenso zu fetter Sahne als auch zu würzigem Käse verarbeiten. Nachdem Lethon den ersten Kontakt erfolgreich hergestellt hatte, ging er kurz zurück zum Festplatz und nahm zwei große, bauchige rote Krüge aus gebranntem, mit Schlamm vermengtem Sandstein. Diese stellte er vorsichtig neben dem Legurenweibchen ab, das ruhig und geduldig auf ihn gewartet hatte. Lethon legte ihr seine Hand auf die weiche Stelle zwischen Kopf und Rücken. Dann fuhr er mit leichtem Druck den Rücken entlang, bis er die Hand an der Flanke des Tieres hinabgleiten ließ und sich dabei niederkniete, um das Tier zu melken. Wie vermutet, hatte das Muttertier zwei feuchte Zitzen. Das bedeutete, dass es zwei Jungen geboren hatte. Doch eines davon hatte scheinbar die Zeit der funkelnden Kälte nicht überlebt. Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, schaute Lethon dem Muttertier in die klugen dunklen Augen und legte ihm sanft die Hand auf den weichen Kopf. Tiria hielt bei diesem Anblick unvermittelt den Atem an. Eine gefährliche Geste, dachte sie. Denn Lethons Arm war so den riesigen spitzen Schneidezähnen frei dargeboten. Aber Lethon erkannte an der gesamten Haltung des Tieres, dass es durchweg friedlich auf ihn reagierte. Und im Geist dachte er fest an die Worte, die seine Lippen formten: „Dein Kind wandelt jetzt zwischen den Sternen und ruht zu Füßen des Allliebenden!“ Die Augen des Legurenweibchens sahen ihn unverwandt an und Lethon war, als husche ein Glitzern des Verstehens über sie hinweg. Zum Dank für ihre Milch und zur Stärkung des Bundes zwischen ihnen und den Balinen, erhielten die Leguren Brotlaibe, welche sie genüsslich schmatzend vertilgten. Lethon und Tiria sahen lächelnd dabei zu, wie sie in Windeseile alles bis auf den letzten Brotkrumen verspeisten. Da hörten sie plötzlich aus der Ferne, wie Seline rief: „Lasst uns noch mehr Holz holen. Die Scheite müssen hoch aufgeschichtet werden, damit die Feuer bis hoch hinauf zu den Sternen leuchten. Denn wir wollen unseren Brüdern und Schwestern auf ihrer gefahrvollen Reise einen starken Segen senden!“

      22. Kapitel

      Sie hielten sich zunächst schnurgerade gen Süden und ritten damit genau auf den Wald von Melan zu. Trismon blickte verwundert zu Gleah hinüber, als er sah, wie diese mit voller Geschwindigkeit auf das dichte Grün zuhielt. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass er den Fähigkeiten dieser Frau vertrauen konnte. Und als sie einen Augenblick später in die grünen Schatten des Waldes eintauchten, da sah Trismon, dass sich ihnen hier weit mehr Platz bot, als er erwartete hatte. Die scheinbar ewig alten, mächtigen Bäume standen zwar dicht an dicht, aber dennoch weit genug auseinander, um an ihnen vorbeireiten zu können. Kerzengerade und auf kraftvolle Art schlank, streckten sie sich in schwindelnder Höhe dem Himmel entgegen. Durch ihre wispernden, frühlingsfrisch blattbesetzten Spitzen drang das Sonnenlicht bis auf den Boden und vermischte sich dort geheimnisvoll mit vielfältigen Schattensprenkeln. Feiner, heller Sand bedeckte den ebenerdigen Grund und war mit altem raschelnden Laub und kleinen, dürren Zweigen geschmückt. Nur an einzelnen Stellen wurde diese heitere, weitläufig zu durchblickende Schönheit von Gebüsch oder gar Dornengesträuch unterbrochen. Trismon staunte nicht schlecht, denn einen solchen Wald hatte er noch nie gesehen. So törichte es auch klingen mag, dachte er, aber diesen Wald müsste man hübsch nennen, wollte man ihn richtig beschreiben. Wie ein junges, schönes Mädchen, schwärmte Trismon. Kein Vergleich zu den wilden, dunklen Nadelwäldern seiner Heimat. Auch sie wunderschön. Aber doch seit ewigen Zeiten von mächtigen Stürmen heimgesucht, die nicht selten alles dem Erdboden gleich machen. Auf dem Gerippe entsteht dann, nach Licht und Leben ringend, der neue Wald. Rau und stark und wild erhebt er sich, dachte Trismon, wie ein Mann, der sich sein Leben erkämpft. Und im direkten Vergleich miteinander, fiel es ihm auf, wirken die zwei Wälder, jeder auf seine Art, noch schöner. Trismon lächelte, denn er merkte an seinen Gedankengängen, dass es ihn berauschte, endlich wieder in einem Wald zu sein. Derweil wählte Gleah eine mittlere Geschwindigkeit, bei der die Limtaane sowohl schnell, als auch ausdauernd laufen konnten. Die dicken Muskelstränge der Tiere zeichneten sich unter ihrem Fell ab,

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