Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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der Bonus ab, und das machte im günstigen Fall zwischen 20 und 30% des Jahresgehalts aus. Auch die Anzahl der Firmenanteile, die man erwerben durfte, hing davon ab. Jedes Jahr wurde eine Liste der von allen Partnern gehaltenen Firmenanteile veröffentlicht. Diese Liste legte unter anderem auch die interne ‚Hackordnung‘ fest. Es war klar, dass die Partner mit den meisten Anteilen einen größeren Einfluss besaßen als die mit kleinen Anteilen, sei es, dass sie relativ neu im Unternehmen waren oder dass sie bisher eine geringere ‘Performance‘ gezeigt hatten. Jedenfalls war die gegenseitige Unterstützung der Partner untereinander weit geringer, als dies offiziell zugegeben wurde. Zwischen einigen Partnern kam es gelegentlich zu unerfreulichen Auseinandersetzungen, die bis zu persönlicher Feindschaft reichen konnten. Auch die immer wieder veranstalteten Partner-Meetings in bevorzugten Orten, wie zum Beispiel in der Karibik oder auf Hawaii, aber auch organisierte Hochgebirgstouren mit Klettertouren am Seil oder gemeinsame Überlebenstrainings in heterogenen Gruppen, konnten dies Problem nicht wirklich beseitigen. Der grundsätzliche Konflikt war durchaus auch Teil des internen Wettkampfs um Macht, Geld und Ansehen.

       Beyer entschloss sich daher, seine wichtigsten Termine für die nächsten drei Tage auf die kommende Woche unter Hinweis auf eine dringende Besprechung in Chicago zu verschieben und hoffte auf das Verständnis seiner Klienten. Die übrigen Termine würde seine Sekretärin in gewohnt professioneller Art regeln.

       „Und, was machen wir mit Dr. Pauli“, fragte Frau Schmidt, als sie von dem Flug nach Chicago erfuhr.

       „Pauli hätte ich noch gern vorher gesprochen. Verbinden Sie mich später mit ihm.“

      5.

      Ablenkungsversuch

      Die trüben Gedanken hatte ich zur Seite geschoben. Ich musste positiv denken. ‚Du darfst dich nicht unterkriegen lassen musst dich den Herausforderungen stellen!‘

      Eine Blume hatte etwas abseits von den anderen gestanden. Sie war schlank und von ein paar roten Blättern umgeben. Genau wie ein Kimono, der eine schlanke Japanerin wunderbar ziert und kleidet. Mikiko!

      Mühsam hatte ich mich wieder erhoben und war langsam den Weg hinunter zum See gefolgt, es schien besser zu gehen. Ich konnte jetzt leichter atmen, spürte aber noch immer den Druck auf der Brust. Hinter dem kleinen Wirtshaus im Biergarten wollte ich mich setzen und etwas trinken. Vielleicht ein kleines Bier oder ein Glas Wasser, ja das würde mir bestimmt guttun. Ich setzte mich an einen der leeren Tische und bestellte einen gespritzten Apfelsaft.

      „Groß oder klein“, fragte die Kellnerin. Sie trug keinen Kimono, war nicht schlank wie eine Gerte, hatte kein langes schwarzes Haar. Aber sie war freundlich.

      „Klein“, antwortete ich, „und bringen Sie mir bitte die Speisenkarte.“

      Ich sagte das, obwohl ich keinen Hunger hatte, wahrscheinlich nur, um irgendetwas zu sagen, was man so immer sagt.

      Ich lehnte mich auf dem harten Gartenstuhl zurück und sah mich um. Dort drüben sitzt ein Herr, den ich kenne, dachte ich, aber wer ist das? Einfach nicht hinsehen, jetzt bloß keinen Menschen treffen, mit dem du sprechen musst. Er würde sofort merken, dass etwas mit mir nicht stimmt. Aber das sollte er nicht, niemand sollte das merken. Und die Kellnerin, hatte sie etwas bemerkt? Ist eigentlich nicht so wichtig, ich habe sie noch nie gesehen und würde sie auch nie wiedersehen.

