Das letzte Wort hat immer der Tod. Dietrich Novak

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Das letzte Wort hat immer der Tod - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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die die linke Wohnung ansteuerte. Ich stellte mich kurz vor und sprach den Mann an.

      »Hatten Sie gestern Abend Besuch von einem jungen Paar?«, fragte ich direkt.

      »Nein, wir gestern nicht zuhause. Haben bei Bruder übernachtet, der Grundstück hat.«

      »Danke für die Auskunft. Dann können Sie mir nicht weiterhelfen. Aber eine Frage hätte ich noch: Ist Ihnen in letzter Zeit jemand auf dem Hof aufgefallen, den Sie nicht kannten? Im Besonderen ein junger, rothaariger Mann mit Rasterlocken und eine Frau mit kurzrasierten Haaren?«

      »Nein, ich nicht gesehen. Du, Ayshe?« Der Mann fragte seine Frau auf Türkisch. Die schüttelte daraufhin nur den Kopf.

      »Vielen Dank«, sagte ich, denn die Geste erklärte sich von selbst.

      Hinnerk, der meine Stimme im Hausflur gehört hatte, öffnete die Tür und winkte mich herein.

      »Hast du was herausfinden können?«, fragte er.

      »Nicht viel. Eine vage Beschreibung von einem jungen Paar, das sich hier herumgetrieben hat. Aber die können auch ganz woanders gewesen sein. Leider hat in der ersten Etage niemand geöffnet.«

      In diesem Moment kam Manfred Hoger von der Spurensicherung aus dem Zimmer.

      »Hallo, Manfred. Kannst du schon was sagen?«

      »Es handelt sich um die sechsundsechzig-jährige Meta Wischnewski. An der Tür gibt es keine Einbruchsspuren, außer denen, die die Kollegen vom Revier verursacht haben. Im Zimmer ist alles durchsucht worden. Mehrfach geöffnete Schubladen und sogar aufgeschlitzte Kissen. In den Schränken gibt es einige Lücken. Die Frau muss ihre Mörder freiwillig hereingelassen haben, die sich daraufhin tüchtig bedienten. Ansonsten ist mir von so viel Brutalität und Menschenverachtung speiübel. Aber dazu werden euch die Kollegen von der Rechtsmedizin mehr sagen.«

      »Danke, Manfred. Wir erwarten dann euren Bericht.«

      »Ich muss mal an die frische Luft«, sagte Hinnerk, »derweil du dich mit deiner Stella unterhältst. Danach versuche ich es noch mal im ersten Stock. Irgendjemand muss doch was gehört haben.«

      »Tu das. Aber es ist schon lange nicht mehr meine Stella, das weißt du genau.«

      Hinnerk winkte ab und ging nach draußen.

      Ich begrüßte Knud Habich und Stella Kern, in die ich einmal sehr verliebt gewesen war, was mir Hinnerk gelegentlich noch immer unter die Nase rieb, obwohl sich Stella inzwischen für eine andere Frau entschieden hatte.

      »Hallo, meine Liebe«, sagte Stella, als sie auf mich zukam. »Mach dich auf etwas gefasst.«

      »Ja, ich seh’ schon. Da hat sich jemand tüchtig ausgetobt. So, wie es hier riecht, sind das also wirklich Exkremente?«

      Stella nickte. Bei der angetrockneten Lache handelt es sich um Urin, der höchstwahrscheinlich nicht vom Opfer stammt. Und der Kothaufen auf der Brust spricht für sich. Der oder die Täter müssen total irre sein oder unter Drogen gestanden haben.«

      »Und was ist das für ein Stück Fleisch in der Tüte?«, wollte ich wissen.

