Kuss der Todesfrucht. Agnes M. Holdborg
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Читать онлайн книгу Kuss der Todesfrucht - Agnes M. Holdborg страница 17
Manuela seufzte schwer. »Dann habe ich von Frederick also nicht nur geträumt?« Adols Nicken machte sie nachdenklich. »Wie ist das Ganze nur möglich? Ich dachte, er sei tot. Was ist überhaupt passiert?« Erneut blickte sie sich nervös um. »Warum hat es so lange gedauert? Ich glaubte schon, ich würde dich niemals wiedersehen. Und wieso, zum Teufel, ist das nicht deine Höhle?«
Nun seufzte auch Adol. »Eins nach dem anderen.«
Wo bin ich denn nun, wenn nicht in seiner Höhle?
Adol grinste. »Okay, also nicht eins nach dem anderen.«
Behutsam hob er sie auf sich, damit sie sich während seiner Erklärungen anschauen konnten und er ihr nicht wehtat, bei den vielen Blessuren, die ihren geschundenen Körper übersäten. »Wir sind im Palast meiner Eltern. Weil ich aber befürchtete, es könnte dich ängstigen, schon wieder woanders, in einem fremden Raum zu erwachen, habe ich ... Hhm, sagen wir mal so: Du siehst unsere Höhle.«
»Aber warum sind wir nicht wirklich dort oder bei mir zu Hause?«
»Sagte ich nicht, eins nach dem anderen?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern sprach sofort weiter: »Siras Befreiung ist leider nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Wir ...«
»Ach du lieber Gott, ja, Sira. Das hatte ich vergessen. Geht es ihr gut? Ich wollte nicht, dass ...« Sie hielt inne. »Entschuldige bitte – den Gott und die Unterbrechung. Eins nach dem anderen, richtig?«
»Richtig. Also, anstatt, wie es geplant war, einen Pakt mit Crinda gegen meinen Vater zu schließen, hat dieser verdammte Dämon mich sofort gefangengesetzt.« Manuela hielt erschrocken den Atem an, doch Adol fuhr unbeirrt fort. »Es ist bestimmt kein Zuckerschlecken, in Crindas Feuerbergen an einer Wand stehend festgehalten zu werden, Liebling, aber wie du ja siehst, bin ich – im Gegensatz zu dir – wohlbehalten und unverletzt.«
Manuelas prüfender Blick glitt über seinen herrlichen, makellosen Körper. »Ja, scheint so.«
»Sira war im gleichen Raum wie ich, auch sie fixiert. Als Crinda dann aber reinkam und sie mit seinen ekelhaften Worten bis aufs Blut gereizt ha...«
»... hat sie sich von der Wand gelöst und dich mit hinausgenommen«, setzte Manuela fort, erschrak dann selbst über ihre laut ausgesprochene Vermutung.
»Schon gut, sie hat mir erzählt, wie es dir damals gelungen ist, vor mir zu fliehen – und dass du sie reingelegt hast. Darüber reden wir später, Liebling. Jetzt erkläre ich dir erst einmal alles Weitere.«
Nachdem Adol ihr in kurzen Sätzen geschildert hatte, wie er sie mithilfe des Amuletts aus den Fängen der Vision befreit hatte, sah Manuela betroffen an sich herab und blickte auf die Perle, die nun an der Kette um ihren Hals baumelte. Auch der Ring steckte wieder an ihrem Finger.
»Hätte ich den Kuss der Todesfrucht getragen, dann wäre das alles nicht passiert, nicht wahr?«
»Das Amulett hätte dich davor bewahrt, ja.«
»Es tut mir so leid. Den Schmuck vor dem Schlafengehen abzulegen ist eine dumme alte Angewohnheit von mir. Ich war so traurig ohne dich. Da hab ich nicht ...« Über ihre Wangen kullerten Tränen, die sie unwirsch mit dem Handrücken fortwischte. »Wenn ich nicht so blöd gewesen wäre ...«
»Hey, hey, nicht«, fiel Adol ihr ins Wort. »Hätte ich dir das Amulett persönlich umgelegt, dir außerdem richtig erklärt, zu was es fähig ist, dann wäre das alles nicht geschehen, und du hättest diese furchtbaren Dinge nicht erdulden müssen.«
Wieder wiegte er sie sanft, denn nun war der Damm gebrochen. Manuela konnte ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten.
