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       Dr. Pauli setzte die Besprechung fort, indem er Dr. Winter nach der aktuellen Auftrags- und Geschäftslage in der Micro-Technik fragte. Winter berichtete von aussichtsreichen Großprojekten, welche die Bundesregierung und das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Aussicht gestellt hätten. Er nannte Projekte von zweistelligen Millionenbeträgen. Auch international stünden große militärische Kooperationsprojekte, vor allem mit Schweden und Frankreich, kurz vor dem Abschluss.

       „Gerade vor wenigen Tagen habe ich den ehemaligen Ministerialdirigenten Gerhardt gesprochen, der hat mir versichert, dass das ‘Kargo-Projekt“ realisiert wird“, ergänzte Oderbruch und Winter nickte zustimmend.

       Pauli war sichtlich zufrieden und entspannte sich. Die rote Färbung in seinem Gesicht wich einem ausgeglichenen, freundlichen Ausdruck. „Gut, hoffen wir, dass diese Aufträge bald kommen, wir haben in den vergangenen Jahren erhebliche Vorleistungen erbracht. Auch Ministerialrat Gerhardt hat als Berater uns eine Menge Geld gekostet. Das Geld muss noch dieses Jahr durch große Aufträge zurückfließen. Wir können uns nicht mehr leisten, nur von der Hoffnung zu leben. Aber ich weiß, Sie sind ist energisch dahinter her.“

       Fritz Pauli brummte irgendetwas, was niemand verstand und wurde dafür von seinem Bruder zurechtgewiesen: Es wäre besser, wenn du auch bald große Projekte hereinbringen würdest. Von dir höre ich nur wenig Erfreuliches. Wie sieht es denn in der Verkehrstechnik aus, was macht die Traffic Inc. in San Franzisco? Kommen wir dort aus den roten Zahlen heraus? Wenn nicht, werden wir auch dort Leute entlassen müssen.“

       Fritz Pauli überlegte kurz, was er antworten sollte. Wenn er die Situation so schilderte, wie sie war, dann würde es wieder ein Donnerwetter geben, also entschloss er sich, das Prinzip ‘Hoffnung‘ zu bemühen und erklärte, man sei im Plan und werde voraussichtlich, wenn alles so laufe wie man denke, das Ergebnis des Vorjahres erheblich verbessern. Er nannte noch ein paar Zahlen, auf die aber niemand so richtig achtete. Da kam eine Unterbrechung gerade gut gelegen.

       Herr Hilbert von der German Bank, Frankfurt verlangte Dr. Pauli am Telefon zu sprechen. Eigentlich wollte er sich nach der Bilanz erkundigen, wählte aber eine andere Einleitung, denn er war insbesondere bei seinen guten Kunden um Harmonie bemüht. „War ein interessanter Abend neulich auf dem Empfang des Ministerpräsidenten. Ich habe mich gefreut, auch Sie unter den Gästen zu sehen.“, begann Hilbert das Gespräch.

       „Es waren dort viele hochgestellter Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft versammelt. Alles was Rang und Namen hatte“, bestätigte Pauli. „Ich nehme mir gelegentlich die Zeit, weil man den einen oder anderen geschäftlichen Kontakt auffrischen kann.“

       „Auch ich nutze gern die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. So konnte ich mit Tietmeyer ein paar Worte wechseln, guter Mann. Hoffentlich erhält die Regierung auch künftig die Unabhängigkeit der Bundesbank.“

       „Das wäre wirklich wünschenswert“, bestätigte Pauli und hoffte, noch ein paar ergänzende Bemerkungen zur künftigen Zinsentwicklung zu erfahren, denn das Thema brannte ihm unter den Nägeln. „Hoffentlich bleibt das Zinsniveau auf den derzeitig niedrigen Stand.“

       Es entstand eine kurze Pause, in der Pauli auf eine Bestätigung wartete, die aber nicht kam, so fuhr er fort. „Sie hatten angerufen, was kann ich für Sie tun?“

       „Ich wollte mich nach Ihrer Bilanz vom Vorjahr erkundigen, wir benötigen sie dringend. Sie wissen, es geht um die Kreditprolongation, um die Sie nachgesucht haben.“

       „Ja, ich weiß. Die Bilanz ist fast fertig. Es fehlen nur noch ein paar Abschluss-Buchungen. Unser Wirtschaftsprüfer Dr. Schubert ist gerade damit beschäftigt. Er ist ziemlich überlastet.“

       „Vernünftige schwarze Zahlen?“ fragte er.