      Die Kellnerin brachte den Apfelsaft und die Speisekarte.

      „Danke, ich will doch lieber nichts essen.“

      „Machen Sie Diät?“ fragte sie etwas aufdringlich und musterte mich kritisch.

      „Nein, das habe ich wirklich nicht nötig, ich fühle mich nur etwas erschöpft.“

      „Dann trinken Sie erst einmal in Ruhe den Saft, dann wird es schon wieder gehen. Wenn Sie noch etwas bestellen wollen, dann geben Sie Bescheid.“

      Ich fühlte mich trotz der vielen Menschen an den anderen Tischen ziemlich verlassen und einsam mit meinem Glas Apfelsaft. Wenigstens ein Glas gespritzten Weißwein hätte ich bestellen sollen, ein kühles Glas Wein. Wein hatten sie damals auch getrunken, Weißwein und Rosé. Damals waren wir fröhlich gewesen, hatten gescherzt und gelacht. Das waren frohe Zeiten gewesen.

      Im Privathaus von Dr. Pauli

       Wegen seines bevorstehenden Chicago-Termins hatte sich Beyer mit Dr. Pauli noch am gleichen Tag in dessen Privatvilla verabredet. Er fand das Haus auf Grund der Beschreibung von Pauli ohne Umweg. Es lag auf einer Anhöhe etwas außerhalb der Stadt und war mit einer weißen Mauer umgeben. Er klingelte an dem Gartentor, zwei starke Scheinwerfer erleuchteten die Toreinfahrt. Kurze Zeit später öffnete sich das Tor.

       An der Haustür wurde er von einer gepflegten Frau mittleren Alters empfangen, deren Ähnlichkeit mit Michael Pauli nicht zu übersehen war.

       „Treten Sie ein, Herr Beyer, mein Mann kommt gleich, er zieht sich gerade um.“

       Der Fußboden war aus weißem Marmor, an den Wänden hingen einige Gemälde, im Stil zwischen Feininger und Kandinsky. Er betrachtete sie aufmerksam, konnte sie aber keinem Maler zuordnen.

       „Gefallen Ihnen die Bilder?“ fragte sie.

       „Ja, sehr ich überlegte gerade, wer der Maler sein könnte.“

       „Sie steht vor Ihnen. Ich male seit einigen Jahren.

       Frau Pauli hatte das ganz natürlich, ohne besondere Betonung gesagt. Sie war selbstsicher, gepflegt, dezent geschminkt, aber keineswegs aufdringlich. Sie wirkte wie eine erfolgreiche Frau, die ihren Wert kennt und es nicht nötig hat, sich in den Vordergrund zu stellen.

       ‚Eine bemerkenswerte Frau‘, dachte Beyer und sagte laut: „Sie haben bei dem ‘Stapellauf‘ Ihrer Yacht gefehlt, wahrscheinlich hatten Sie keine Zeit.“

       „Die Männer müssen auch mal etwas allein machen, ich habe später noch genügend Gelegenheit, das Schiff zu sehen.“

       „Segeln Sie nicht gerne?“

       „Doch, ich glaube schon, dass es mir gefällt. Aber ich habe erst kürzlich den Segelschein gemacht und hatte bisher noch keine Gelegenheit, das Schiff zu sehen.“

       Dr. Pauli kam die breite Treppe herunter.

       „Wie ich sehe, haben Sie sich mit meiner Frau schon bekannt gemacht. Kommen Sie ins Wohnzimmer, Herr Beyer. Meine Liebe, du entschuldigst uns?“

       Der Wohnbereich war großzügig eingerichtet mit einer breiten Sofagarnitur und zwei Sesseln. Große Fenster mit Blick auf die Terrasse, unterhalb sah man die Stadt. Links schloss sich die Bibliothek mit einem schweren Schreibtisch aus den Gründerjahren an, rechts, eine Stufe erhöht der Essbereich. Auch dort wieder eine Anzahl von Bildern, offenbar alle von Frau Pauli.

       Sie gingen ins Büro nebenan und setzten sich in die schweren Ledersessel seitlich neben dem Schreibtisch.

      

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