Fate of Whisky. Joachim Koller

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Fate of Whisky - Joachim Koller Lost Tales

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sonst? Die Höhle mit der bedeutendsten Legende unseres Clans.« Alison starrte die Tür an, schlug mehrmals dagegen und rüttelte fest an ihr. »Mechty ...!«, fluchte sie und hämmerte nochmals gegen die Tür, »Ich kenne die Legende, aber mehr auch nicht.« Legende? Nicht schon wieder, fluchte Niko und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Martin, ich verfluche Dich. Nie wieder lasse ich mich von dir auf Urlaub schicken!»Ich weiß nichts. Die Originalbücher sind vor Jahren ...« »Bei einem Brand vernichtet worden, das haben wir auch gehört.« »Wir? Ihr seid doch verrückt mit euren Traditionen und Geschichten!« »Tradition ist das, was unseren Clan aufrecht hält! Und wir werden endlich unser Recht auf die Höhle einfordern. Hier und heute!« »Diese Höhle interessiert mich wie ein Stein in Glasgow. Was glaubt ihr denn ...?« »Wir haben keine Zeit für Spielchen, Miss Hart.« Neben Niko war ein mechanisches Geräusch zu hören. »Die hinteren Einstiegsluken wurden soeben entriegelt«, informierte sie der Mann hinter der Tür. »Ernsthaft?«, stieß Niko erschrocken aus. »Ich frage Sie noch ein letztes Mal, Miss Hart. Wo befindet sich die Höhle?« Alison wich von der Tür zurück und blickte hilfesuchend zu Niko. »Die meinen das ernst«, stotterte sie nervös. »Klingt so.« »Wir haben nicht vor, Sie zu verletzen. Machen Sie es uns ganz einfach, sagen Sie uns alles, was Sie wissen und wir ...« »Fucking Pricks, Bastards!«, schrie Alison die Tür an, »Ich weiß gar nichts und diese angebliche Legende interessiert mich nicht!« »Nur zu ihrer Information, wir haben soeben die Küste Schottlands überquert und befinden uns gerade auf knapp 15.000 Fuß Höhe. Es wird also ein längerer Weg nach unten.« »Das kann doch jetzt nicht ...«, ein leises Zischen an der Kabinenluke ließ Niko verstummen. »Die öffnen die Türen!«, schrie Alison. Niko hörte, dass auch die Stimmen von der anderen Seite nervös wurden. Er konnte nur einige Gesprächsfetzen verstehen. Die wollten nur bluffen, aber jetzt bekommen sie die Türverriegelung nicht mehr ...Die Kabinenluke vibrierte immer lauter. Hektisch blickte Niko auf seinen Rucksack, den er fest in der Hand hielt. Da ist nicht gerade was Nützliches drinnen, stellte er fest. Alison stürmte durch den Raum, riss mehrere Kästen auf und warf unterschiedliche Sachen zu Boden. »Was suchst du?«, wollte Niko wissen. Als Antwort wurde ihm ein gelbes Paket zugeworfen, das er im ersten Moment nicht identifizieren konnte. »Notpack, Survival Kit?«, las er vor. »Das können wir vielleicht noch brauchen, steck es in deinen Rucksack. Wir springen hinaus.« »Ernsthaft?« Niko sah sie mit aufgerissenen Augen an, folgte aber ihren Anweisungen. Hinter der Tür wurde es ebenfalls hektisch. Offenbar versuchten die Stewards die Tür zu ihnen zu öffnen. Doch das Rütteln an der Tür blieb erfolglos. Alison streckte ihm einen dick gefüllten Rucksack entgegen. »Schon einmal gesprungen?« Niko starrte sie ungläubig an. »Gesprungen?« »Ja, mit einem Fallschirm.« Bin nicht ich sonst derjenige mit verrückten Ideen?»Nein.« »Rausspringen, Hände ausstrecken und versuchen, in Bauchlage zu bleiben. Bis zehn zählen und dann dieses Seil ziehen, um den Fallschirm aufzumachen.« Niko sah sie perplex an. »Bist du verrückt?« Alison antwortete ihm nicht und schulterte einen Fallschirmrucksack. Bevor er dazu kam, etwas zu sagen, flog die Kabinentür mit einem lauten Kreischen auf. Gleichzeitig packte Niko ein gewaltiger Sog und riss ihn von den Beinen. Ohne eine Chance, sich dagegen zu wehren, wurde er in Richtung Tür geschleudert. Er stieß gegen Kiste und versuchte sich an dieser festzukrallen. Doch er fand keinen Halt und wurde ins Freie geschleudert. Sein Rucksack hing an seiner Schulter, doch der Fallschirmrucksack flog ohne ihn ins Freie. Augenblicklich umschloss ihn eisige Kälte, mehrmals drehte er sich um sich selbst. Ein kurzes Blinzeln reichte ihm, um zu sehen, wo er sich befand. Das Flugzeug war binnen Sekunden schon weit über ihm und er fiel wie ein Stein auf die Erde zu. Alisons Worte kamen ihm in den Sinn und Niko versuchte, seinen Körper in Richtung Boden zu drehen. Seine Hände wurden zur Seite gerissen, der eiskalte Wind blies ihm nun direkt und schmerzhaft ins Gesicht. Dennoch öffnete er kurz die Augen. Weit unter ihm erkannte er unterschiedliche Grünflächen, mehrere Ortschaften und dichte Wälder. