25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition). Marc Pain

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25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition) - Marc Pain

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      Es war gar so, als wären all diese Fragen seither unterdrückt worden und hätten sich im Geheimen zu einer gefährlichen Last angehäuft. Und jetzt brachen sie über ihn herein und erschlugen ihn regelrecht.

      Die Flut aus Fragen übermannte ihn. Zum ersten Mal verspürte er Angst. Auch wenn er dieses Gefühl nicht benennen konnte, unterlag er den lähmenden Auswirkungen. Es war eine andere Welt, die er nach dem Aufstehen betreten hatte. Eine furchteinflößende Welt, deren Grenzen er nicht einmal erahnen konnte.

      Wie kann ich diese Gedanken wieder loswerden?, fragte er sich, ohne zu wissen, zu welch seltenem Besitz er über Nacht gelangt war. Jetzt, da er sich Fragen stellen konnte, schien sein Gehirn für nichts anderes mehr empfänglich zu sein.

      Seit fünf Minuten stand er jetzt schon vor dem Bett und beschäftigte sich allein mit seinen Gedanken. Nur schwer konnte er sich losreißen, und zog geistesabwesend seine Hose an. Verwirrt, wie er war, vergaß er an diesem Tag das Duschen, und folgte nicht dem minutiös vorgegebenen Tagesablauf. Er machte sich für die Arbeit fertig, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen.

      Das akkurat zusammengelegte Hemd lag auf der ebenso perfekt gefalteten Hose. Beides befand sich im obersten Fach eines Spinds. Darunter lag ein Sockenpaar nebst einer frisch gewaschenen Unterhose. In der untersten Etage standen seine Arbeitsschuhe und auf einem Bügel hing eine Jacke.

      Jeden Tag nach der Arbeit, warf er seine getragene und verschwitzte Kleidung in einen Wäscheschacht und jeden Morgen fand er sie gereinigt und feinsäuberlich zusammengelegt wieder vor. Darüber hatte er sich bislang keine Gedanken gemacht, genauso wenig über die geputzte Wohnzelle, die selbstreinigende Dusche und sein gemachtes Bett. Seine Haare wurden einmal in der Woche auf pflegeleichte drei Millimeter gestutzt und sein Bart rasiert - beides erledigte eine Robotereinheit. Alles war darauf abgestimmt, dass Pan ungehindert seiner Arbeit nachgehen konnte.

      Jetzt schien das unmöglich zu sein. Seine Gedanken machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Arbeit und seine Aufgabe verloren, um so länger er darüber nachdachte, immer mehr an Bedeutung für ihn.

      »Ich will das nicht! Ich darf das nicht!«, versuchte er sich selbst zu warnte und die Stimmen aus seinem Kopf zu verbannen. Sie ließen sich jedoch nicht verscheuchen oder fortwünschen. Etwas, dass das exakte Gegenteil war, fühlte sich für Pan unnatürlich an. Er begann sich zu fragen, warum es verboten war zu denken. Außerdem versuchte er sich vorzustellen, was wohl auf ihn zukommen würde, jetzt, da er dieses Verbot gebrochen hatte. Zunehmend überforderte ihn die Situation, ähnlich, wie es an einer Maschine der Fall gewesen wäre, deren Zweck man nicht verstand und sie nicht richtig zu bedienen wusste. Es glich einer Neugeburt, die Pan durchlebte: alles Vergangene zählte nicht mehr und die Zukunft war ungewiss.

      »Ich will, dass sie wieder verschwinden! Haut endlich ab!«, rief er aufgebracht. Es war ihm unbegreiflich, wie er das Verbot hatte brechen können. Vor diesem Tag war ihm nicht einmal bewusst gewesen, dass ein solches Leben überhaupt existierte.

      Nachdem er seine Hose angezogen hatte, legte er sich das Hemd über den Arm und ging ins Bad. Dort hielt er sein Gesicht unter laufendes kaltes Wasser. Er erhoffte, dadurch einen klaren Kopf zu bekommen und die bedrückenden Gedanken fortwaschen zu können.

      Vielleicht würden die Gedanken wieder verschwinden, wenn er ihnen keine Beachtung mehr schenkte. Möglich war es und Pan wollte es wenigstens versuchen.

