TARZAN UND SEINE TIERE. Edgar Rice Burroughs

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TARZAN UND SEINE TIERE - Edgar Rice Burroughs

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und schrill ertönte vom Deck der Schrei einer Frau in Todesangst.

      Kurz nachdem Tarzan und sein unbekannter Führer im Schatten des Kais verschwunden waren, eilte eine tief verschleierte weibliche Gestalt durch die schmale Gasse und betrat das Lokal, das die beiden Männer Sekunden zuvor verlassen hatten.

      Sie blieb im Eingang stehen und sah sich um, dann bahnte sie sich einen Weg zwischen den lärmenden und trinkenden Matrosen und fragte das Mädchen, das an der Bar bediente: »Haben Sie einen großen, gut gekleideten Mann gesehen, der mit einem anderen Gast das Lokal verließ?«

      Das Mädchen bejahte die Frage, konnte aber die Richtung nicht angeben, in die sich die beiden entfernt hatten. Ein Matrose, der die Unterhaltung mitangehört hatte, wandte sich an die Frau und erklärte, die beiden gesehen zu haben.

      »Zeigen Sie mir die Richtung, in die sie gingen«, sagte die Frau und drückte dem Mann eine Münze in die Hand.

      Er führte sie aus dem Lokal und schritt schnell mit ihr auf den Kai zu. Sekunden später sahen sie das kleine Boot, das sich draußen dem Dampfer näherte.

      »Dort sind sie«, sagte der Mann und deutete aufs Wasser hinaus.

      »Zehn Pfund, wenn Sie ein Boot finden und mich zu dem Dampfer rudern!«, rief die Frau erregt.

      »Dann schnell«, erwiderte der Matrose. »Wir müssen uns beeilen, wenn wir die Kincaid erreichen wollen, bevor sie abfährt. Sie hat schon seit drei Stunden Dampf aufgemacht und offensichtlich nur noch auf diesen einen Passagier gewartet. Ich habe noch vor einer halben Stunde mit einem der Besatzungsmitglieder gesprochen.«

      Schnell gingen sie zum Ende des Kais, wo ein kleines Boot vertäut lag. Der Matrose half der Frau hinein, dann schwang er sich selbst hinab und legte sich in die Riemen. Als sie an der Seite des Dampfers anlangten, forderte er seine Bezahlung, und die Frau drückte ihm, ohne nachzuzählen, mehrere Banknoten in die ausgestreckte Hand. Dann half er ihr auf die Strickleiter und sah ihr nach, bis sie das Deck betreten hatte. Das Geld in seiner Hand veranlasste ihn, nicht gleich die Rückfahrt anzutreten. Man bekam nicht oft einen Passagier, dem die Banknoten so locker saßen. Vielleicht hatte die Dame später den Wunsch, wieder an Land gebracht zu werden.

      Bald darauf wurde der Anker gelichtet, die Schrauben begannen sich zu drehen, die Kincaid nahm Kurs auf das offene Meer. Der Matrose hörte einen gellenden Schrei vom Deck des Schiffes und zuckte die Achseln.

      »Verdammtes Pech«, murmelte er. »Hätte ich ihr doch vorher das ganze Geld abgenommen.«

      Als Jane Clayton das Deck betrat, schien ihr, als sei das Schiff völlig verlassen. Sie sah keine Menschenseele und machte sich daran, nach ihrem Mann zu suchen. Eine schmale Treppe brachte sie unter Deck und zur Hauptkabine, neben der die Kabinen der Schiffsoffiziere lagen. Sie riss Tür um Tür auf, aber nur gähnende Leere und Schweigen antworteten ihr. In ihrem Eifer entging es ihr, dass eine Tür einen Spalt geöffnet und gleich wieder geschlossen wurde. Sie erreichte diese Tür und fand sie ebenfalls unverschlossen. Kaum hatte sie einen Schritt in den dunklen Raum getan, als ein kräftiger Arm sich um ihre Schultern legte und sie ins Innere zog.

      Sie stieß einen gellenden Schrei aus. Gleich darauf legte sich ihr eine breite Hand auf den Mund, und eine spöttische Männerstimme sagte:

      »Nicht doch, nicht doch! Erst wenn wir weiter draußen sind. Dann können Sie schreien, bis Sie heiser sind.«

      Lady Greystoke wandte sich um und blickte in ein wohlbekanntes Gesicht. Sie zuckte zurück, als habe ein Peitschenhieb sie getroffen.

      »Nikolas Rokoff! Monsieur Thuran!«, rief sie aus.

      »Ihr ergebener Bewunderer«, erwiderte der Russe und deutete eine ironische Verbeugung an.

