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„Dazu müsste ich viel mehr über die Firma wissen, beispielsweise über die Kapitalstruktur und die Ertragssituation“, meinte Beyer.

       „Es handelt sich hier um meine Firma. Gehen Sie von ordentlichen Gewinnen in den letzten Jahren aus, die Firma ist solide finanziert.“

       Pauli hatte das mit Festigkeit und Überzeugung gesagt, trotzdem hatte Beyer den kleinen Augenblick des Zögerns nicht übersehen, auch hatte Pauli wieder ganz plötzlich einen roten Kopf bekommen.

       „Auf der einen Seite der Waagschale haben Sie den Zugang zum Kapitalmarkt mit der Möglichkeit, sich zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen, auf der anderen Seite verlieren Sie den unmittelbaren Einfluss auf Ihr Unternehmen. Dabei müssen Sie auch an die Zukunft Ihrer Söhne denken. Außerdem stellt die Publizitätspflicht erhebliche Anforderungen an das interne Rechnungswesen und ganz billig ist der Börsengang auch nicht. Es kommt also darauf an, was Sie in Zukunft mit Ihrer Firma machen wollen, aber insgesamt ist es natürlich ein sinnvoller Weg zur Kapitalbeschaffung, vor allem dann, wenn man sich so nach und nach aus dem Unternehmen zurückziehen will.“

       „Daran denke ich eigentlich nicht, jedenfalls jetzt noch nicht.“

       Sie erhoben sich und begaben sich zum Ausgang. Beyer verabschiedete sich von Pauli und fuhr nach Stuttgart zurück.

       Auf der Autobahn, die zu dieser nächtlichen Stunde verhältnismäßig leer war, ließ Beyer das Gespräch noch einmal an sich vorüberziehen: Was war eigentlich das Problem: Die Organisationsstruktur, die Strategie, die Kosten und Erträge oder der geplante Börsengang? Oder wollte er ihn nur näher kennenlernen. Hat Pauli etwas verbergen wollen? Einerseits war er offen, andererseits auch wieder merkwürdig verschlossen. Wenig einsichtig war auch seine Erklärung zu den Führungskräften: Offenbar war er misstrauisch auch seinem Bruder gegenüber, sonst hätte er jedem die alleinige Verantwortung für sein Geschäft gegeben. Er hatte fast keine Zahlen genannt, hatte nichts über die Ergebnislage gesagt, außer dass für einen möglichen Börsengang genügend Geld vorhanden war. Das Haus machte einen gediegenen und wohlhabenden Eindruck, dann das Flugzeug und die Yacht, Wohnungen in Florida und auf Sylt.

       Dennoch hatte Beyer ein Gefühl, als ob nicht alles so war, wie es schien. Man würde sehen – oder auch nicht. Vielleicht war er zu kompromisslos und direkt gewesen? War der Preis zu hoch angesetzt gewesen? Ein neuer Auftrag konnte gerade jetzt nichts schaden, wo der Stein-Auftrag so abrupt zu Ende gegangen war. Das Team musste beschäftigt werden. Die Auslastung des Büros war ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Jahresbewertung für den Bonus und das Gehalt im kommenden Jahr. In jedem Fall würde er sich nach seiner Rückkehr aus Chicago wieder bei Pauli melden. Im Übrigen, die Frau Pauli ist eine ganz bezaubernde Frau, charmant und warmherzig. Sie war wohl die einzige in der Familie, die ihrem Mann widersprach, die Söhne taten es sicher nicht – oder jedenfalls nicht in Gegenwart von Dritten.

      6.

      Ein Glas Wasser

      „Möchten Sie noch etwas trinken oder etwas essen?“ fragte die Kellnerin.

      „Ach, bitte bringen Sie mir ein Glas Wasser“, sagte ich leise.

      „Ist Ihnen nicht gut? reagierte sie erschrocken. „Sie sehen blass aus!“

      „Ich bin nur ziemlich müde“, wehrte ich ab. „Ich weiß auch nicht recht, was mit mir los ist. Mir ist etwas schwindelig.“

      „Wenn ich Ihnen ein Aspirin bringen soll, sagen Sie es.“

      „Ja, danke, das wäre vielleicht ganz gut.“

      Sie brachte eine Tablette mit einem Glas Wasser und ich hoffte auf Besserung.

