Kuss der Todesfrucht. Agnes M. Holdborg

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Kuss der Todesfrucht - Agnes M. Holdborg

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ließ aber trotzdem nicht von ihr ab. Die spitzen Schließen und Zacken seiner Gürtelschnalle, ebenso der Reißverschluss seiner geöffneten Hose, schabten und rissen schmerzvoll über ihren Körper, während er sich weiterhin schwer lastend auf ihr bewegte. Obgleich er aus ihr herausgeglitten war, geilte er sich schon wieder an seiner Brutalität, Manuelas Gegenwehr, ihrem Röcheln und panischen Geschrei auf.

      »Ja, schrei, Manu-Schatz, schrei, was du kannst. Das törnt mich ungeheuer an.«

      Manuela verstand ihn kaum mehr. Der Schmerz war zwar noch da, setzte ihr unsagbar zu, ansonsten hatte sich ihr Geist weit entfernt. Ihr Denken galt einzig Adol, dem Mann, den sie liebte, den sie heiraten wollte und dem etwas passiert sein musste – vielleicht ihretwegen! Sie spürte nicht, dass sie mit ihrem Kreischen und Strampeln Fredericks perverse Wünsche regelrecht anheizte, dass er sich bereits aufgerichtet hatte, um sie rüde auf den Bauch zu drehen und dann ihre Hüften zu packen. Manuela hatte sie verlassen, diese seltsame Sphäre zwischen Traum, Zeit und Realität, in der ein vermeintlich Toter ihr solch grauenvolle Dinge antun konnte. Selbst die Schmerzen schwanden, und die Luft zum Atmen kehrte allmählich zu ihr zurück.

      Déjà-vu

      Adol starrte auf das Amulett in seinen Händen. Natürlich! Wie konnte er nur so auf der Leitung stehen? Scheinbar hatte ihn die Sorge um Manuela eines jeden klaren Gedankens beraubt.

      Mit dem Kuss der Todesfrucht, dem Schlüssel zu Traum und Zeit, besaß er einen Weg, um Manuela aus ihrem wahrgewordenen Albtraum zu sich zurückzuholen. Dabei musste er äußerst vorsichtig zu Werke gehen, denn sie war nicht nur in ihren fürchterlichen Träumen gefangen. Nein, das hier, das war weitaus mehr, weil sie sich zusätzlich in einer anderen Zeitsphäre befand, sonst läge sie ja hier schlafend in ihrem Bett.

      »Denk nicht so viel darüber nach«, riet ihm Sira. »Tu es einfach! Jetzt! Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass du recht hast, und uns jemand dicht auf den Fersen ist. Nun mach schon!«

      Zunächst noch unschlüssig besah sich Adol ein weiteres Mal die rote Perle, bevor er endlich reagierte: Er warf Ring und Brief beiseite und ließ einen gleißenden Strahl aus seinen Augen zu dem in seiner offenen Hand liegenden Amulett blitzen, woraufhin dieses sofort zu pulsieren begann, sich von der Kette löste, aufschwebte und sich dabei zu drehen begann. Während es sich zu einer mannshohen Kugel ausdehnte, rotierte es bereits in immenser Geschwindigkeit, warf unterdessen leuchtend rote Schatten an die Wände. Der Raum verlor seine Konturen. Die Luft schien anzuschwellen, nahm jegliches Geräusch in sich auf.

      Immer wieder, wenn Adol sich der Hilfe des Amuletts bediente, war er erstaunt darüber, wie widersprüchlich diese abrupte, vollkommene Stille gegenüber dem turbulenten Geschehen wirkte, geradezu bizarr.

      Dann auf einmal tat sich ein dunkler Spalt mit zackigen, abgerissenen Feuerrändern in der Kugel auf und spuckte Manuelas reglose Gestalt direkt in Adols Arme.

      Noch einen Augenblick herrschte angespannte Ruhe. Als er schon erleichtert annahm, alles wäre vorüber, zerriss ein bestialisches Brüllen jäh die Luft. Eine riesige Tigerpranke schoss aus dem Riss hervor, so, als wollte sie Manuela packen und an sich reißen. Doch die Kugel saugte das Monstrum wieder in sich hinein, verschluckte es und verschloss sich daraufhin.

      Mit einem Male war alles vorüber. Das Pulsieren erlosch von jetzt auf gleich, und die Kugel fiel als Perle zu Boden. Sie rollte in einem Bogen, vollendete den perfekten Kreis und blieb nach einigen Sekunden der Unruhe unschuldig liegen.

