Das letzte Wort hat immer der Tod. Dietrich Novak
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Читать онлайн книгу Das letzte Wort hat immer der Tod - Dietrich Novak страница 4
»LKA, Hauptkommissar Lange«, meldete sich Hinnerk.
»Hallo, mein Name ist Steffen Schönwald. Ich wohne über Meta Wischnewski. Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen.«
»Ja, wir haben Sie leider nicht angetroffen.«
»Worum geht es denn? Habe ich meine Vespa falsch geparkt?«
»Nein, aber die Mieterin unter Ihnen ist gestern Abend brutal ermordet worden. Es könnte doch sein, dass Sie etwas gehört oder gesehen haben.«
»Das ist ja schrecklich. Aber ich muss Sie enttäuschen. Ich mache nur noch Stippvisiten in meiner Wohnung, seitdem ich eine Freundin habe.«
»Und bei der waren Sie gestern?«
»Ja, wie auch die Tage zuvor. Ich sage doch …«
»Ist angekommen«, sagte Hinnerk trotzdem muss ich Sie um Namen, Adresse und Telefonnummer Ihrer Freundin bitten.«
»Sie glauben aber nicht, dass ich der alten Frau etwas angetan habe?«
»Im Moment glaube ich noch gar nichts. Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen.«
»Also schön, sie heißt Lydia Mecklenborg, wohnt in der Holsteinischen Straße 43, in 10717 Berlin, und ihre Handynummer lautet 0179 …«
»Danke, wenn Frau Mecklenborg Ihre Angaben bestätigt, sind Sie vorerst aus dem Schneider.«
»Vorerst?«
»Nun, es können sich immer noch Aspekte ergeben … Bei der Gelegenheit: Findet sich in Ihrem Bekanntenkreis ein junges Paar? Er soll rotblonde Rasterlocken haben und sie trägt ihr Haar superkurz, wenn nicht rasiert.«
»Hört sich für mich ziemlich nach der alternativen Szene an. Mit solchen Leuten verkehre ich gewöhnlich nicht. Ich bin eher der konservative Typ, und meine Freundin auch.«
»Danke, das war’s. Einen schönen Tag noch.«
»Dito.«
Hinnerk drückte das Gespräch weg und wählte gleich die genannte Nummer, bevor ihm Herr Schönwald zuvorkommen konnte. Und es ertönte tatsächlich das Freizeichen.
»Mecklenborg …«, meldete sich eine melodiöse Frauenstimme.
»Hauptkommissar Lange vom LKA, guten Tag. Ich habe soeben mit Ihrem Bekannten, Herrn Schönwald telefoniert. Von ihm habe ich Ihre Nummer. Ich hätte gern gewusst, wo sich Ihr Bekannter gestern Abend aufgehalten hat.«
»Hat er Ihnen das nicht gesagt? Er ist direkt nach der Arbeit zu mir gekommen. Wie er das seit einiger Zeit täglich tut.«
»Außer heute. Denn wenn er nicht in der Wiclefstraße gewesen wäre, hätte er meine Nachricht nicht erhalten können.«
»Hin und wieder muss er schließlich mal nach der Post sehen. Das hat er mindestens schon eine Woche nicht getan. Eigentlich könnte er seine Wohnung aufgeben, weil er die meiste Zeit bei mir ist. Aber er will sich wohl den Rückzug offen halten, falls es mit uns auf Dauer nicht klappt.«
»Gibt es denn Spannungen zwischen Ihnen?«
»Im Gegenteil. Aber Sie wissen doch, wie Männer sind. Sie sind schließlich auch einer.«
»Unzweifelhaft. Würden Sie Ihre Angaben auch unter Eid wiederholen?«
»Jeder Zeit.«
»Danke. Noch eine letzte Frage: Gibt es in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis eine junge Frau mit rasiertem Schädel? Ihr Freund soll hingegen rotblonde Haare haben, die er zu Rasterlocken geformt trägt.«
»Nein, diese Szene ist mir, ehrlich gesagt, etwas zu schrill, und Drogen sind nicht meine Welt. Und Steffens auch nicht, zum Glück.«
»Vielen Dank. Wenn es noch weitere Fragen gibt, ich habe ja jetzt Ihre Nummer.«
»Bitte schön. Was wirft man ihm denn vor? Ich meine, dass er ein Alibi braucht …«
»Im Moment noch gar nichts. Wir sind erst am Anfang unserer Ermittlungen und führen Routinebefragungen durch.«
»Ach so. Und ausgerechnet bei uns?«
»Ja, es kann schon vorkommen, dass jemand zur falschen Zeit am richtigen Ort ist. Alles Weitere wird Ihnen Ihr Bekannter erklären. Danke für die Auskunft, und noch einen schönen Tag.«
»Du bist heute sehr verschwenderisch mit dem Schönen-Tag-Wünschen«, sagte Heiko, als Hinnerk aufgelegt hatte.
»Ja, warum nicht? Wenn wir schon keinen haben, warum sollen andere ihn nicht haben?«
»Stimmt schon, aber leider ist das heute nicht viel mehr als eine Floskel, die fast jede Kassiererin im Supermarkt benutzt, ohne es wirklich zu meinen.«
»Ich weiß. Aber so viel Auswahl gibt es da nicht. Hätte ich ihr für heute Abend einen schönen Fick wünschen sollen?«
Heiko lachte. »Das nun nicht gerade.«
Als ich zurück ins Büro kam, musste ich den Spott meiner Kollegen über mich ergehen lassen. Nur Schmidtchen hielt sich zurück.
»Man beachte den leicht schielenden Blick meiner Gattin«, tönte Hinnerk. »Demnach muss es mehr als ein Schnaps gewesen sein, den sie konsumiert hat.«
»Stehen ihr aber gut die leicht geröteten Wangen«, meinte Heiko. »Leider gibt es für diese Art von Schielen keine Brillen.«
»Sagt mal, euch geht’s wohl nicht gut? Ich werde den Teufel tun und mich während der Dienstzeit besaufen. Ich habe gerade mal einen Magenbitter getrunken. Der geht als Medizin durch.«
»Du bist immer wieder süß, wenn du dich aufregst, weil man dich aufgezogen hat«, sagte Hinni.
»Die Süße wird gleich mächtig sauer. Hauptsache ihr habt euren Spaß …«
Eine Antwort wurde verhindert, weil das Telefon läutete und ich abhob.
»Voss, LKA. Was gibt’s?«, fragte ich wie üblich.
»Tamara Liebscher vom K33 der Direktion 1. Guten Tag, Frau Kollegin. Wir haben uns bei dem Fall des Märchenmörders* kennengelernt. Erinnern Sie sich?«
*siehe Band 14 „Es war einmal …“
»Ja, natürlich. Wie könnte ich den jemals vergessen? Zum Glück kommt es selten vor, dass ein Kollege sich als Serienmörder entpuppt.«
»Nun ja, Kollege …«, sagte Tamara Liebscher etwas peinlich berührt. »Er war ja kein Hauptkommissar oder Kommissar, sondern Polizeimeister. Trotzdem hat der Fall hohe Wellen geschlagen. Sein Freund und Kollege Wendland, dem man nichts nachweisen konnte, hat sich zu einer anderen Dienststelle versetzen lassen. Das konnte ihm keiner verübeln … Warum ich anrufe … Sie haben doch da den Fall der alten Frau, die in Moabit in ihrer Wohnung zu Tode gequält wurde …«
»Woher