The Art of Marathon. Franz Staab

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The Art of Marathon - Franz Staab

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Mittelgebirgstiroler aus dem nördlichsten Nordwesten Bayerns nicht unbedingt und selbstverständlich hinkommt, einmal in seinem Leben. Nun fährt der TV Goldbach jedoch tatsächlich dorthin, um ein weiteres Mal gemeinsam einen der großen Marathonläufe auf diesem Planeten zu rocken, Entschuldigung, zu „torf“rocken, wir sind ja in Hamburg dann...

      Ich selbst war noch nicht so richtig in Hamburg. Einmal das „Phantom der Oper“ besucht, mit Stewa-Reisen in einem Bistrobus vor gefühlten hundert Jahren. Das war ein Abenteuer! Etwa acht Stunden Anfahrt (das ging noch), guter Dinge und unterwegs wasserlöslichen Cappuccino trinkend an einem der Stewabusbistrotische. Tina und ich saßen damals alleine unten im Bistrobereich, während alle anderen Mitfahrer eine Etage höher, und im Schnitt dreißig Jahre älter, dösten. Die Erinnerung klebt irgendwo zwischen der Celler und der Lüneburger Heide.., ich weiß es nicht mehr so genau. Ja, und letztes Jahr sind wir zumindest durchgefahren, auf dem Weg zum Ostseeman nach Flensburg. Erinnerung daran? Die Zubringerautobahn proppenvoll. Voller als die A3 bei Würzburg/Kist zu Stoßzeiten.

      Wir haben damals, bei der Phantom-der-Oper-Reise, auch und immerhin noch Zeit gehabt, das Millerntor anzufassen und einen Bummel durch die Speicherstadt zu machen. Besonders letzteres ist mir in beeindruckender Erinnerung geblieben. Denn die Speicherstadt ist eine ganz eigene Welt, gebaut aus Ziegelstein, alten Treppenhäusern, deren Wände Geschichten erzählen. Keine in altes Geländerholz geschnitzte, sondern solche, die man von bröckelnden Betonwänden klauben kann, eingeritzt und aufgemalt. So voller Leben zwischen den Fugen, dass man den inneren Drang bekommt, man müsste sogar seine Nase in jede Ritze stecken und riechen, wie das damals war, als hier noch der Überseehandel tobte. Da muss doch noch was kleben irgendwo, von der alten Luft von damals..! Und alte Eisengeländer, industriegrau gestrichen mit Rostflecken, deren griffige Enden zu Fluren führen, in denen wiederum abgewetzte Türen zu Räumen weisen, in denen es nur so wimmelt von Seemannsgarn, Handelswut, Kaffeeduft und alten Holzböden. Reanimiert zu neuer und frischer Modernität erlebt man in der Speicherstadt heute ein zusammengeflicktes Sammelsurium in frankensteinischer Vielfalt, das einen fortwährend spannend, toll und total interessant umgibt und für sich einnimmt. Teppichhändler, Künstler, Cafès, die weltgrößte Modelleisenbahn und viel Geschichte. Wer es heimelig und historisch zugleich mag, sollte da mal hingehen. Wer selbst irgendwie künstlerisch veranlagt ist, kann sich da sogar einmieten. Normalbürger ohne kreative Veranlagung kommen da jedoch nicht rein. Man muss nachweisen, dass man kreativ tätig ist, sonst bekommt man keinen der Räume in Hamburgs Speicherstadt als Mietobjekt.

      Ich kann mich außerdem an zwei Männer erinnern, die mit uns im gleichen Hotel waren. Wir hatten zweimal mit ihnen gefrühstückt und kamen mit ihnen ins Gespräch. Die beiden hatten einen Traumjob in Hamburg. Sie waren aus dem hessischen Friedberg und waren als Angestellte der Fa. Yamaha jeden Tag in einer Werkstatt in der Speicherstadt zugange. Ihre Aufgabe war es, die in Japan gefertigten Einzelteile von Motorrädern, die per Schiff nach Hamburg ausgeliefert wurden, zusammenzubauen, anschließend Probe zu fahren und dann für den Deutschlandvertrieb freizugeben. Jede einzelne Maschine. Es gibt sicher schlechtere Alternativen, sein Geld zu verdienen.

      Dann wird es schon mau. Wenn ich weiter nachdenken soll, was Hamburg ausmacht, kommt nicht mehr viel.

      Ich mache ein kleines Spiel: Ich gucke jetzt auf die Uhr neben mir, es ist 12:50 Uhr. Ich gebe mir jetzt genau eine Minute und schreibe derweilen alles auf, was mir zum Thema Hamburg noch einfällt. Achtung, die Zeit läuft:

       HSV

       Die Ritze

       Fische

       Hans Albers

       Starclub und Beatles

       St. Pauli – die Fußballer

       St. Pauli – das Rotlichtviertel

       Der komische Innensenator, der dann in Ungnade gefallen war, Richter Gnadenlos haben sie ihn genannt, wie hieß der noch? Der wurde dann auch mit Koks erwischt, irgendwo in Südamerika.