      »Das ist die Zunge des Opfers. Man wollte es wohl am Schreien hindern. Die alte Frau ist höchstwahrscheinlich an ihrem Blut erstickt.«

      »Wie ekelhaft. Wer kann nur so grausam sein und so viel Hass empfinden?«

      »Das herauszufinden, ist deine beziehungsweise eure Aufgabe.«

      »Auf den Spruch habe ich gewartet. Danke, dass du mich daran erinnerst.«

      »Bist du heute besonders empfindlich?«

      »Wundert dich das? Angesichts dieser Sauerei, stelle ich mir zum wiederholten Mal die Frage, ob ich den richtigen Beruf ergriffen habe. Wenn es nur noch darum geht, kranke Spinner zu jagen, verzichte ich gerne.«

      »Ein gewisser Werteverfall und die Nichtachtung menschlichen Lebens lassen sich heutzutage leider nicht mehr wegdiskutieren. Und nach den Opfern sind wir die Ersten, die davon betroffen werden.«

      »Wie wahr. Aber das macht es nicht leichter.«

      2. Kapitel

      Hinnerk hatte kein Glück in der ersten Etage des Wohnhauses gehabt. Weder die schwerhörige alte Frau – die mit großer Wahrscheinlichkeit sowie nichts mitbekommen hatte – noch der junge Mann hatten geöffnet. Hinnerk hinterließ daraufhin eine Nachricht mit der Bitte, sich im Präsidium zu melden.

      »Ihr seht ja beide ganz grün im Gesicht aus«, sagte Heiko Wieland. »War es so schlimm?«

      »Das kannst du laut sagen. Die alte Frau ist mit Sicherheit zu Tode gequält worden. Und man hat ihr nicht nur das Nasenbein gebrochen, sondern auch die Zunge herausgeschnitten. Anschließend hat man sich wie zum Hohn über ihr entleert. Und zwar vorne und hinten«, berichtete ich.

      »So widerwärtig das auch ist, aber damit haben wir wenigstens die DNA des oder der Täter«, meinte Heiko. »Hat denn niemand etwas mitbekommen? Die Frau wird doch geschrien oder um Hilfe gerufen haben, bevor das mit der Zunge passiert ist.«

      »Es ist wie verhext in diesem Haus«, meinte Hinnerk. »Die Nachbarn des Opfers im Erdgeschoss waren zum Tatzeitpunkt aushäusig. Im ersten Stock wohnt eine schwerhörige, alte Frau, die nicht einmal geöffnet hat, der Nachbar hat nicht aufgemacht, dasselbe gilt für die Mieter im dritten Stock und im vierten für die Nachbarn des alten Mannes, der die Täter gesehen haben könnte. Allerdings hielt er es nicht für nötig, die Polizei zu informieren, weil in der Wohnung des Opfers alles ruhig war. Tote können sich eben nicht mehr bemerkbar machen.«

      »Dann hätten wir zu der DNA eventuell noch die Beschreibung der Täter. Mit etwas Glück finden wir sie in der Datenbank.«

      »Ich will deine Euphorie nicht bremsen, aber bevor wir die DNA-Analyse der Exkremente nicht haben … Das dauert mindestens bis übermorgen. Und der Alte muss auch erst noch vorbeikommen, zwecks Sichtung der Kartei oder der Erstellung des Phantombildes«, sagte Hinnerk.

      »Wie sollen die mutmaßlichen Täter denn ausgesehen haben?«, meldete sich Marlies Schmidt zu Wort.

      »Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Er trägt rotblonde Rasterlocken und sie einen fast kahlrasierten Schädel«, gab ich Auskunft. »Wobei es sich bei ihm auch um eine Perücke gehandelt haben kann.«

      »Was man bei ihr wenigstens ausschließen kann«, sagte Schmidtchen. »Ich kann ja mal aufs Geratewohl die Datenbank durchforsten. Die Frisuren sind doch recht auffällig.«

      »Und wir könnten nach ähnlich gelagerten Fällen suchen«, meinte Heiko. »Abgeschnittene Zungen und Exkremente am Tatort kommen doch eher selten vor.«

      »Ja, wir können aber auch abwarten, bis wir die DNA vorliegen haben«, insistierte Hinnerk. »Mit etwas Glück …«

      »Macht, was ihr wollt. Ich brauche einen Schnaps, damit ich nicht kotzen muss …«

      »Aber, aber, Frau Voss. Ob Alkohol da die Lösung ist?«, witzelte Hinnerk.

      »Du

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