Die Pyrenäenträumer - Band 2. Wolfgang Bendick

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Die Pyrenäenträumer - Band 2 - Wolfgang Bendick Zu Wasser und zu Lande

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den Käse hält. Jetzt liegt er umgekehrt im Tuch und kommt erneut in die Form. Nach weiteren 6 Stunden drehen wir ihn nochmals um, wobei wir merken, dass er schon ziemlich solide ist. Man kann einen flachen Stein oben in die Form legen, damit der Käse etwas gepresst wird. Doch hat sich das als unnötig erwiesen, wenn die Form höher ist als breit, weil in diesem Fall das Eigengewicht des Käses genügend Druck liefert.

       Nach weiteren 12 Stunden kann der Käse ausgeformt werden. Doch wohin damit? Bei Freunden hatten wir gesehen, dass sie die Käse in einem großen, mit Fliegengittern bespannten Schrank lagerten. Also zimmere ich aus neuen Fußbodenbrettern so ein Teil zusammen, hole eine Rolle Fliegengitter, baue in 20 Zentimetern Abstand herausnehmbare (zum Waschen) Bretter hinein. Diesen stellen wir an die Rückwand der Küche. Unten hinein legen wir Abdeckhauben von alten Küchenherden als Wannen, um die wenige noch austretende Molke aufzufangen. Da hinein kommt der erste Käse, nachdem wir ihn mit grobem Salz eingerieben haben.

       Am nächsten Tag machen wir den nächsten Käse. Diesmal mit gröber geschnittenen Bruch-Körnern. Mal sehen, was daraus wird! Das Ergebnis werden wir frühestens in einem Monat sehen. Doch wie dann noch wissen, welcher Käse auf welche Weise hergestellt worden ist und wann? Wir brauchen eine Markierung! Eine Nacht lang grübele ich an einem System, das ich hätte auch in 5 Minuten finden können! Das Datum drauf zu schreiben, ist zu lang. Das gibt außerdem eine unebene Oberfläche! Mein System ist einfacher: Wir haben eine Käsesonde. Das ist eine Art halboffenes, seitlich geschärftes Metallrohr an einem T-förmig angebrachtem Griff. Mit dem Rohr kann man in den Käse stechen, dann durch Drehen eine Art Karotte schneiden und herausziehen, um zu testen, wie das Innere beschaffen ist. Nicht vergessen, das äußere Stück als Stopfen wieder einzusetzen! Sonst verschimmelt der Käse im Inneren! Seitlich am Griff befindet sich ein winziges, halbkreisförmiges Messerchen, das erlaubt, millimeterfeine Kerben in das Äußere des Käses zu ritzen. Hiermit markieren wir die Käse, mit nur ein oder zwei Strichen, jedes Mal an einer anderen Stelle des Käses und in verschiedenen Konstellationen zueinander. Am ersten Tag nur ein Strich in der Mitte. Am zweiten zwei Striche. Am dritten einer, aber etwas versetzt. Am vierten einer auf der Außenseite. Das ergibt eine Unmenge von Möglichkeiten, doch bedingt es, dass man genau Buch führt oder auf einem Kalender die Herstellungskriterien aufzeichnet, begleitet von dem Zeichen, welches diesem Käse entspricht.

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       Im Laufe der Tage bildet sich an der Außenseite der Käse wie ein Fell ein grauer Schimmel, der schwarz wird, wenn man ihn nicht abwäscht. Alle zwei Tage drehen wir die Käse um und waschen sie mit einer gesättigten Salzwasserlösung, ein kleiner Eimer halb voll abgekochtem Wasser, unten drin ein Bodensatz Salz. Das einfachste Waschutensil ist ein Frottee-Waschlappen. Man kann den Käse auch mit Salzlake abbürsten, doch hält man den Keller sauberer, wenn man so einen Waschlappen benutzt! Wir hatten auch das Waschen mit Molke versucht. Die Käse wurden gelb und bitter. Wir kamen also bald wieder auf Salzlake zurück!

       Man fängt am besten bei den älteren Käsen mit dem Waschen an, um so schon vorhandene Rindenkulturen (Schimmelpilze) auf die noch jüngeren zu übertragen. Jedenfalls verschwindet der Grauschimmel nach einer Weile und macht einem orangefarbenen Schimmel Platz. Auf diesem setzt sich später bisweilen ein weißer Schimmelrasen an. Das ist ein gutes Zeichen! Am pflegeleichtesten ist der orangene Schimmel, solange er trocken ist. Es gibt eine andere Art von orangenem Schimmel, der sich vor allem dann bildet, wenn die Käsemasse nicht trocken genug war. Er riecht stark nach Ammoniak und die Käse kleben an den Brettern fest. Da ist es manchmal besser, diese schmierige Rinde mit einem Teigkratzer (Plastikspachtel) abzuschaben und sich eine neue bilden lassen, vor allem, wenn man nicht dauernd Bretter schrubben will! Die jungen Käse wollen alle zwei Tage gedreht und gewaschen werden, bei älteren kann man den Abstand vergrößern. Immer saubere, trockene Bretter verwenden! Als Holz ist Fichte gut geeignet. Keine Harthölzer, sie saugen nicht genug die Feuchtigkeit auf, sind zu schwer, können den Geschmack beeinflussen (Gerbsäure)!