      »Mein kleiner Junge - wo ist er?«, fragte Jane mit zitternder Stimme. »Geben Sie ihn mir wieder! Wie können Sie so grausam sein? Sagen Sie mir, wo mein Junge ist. Ist er auf diesem Schiff? Bitte, lassen Sie mich zu ihm!«

      »Wenn Sie tun, was wir von Ihnen verlangen, wird ihm nichts zustoßen«, sagte Rokoff. »Vergessen Sie nicht, dass es Ihre eigene Schuld ist, dass Sie hier sind. Sie sind freiwillig an Bord gekommen und müssen die Folgen tragen. Ich hatte nie damit gerechnet, dass mir das Glück so hold sein würde.«

      Nach diesen Worten verließ er die Kabine und verschloss die Tür hinter sich. Mehrere Tage lang sah Jane ihn nicht, ohne zu ahnen, dass Rokoff nur seekrank in seiner Kabine lag. Ihr einziger Besuch in dieser Zeit war ein mürrischer Schwede, der Koch der Kincaid, der ihr das Essen brachte. Der Mann war groß und grobknochig, trug einen langen gelben Schnurrbart und hatte ständig schmutzige Fingernägel. Sein Anblick allein genügte Jane, ihr jeden Appetit zu verderben, aber sie bemühte sich, ihre wahren Gefühle zu verbergen und ihm immer ein freundliches Gesicht zu zeigen.

      Während der angstvollen Tage, die folgten, drehten sich alle Gedanken Janes um zwei Fragen - wo befand sich ihr Sohn, und was war mit Tarzan geschehen? Sie war überzeugt, dass sich das Kind an Bord des Schiffes befand, aber sie wusste nicht, wie sich Tarzans Geschick gestaltet hatte. Natürlich kannte sie den Hass, den der Russe für ihren Mann empfand, und sie konnte sich nur einen Grund denken, warum man ihn an Bord gelockt hatte. Rokoff wollte sich des verhassten Gegners ohne Gefahr entledigen und zugleich Rache dafür nehmen, dass er durch die Aussage des anderen ins Gefängnis gebracht worden war.

      Inzwischen lag Tarzan in der Dunkelheit seiner Zelle, ohne zu ahnen, dass Jane sich in der Kabine über ihm befand. Der gleiche Schwede, der Jane bediente, brachte auch ihm die Mahlzeiten, aber jeder Versuch, mit ihm in ein Gespräch zu kommen, endete mit einem Misserfolg.

      Wochen, die wie Monate erschienen, vergingen. Nur einmal legte die Kincaid an, um Kohle zu bunkern, und setzte die Fahrt ins Ungewisse nach kurzem Aufenthalt fort.

      Rokoff hatte Jane, seit er sie in die kleine Kabine geschlossen hatte, nur einmal besucht. Dieser Besuch verfolgte den Zweck, sie zu überreden, ihm einen großen Scheck auszuschreiben, wofür er als Gegenleistung versprach, ihre Sicherheit und Heimkehr nach London zu garantieren.

      »Sobald Sie mich, meinen Sohn und meinen Mann unversehrt in irgendeinem zivilisierten Hafen an Land setzen, werde ich Ihnen das Doppelte von dem, was Sie verlangen, in Gold bezahlen«, erwiderte Jane. »Bis dahin werden Sie nicht einen roten Heller erhalten.«

      »Sie werden mir den Scheck geben, den ich verlange«, sagte Rokoff zynisch. »Tun Sie es nicht, so werden weder Sie, noch Ihr Sohn und Ihr Mann je wieder festen Boden betreten, ganz zu schweigen von einem zivilisierten Hafen.«

      Jane blickte ihn kühl an. »Ich traue Ihnen nicht«, sagte sie. »Welche Garantie habe ich, dass Sie nur meinen Scheck nehmen und nicht daran denken, Ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten?«

      Achselzuckend wandte der Russe sich der Kabinentür zu. »Sie werden sich meiner Forderung nicht widersetzen«, zischte er gehässig. »Vergessen Sie nicht, dass ich Ihren Sohn habe, und denken Sie, wenn Sie seine qualvollen Schreie hören, daran, dass er nur wegen Ihrer Halsstarrigkeit leiden muss.«

      »Das dürfen Sie nicht tun!«, rief Jane entsetzt. »Sie werden es nicht tun - nicht einmal Sie können so grausam sein.«

      »Nicht ich bin grausam, sondern Sie«, erwiderte der Russe. »Ihnen scheint Geld mehr wert zu sein als Ihr kleiner Sohn.«

      Die Unterredung endete damit, dass Jane einen Scheck über eine hohe Summe ausstellte.

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