The Art of Marathon. Franz Staab

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Busbahnhofs im Rotlichtviertel des Stuttgarter Platzes) um und entwickelte sich dort zu einer festen Institution: Er war Tag und Nacht geöffnet und beschäftigte in seinen besten Zeiten bis zu 19 Verkäuferinnen. Die Firma Kraft bemühte sich um das Rezept und das Markenrecht, was Heuwer allerdings ablehnte. Seit 2003 befindet sich am ehemaligen Standort (heute: Kantstraße 101) eine Gedenktafel ihr zu Ehren.

      Ausgehend von Uwe Timms Novelle Die Entdeckung der Currywurst von 1993, in der er die Erfindung seiner (erdachten) Lena Brücker zuschreibt, die in der Geschichte einen Imbiss am Großneumarkt in Hamburg betrieben und die erste Currywurst bereits 1947 serviert haben soll, wird die Berliner Herkunft der Currywurst immer wieder bestritten. Lena Brücker zu Ehren wurde ebenfalls im Jahr 2003 eine Gedenktafel am Hamburger Großneumarkt angebracht. Timm selbst beschreibt Lena Brücker als fiktive Person, die stellvertretend steht für „eine dieser wunderbaren Frauen, von denen es viele gab. Die haben den Großteil des Wiederaufbaus gestemmt, die waren sehr präsent damals.“ Die Figur der Novelle ist angelehnt an eine Frau, die auf dem Großneumarkt einen Imbissstand betrieb und bei der er seiner Erinnerung nach als Kind bereits 1947 zum ersten Mal eine Currywurst aß.

      Ich will unbedingt an den Hamburger Großneumarkt kommendes Wochenende und die Gedenktafel für Lena Brückner sehen! Diejenigen unter uns, die einen ganzen Marathon laufen werden, kommen da bestimmt sowieso vorbei, da ich nur Staffelteilnehmer bin, muss ich vorher sehen, wie ich dahin komme.

      Und dann noch Udo Lindenberg. Wenigstens den. Blankenes spar ich mir, wir haben schließlich nur ein Wochenende und einen Marathon. Aber Udo Lindenberg. Läuft der auch? Läuft er vielleicht mit? Er wohnt auf alle Fälle nicht mehr im Hotel Atlantic! Lindenberg wohnt jetzt gegenüber, im Hotel Royal Meridien. Angeblich deshalb, weil das Atlantic renoviert wurde, auch die Zimmer, die Lindenberg siebzehn Jahre lang gebucht hatte. In den ehemals hohen, herrschaftlichen, vermutlich auch mit Stuck und allerlei Tand veredelten Zimmern wurden die Decken abgehängt und so alles wärmedämmtechnisch zu sehr auf Normalbürgerniveau gebracht. Da fühlt sich unser Altrocker nicht mehr wohl, heißt es.

      Also, man darf gespannt sein. Einmal mehr, Hamburg wird eine riesengroße Hausnummer, Freunde. Diese Stadt ist kein Kindergeburtstag, sie ist eine Metropole. Lasst uns gegenseitig unsere Handynummern, unsere Namen und unsere Wohnadressen mit Kuli auf die Arme schreiben, nur für den Fall, dass wir uns verlieren irgendwo und nur für den Fall, dass uns das – unter Verlust unserer Muttersprache – schon vorher passiert. Ich denke, in Hamburg kann das durchaus passieren. In dieser Stadt könnte unser Marathon tatsächlich zur Nebensache werden, nehmt euch in Acht!

      Ich freue mich saumäßig auf morgen früh! Moin!

      Das Geckische Gnippschen

       Vorblende

       Montag, 22. April 2013, ca. 09:00 Uhr

      Ein Hahnenschrei weckt mich, ich schlage die Augen auf und liege in unserem Schlafzimmer, nicht im Zimmer Nr. 325 des Ibis in Hamburg, sondern zuhause in Waldaschaff. Ist das Marathonwochenende 2013 des TV Goldbach tatsächlich schon wieder um?

      Ist das, was in meiner Erinnerung klebt, an diesem Montagmorgen, wirklich alles geschehen, oder habe ich nur geträumt?

      Nein.

      Es ist zweifellos Montag.

      Also muss alles tatsächlich passiert sein.

      Was für ein Wochenende. Was für eine Stadt.

      Der Hahn, der neuerdings in der Nachbarschaft lebt, kräht schon wieder, was ich zum Anlass nehme, noch einmal die Augen zu schließen.

