The Art of Marathon. Franz Staab

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The Art of Marathon - Franz Staab

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Kunstpause gemacht, länger als die erste, die wir zum Lachen genutzt haben.) Ich habe den, der den Sattel hat, noch nicht gefragt, aber ich hab mich gefragt, ob das so stimmt, wie es in der Werbung steht. Aber ich denk, ein bisschen Taubheit schadet auch nix… Hahaha! Ach ja, der Wein ist super!“ (Sascha hat hier eine dritte und endgültige Pause gemacht, der Bus hat getobt.)

      Sascha hatte dann (als sich alle wieder beruhigt hatten) noch darüber geplaudert, wie es ist, mit ihm Schuhe zu kaufen und wie es war, als ihm in Südfrankreichurlaub der vom Schwiegervater geliehene VW-Bus unter dem Hintern weggeklaut wurde.

      Weswegen waren wir in Hamburg? Um einen Marathon zu laufen? Wir haben es zwischendurch tatsächlich manchmal vergessen.

      Sascha ist eine Kanone der besonderen Art. Es war bis zuletzt nicht sicher, ob er in Hamburg überhaupt laufen würde. Da es kurz vor knapp einige Umstellungen bei unseren drei gemeldeten Staffeln gab, wurde kurzfristig noch ein Staffelstartplatz für Sascha frei. So waren wir gestern sogar zusammen im Startblock, um einem bis dahin filmreifen Hamburger Wochenenderlebnis die Krone aufzusetzen.

      Für Hamburg als Gesamtpaket gehen mir die Superlative aus. Ich weiß nicht recht, wie ich das am vergangenen Wochenende in Hamburg Erlebte würdig beschreiben soll. Vielleicht sollte ich deshalb tatsächlich mit dem Start beginnen.

      Ich liege also immer noch an diesem schönen Montagmorgen in meinem Bett in Waldaschaff und halte immer noch die Augen geschlossen, während ich mich zurückbeame, und plötzlich ist es wieder 08:50 Uhr Ortszeit Hamburg, am Sonntag, den 21. April 2013. Ich höre keinen Waldaschaffer Hahn mehr schreien, stattdessen ohrenbetäubend laute Rockmusik aus mehreren Meter hohen Boxentürmen, surrende Kameraburgen, pausenlos redende Reporter und Tribünenteilgeklapper. Sascha und ich betreten den Startblock D neben der Messe in Hamburg. Um uns, unter uns, über uns, neben uns , einem riesengroßen Schwarm Heringe gleich, laufen sich Dutzende Läufer gegen den Uhrzeigersinn warm. Wir tauchen ein in den schwindelnden Trudel und werden eins mit der Umgebung. Auch wir bewegen uns mit und freuen uns über den unmittelbar bevorstehenden Start. Über zwanzigtausend Läuferinnen und Läufer fiebern mit uns dem Start entgegen. Die Sonne scheint, was für ein herrlicher Tag! Hundertausende Menschen warten auf uns an der Piste, die wir gleich erobern werden.

      Für eine Minute nur friert sich das Bild dieser Heerschar von Sonntagssportlern fest, alle stehen still, als den Opfern von Boston gedacht wird.

      Run for Boston.

      Dann geht es los.

      Sascha läuft gut an, Andreas und Petra wollen zusammen bleiben und unter die 3:30 laufen, ich halte mich rechts, weil ich einige Flyer austeilen will, tosendes Gejubel umfängt mich und hört nicht auf. Der Hamburg-Marathon ist wie eine volle Waschmaschine im Schleudergang losgetobt. Überall geht es rund. Dieser Waschgang wird ab jetzt gut vier Stunden dauern. Bei manchen noch länger. Fast siebenhunderttausend Menschen feuern uns an. Das sind gut zehnmal mehr, als in ein großes Fußballstadion passen.

      Auf großer Fahrt

       Freitag, 19. April 2013

      Es sind noch zwei Tage bis zum Start des Haspa Hamburg-Marathons 2013, die Uhr zeigt etwa 06:00 Uhr in der Früh an.

      Allen im Bus hängt noch die Müdigkeit einer kurzen Nacht im Körper, während mir unser Laufguru Andreas, der hinter mir sitzt, erzählt, dass er heuer mit einer Tradition brechen wird. Er wird dieses Jahr nicht am Warm-Up-Run Samstagfrüh teilnehmen. Die Eröffnung bewegt mich, da ich das nie und nimmer für möglich gehalten hätte. Ein Warm-Up-Run am Samstag ohne Andreas? Das ist undenkbar! Vollzieht sich gerade etwas nie Vorstellbares? Wird dieser testosterongeladene Laufbolzen womöglich ruhiger und alterweise? Spontan beschließe ich, dann auch nicht am Samstagfrüh (viel zu früh!) aufzustehen und freue mich insgeheim über dieses Geschenk! Das ist gar keine schlechte Idee, sinniere ich. Warum denn nicht?

