Der Kampf der Balinen. Kathrin-Silvia Kunze
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Kampf der Balinen - Kathrin-Silvia Kunze страница 23
18. Kapitel
„Bitte sag mir, dass das nicht war ist!“, flehte Seline und legte sich fassungslos eine Hand über die Augen, um sich dahinter vor der Wahrheit zu verbergen. „Es tut mir leid!“, antwortete Tiria verzagt. „Sie waren nur ganz kurz unbeaufsichtigt und nun sind sie kaum mehr ansprechbar. Selbst die Heilkundigen wissen sich keinen Rat mehr.“ „Führ mich hin!“, sagte Seline mit fester Stimme und legte das weiße Leinentuch beiseite. Ein weiteres Mal an diesem Tag, musste sie ihre Vorbereitungen für die Abreise der Boten unterbrechen. Doch war nun auch schon fast alles dafür fertig, denn im Laufe des Tages hatten sich immer mehr Helfer hier eingefunden. „Bitte macht auch für mich mit weiter.“, rief Seline ihnen noch zu, bevor sie ihre Freundin bei der Hand ergriff und mit ihr davoneilte. Sie rannten die Holztreppe des Vorratsgebäudes hinab und zur Tür hinaus. Allerdings sahen sie sich hier nun einem undurchdringlichen Gewühl von Boten und Limtaanen gegenüber. „Oh nein!“, rief Seline entnervt. „Ich habe sie beim Kommen schon umrundet.“, erklärte Tiria schnell. „Hier entlang!“, befahl sie. Und Tiria führte, während Seline ihr folgte. Währenddessen überschlugen sich Selines Gedanken förmlich. Das kann doch alles nicht wahr sein! Auf ein Problem folgt unmittelbar das nächste! Was war hier nur los? Da sah sie plötzlich wieder diesen Mann aus dem hohen Norden. Schon wieder dieser Trismon, dachte Seline unwillig. Er stand neben Gleah, der Gebietserkundermeisterin von Melan und zeigte ihr einen auffallend großen, braunen Limtaan. Und mit einem Mal wurde Seline alles klar. Das Schicksal hatte hier in Melan Einzug gehalten! Es hatte die Stadt fest im Griff und würde sie so schnell auch nicht mehr freigeben. Seline schürzte trotzig die Lippen. Jetzt galt es durchzuhalten! Und aufgewühlt flüsterte sie: „Denn alles was wir nun tun, wird auf die eine oder andere Weise ins Gewicht fallen!“ „Was hast du gesagt?“, fragte Tiria etwas außer Atem und riss Seline damit aus ihren Gedanken. „Ach nichts.“, wiegelte Seline schnell ab und Tiria war zu beschäftigt, um weiter darauf zu achten. „Gut, wir haben die Menge endlich umrundet.“, seufzte Tiria. „Der Weg ist nun frei.“ „Dann schnell jetzt!“, sagte Seline hastig. Doch das brauchte sie gar nicht erst zu sagen, denn da war Tiria auch schon losgerannt. Und Seline folgte ihr, wenn auch mit Mühe, aber dicht auf. Kurze Zeit später erschrak Seline, als sie die kleinen Mädchen auf ihren Strohlagern liegen sah. Blass und halb tot wirkten sie schon. Nur das Zittern verriet, dass noch Leben in den kleinen Körpern war. „Sie frieren, aber ihre Wangen sind rot glühend?“, fragte Seline verwirrt. Und als ihre Freundin dazu nur hilflos mit den Schultern zuckte und langsam den Kopf schüttelte, erkannte Seline, dass auch die Heilkundigen hier schon vor einem Rätsel gestanden hatten. Aber uns läuft die Zeit davon, sprach sie im Geiste mit sich selbst, während sie hilflos die dahinschwindenden Kinder ansah. Denk nach! Und tatsächlich, folgte ihr Geist diesem Befehl. Ihr war etwas eingefallen. Sofort wand sie sich wieder an Tiria. „Hol mir deine Freundin Wawelaa hierher!“ Tiria sah verwundert aus. Denn die alte Wawelaa hatte zwar viel Ahnung von Kräutern, war aber keine echte Heilkundige. „Wir brauchen jede Hilfe, die wir nur bekommen können!“, erklärte Seline aufgebracht. Und mit der Hand auf den Ausgang weisend, rief sie eindringlich: „Also los Tiria. Lauf so schnell du nur irgend kannst!“ Und Seline wusste schon seit Kindertage nur zu gut, wie unglaublich schnell ihre Freundin das konnte. Kaum war Tiria aus dem Raum gesprungen, besah sich Seline die Mädchen noch einmal genauer. Ein Anblick des Jammers, der sich ihr da bot! Alle waren sie blass, zittrig, verschwitzt und nicht mehr ansprechbar. Wenn die Heilkundigen bis jetzt nicht wissen, woran sie alle gemeinsam so schnell erkrankt sind, dachte Seline traurig, werde sie es womöglich nie herausfinden. Jedenfalls nicht, bevor es zu spät ist. Seline stiegen Tränen in die Augen, als sie die kleinen Balinenkinder sah, die ihr ganzes Leben doch eigentlich noch vor sich hatten. Sie legte sich nachdenklich die Hand an den Mund und rieb damit hin und her. Was ist euch nur zu gestoßen, fragte sie sich stumm. Und dann riss sie plötzlich ihre Augen weit. Das ist es! Seline nahm die Hand wieder vom Mund. Ich werde versuchen, sie zu befragen und eine Verbindung zu ihrem schlafenden Geist herstellen. Aber natürlich wusste Seline dabei auch um die Gefahren. Es könnte sein, das ich die Kinder damit überfordere und so mehr Schaden anrichte, als Heil zu erwirken, befielen Seline die Zweifel. Doch dann straffte sie den Rücken und ging zuversichtlich ans Werk. Zunächst versuchte sie dabei zu erfühlen, welches der Mädchen die stärkste Lebenskraft ausstrahlte. Dazu atmete Seline ruhig und gleichmäßig und löste ihren Geist von allen Gedanken. Mit voller Aufmerksamkeit besah sie sich aus einiger Entfernung jedes der Mädchen und achtete darauf, was sie selbst dabei empfand. Und es war das kleine Mädchen mit den kurzen, schwarzen Haaren, bei dem sie die stärkste Präsenz und die intensivste Zugewandtheit zum Leben verspürte. Seline setzte sich vorsichtig zu ihr, an den Rand des mit Stroh befüllten Bettes. Vorsichtig nahm sie die kleinen Hände des Mädchens in ihre und schloss dabei die Augen. Sofort wurde Seline dabei von einer Welle aus Hitze überflutet, die durch die Hände des Kindes auf sie überging. Und nun fing auch Seline an zu zittern und schneller zu atmen. Sie fühlte, was das Mädchen fühlte. Sie nahm ein starkes Unwohlsein war, Schmerz vermischt mit verworrenen Gedanken. Alles war übergossen von einer verstörend pulsierenden roten