      Ich habe heute frei und angesichts der Tatsache, dass wir erst mitten in der Nacht heimgekommen sind, bin ich einmal mehr froh darüber, dass ich mir erneut den Montag dazu genommen habe. Lästig ist im Augenblick maximal, dass ich, um nachher schön frühstücken zu können, aufstehen muss, um die Kaffeemaschine anzumachen. Aber das hat noch ein wenig Zeit, genügend Zeit, um noch einmal über das sogenannte „Geckische Gnippschen“ nachzudenken, dessen Eigenarten uns gestern im Bus nach Hause Sportfreund Sascha genial erläutert hat. Nebst einer Ausführung über den „kalten Bauch“ und dessen Vorteile, wenn man ihn denn habe. Sascha hat einen sehr ausgeprägten und großen „kalten Bauch“, mit vielen „Hautsträngen“, entsprechender „Fettschicht“ und „gar nicht so übler Oberflächenspannung“, die letztlich „eher vorteilhaft ist“, wie ihm sein Arzt erklärt hat.

      Nicht zu fassen, da kommt man irgendwann nach acht Stunden Fahrt in Aschaffenburg wieder an und es geschieht tatsächlich, dass keiner aussteigen will, weil da einer am, wie er es selbst nennt, besten Platz im Bus steht (direkt neben dem Klo mit Griffweite zu den darüber abgestellten Getränken, „einer Stehtecke, von der noch nicht einmal der Busfahrer weiß, dass er sie hat in seinem Bus!“) und Monologe hält, die einem Tränen in die Augen treiben, wie sonst nur nach zwei Kilo Zwiebeln schneiden.

      Saschas Ausführungen zum „Geckischen Gnippschen“ wurden dabei zu einem Referat der besonderen Art, nach gestern Abend bin ich gar der Meinung, dass das „Geckische Gnippschen“ ein durchaus respektables Thema für eine Doktorarbeit wäre. Denn dieses Thema ist garantiert abschreibungssicher. Das „Geckische Gnippchen“ und alle Vorgänge, die damit zusammenhängen, sind garstig kompliziert zu erläutern. Ein wirklich gutes Thema also zum promovieren, so einen Doktortitel hat man dann auch ein Leben lang, den nimmt einem niemand mehr ab.

      Es handelt sich bei dem „Geckischen Gnippschen“ laut Sascha um diesen berühmten Punkt am Ellbogen, an dem ein bestimmter Nerv sich so konzentriert, dass es einem bei entsprechend hartem Druck darauf augenblicklich, einem Stromstoß gleich, einen sirenenähnlicher Schmerz durch den Arm jagt. Manche Zeitgenossen sprechen bei dem Phänomen auch vom sogenannten Musikerknochen, recherchiere ich später, und dass dieser kurze, aber starke Schmerz tatsächlich durch die Reizung des Ellennervs ausgelöst wird, der in der Fachsprache Nervus ulnaris heißt. Der Nerv mit dem komischen Namen ist wichtig für die Bewegung und das Gefühl von Unterarm und Hand. Bei einer Überreizung (zum Beispiel durch einen Stoß an der Autotür) werden der Tastsinn und das Schmerzempfinden des Menschen gleichzeitig irritiert.

      Richtig interessant werden diese Vorgänge aber erst durch Saschas erweiterte Gnippschen-Theorie! Denn dieser hat uns nun gestern im Bus erklärt, dass ihm das Anstoßen an diesen Nerv in bestimmten Autotypen besonders häufig passiert. Und das wiederum nervt den Saarländer gewaltig. Im Originalton, auf der Rückfahrt von unserer sagenhaften Marathonreise 2013, im Bus nach Waldaschaff, nach ich weiß nicht wie vielen Hopfen-Malz-Kaltschalen, klang das dann so:

      „Was en Scheiß, fährst de hundertfuffzich Kilometer und kriegst die ganz Zeit so en Nerveschock, nur weil der Ellenbogen falsch liegt. Da biste geckisch, wenn de hier da druffdrückst. Des is es „Geckische Gnippsche“. Des kennt doch jeder, wenn er sich einmal ganz blöd gestosse hat. Des sind Sache, die kann mer nich erklären. Die muss man erlebt haben. Wer das nicht erlebt hat, der hat noch gar nit gelebt! Hahaha. Wenn de im 5er BMW liegst, da gehste ab, zack, gegen des „Geckische Gnippsche“ gestosse. Hahaha. Beim Golf Combi gibt’s des nit. Hahaha. Man muss nit alles mache, wo man irgendwie irgendwann einmal meint, dass es toll wäre, BMW fahre oder so. Es gibt Körperteile, die wo man schützen muss! Und des „Geckische Gnippsche“ gehört garantiert zu den Körperteilen, was man schützen muss! Ein verdammt unangenehmes Gefühl ist das, wenn man da draufkommt! Das ist ungefähr so, wie wenn dir taub wird beim Fahrradfahren. Das is auch nix. Aber ich hab ja schon gesehen, es gibt welche beim TV Goldbach, die fahren quasi Anti-Taubheitssattel. Da kann Dir gar nix passieren angeblich. Die sind anatomisch so geformt, dass Dir gar nix taub werden kann, auch

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