      Weiß der Herr, wie spät es heute Abend wird.

      Die Frage ist, warum ausgerechnet Andreas auf das Warm-Up-Ritual verzichtet, das eigentlich ein unverzichtbarer Bestandteil der Goldbacher Marathonreise ist: Ist es erstens, weil er vorbauen will, hinsichtlich des Hamburger Nachtlebens heute? Denn bekanntlich kann man in Hamburg ja mehr machen, als nur Flipper spielen gehen. Oder ist es zweitens, weil er schlicht so schwere Beine hat, dass ihm jetzt schon übel wird bei dem Gedanken, morgen schon wieder seinen permanent hochtourigen Laufmotor anzukurbeln? Ich weiß, dass Andreas in den letzten Monaten sehr viele Umfänge trainiert hat und auch abseits seines eigenen Trainingspensums viele Runden und Stunden mit anderen Hobbyathleten verbracht hat, die er betreut. Auch Andreas Frau Petra ist gerädert. Andreas schätzt seine Gattin dieses Jahr stärker ein, als sich selbst.

      Ich kombiniere, wenn Andreas morgen früh nicht Warm-Up-rennt, dann wird das auch Petra nicht tun. Vielleicht ist Andreas also auch nur feinfühlig, liebevoll und mitdenkend für seine Frau eingestellt, wenn er sagt, dass er morgen früh nicht aufstehen wird?

      Ja, genauso wird es sein. Ich habe ihn durchschaut! Dieser galante Gentleman verschafft seiner Frau durch die Hintertüre eine Auszeit. Genau! Andreas macht das nur seiner Frau zuliebe, das kann er freilich nicht laut sagen, sonst würde die ihrem Gentleman ja den Marsch blasen.

      Vor uns im Bus sitzt das vielleicht schnellste Duo dieser Reise. Die jungen Rene und Mathias haben sich seit ihrem Ironman-Finish letztes Jahr in Frankfurt am Main zu echten Schwergewichten in der Ausdauersportabteilung des TV Goldbach gemausert.

      In der übernächsten Reihe sitzt Natascha. Die schlanke Frohnatur lacht fast immer und hat eine derart herzliche Art an sich, dass man in ihrer Gegenwart gar nicht anders kann, als sich einfach nur pudelwohl zu fühlen. Natascha ist unterhaltsam, eloquent, witzig und immer für eine Extraportion Spaß zu haben. Und sie ist verdammt schnell. Vermutlich wird Natascha in Hamburg jedem Klabautermann davonlaufen, der versucht, sie zu erschrecken. Die alten Schiffsgeister werden ganz schön schnell außer Atem kommen, wenn sie versuchen sollten, diese Frau einzuholen.

      Weit vorne und weit hinten im Bus haben sich die diesjährigen Debütanten verteilt. Thorsten, Lebensgefährte unserer Sandra, wird seinen ersten ganzen Marathon laufen. Ebenso Benjamin, ein Arbeitskollege unseres Buskomikers Sascha. Benni, wie ich ihn nennen darf, wird zwei Tage später im Bus sagen, dass er überwältigt ist vom TV Goldbach. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, wie sehr auch ihn die Euphorie und die Dynamik dieser Truppe mit dem gemeinsamen Ziel Haspa Marathon Hamburg packen wird. Benjamin wird am Sonntagabend sogar so weit gehen, dass er sich als neues Vereinsmitglied meldet!

      Weiter hinten im Bus sitzt Ute, hinter deren Start wohl eines der größten Fragezeichen steht. Bis vor kurzem war Ute an beiden Knöcheln so schwer verletzt, dass sie gar nicht laufen konnte. Die Frau unseres „zähen Beißers“ Stefan will es ihrem Mann gleich tun und auch die Zähne zusammenbeißen, sie will unbedingt starten und ihr Coach Andreas traut ihr das Finish auch zu. Utes Lauf an diesem Wochenende hat das Zeug zu einem echten Drama. Hoffentlich gibt es ein Happyend! Wir wünschen es ihr alle von ganzem Herzen.

      Utes Mann Stefan hingegen begnügt sich dieses Jahr mit einem kürzeren Teilstück, er wird unter anderem mit mir zusammen eine Staffel bilden. Ich freue mich jetzt schon darauf, zusammen mit Stefan einen ordentlichen Staffelwechsel zu zelebrieren, ich habe sowas noch nie zuvor gemacht und ich muss gestehen, ich bin aufgeregt!

      Vierte Debütantin im Bunde ist Regula. Die quirlige Frau läuft schon seit einigen Jahren, auch sie wird schon seit längerem von Andreas auf das Vorhaben Marathon eingeschmiedet. Sie ist aufgeregt und unsagbar gespannt darauf, wie es sich anfühlen wird, das erste Mal über die 33 oder 34 Kilometer zu laufen. Sie hat letzte Nacht kaum ein Auge zugetan und hat gestern Abend ihre

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