Genesis IV. Alfred Broi
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Genesis IV - Alfred Broi страница 6
Das Plateau lag fast eintausend Meter über der Ebene, die sich nach Norden hin anschloss, sodass sie jetzt einen hervorragenden Blick darauf hatte, der hinauf bis nach Guavit reichte, ihres Zeichens Hauptstadt von Tibun, wenngleich von der einstmals prachtvollen und schillernden Metropole mit ihren über zwei Millionen Einwohnern nichts zurückgeblieben war, als ein gewaltiger Trümmerhaufen und ein noch größeres, blutgetränktes Schlachtfeld mit unzähligen, grausamen Opfern, deren Fleisch längst verdaut und deren Knochen längst verfault waren.
Dennoch war das Gebiet dort weiträumig in einem sanften Grün erleuchtet. Grund hierfür war die noch immer vorherrschende Anwesenheit der Fremden, die etwa zwei Dutzend Atmosphärenwandler in und um das ehemalige Stadtgebiet aufgestellt hatten. Diese monströsen, fast eintausend Meter hohen Maschinen in der Form einer Zigarre auf vier Stelzen, taten unablässig nichts Anderes, als pures Gift in die Atmosphäre zu blasen, um sie so für die Fremden lebensfähiger zu machen.
Immer wieder gab es Angriffe der Menschen gegen diese Wandler und meist wurden sie dann auch zerstört. Doch genauso oft erschien Ersatz dafür aus den Rüsseln der Anomalien und wenig später gab es neue Wandler, die sich in die Höhe drückten und ihre teuflische Arbeit fortsetzten.
Am Ende würden diese Maschinen ihnen allen den Tod bringen, doch, dessen war sich Melia sich mittlerweile ziemlich sicher, würde es soweit wohl gar nicht mehr kommen. Denn mehr als deutlich und auch für sie als Laien klar ersichtlich, hatte sich dieser Planet - ihre Heimat - durch all das Gift, das in seine Atmosphäre gepumpt worden war, aber auch durch die in unzähligen, sieglosen Schlachten eingesetzten Waffen, verändert. So sehr, dass sein Sterben immer schneller und immer deutlicher von allein voranschritt und durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten war.
In ihrem Versuch, die fremden Aggressoren wieder von diesem Planeten zu eliminieren, hatten die Menschen Dinge getan und Waffen eingesetzt, die sie ihrem Ziel vielleicht nähergebracht haben mochten, ihnen aber trotzdem den Planeten nicht mehr zurückbringen konnten, da sie ihn unweigerlich und unwiderruflich zerstört hatten.
Vielleicht konnten sie den Feind doch noch besiegen, doch sterben würden sie dennoch alle, denn der Preis hierfür wäre der Planet selbst.
Und die Auswirkungen waren immer deutlicher und immer drastischer zu sehen und zu spüren. Der Himmel verdunkelte sich von Tag zu Tag immer mehr. Die Luft stank und war ohne Atemschutz schon lange nicht mehr dauerhaft zu atmen, ohne eine Gesundheitsschädigung zu riskieren. Von Tag zu Tag wurde es schwieriger, Nahrung zu finden. Pflanzen verdorrten unter der Hitze oder wurden durch den sauren Regen zerstört. Die Tiere wurden krank, ihr Fleisch immer seltener genießbar.
Hinzu kamen gewaltige Gewitterstürme, die gnadenlos über sie hinwegfegten, sowie in der letzten Zeit immer häufiger Erdstöße, die den Boden erbärmlich zum Erzittern brachten.
Nein, für Melia war klar, dass es nicht mehr lange dauern und ihr aller Ende kommen würde. Nicht der Feind würde sie alle ausrotten, Santara selbst würde es tun und diese Teufel dabei gleich mitreißen.
Niemand würde in diesem Krieg mehr der Sieger sein, doch Melia war sich natürlich bewusst, dass diese Bestien von einem fremden Planeten den Tod erst zu ihnen gebracht hatten. Und deshalb war der Hass auf sie noch größer, als die Furcht vor dem Ende aller Tage. Als eine der Führungspersonen ihrer Gruppe, zu dem sie sich mittlerweile gemausert hatte, durfte sie solche Gefühle allerdings nicht offen zeigen. Also konzentrierte sie sich darauf, das tägliche Überleben zu sichern und den Feind so genau wie möglich im Auge zu behalten.
