Der Kampf der Balinen. Kathrin-Silvia Kunze

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Kampf der Balinen - Kathrin-Silvia Kunze страница 23

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Kampf der Balinen - Kathrin-Silvia Kunze

Скачать книгу

atemberaubender Geschwindigkeit um. Geschmeidig sprang sie auf den Limtaan hinter ihr, um sich schon im nächsten Moment von dessen Rücken zur anderen Seite hin wieder abzurollen. Noch im Fall zog sie dabei grazil die offene Schlaufe seines Brustgeschirrs zu. Und im nächsten Moment saß sie schon wieder völlig entspannt auf ihrem Reittier und blickte huldvoll zu den verblüfften zwei Männern hinab. Auch einige der Umstehenden sahen anerkennend zu ihr herüber. „Beeindruckend!“, sagte Trahil und wand sich dann an Trismon: „Na, habe ich dir zuviel versprochen?!“ Gleahs Reittier jedoch schien dagegen alles andere als begeistert. Es schüttelte unwillig den Kopf und schnaubte kurz. So als wolle es sich verbitten, derart rüde erschreckt zu werden. Gleah stieg lachend von seinem Rücken. Sie klopfte ihm auf eine seiner mächtigen Schultern und sprach: „Komm schon, Levalan. Diese Spielchen liebst du doch mindestens ebenso sehr wie ich.“ Und mit einem frechen Grinsen im Gesicht wand sie sich Trismon zu und beantwortete die unausgesprochene Frage, die sie in seinem Blick las. „Dieses schnelle Anlegen des Geschirrs hat uns einmal in einer gefährlichen Situation die Haut gerettet. Seither haben wir es eingeübt und immer weiter verfeinert.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und reckte in einer stolzen Haltung das Kinn vor. „Selbst wenn das Brustgeschirr noch aufgelegt werden muss, dauert es jetzt nur noch unwesentlich länger.“ Trismon lächelte verhalten auf sie hinab & nickte zwar nur kurz aber doch anerkennend. „Gleah!“, fiel Trahil plötzlich ein und unterbrach damit das unterschwellige, abschätzende Kräftemessen der beiden. Unser junger Freund Trismon hier, würde es sehr begrüßen, von dir als Bote eingesetzt zu werden.“ Für einen kurzen Moment weiteten sich die schwarzen Augen der Frau überrascht und ihre Pupillen wurden zu schmalen Schlitzen. Dann jedoch bedachte sie Trismon mit einem abschätzigen Blick und zog die linke Augenbraue hoch. Und in einem Tonfall übertriebener Verblüffung, sagte sie: „Was denn, der Überbringer der geheimnisvollen Kunde höchst selbst?!“ Trahil räusperte sich und bedachte Gleah mit einem verwirrten Stirnrunzeln. Gleah zuckte mit den Schultern und antwortete mit Unschuldsmiene: „So nennen sie ihn hier alle. Er ist für sie in kurzer Zeit zu einer Art Held geworden.“ Während sie das sagte, schlenderte sie einmal langsam und elegant um Trismon herum und begutachtete ihn dabei wie ein Gärtner einen besonders gut gewachsenen, fest verwurzelten Baum. Dann blieb sie wieder direkt vor ihm stehen und reckte das Kinn. So groß wie Gleah war, musste sie zu ihm nicht so weit aufschauen, wie die meisten anderen Frauen. Und während sie ihn ansah schien ihr eine Idee zu kommen, die ihr besonders gut gefiel, denn sie kniff plötzlich die Augen zusammen und lächelte, fast boshaft. Und mit einem Mal hörte Trismon sie mit jämmerlich klagender Stimme sagen: „Aber Trahil, es kann gefährlich werden. Und wenn ihm nun etwas zustößt?! Dann werfen sie mich womöglich in einen Brunnen, weil ich nicht besser auf ihren Helden aufgepasst habe!“ Trismon jedoch amüsierte sich köstlich im Angesicht von soviel Frechheit und fing nur breit an zu grinsen. Das gefiel Gleah. Sie legte den Kopf schief und erwiderte das Grinsen. Und damit war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Trahil zuckte nur die Schultern, ob dieses kindischen Kräftemessens. Aber er mischte sich hier auch nicht weiter ein. Denn eines wusste Trahil leider nur zu gut. Wenn sich zwei Balinen zum ersten Mal begegneten, die eigensinnig und dazu noch einander ebenbürtig waren, konnte so etwas schon mal vorkommen!

