Sieben Schwestern - Seranas Rache. J.L. Stone

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Sieben Schwestern - Seranas Rache - J.L. Stone

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der Heimstatt überblicken. Trotz der großen Höhe konnte ich alles sehr gut erkennen. Restlos scharf. Da erst erinnerte ich mich, über welch hervorragende Augen Raubvögel verfügten.

      Genau unter mir im Zentrum thronte, wie eine Spinne in ihrem Netz, eine mächtige Trutzburg, die das Zuhause des Raben-Clans sein musste. Sie machte allerdings einen ziemlich schäbigen und nicht gerade sehr einladenden Eindruck auf mich.

      Umgeben war sie von einer weitläufigen Steppe, durch die sich ein verzweigtes Netzwerk von Wegen und Pfaden zog. Die Graslandschaft wurde von kleineren Buschgruppen durchbrochen, die die einzigen Farbtupfer im einheitlichen Braun darstellten.

      An den Rändern des Refugiums erhoben sich teilweise dunkle Wälder, ähnlich dem, aus dem wir geflohen waren. Die meisten Wege und Pfade verschwanden unter deren Blätterdach.

      »Die ist ja bis jetzt nur minimal geschrumpft«, wunderte sich Nathalie.

      »Wie meinst du das?«

      »Soweit ich mich erinnern kann, hatte die Zuflucht des Raben-Clans einen Durchmesser von ungefähr 10 Kilometer«, erklärte sie. »Jetzt schätze ich diesen auf etwa acht.«

      »Und dann schieben die schon solch eine Panik?« stieß ich hervor.

      »Na ja, du musst verstehen, dass es zu Anfang ein schleichender Prozess ist, der sich mit der Zeit dann erheblich beschleunigt. Ich schätze, in circa sechs Monaten hat sich die Heimstatt völlig aufgelöst.«

      »Und dann stehen sie auf der Straße?«

      »So in etwa, wenn sie bis dahin kein neues Refugium erschaffen haben oder bei einem befreundeten Clan Unterschlupf finden.«

      »Welche Konsequenzen hat das für uns?«

      »Dass die Auswahl an Toren immer noch sehr groß ist«, bemerkte sie und studierte alles ganz genau.

      »Und das bedeutet?«

      »Dass wir uns auf unser Glück verlassen müssen«, erklärte sie. »Da ich nicht weiß, wohin jedes einzelne Tor führt, ist es letztendlich egal, für welches wir uns entscheiden. Ich hoffe nur, dass wir eins erwischen, das zurück in die Stadt oder deren Nähe führt.«

      »Wie meinst du das?«

      »Nun«, fing sie mit ihrer Erklärung an. »Nicht jede Pforte endet irgendwo in der Stadt. Sie können in der Außenwelt sehr weit auseinander liegen. Oder hast du vielleicht gedacht, dass unsere Heimstätten nur auf ein enges Gebiet begrenzt sind.«

      »Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht«, gestand ich. »Somit könnten wir also überall auf der Welt auftauchen, weitab von unserem Zuhause?«

      »Na ja, nicht auf der ganzen Welt, aber schon in einem großen Gebiet«, schränkte sie ein.

      »Na klasse!« seufzte ich. »Das könnten ja dann Hunderte von Kilometern sein.«

      Die Aussicht, eine solch große Strecke bei meiner schlechten Kondition noch zurücklegen zu müssen, wenn wir die falsche Pforte auswählten, heiterte mich nicht gerade auf. Die Chancen standen verdammt gut, dass uns dieses Schicksal erwartete.

      »Nicht ganz diese Dimensionen, aber du hast es im Grunde erfasst.«

      »Du kannst einem wirklich Mut machen!« beschwerte ich mich.

      »Jetzt lass mal nicht den Kopf hängen«, bemühte sie sich mich aufzumuntern. »Es wird schon schiefgehen.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr.«

      »Vertrau mir«, forderte sie mich auf. »Doch jetzt haben wir genug geredet. Lass uns endlich von hier verschwinden und einem dieser Wege folgen.«

      »Nach dir«, gab ich ganz den Gentleman.

      Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Noch ehe ich ausgesprochen hatte, legte sie die Flügel etwas an und ließ sich langsam tiefer sinken. Dabei folgte sie einem ziemlich gut erkennbaren Pfad, der von der Trutzburg zum Rand der Zuflucht führte.

      3 – Entdeckungen

      Wir hatten etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Nathalie unerwartet von unserem anvisierten Ziel abwich. Unweit von mir begann sie dann hektisch mit den Flügeln zu schlagen, um auf der Stelle zu verharren, so wie es Falken taten, wenn sie auf Beute aus waren.

      »Was ist?« wollte ich wissen, als ich es neben ihr gleich tat.

      Meine Muskeln protestierten zwar heftig gegen diese erneute Belastung, aber mir blieb keine andere Wahl. So biss ich den Schnabel zusammen und versuchte neben Nathalie in der Luft zu stehen. Es gelang mir nur sehr mäßig. Immer wieder scherte ich zur Seite aus oder sank etwas nach unten.

      »Hier ist irgendetwas«, erwiderte sie abwesend und starrte angestrengt in die Tiefe.

      Noch immer erstreckte sich unter uns die weite Steppe, die von hohem Gras bewachsen war. So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts Ungewöhnliches entdecken.

      Im nächsten Augenblick ließ sich Nathalie plötzlich mit angelegten Flügeln wie ein Stein in die Tiefe fallen. Mir stockte der Atem, als ich ihren Sturz verfolgte. Noch ehe ich in irgendeiner Weise reagieren konnte, stoppte sie ihren Fall schon wieder.

      Irgendetwas unter uns schien sie gewaltig aus dem Konzept gebracht zu haben. Sie hatte offensichtlich ganz vergessen, dass wir so schnell wie möglich aus der Heimstatt der Raben verschwinden wollten.

      Obwohl ich angestrengt in die Tiefe spähte, konnte ich immer noch nicht erkennen, was ihre Aufmerksamkeit erregt haben könnte. Außer mickrigen Büschen gab es dort nichts zu sehen.

      In mehreren Etappen sank Nathalie bis fast auf den Boden hinab und begann dann über einer bestimmten Stelle zu kreisen. In deren Zentrum befand sich eine kleine, unscheinbare und nicht sehr tiefe Senke, die nur teilweise von niedrigen Sträuchern bewachsen war und ansonsten keine Besonderheit aufwies.

      Was faszinierte sie nur daran?

      Nur wenig später lenkte mich eine kaum wahrnehmbare Bewegung am Rande meines Blickfeldes im Gras ab. Irritiert wandte ich meinen Blick ab und überließ Nathalie sich selbst. Obwohl ich wusste, dass sich etwas da unten im Steppengras bewegt hatte, konnte ich den Verursacher zuerst nicht ausfindig machen, trotz der scharfen Augen.

      Sekunden später schwankten wieder einige Grasbüschel – nur wesentlich näher an unserem Standort dran, als ich erwartet hatte. Wer oder was auch immer es war, es war verdammt schnell.

      Da entdeckte ich noch weitere Bewegungen, die sich rasend schnell fortpflanzten und in einem breiten Fächer auf die Senke zustrebten. Endlich ging mir ein Licht auf. Tarid und Viktor war es anscheinend gelungen, unsere Spur wieder aufzunehmen und sie hatten Verstärkung erhalten.

      Über das Wie machte ich mir in dem Moment keine Gedanken. Jetzt zählte nur noch eins – schnellstens das Weite zu suchen!

      »Nathalie!« brüllte ich einer Panik nahe. »Verschwinde!«

      Doch sie reagierte nicht und hielt weiter unbeirrt über der Senke Ausschau, nach was auch immer. Anscheinend hatte sie mich nicht gehört. Sie war

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