       „Keine Sorge. Die Bilanz ist gut wie immer, wir haben wieder einen ordentlichen Gewinn gemacht.“

       „So wie in den letzten Jahren?“

       „Ja, alles bestens. Sie erhalten die Bilanz in der nächsten Woche. Am besten, ich komme damit zu Ihnen, wollte sowieso mit Ihnen über eine geplante Akquisition sprechen. Sie ist eine große Chance für unser Unternehmen. Wir sollten auch mal die neulich schon angesprochene Thematik des geplanten Börsengangs sprechen. Wir sollten das Vorhaben jetzt bald über die Bühne bringen. Ich rufe Sie zurück, wenn wir die Bilanz fertig gestellt haben. Richten Sie bitte meine Grüße an Dr. Reiners aus.“

       „Danke, werde ich ausrichten. Auf Wiederhören.“

       Dr. Pauli legte auf und machte einen zufriedenen Eindruck. Der Kelch war noch mal an ihm vorübergegangen, und er hatte Zeit gewonnen. „Meine Herren, wir müssen jetzt das Gespräch beenden, ich muss zu Dr. Schubert nach Stuttgart. Vergessen Sie nicht, wir brauchen unbedingt dieses Jahr einen wesentlich höheren Gewinn in jeder einzelnen Gesellschaft, sonst scheitert der Börsengang und wir können uns nicht die notwendigen finanziellen Ressourcen erschließen, die wir für die geplante Expansion unserer Firmengruppe brauchen. Ist Ihnen allen das klar?“

       „Ja, vollkommen!“ Es klang wie ein gut einstudierter Chor. Pauli sah jeden einzelnen der Reihe nach an: Was hatte er da bloß für armselige Kreaturen vor sich sitzen, jeder einzelne taugte im Grunde nicht für seine hohen Ansprüche. Sobald er die Firma in eine AG umgewandelt hätte, würde er sie alle rausschmeißen und durch andere ersetzen, aber jetzt ging das nicht. Jetzt brauchte er sie noch. „Herr Kramer, ich möchte Sie noch einen Augenblick sprechen.“

       Die übrigen Herren verließen unverzüglich den Besprechungsraum, als hätten sie nichts Eiligeres zu tun, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

       „Hilbert ist wegen unserer Bilanz beunruhigt und will sie umgehend sehen“, sagte Pauli zu seinem Kollegen, als die Tür wieder verschlossen war. „Ich habe das für den Augenblick noch ganz gut hingekriegt, aber der will endlich Zahlen sehen. Ich muss unbedingt gleich Schubert sprechen. Hilbert ist sehr wichtig für uns. Ich will den Börsengang unbedingt mit der German Bank machen, da brauchen wir uns wegen der breit gestreuten Platzierung der Aktien keine Sorgen zu machen, aber die Voraussetzung dafür ist ein hervorragendes Bilanzergebnis.“

       Kramer pflichtete ihm bei, wie er es meistens tat. „Wir werden wieder ein gutes Ergebnis ausweisen, wie jedes Jahr.“

       „Sprechen Sie sofort mit Winter, Oderbruch ist zu langsam und zu unbeweglich. Der soll sich mal beeilen, bis er in die Gänge kommt, sind andere schon lange abgefahren.“

       „Der schläft doch meistens und wenn er mal aufwacht, dann hat er nur die Hälfte verstanden. Den sollte wir wirklich mal austauschen.“

       Es war generell die Gepflogenheit im Hause, über Abwesende mit ironischem Unterton und geringschätzig zu sprechen, aber man vermied die direkte Konfrontation. Selbst Dr. Pauli äußerte sich über Abwesende oft abfällig. Er hatte die Gewohnheit, jeden Menschen, mit dem er gerade im Gespräch war, als seinen Vertrauten zu behandeln, wodurch dieser sich besonders geschmeichelt fühlte. Das hinderte ihn aber nicht, in anderer Konstellation Schlechtes über diese Person zu sagen. Jeder, der Pauli zum ersten Mal traf, fühlte sich deshalb von seiner überaus charmanten und gewinnenden Art angezogen. Erst

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