»Adol, es war ...« Sie sah zu ihm auf. »Noch einmal könnte ich das nicht ertragen.« Mit bedeutungsvollem Blick hauchte sie: »Noch einmal überlebe ich das nicht.«
»Es wird kein ›noch einmal‹ geben, Liebling, niemals, hörst du? Wer immer hinter der ganzen Sache steckt, wird noch bereuen, überhaupt zu existieren!«
Die Art, wie er seine letzten Worte regelrecht ausspie und sein Körper dabei vor Wut bebte, machte Manuela erst richtig klar, dass die Umgebung um sie herum tatsächlich nur eine Suggestion sein konnte. Sonst hätten sich die Fackeln längst in Flammenwerfer verwandelt, wie immer, wenn Adol wütend wurde. Diese hier jedoch flackerten weiterhin fröhlich vor sich hin.
Trotzdem wusste sie nun um die Sorgen, die er sich gemacht hatte, und um sein Leiden, welches er gemeinsam mit ihr durchlebt hatte. Er hatte offenbar manches von dem gefühlt, was sie gefühlt hatte. Dieser Gedanke zerriss ihr schier das Herz. Sie wollte nicht, dass er um ihre grausamen Erlebnisse wusste, doch konnte sie es nicht ungeschehen machen.
So schwer es ihr auch fiel, das gerade erst erlebte Entsetzen auszublenden, sie wollte es versuchen. Es wäre besser für ihn und für sie. Sie war wieder bei ihm. Das hatte sie für eine endlos anmutende Zeit nicht mehr zu hoffen gewagt. Sie hatte sich und ihr Leben samt ihrer großen Liebe verloren geglaubt. Aber Adol hatte nicht aufgegeben, sondern sie wieder einmal gerettet.
»Du meinst, jemand hat uns absichtlich getrennt und mir das dann angetan?«
»Nein, ich glaube nicht, dass derjenige, der dir das angetan hat, uns getrennt hat. Ich glaube aber, dass er von der Aktion um Siras Befreiung wusste. Er wusste, dass ich mich für einige Zeit von dir trennen und dich deshalb in deine Welt bringen würde. Er hat gleich von zwei Seiten zugeschlagen. Erstens hat er unseren Plan an Crinda verraten, und zweitens hat er sich in deinen Traum begeben. Höchstwahrscheinlich wusste er nicht, dass ich dir das Amulett zum Schutz dagelassen hatte. Dementsprechend konnte er auch nicht ahnen, dass du es nicht angelegt hattest. Es war also eher eine unglückliche Fügung, zu seinen Gunsten. So konnte er seine perfiden Machenschaften ohne Probleme durchführen.«
»Frederick war leibhaftig da, Adol. Es war alles wie früher. Er ...« Manuela stockte, weil ihr die Erinnerung nun doch den Atem raubte und sie kurz vor einer Panikattacke stand.
Behutsam zog Adol sie dichter an sich. »Frederick ist und bleibt tot, Liebling. Allerdings war das, was dir widerfahren ist, mehr als ein bloßer Albtraum. Deine Albträume konnten dich quälen, ja. Sie konnten dich fast zu Tode ängstigen und dir den Schlaf rauben. Jedoch konnten sie dir körperlich nichts anhaben, auch wenn natürlich allein diese Angst schon schlimm genug war. Das, was du jetzt erleben musstest, war etwas anderes, eine Art Vision, die dir bewusst eingeflößt worden ist.«
Er streifte zärtlich mit den Lippen über ihre. Eine Geste der Vertrautheit und Liebe, die sie beruhigen sollte, wie sie feststellte, und es auch tat.
»Dabei wurdest du in eine ganz bestimmte Sphäre gezogen. In dieser Ebene wird eine Vision zur Wirklichkeit. Das ist ein Gebiet, in das ich mich höchst selten begebe, weil ich es verabscheue. Aber ich könnte es, wenn ich wollte, denn so etwas kann nur jemand wie ich: ein Traum- und Zeitengott. Damit ist die Zahl der Verdächtigen erheblich eingeschränkt.«
Sein Blick brannte sich in ihr Herz. So viel Liebe erkannte sie darin, aber auch so viel Hass. »Eigentlich kommt nur einer für diese Schandtat infrage. Und ich hatte gedacht, er wäre mein Freund.«
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Ortos lief unruhig hin und her. Ab und zu stieß er einen unflätigen Fluch aus oder ließ