       Helmut Schmidt! Das ist ein Hamburger!

       Die Flut in den Sechziger Jahren!

      Mist, die Zeit ist um.

      Es sickert aber noch etwas nach: Segelschiffe, mondäne Hotels und Kaffeehandel (hatte ich ja schon in der Speicherstadt), reiche Menschen, die in Blankenese nobel an der Elbe wohnen, der Hamburger Michel, das Alte Land in der Vorstadt und die Hansestadt. Hamburg ist Bundesland!

      Und, was auch noch nachtröpfelt, ist eine Anekdote, die unser Andreas schon oft erzählt hat, über die ich aber immer wieder lachen muss. 2002 war Andreas schon einmal in Hamburg, um dort einen Marathon zu laufen. Seinerzeit noch nicht mit dem TV Goldbach, sondern mit dem TV Großostheim.

      Als 2002 freitags die Marathonmesse besucht wurde, um die Startunterlagen abzuholen, hatten alle Teilnehmer den gleichen, farbigen Bag bekommen. Das heißt, die Sportler waren im Anschluss überall in der Hansestadt sofort als solche zu erkennen. Andreas Gruppe ist seinerzeit zu Fuß zurückgelaufen zum Hotel und hat dabei die berühmte Davidstraße, von der auch die noch berühmtere Herbertstraße abzweigt, in St.Pauli durchquert. Ein besonders geschäftstüchtiger Türsteher wollte die als sportlich ambitioniert erkennbaren Hamburgbesucher dazu animieren, doch in seinen Club zu kommen, da gäbe es „Ficki Ficki!“, dort könnten „sie mal zeigen, was sie wirklich drauf hätten“.

      Die perplexen Sportler hatten kaum Zeit, sich zu wundern, da kam von einem anderen Zuhälter, der die Lockrufe seines Kollegen mitbekommen hatte, schon der Ruf herüber: „Hey, das sind Marathonläufer, die tun nur wichsen, das kannste vergessen!“ Andreas lacht heute noch über diese Geschichte. Wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht, ob ich das auch könnte, darüber lachen. Denn das würde mich per se schon ärgern, wenn jemand der Meinung wäre, ich „würde nur wichsen“, nur weil ich Marathon laufe. Da könnte derjenige ja gleich sagen, ich sei ein Wichser.

      Andreas denkt, wenn er Hamburg hört, an die Reeperbahn (nachts um halbeins?), St. Pauli und Astrabier! Das Bier mit „dem Herzanker auf jeder Knolle“ hat es nicht nur dem Goldbacher Urgestein angetan. Auch ich mag es. Seit 2006 gibt es neben dem Astra Urtyp sogar ein Astra Rotlicht, das mit stolzen 6% (sex oder sechs??!) aufwartet!

      Andreas denkt darüber hinaus an die vielen Musicals, die in Hamburg aufgeführt werden, die Farbe Grün, wegen der Natur im Norden, und natürlich an die Alster. Dort will er sich heuer wieder hinsetzen und einfach nur vom Stammkiosk aus den Schiffen zugucken. Das kann auch ich mir gut vorstellen. Vielleicht noch bereichert um eine Currywurst. Ja, es wäre in der Tat eine mehr als feine Sache, mit Andreas an der Alster zu sitzen und eine Currywurst zu essen. Es wäre mir eine Ehre, nein, ein Fest, oder nochmal nein, es wäre mir mindestens beides auf einmal! Ich stelle mir vor, wie Schiffe vorbeifahren. Große und Kleine, welche mit Segel und welche ohne, vielleicht auch dazwischen einige kleine Jollen, die sich dann bei leichter Brise sogar mit gewagter Krängung zu uns lehnen, in der Hoffnung etwas abzubekommen von unserer Currywurst… Riecht ihr die See? Ich habe sie schon in der Nase..

      Es gibt Stimmen, die behaupten, die Currywurst sei in Berlin erfunden worden. Seit ich Uwe Timms „Die Erfindung der Currywurst“ gelesen habe, will ich das nicht mehr glauben. Ich finde, die Currywurst gehört definitiv nach Hamburg. Auf der Internetplattform Wikipedia ist der Grund dafür sehr gut erklärt, ich erlaube mir zu zitieren:

      Die Erfindung der Currywurst wird Herta Heuwer zugeschrieben, die nach eigenen Angaben erstmals am 4. September 1949 an ihrem Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg gebratene Brühwurst mit einer Sauce aus Tomatenmark, Currypulver, Worcestershiresauce und weiteren Zutaten anbot. Im Januar 1959 ließ sie

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