Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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Zwischenzeit mit meinen deutschen Klienten?“

       „Die musst du ein paar Wochen vertrösten oder auf deine Kollegen übertragen, es ist nur für zwei oder drei Wochen, danach kannst du die Untersuchung von Deutschland aus dirigieren. Vielleicht musst du später zur Datenauswertung noch einmal hinfahren, aber das sehen wir später.“

       Beyer hatte schon seit vielen Jahren nach Japan reisen wollen. Das Land übte eine besondere Faszination auf ihn aus. Die Japaner hatten in wichtigen Schlüsselindustrien, insbesondere in der Elektronik- und in der Fahrzeugindustrie eine beherrschende Stellung am Weltmarkt eingenommen. Er fragte sich, wie das möglich gewesen war. Hatte man in Europa die wichtigen Trends verschlafen, waren die Japaner intelligenter als der Rest der Welt, war es nur die größere Motivation, lag es etwa an der längeren Arbeitszeit, an dem geringeren Urlaubsanspruch, lag es an der Lenkung durch das zentrale Planungsministerium ‘MITI‘, war es alles zugleich oder gab es noch andere Gründe?

       Kurze Zeit hing jeder seinen Gedanken nach. Nachdem der Kellner abgeräumt hatte, fragte Armin:

       „Was tut sich denn sonst Neues in unserer Firma“, fragte Arnim, nachdem der Kellner abgeräumt hatte.

       „Wir wachsen stetig stärker als unser Wettbewerb, das soll auch so bleiben. Unsere Geschäftsaussichten sind weltweit günstig. Die zunehmende Internationalisierung und der technologische Wandel lassen die Nachfrage nach fundierter Strategieberatung überdurchschnittlich steigen. Unser Wachstum wird nur begrenzt durch die Verfügbarkeit an qualifizierten Beratern. Wir haben deshalb unser Rekrutierungsprogramm an den Top-Universitäten und Business-Schools wesentlich verstärkt. Gefragt sind engagierte, mehrsprachige Absolventen, die hervorragende Examensnoten vorweisen können. Doch solche Leute sind knapp. Die Business Schools produzieren nicht mehr genug.“

       „Das gleiche Problem haben wir auch bei uns in Deutschland. Wir könnten wesentlich mehr Geschäft generieren, wenn wir mehr hoch qualifizierte junge Leute für unseren Beruf begeistern könnten.“

       „Aber er hat auch viele Nachteile“, fuhr Arnim nach kurzer Pause fort. „Vor allem das viele Reisen und die Unsicherheit über die beruflichen Perspektiven. Die meisten jungen Leute wollen bei der Einstellung schon die Pensionierung regeln und sind nicht mehr dazu bereit, mindestens vier oft auch fünf Tage in der Woche von zu Hause weg zu sein.“

       „Das ist in der Tat ein Problem“, bestätigte Jack.

       „Weißt du noch, damals als ich anfing, sind wir schon Sonntagabend zum Ort unserer weit entfernten Klienten angereist. Die Philosophie war, wir sind in Büro des Klienten, wenn er morgens anfängt. Das hat sich dann aber schnell geändert, es war nicht lange durchzuhalten. Ich erinnere mich noch, als wir damals in Österreich, in der Steiermark waren, dann kamen wir Freitag spät am Abend nach Hause und fuhren Sonntagmittag wieder ab. Das hat damals bei unseren Familien viel Ärger gemacht.“

       Arnim dachte daran, dass selbst die sonst so verständnisvolle Elinor damals verlangt hatte, dass er sich mehr Zeit für sie und die Kinder nehmen solle.

       „Ja, das waren noch Zeiten, da waren wir weltweit gerade mal hundert Mitarbeiter, jetzt sind wir über Tausend“, verkündete Jack nicht ohne Stolz.