Warum sie bisher hier von Angriffen verschont geblieben waren und noch immer unentdeckt leben konnten, wusste sie nicht zu sagen, doch war es so. Dabei war der Feind direkt vor ihnen. Und damit waren nicht diejenigen gemeint, die mit ihren Flugstaffeln in Guavit stationiert waren, sondern die furchtbaren Insektenbestien, die südwestlich der Stadt eine Art Nest in den dort befindlichen Stollen und Tunneln aufgebaut hatten.
Und Melia betrachtete jetzt nur kurz die zerstörte Stadt und die Atmosphärenwandler, dann glitt ihr Blick hinüber zu dem unscheinbaren Eingang zu dieser Höllenbrut, wo ständig Bewegung zu verzeichnen war, gerade so, als solle verhindert werden, dass sich die Sinne beim Beobachten entspannen konnten.
Dennoch war sich Melia sehr sicher, dass man sie hier noch nicht entdeckt hatte, denn sonst wären sie alle längst abgeschlachtet worden.
Damit ihr Glück auch anhielt, hatten sie sich, als sie mehr zufällig diese Höhle und die Felsspalte darin entdeckt hatten, dazu entschlossen, permanente Wachtposten dort aufzustellen, um die Aktivitäten ihrer Feinde stets im Auge behalten und wenn nötig frühzeitig reagieren zu können.
„Ist alles ruhig?“ fragte Melia, obwohl sie selbst im Moment nichts Außergewöhnliches sehen konnte.
Kalipos nickte. „Alles easy. Kein Grund zur Sorge!“
Melia wandte ihren Blick wieder zu ihm und schaute ihn einen Moment ausdruckslos an. Dabei war sie erneut beeindruckt, wie ruhig und stark dieser Mann war und ihr jetzt mit wenigen Worten und seiner Anwesenheit Sicherheit gab. Dass es innerlich ganz anders in ihm aussah, wussten nur wenige. Doch Melia mochte auch diesen schwachen, zweifelnden und verletzbaren Menschen, wenngleich sie niemals tiefere Gefühle füreinander gehegt hatten. Kalipos hatte hier eine Partnerin gefunden, Melia war allein geblieben. Dennoch mochte sie Kalipos sehr und war sich mehr als sicher, dass diese Gruppe keinen besseren Anführer als ihn hätte bekommen können.
Im nächsten Moment aber dachte sie zurück an ihren Traum und eine Welle der Unzufriedenheit überkam sie. „Warum hast du mich schlafen lassen?“ raunte sie mit ernstem Gesicht.
Kalipos lächelte dünn. „Weil du eingeschlafen bist!?“ Es war offensichtlich, dass er ihre Frage nicht ganz verstand.
„Aber ich wollte nicht schlafen!“ erwiderte Melia.
„Dir sind die Augen doch förmlich zugefallen!“ entgegnete Kalipos und in seiner Stimme zeigte sich ein wenig Verärgerung. „Du warst hundemüde, hör mal. Also habe ich dich machen lassen. Du hast die Ruhe wirklich mal gebraucht!“
„Aber…! Melia stockte, weil sie wusste, dass ihr Gegenüber Recht hatte. „...ich will doch nicht schlafen!“ fügte sie noch hinzu.
„Ja…!“ Kalipos Blick wurde ernst und besorgt. „...ich weiß!“
„Und da hast du es dennoch zugelassen?“ Melia schien neuen Wind in die Segel zu bekommen. „Du hast doch gesehen, was geschehen ist. Meinst du, dass das schön ist? Meinst du, dass ich jetzt entspannt bin?“
„Nein!“ Kalipos senkte den Blick. „Aber...ich weiß nicht. Du kannst doch nicht einfach immer nur wach bleiben. Niemand kann ohne Schlaf leben!“
„Besser ohne Schlaf, als mit diesen schlimmen Träumen!“ erwiderte Melia, doch ihre Stimme klang kraftlos.
„Dann zerstöre den Stein!“
„Was?“ Melia schien nicht verstanden zu haben.
„Der Stein!“ Er nickte ihr zu und schaute in ihren Schoss.
„Du weißt davon?“
Kalipos nickte. „Ja, ich weiß von ihm. Und ich weiß, was Chalek mit ihm gemacht hat. Na ja, zumindest so in etwa. Ich will es gar nicht genauer wissen!“ wehrte er sofort ab. „Ich weiß nur, dass er nicht gut für dich ist und…!“ Er zögerte, doch dann vollendete er seinen Satz. „...dich