      18. Kapitel

      „Bitte sag mir, dass das nicht war ist!“, flehte Seline und legte sich fassungslos eine Hand über die Augen, um sich dahinter vor der Wahrheit zu verbergen. „Es tut mir leid!“, antwortete Tiria verzagt. „Sie waren nur ganz kurz unbeaufsichtigt und nun sind sie kaum mehr ansprechbar. Selbst die Heilkundigen wissen sich keinen Rat mehr.“ „Führ mich hin!“, sagte Seline mit fester Stimme und legte das weiße Leinentuch beiseite. Ein weiteres Mal an diesem Tag, musste sie ihre Vorbereitungen für die Abreise der Boten unterbrechen. Doch war nun auch schon fast alles dafür fertig, denn im Laufe des Tages hatten sich immer mehr Helfer hier eingefunden. „Bitte macht auch für mich mit weiter.“, rief Seline ihnen noch zu, bevor sie ihre Freundin bei der Hand ergriff und mit ihr davoneilte. Sie rannten die Holztreppe des Vorratsgebäudes hinab und zur Tür hinaus. Allerdings sahen sie sich hier nun einem undurchdringlichen Gewühl von Boten und Limtaanen gegenüber. „Oh nein!“, rief Seline entnervt. „Ich habe sie beim Kommen schon umrundet.“, erklärte Tiria schnell. „Hier entlang!“, befahl sie. Und Tiria führte, während Seline ihr folgte. Währenddessen überschlugen sich Selines Gedanken förmlich. Das kann doch alles nicht wahr sein! Auf ein Problem folgt unmittelbar das nächste! Was war hier nur los? Da sah sie plötzlich wieder diesen Mann aus dem hohen Norden. Schon wieder dieser Trismon, dachte Seline unwillig. Er stand neben Gleah, der Gebietserkundermeisterin von Melan und zeigte ihr einen auffallend großen, braunen Limtaan. Und mit einem Mal wurde Seline alles klar. Das Schicksal hatte hier in Melan Einzug gehalten! Es hatte die Stadt fest im Griff und würde sie so schnell auch nicht mehr freigeben. Seline schürzte trotzig die Lippen. Jetzt galt es durchzuhalten! Und aufgewühlt flüsterte sie: „Denn alles was wir nun tun, wird auf die eine oder andere Weise ins Gewicht fallen!“ „Was hast du gesagt?“, fragte Tiria etwas außer Atem und riss Seline damit aus ihren Gedanken. „Ach nichts.“, wiegelte Seline schnell ab und Tiria war zu beschäftigt, um weiter darauf zu achten. „Gut, wir haben die Menge endlich umrundet.“, seufzte Tiria. „Der Weg ist nun frei.“ „Dann schnell jetzt!“, sagte Seline hastig. Doch das brauchte sie gar nicht erst zu sagen, denn da war Tiria auch schon losgerannt. Und Seline folgte ihr, wenn auch mit Mühe, aber dicht auf. Kurze Zeit später erschrak Seline, als sie die kleinen Mädchen auf ihren Strohlagern liegen sah. Blass und halb tot wirkten sie schon. Nur das Zittern verriet, dass noch Leben in den kleinen Körpern war. „Sie frieren, aber ihre Wangen sind rot glühend?“, fragte Seline verwirrt. Und als ihre Freundin dazu nur hilflos mit den Schultern zuckte und langsam den Kopf schüttelte, erkannte Seline, dass auch die Heilkundigen hier schon vor einem Rätsel gestanden hatten. Aber uns läuft die Zeit davon, sprach sie im Geiste mit sich selbst, während sie hilflos die dahinschwindenden Kinder ansah. Denk nach! Und tatsächlich, folgte ihr Geist diesem Befehl. Ihr war etwas eingefallen. Sofort wand sie sich wieder an Tiria. „Hol mir deine Freundin Wawelaa hierher!“ Tiria sah verwundert aus. Denn die alte Wawelaa hatte zwar viel Ahnung von Kräutern, war aber keine echte Heilkundige. „Wir brauchen jede Hilfe, die wir nur bekommen können!“, erklärte Seline aufgebracht. Und mit der Hand auf den Ausgang weisend, rief sie eindringlich: „Also los Tiria. Lauf so schnell du nur irgend kannst!“ Und Seline wusste schon seit Kindertage nur zu gut, wie unglaublich schnell ihre Freundin das konnte. Kaum war Tiria aus dem Raum gesprungen, besah sich Seline die Mädchen noch einmal genauer. Ein Anblick des Jammers, der sich ihr da bot! Alle waren sie blass, zittrig, verschwitzt und nicht mehr ansprechbar. Wenn die Heilkundigen bis jetzt nicht wissen, woran sie alle gemeinsam so schnell erkrankt sind, dachte Seline traurig, werde sie es womöglich nie herausfinden. Jedenfalls nicht, bevor es zu spät ist. Seline stiegen Tränen in die Augen, als sie die kleinen Balinenkinder sah, die ihr ganzes Leben doch eigentlich noch vor sich hatten. Sie legte sich nachdenklich die Hand an den Mund und rieb damit hin und her. Was ist euch nur zu gestoßen, fragte sie sich stumm. Und dann riss sie plötzlich ihre Augen weit. Das ist es! Seline nahm die Hand wieder vom Mund. Ich werde versuchen, sie zu befragen und eine Verbindung zu ihrem schlafenden Geist herstellen. Aber natürlich wusste Seline dabei auch um die Gefahren. Es könnte sein, das ich die Kinder damit überfordere und so mehr Schaden anrichte, als Heil zu erwirken, befielen Seline die Zweifel. Doch dann straffte sie den Rücken und ging zuversichtlich ans Werk. Zunächst versuchte sie dabei zu erfühlen, welches der Mädchen die stärkste Lebenskraft ausstrahlte. Dazu atmete Seline ruhig und gleichmäßig und löste ihren Geist von allen Gedanken. Mit voller Aufmerksamkeit besah sie sich aus einiger Entfernung jedes der Mädchen und achtete darauf, was sie selbst dabei empfand. Und es war das kleine Mädchen mit den kurzen, schwarzen Haaren, bei dem sie die stärkste Präsenz und die intensivste Zugewandtheit zum Leben verspürte. Seline setzte sich vorsichtig zu ihr, an den Rand des mit Stroh befüllten Bettes. Vorsichtig nahm sie die kleinen Hände des Mädchens in ihre und schloss dabei die Augen. Sofort wurde Seline dabei von einer Welle aus Hitze überflutet, die durch die Hände des Kindes auf sie überging. Und nun fing auch Seline an zu zittern und schneller zu atmen. Sie fühlte, was das Mädchen fühlte. Sie nahm ein starkes Unwohlsein war, Schmerz vermischt mit verworrenen Gedanken. Alles war übergossen von einer verstörend pulsierenden roten

Скачать книгу