      Adol beachtete das nicht. Er hielt Manuela fest in seinen Armen, prüfte ihren schwachen Atem und verzweifelte beim Anblick ihrer Wunden. »Sie lebt, den Göttern sei Dank!«, rief er dennoch erleichtert aus. »Tamarell, nimm das Amulett und den Ring! Sira, du suchst ihr ein paar Sachen zusammen, schnell! Dann lasst uns von hier verschwinden!«

      ~~~

      Fast war es wie ein Déjà-vu: Der Raum, so vertraut, mit den aus Fels gehauenen Wänden und den brennenden Fackeln in goldglänzenden Mohnblütenhalterungen. Das sonderbar wohlige Licht. Das große Bett, hell wie Mondschein. Sein betörender Duft. Wie kann ein Mann nach Erde und gleichzeitig so sauber und frisch nach einer Sommerwiese riechen?

      Fast glaubte sie, genau diese Situation schon einmal erlebt, genau diesen Ort schon einmal gesehen, genau diesen warmen, harten Männerkörper schon einmal gespürt zu haben. – Aber das konnte ja nicht sein, oder? Trotzdem schien Manuela nicht zu träumen.

      Verwirrt richtete sie sich auf und verzog dabei schmerzerfüllt das Gesicht. Au, verdammt, was ist das denn? Als sie den heftigen Schmerzen nachspürte, erkannte sie entsetzt, dass sie überall Verletzungen davongetragen hatte. Überall!

      Aber wovon? Hatte er ihr das angetan? Diese Bestie! Na, warte!

      Sie konnte gar nicht anders! Wie von Sinnen schlug sie auf den neben ihr liegenden Kerl ein. Trotz der Schmerzen ließ sie ihrer Wut freien Lauf und die Fäuste fliegen. Alles entlud sich in ihr. Alles, was sich je in ihr angestaut hatte:

      Die Jahre der Pein und Demütigung, der Gewalt und Angst, des Hasses und der Verachtung. Sie wollte nicht mehr. Nie mehr wollte sie sich von dem Kerl erniedrigen, misshandeln und missbrauchen lassen! Nie mehr! Oh ja, bevor Frederick das noch einmal mit ihr täte, würde einer von ihnen sterben! Endgültig! Frederick soll… Frederick? Aber ...

      Zwei große Hände hielten sie fest, zogen sie an eine muskulöse Brust. »Schscht, Liebling, so beruhige dich doch. Ich bin nicht Frederick.« Nun schob er sie ein wenig von sich fort, um ihr in die Augen zu sehen. »Ich bin es, Adol.«

      Sie konnte und wollte sich nicht beruhigen, aber seine Nähe, sein Duft, seine Worte hatten etwas Besänftigendes. Dennoch blickte sie sich hektisch um, versuchte zu ergründen, was mit ihr geschehen sein könnte. Alles drehte sich in ihrem Kopf, bis seine Stimme erneut zu ihr durchdrang und seine Hand an ihrem Kinn sie zwang, ihn anzusehen:

      »Manuela Kern, komm endlich zu dir!«, befahl er ihr.

      Doch es waren nicht seine Worte, die sie erreichten, sondern seine Augen mit den goldenen Sprenkeln in der türkisblauen Iris.

      »Oh Gott, Adol, bin ich wieder bei dir? Das ist gar kein Déjà-vu, nicht wahr? Und es ist kein Traum«, flüsterte sie. »Das ist echt. Ich bin wieder bei dir, in deiner Höhle. Mein Gott, Adol, ich ...« Leise Schluchzer unterbrachen sie.

      Zärtlich zog Adol sie zurück in seine Arme. »Den Gott kannst du wohl nie da rauslassen, nicht wahr, Manuela? Daran habe ich mich zu gewöhnen, was? Und ja, du bist wieder bei mir.« Er räusperte sich. »Aber dies ist nicht meine Höhle.«

      Sofort schnellte Manuela wieder hoch, was sie augenblicklich bereute, weil neuer Schmerz sie überrollte und aufstöhnen ließ. »Was soll das heißen, dies ist nicht deine Höhle? Hier sieht doch alles danach aus. Vorher, da war ich woanders, da ...«

      Wie aus heiterem Himmel schlug die Erkenntnis blitzartig bei ihr ein, und ihr wurde bewusst, wo sie vorher gewesen war – und mit wem! Einer Flutwelle gleich tosten die Emotionen über sie hinweg, gleichzeitig in sie hinein. Ihr wurde schlecht, und sie glaubte, sich übergeben zu müssen. Offensichtlich bemerkte Adol das, denn aus dem Nichts heraus erschien eine silberne Schale, über die sie sich nun beugte und zu würgen begann. Doch es blieb bei einem trockenen Würgen.

      »Kein Wunder, dass da nichts kommt, Liebling. Da kann ja nichts mehr sein«, stellte Adol in mitleidigem Ton fest.

      »Ich hab schon mal gekotzt?

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