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, jeder Tropfen schmerzte wie ein Nadelstich. Erst jetzt realisierte Niko voller Panik, dass ihm etwas fehlte. Ich habe keinen Fallschirm! Ich stürze ungebremst auf die Erde zu und habe keine Möglichkeit, irgendetwas dagegen zu tun!Der Gurt seines persönlichen Rucksacks drückte sich gegen seine Brust. Doch der war in dieser Situation absolut nutzlos. Er versuchte sich umzusehen, sah aber nur den wolkenverhangenen Himmel über der Insel. So soll es enden? Ich bin gerade einmal 41, habe eine Zeit davon im Gefängnis verschissen und gerade jetzt, wo alles einmal normal verläuft, kratze ich ab.Die Landschaft unter ihm kam nur langsam näher, obwohl er mit ungefähr 200 Stundenkilometern nach unten raste. Jedenfalls, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dachte er. Der Regen fühlte sich an, als würde Niko durch eiskalte Nadeln fliegen, die durch seine Kleidung drangen. Am schmerzhaftesten war der Regen im Gesicht. In seiner panischen Angst kamen ihm verschiedenste Erinnerungen in den Sinn. Julia, seine erste und anscheinend einzig große Liebe. Sie ist wahrscheinlich irgendwo unter mir auf dieser Insel, denkt aber sicher nicht mehr an mich. Seine Zeit im Gefängnis und Martin, der ihn vorzeitig freibekommen hatte. Wegen dir bin ich jetzt hier, fluchte er, aber du warst mein bester Freund. Niko glaubte seinen Namen im Rauschen zu hören. Einbildung, die Stimme klingt wie Julias.Niko wollte schreien, doch kaum öffnete er den Mund, jagte die eiskalte Luft durch seinen gesamten Körper. Ich werde einfach auf einem Feld, einer Wiese oder mitten auf einer Straße aufklatschen und nichts wird von mir übrig bleiben. Seine Gedanken machten wilde Sprünge. Von seinem letzten Urlaub in Kreta, zurück in die Schulzeit, seiner verstorbene Mutter und zu seinem Bruder. Mein Bruder, der Mönch. Er kann für mich beten. Vielleicht hat Alison es geschafft, ihren Fallschirmrucksack festzuhalten. Aber ...Etwas packte ihn an den Hüften und im nächsten Moment drehte sich Niko mehrmals um sich selbst. Er wusste nicht, was geschehen war, aber der Schmerz des Zusammenpralls ließ ihm schwarz vor Augen werden. Er spürte, wie sich sein Körper im freien Fall unkontrolliert drehte, aber auch ein zusätzliches Gewicht an seinem Rücken, etwas das ihn fest umschlang. Ihm wurde schlecht. Einige Sekunden später, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, wurde er mit einem plötzlichen Ruck nach oben gezogen. Er spürte, wie sein Fall abgebremst wurde. Seine Schultern, die von etwas festgehalten wurden, fühlten sich an, als würden sie jeden Moment abreißen. Der eiskalte Gegenwind wurde schwächer, das Rauschen in seinen Ohren nahm ab. »... bei Bewusstsein. Bleib wach, sonst kann ich dich nicht runterbringen!«, hörte er eine Frauenstimme neben sich schreien. Niko drehte den Kopf und erkannte Alison, die an seinem Rücken hing, die Arme fest um ihn geschlungen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, den Fallschirm rechtzeitig umzuhängen und war irgendwie zu ihm gelangt. »Verstehst du mich?« »Ja«, krächzte er leise. Er konnte nicht schreien, die Panik durchzog seinen ganzen Körper. »Wir werden gleich hart landen, ich weiß nicht ob diese Fallschirme für unser beider Gewicht ausgelegt sind. Pass auf deinen Kopf auf, roll dich zusammen.« Niko verstand nur Bruchstücke. Er war nahe daran, ohnmächtig zu werden, immer noch in Todesangst. »Ich werde versuchen, dich halbwegs heil abzusetzen, aber meine zehn Sprünge bisher waren keine Vorbereitung auf das hier.« Niko nickte und versuchte sich zu beruhigen. Sein ganzer Körper zitterte, wobei er nicht wusste, ob vor Kälte oder seiner Angst. Ein Ast streifte ihn, instinktiv hob er die Arme vor sein Gesicht. Ein weiterer Ast schnalzte über seinen Unterarm. Seine Beine berührten etwas. Niko hoffte, dass es der Erdboden war, und versuchte sich abzurollen. Doch seine Beine knickten weg, er fiel nach vorne und rollte über morsches Geäst, das unter seinem Gewicht brach. Er spürte, wie er gegen einen Stein stieß und darüber rollte. Kurz kam ihm der Gedanke, dass dieser ihm das Kreuz brechen könnte. Im nächsten Moment erwischte sein Bein einen stabilen Baum, gegen den er geschleudert wurde. Ihm wurde schwarz vor Augen.

      Stille.

      Dann vernahm er das sanfte Rauschen von Blättern, Feuchtigkeit auf seinem Kopf, ein weicher, erdiger Boden unter seinen Händen.

      Ich lebe.Vorsichtig sog Niko die Luft ein. Frische Waldluft, kühl und feucht. Kein Brennen in der Lunge, kein Geschmack von Blut, ich schätze, das ist gut. Er konzentrierte sich auf seine Beine und konnte beide spüren, ebenso seine Arme. Die Finger waren steif vor Kälte, das Kribbeln war unangenehm aber weniger schlimm als der restliche schmerzende Körper. Langsam rollte sich Niko auf den Rücken und blinzelte. Über ihm sah er den wolkenverhangenen Himmel und viele Baumwipfel. Er hatte kein Zeitgefühl, lag nur auf dem kühlen Boden, sah seinen Rucksack neben sich liegen und versuchte, ruhig zu atmen. Das plötzlich

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