       „Ein anderer Haftpflichtfall ist erst vor wenigen Wochen entschieden worden. In unserem Büro in Washington gab es eine sehr attraktive junge Puerto-Ricanerin, sie war Sekretärin von einem unserer Partner-Kollegen, den du sicher kennst, den ich aber nicht nennen will. Wenn die Dame durch das Büro ging, sahen alle männlichen Kollegen ihr nach. Da sie immer sehr auffallend gekleidet war, enge Pullover oder durchsichtige Blusen trug, dazu mal kurze Röcke oder hautenge Hosen, war es ziemlich eindeutig, dass sie damit die Männer bewusst provozierte. Es kam wie es kommen musste, eines Tages begann sie ein Verhältnis mit unserem Kollegen. Sie waren abends oft länger im Büro geblieben und dabei kam es dann zu engeren Berührungen zwischen den beiden. Das ging eine Weile gut, bis seine Frau zufällig davon Wind bekam. Sie verlangte, dass die Beziehung sofort aufhören müsse, sonst werde sie sich scheiden lassen. Außerdem müsse der Sekretärin sofort gekündigt werden.“

       „Ein ähnlicher Fall hat sich vor einigen Jahren auch bei uns ereignet“, bemerkte Arnim beiläufig, aber Jack ging nicht darauf ein. Sie schwiegen und blickten jeder in eine andere Richtung.

       Schließlich erkundigte sich Jack noch nach Einzelheiten aus dem Stuttgarter Büro und erfuhr dabei von dem Problem mit dem Klienten Stein.

       „Das ist auch eine Form der ‘kreativen Zerstörung‘“, meinte Jack, sicher aber in anderer Weise, als es seinerzeit vom Wirtschaftstheoretiker ‘Schumpeter‘ gemeint war. Wir könnten deinem Bekannten auch in dieser Situation helfen. Wir sollten ihm vorschlagen, sein Geschäft zu verkaufen, wenn er das will. Wir haben hier gerade eine internationale Akquisitionsstudie von einem der größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt, der Firma NEWE in Luzern. Wenn wir die Firmen zusammenbringen, dann wäre wahrscheinlich beiden geholfen. Immer vorausgesetzt, dass Stein dazu bereit ist.“

       „Vor wenigen Tagen hätte ich das rundweg verneint, aber unter den gegebenen Umständen ist er wahrscheinlich froh, wenn er seine Firma mit Gewinn verkaufen kann. Danke für den Tipp, ich werde mich gleich nach meiner Rückkehr darum kümmern.“

       Jack lachte: „Du kennst meine ‘Billing-Rate‘, schreibe vorsichtshalber mal einen Tag auf dein Stein Projekt.“

       Tatsächlich fand Beyer eine Woche später einen Arbeitstag von Jack auf seiner internen Projektabrechnung: 8.500 Mark zuzüglich den Kosten für das Abendessen und reichlich bemessenem Trinkgeld. Jack brauchte eben auch seine ‘Auslastung‘, auch er musste sein Geld ‘am Markt‘ verdienen.

       Am nächsten Tag ging Beyer zu Fuß ins Büro in der North Wacker Drive. Es war ein schöner Herbsttag, noch etwas kühl und windig, aber er genoss es, das geschäftige Treiben auf den Straßen zu beobachten. Chicago war in den letzten Jahren sehr viel schöner geworden, eine Reihe attraktive Hochhäuser war entstanden, die Straßen waren wesentlich sauberer geworden.

       Das Kanders Büro lag in den Stockwerken 11 und 12 des großen Bürogebäudes. Im hinteren Teil der riesigen, mit Marmor getäfelten Eingangshalle befanden sich acht Fahrstühle, je vier auf einer Seite. Der Empfang befand sich in der 11 Etage. Der Empfangsbereich war mit edlen Hölzern gestaltet.

       Mary begrüßte Beyer mit ihrem charmanten Lächeln. „Hallo Armin, „nice to see you again. Jack is waiting for you in the meeting room.“

       Die Bürotüren aller Partner und Prinzipale standen generell offen, jeder konnte sehen und hören, was der andere tat und sprach, man hatte ungehinderten Zutritt. Zwischen den Führungsebenen gab es kaum sichtbare Schranken, die Kommunikation war offen und ungezwungen, dennoch hütete sich jeder, ohne dringende Notwendigkeit, das Büro eines Vorgesetzten zu betreten und ihn anzusprechen. Das informelle ‘Du‘ in Verbindung mit dem Vornamen in der Anrede konnte nicht über die tatsächlich vorhandenen Schranken in der Hierarchie hinwegtäuschen. Dies galt insbesondere im Verhältnis zwischen den Beratern und dem ‘Staff‘, den Damen und Herren im Schreibbüro und im Ressource-Center. Hier wurden Statistiken gesammelt, erstellt und ausgewertet. Kein Berater kam ohne die Hilfsfunktionen aus, insbesondere dann nicht, wenn es um die Erstellung von Proposal oder Abschlussberichten ging. Dann waren sie die wichtigsten Mitarbeiter, sonst aber waren diejenigen,

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