Das letzte Wort hat immer der Tod. Dietrich Novak

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Das letzte Wort hat immer der Tod - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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weiß. Mein Bruder arbeitet auf dem Revier in der Perleberger Straße. Der hat mir davon erzählt. Diese Art von Brutalität ist zum Glück nicht alltäglich. Und jetzt werden wir zu einer weiblichen Leiche gerufen, bei der die Umstände ähnlich gelagert sind. Die junge Frau muss unerträgliche Qualen erlitten haben. Ich dachte, vielleicht wollen Sie dabei sein, wenn wir zum Tatort fahren. Herr Heller, den Sie ja auch schon kennen, wird auch dabei sein.«

      »Ja, gern. Und wo wäre das bitte?«

      »In der Schönerlinder Straße in Französisch Buchholz. Das ist ein Ortsteil von Pankow, also unsere Zuständigkeit. Es handelt sich um eine verlassene Autowerkstatt, die hinter Büschen liegt, aber von der Straße aus gut erkennbar ist. Es ist die ungefähre Hausnummer …«

      »Danke, wir sind gleich da. Bis dann!«

      Ich hatte das Telefon auf laut gestellt, damit die Kollegen mithören konnten.

      »Emsig, die Kollegen der Direktion 1, wenn es darum geht, Arbeit abzugeben«, sagte Heiko. »Hoffentlich ist es nicht wieder blinder Alarm, wie seinerzeit in der irakischen Botschaft. Da gab es zwar eine Tote, aber die war nur ein Junkie und konnte nicht dem Märchenmörder zugeordnet werden.«

      »Du widersprichst dir gerade gewaltig, mein Lieber. Wie hättest du es denn nun gern? Dass wir noch mehr Arbeit kriegen oder es wiederum nicht in unseren Zuständigkeitsbereich gehört?«, fragte ich grinsend.

      »Du immer, und deine Spitzfindigkeiten. Ich meine ja nur«, stotterte Heiko.

      »Komm, du kannst dich selbst überzeugen. Die Kollegen vom K33 kennst du ja schon.«

      »Hinnerk auch. Vielleicht will er lieber?«

      »Ist schon in Ordnung. Ich beschäftige mich derweil mit unserer Datenbank. Vielleicht finde ich ähnliche Fälle. Macht nur!«

      »Toll, wir haben noch nicht mal richtig angefangen mit dem Fall von gestern. Und schon gibt es einen neuen. Und vermutlich wieder so ein durchgeknallter Irrer. Uns bleibt wirklich nichts erspart.«

      »Ja, man hat’s nicht leicht. Aber leicht hat’s einen«, sagte Hinnerk.

      »Hinni, noch so ein Spruch, und ich fange an zu schreien«, beschwerte ich mich.

      »Du lutsch lieber ein Pfefferminz, damit die Kollegen nicht denken …«

      Mein Schlag kam so unerwartet, dass Hinnerk den Satz nicht beenden konnte.

      »Jetzt seht ihr mal, was ich durchmache«, feixte er. »Alki und Schlägerin dazu.«

      »Komm, Heiko, bevor ich richtig zuschlage.«

      Wir waren kaum zehn Minuten unterwegs, als sich mein Handy bemerkbar machte. An der Nummer erkannte ich, dass es Karen war.

      »Mama, das ist jetzt ganz schlecht. Wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit.«

      »Ist es bei dir jemals anders? Ich möchte dich nur bitten, heute Abend kurz vorbeizukommen. Es ist wichtig, was ich dir zu sagen habe.«

      »Eigentlich passt mir das heute gar nicht. Aber wenn es so wichtig ist … Willst du mir nicht sagen, worum es geht?«

      »Nein, das möchte ich nicht am Telefon. Also, bis später!«

      »Meine Mutter macht mal wieder Druck«, sagte ich zu Heiko, als ich aufgelegt hatte. »Bei ihr klingt es immer wie ein Befehl, wenn sie eine Bitte äußert.«

      »Sie weiß doch, wie es bei uns zugeht. Demnach brennt es wirklich auf den Nägeln«, meinte Heiko. »Vielleicht geht es Herbert schlechter.«

      »Darüber will ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Heute Abend bin ich schlauer.«

      Als wir vor dem verwilderten Grundstück ankamen, wurden wir schon von den Kollegen Liebscher und Heller erwartet.