      „Möchten Sie sich vielleicht etwas hinlegen, wir haben drinnen im Nebenraum eine Couch“, meinte sie besorgt.

      „Nein, vielen Dank, Sie sind sehr nett zu mir, aber ich werde mich gleich wieder besser fühlen. Es ist sehr schön hier“, sagte ich zur Ablenkung, obwohl ich es in diesem Augenblick wirklich nicht so schön fand. Im Gegenteil, die Terrasse hätte dringend mal einer Renovierung bedurft. Aber ich wollte freundlich sein, schließlich konnte sie ja nichts dafür, dass es mir nicht gut ging.

      „Sie sind nicht aus dieser Gegend?“ fragte sie. Es war eigentlich eine sinnlose Frage, denn es war nur zu deutlich zu sehen, dass ich nicht von hier war, außerdem hatte ich nie zuvor das Lokal betreten. Was auch immer sie zu der Frage bewegt haben mochte, es war mir egal.

      Ich schüttelte vorsichtig meinen Kopf. „Nein, ich wohne hier erst seit knapp zwei Jahren. Eigentlich wohne ich in Berlin, aber ich arbeite hier in der Nähe und habe meine Wohnung dort drüben. Die benutze ich nur drei Tage in der Woche, dann fliege ich wieder nach Hause.“

      Sie entschuldigte sich, um andere Gäste zu bedienen. Sie tat es mit professioneller Hingabe und offensichtlicher Freude an ihrer Arbeit in der angenehmen Umgebung.

      Ich fühlte mich elend und hilflos und war froh, als sie wieder zurückkam und sich an meinen Tisch setzte. Das war eigentlich eher ungewöhnlich, im Allgemeinen setzte sich eine Kellnerin nicht an den Tisch eines Gastes, die sie kaum kannte. Aber sie tat es, aus welchem Grund auch immer.

      „Ist Ihre Frau jetzt in Berlin? Es wäre besser, wenn sie kommen würde. Ich glaube, Sie brauchen Hilfe.“

      „Ja, sie sorgt dort für unser Haus.“

      „Es wäre besser, wenn sie jetzt hier bei Ihnen wäre, ich glaube, Sie brauchen Hilfe“ wiederholte sie. Offenbar war es ihr wichtig.

      „Ja, das wäre sicherlich gut“, sagte ich mit schwacher Stimme. „Wenn sie hier wäre, aber das ist jetzt nicht möglich, natürlich wäre das viel besser.“

      „Ist es nicht sehr anstrengend, so jede Woche hin und her zu fliegen? Ich glaube, ich könnte das nicht“, schwatzte die Kellnerin drauflos. Wahrscheinlich tat sie das immer, wenn ein neuer Gast das Lokal betrat.

      „Mir macht das Fliegen nichts aus, ich bin früher selber geflogen mit einer kleinen Maschine. Ich fliege gern.“ Ich weiß nicht, warum ich das sagte, aber vielleicht wollte ich ein neutrales Thema finden.

      „Trotzdem, ich finde es anstrengend, so oft in einem anderen Ort zu sein.“

      „Nein, es macht mir nichts aus“, wiederholte ich ohne Überzeugung.

      „Haben Sie hier sonst niemanden, der sich um Sie kümmert?“ wollte sie wissen.

      Ich schüttelte den Kopf. Mir schien die Frage ziemlich direkt und auch irgendwie indiskret zu sein.

      „Haben Sie keine Kinder?“

      „Drei, aber sie sind über ganz Deutschland verstreut. Mein ältester Sohn lebt in Kevelaer, der zweite im Elsass und meine Tochter in München.“

      Mit dieser Information konnte sie nichts anfangen, aber jedenfalls lenkte sie von diesem Ort ab.

      „So weit weg? Ja, dann können sie sich wirklich nicht um Sie kümmern“, sagte sie mitleidsvoll, „entschuldigen Sie, aber ich muss weiterarbeiten.“

      Sie stand auf, ging und ließ mich mit meinen trüben

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