       Erst mit Genugtuung, dann aber mit Schrecken merkten wir, dass unser Schrank bald voll sein würde. Was dann? Die Käse müssen mindestens zwei Monate alt sein, damit sie schmecken, noch älter, damit sie eine ‚Spezialität‘ darstellen! Fest steht, dass unser Schrank zu klein ist. Und bald wird die nächste Kuh kälbern, dann die dritte… Notstand! Außerdem fangen manche Laibe an, Risse zu bilden, in denen sich bläulicher Schimmel ansiedelt. Sie haben es in der Küche einwandfrei zu trocken! Wir merken, dass unsere Art von Käse einen feuchten Lagerraum braucht, einen richtigen Keller! Das Lagern in luftigen Fliegenschränken ist gut für laktische Käse, wie die kleinen Ziegenkäsle oder Camembert.

       Doch haben wir hier keinen Keller im Haus. Es ist nicht unterhöhlt. Da fällt mir ein: das Erdgeschoss ist bis in den Felsen getrieben! Besser kann es gar nicht sein! Da unten werden wir unsere Käserei einrichten, und den Keller auf der Hangseite! Der offizielle Weg wäre nun, mit einem Plan zum Gesundheitsamt zu gehen und das Projekt absegnen zu lassen. Aber gerade das will ich im Augenblick nicht sehen, da wir ja schon Käse herstellen und verkaufen! Außerdem gehe ich ungern zu Ämtern, das kann nämlich schnell Komplikationen geben, wenn die das Projekt ablehnen würden oder unerfüllbare Auflagen damit verbinden! Ich finde, es ist besser, diese vor vollendete Tatsachen zu stellen! Außerdem eilt die Zeit! Ich mache eine Zeichnung und spreche mit Eric, dem Käsetechniker.

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      Der findet den Plan gut, macht mich aber auf die Schwachstellen aufmerksam und erklärt mir zugleich, wie man diese umgehen kann. Das ist Frankreich! Mehr Ausnahmen als Regeln! Im Eingang muss sich ein kleines Handwaschbecken befinden. Also zeichne ich es ein. Es muss ein Raum für das Waschen der Utensilien vorhanden sein. Ich habe eine Spüle aus Keramik mit Ablage. Diese kommt quer hinten in den Flur, dann ist dieser zugleich Waschraum! Eigentlich sollte eine Art Einbahnbetrieb herrschen. Das will heißen, dass der Käse nicht zu der Tür rausgehen darf, wo die Milch hineinkommt! Das ist aber nicht machbar, vor allem bei den enorm dicken Wänden. Doch eben dafür gibt es eine Ausnahme: Der Käse wird offiziell an den Tagen herausgeschafft, wenn nicht hergestellt wird!

      Also als erstes eine dünne Betonschicht auf den Boden gegossen, mit genügendem Gefälle, was von der Natur des Raumes schon gegeben ist. Als diese begehbar ist mache ich mich ans Ausmessen des Raumes. Da er knapp zwei Meter hoch ist, brauche ich nicht viele Hohlblocksteine, vor allem, da ich noch eine halbe Palette 10-er rumliegen habe. Wo ich schon am Rechnen bin, mache ich eine Hochrechnung, was die Milch betrifft. Wir haben 10 Liter als Basis genommen, doch kann eine Kuh auch mehr Milch geben! Bei 4 Kühen macht das sagen wir mal 50 bis 60 Liter am Tag, also umgerechnet drei Käse. Und das auf drei Monate macht fast 100 Stück. Ich zeichne mit Kreide auf den frischen Betonboden, wo die Wände hinsollen. Denn mir ist klar, dass der Platz optimal genutzt werden muss, sonst bekommen wir da keine 150 Käse rein! Und das ist die Mindestmenge, denn es kommen ja bald auch noch die Schafkäse dazu! Gar nicht zu reden von dem Ziegenkäse, den wir in der Käserei selber in unserem jetzigen Fliegenschrank reifen lassen wollen. Das Problem sind die Wände. Sie müssen abwaschbar sein. Fliesen sind teuer!

      Ich klage mein Leid einem Baustoffhändler, der bald in Rente geht und zumachen will. Er schlägt mir eine ‚Industriefliese‘ für 10 Francs der Quadratmeter vor. Industriefliese klingt ja nicht so schmackhaft wie Bauernkäse. Aber der Preis ist noch günstiger als Schwimmbadfarbe! Da die Wände unten aus Natursteinen sind, nicht verputzt, und ich vorwärtskommen will, verzichte ich auf verputzen und tue hinten auf jede Fliese einen entsprechenden Klecks Mörtel und drücke sie mit einer leichten Drehbewegung an. Das geht sehr gut, hält, und bewegt sich nicht! Zum genauen Abstand einhalten kommen noch zwei Zündhölzer in die Fuge, und das Ganze kann abbinden! Nur beim Verfugen geht es beinahe schief. Man hatte uns geraten, dafür ‚schwarzen Zement‘ zu nehmen, Aluminiumoxydzement, weil dieser widerstandsfähiger gegen Säure sei. Weil dieser anfangs nicht abbinden wollte, füllten wir kurzerhand alle Fugen

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