      Kommissar Heller begrüßte erst mich und dann Heiko. »Wir kennen uns doch schon«, sagte er zu Heiko.

      »Ja, hoffentlich ist es heute nicht erneut blinder Alarm …«

      »Das denke ich nicht. Sonst hätten wir nicht angerufen. Vorsicht, hier ist alles zugewachsen. Zum Teil mit dornigem Gestrüpp.«

      »Was war das einmal für ein Anwesen?«, fragte ich nach. »Das Haus wird doch nicht von Anfang an als Autowerkstatt konzipiert gewesen sein.«

      »Nein, das ist ein ehemaliger Bauernhof. Etwa um 1880 erbaut. Er bestand aus dem Wohnhaus und mehreren Ställen, die man nur noch an den Futterstellen und Wassertrögen erkennt. 1980 funktionierte man die Stallungen zu einer Autowerkstatt um. Es gibt noch Werkbänke, Reifen, jede Menge Kabel und einige Autowracks. Das hier auf dem Hof ist ein Moskwitsch, falls Sie das Modell nicht kennen.

      In den ehemaligen Hühnerställen, die man als Garagen genutzt hat, steht noch so einer. Und zwei P70, die Vorläufer des Trabant. Niemand weiß, was aus den Besitzern geworden ist, und warum die Autos, die inzwischen komplett ausgeschlachtet sind, zurückgelassen wurden. Im Haus finden sich noch ein paar Möbel, alte Papiere und Müll von unrechtmäßigen Besuchern. Besonders junge Leute kommen gelegentlich zum Fotografieren her. Dem Umstand haben wir den Leichenfund zu verdanken.«

      »Demnach hat sie noch nicht lange dort gelegen?«, fragte Heiko.

      »Ja und nein. Die junge Frau scheint noch nicht lange tot zu sein. Davor hat man sie offensichtlich an derselben Stelle länger gefangen gehalten. Und zwar in der sogenannten Fahrzeuggrube, auch Werkstatt- oder Arbeitsgrube beziehungsweise Untersuchungsgrube. Das ist ein für Personen zugänglicher Schacht, über dem das Kraftfahrzeug abgestellt wird, um Arbeiten am Unterboden auszuführen. Die Grube ist so tief, dass man bequem im Stehen arbeiten kann.«

      »Warum hat man sie nicht früher gefunden, als sie noch lebte?«

      »So oft kommen nun auch wieder nicht Leute zum Fotografieren her. Der anfängliche Boom der Lost Places ebbt allmählich ab. Außerdem war die Grube notdürftig mit Brettern abgedeckt, und es befanden sich eine alte Plane und diverse Kabel darauf. Nur, weil ein junger Bursche besonders neugierig war, konnte die Leiche überhaupt entdeckt werden. Kommen Sie, ich führe Sie hin.«

      »Woher wissen Sie so gut über die Einzelheiten Bescheid?«, hakte ich nach.

      »Weil wir schon eine Weile vor Ihnen hier waren. Einem Anwohner, der hier hin und wieder nach dem Rechten sieht, sind die verschobenen Bretter aufgefallen. Da hatte der Bursche längst die Flucht ergriffen. Einige Tage zuvor ist dem Anwohner ein junges Paar aufgefallen. Er war auf dem Schädel kahlrasiert, und sie trug diese verfilzten, gedrehten Haare.«

      »Sagen Sie bloß in Rotblond?«

      »Genau, woher wissen Sie das?«

      »Weil an dem anderen Tatort genau so ein Pärchen beobachtet wurde. Allerdings war da sie die Rasierte und er der mit den Rastalocken. Scheinbar tragen sie die Perücke abwechselnd.«

      »Ich will ja nicht pingelig sein«, sagte Tamara Liebscher, »aber Rastalocken sind fein säuberlich geflochtene Strähnen. Diese verfilzten Strähnen nennt man Dreadlocks.«

      »Da habe ich doch wieder etwas dazugelernt«, schmunzelte ich. »Unser Sohn kennt bestimmt den Unterschied.«

      Inzwischen

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