      Er blickte in den Spiegel und stellte sich unweigerlich weitere Fragen: Warum bin ich hier? Weshalb tue ich Tag für Tag dasselbe, ohne mich zu fragen: Warum und wofür?

      Gedankenversunken zog er das Hemd an und knöpfte es zu. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Signal. Es war nicht jener elektronische Piepton, der jeden Morgen erklang. Dieses Geräusch hatte er noch nie zuvor gehört. Übermäßig laut und schrill tönte es aus allen Sirenen in der kleinen Wohnzelle. Pan schlug sich die Hände auf die Ohren und verließ das Badezimmer. In jedem Zimmer hing eine Sirene an der Decke, die ohne Unterbrechung die dröhnenden Warnsignale ausstieß. Er war mit seinen Gedanken nicht vertraut und unter Druck misslang es ihm erst recht, eine Lösung für das Problem zu finden.

      Die Tür zur Wohnzelle schnellte auf. Mit einem Zischlaut verschwand sie augenblicklich in einem schmalen Spalt im Boden. Drei bewaffnete Polizisten in Schutzkleidung betraten den Flur, der in den offenen Wohn- und Schlafraum überging. Mit der Polizei war Pan noch nie in Konflikt geraten. Er hatte sich auch zu keinem Zeitpunkt etwas zuschulden kommen lassen.

      »Auf den Boden! Sofort!«, schrie einer der Polizisten. Die Mündungen ihrer Waffen richteten die gepanzerten Riesen auf seinen Kopf.

      »Hände hinter den Kopf und ab auf die Knie!«, rief der Polizist, als er bemerkte, dass Pan sich nicht regte. Maßlos überfordert mit der Situation, ließ er sich auf die Knie fallen und sah entgeistert in die Visiere der Polizisten, wo er in sein eigenes Spiegelbild blickte.

      »Die Hände hinter den Kopf!«, wiederholte der Polizist ruhig, aber bestimmend. Langsam verschränkte er seine Hände hinter dem Kopf und sah sich einer aussichtslosen Situation gegenüber. Jetzt bereute er es, sich so viel Zeit gelassen zu haben. Er hätte direkt nach dem Aufstehen verschwinden müssen.

       Und was nun?

      Gejagt

      Pan zitterte vor lauter Angst, während sich die Polizisten ihm näherten.

      Renn weg!, befahlen ihm seine Gedanken, das kann ich nicht tun, warnten ihn die Selbigen.

      »Aufstehen und umdrehen!«, befahl der Beamte, nahm den Lauf seiner Waffe herunter und holte die elektrischen Fuß- und Handfesseln hervor.

      Jetzt oder nie, sagte Pan sich und stieß den Polizisten um, der ihm am nächsten stand. Er benötigte all seine Kraft und beide Hände, doch der Polizist rechnete nicht mit dieser Aktion und stolperte rückwärts. Da der breitgebaute Mann zwar ins Straucheln geriet, jedoch nicht hinfiel, versperrte er seinem Kollegen die Sicht auf Pan. Er stürmte den Flur entlang und durch die offene Tür nach draußen.

      »Haltet ihn auf!«, schrie der Ausgespielte wütend.

      Vor der Wohnzelle betätigte Pan den Touchscreen. Augenblicklich war die Tür verschlossen. Er rannte nach links den Hausflur entlang. Sein Weg zur Arbeit hatte ihn stets nach rechts geführt. Es hatte für ihn nie einen Grund gegeben, für den er nach links hätte abbiegen müssen. Der Weg zur Arbeit hätte ihn zu einem Fahrstuhl geführt und dieser ihn dann zum Hangar gebracht.

      Der Hangar war eine Landeplattform im Zentrum eines Wohnsektors. Deren Bewohner sammelten sich jeden Morgen am Hangar und stiegen in eines der Schiffe, welches sie zum jeweiligen Arbeitssektor brachte.

      Pan fragte sich, ob seine Wahl nach links zu gehen, wirklich die Richtige gewesen war. Vielleicht ist das eine Sackgasse? Beiderseits passierte er verschlossene Türen, die zu den zahllosen Wohnzellen auf dieser Etage führten. Wie in einem Bienenstock leben die Arbeiter dicht auf dicht. Vom Erdgeschoss bis in schwindelerregende Höhen von sechshundert Metern.

      Pan lebte im Wohnsektor 4 und arbeitete im Arbeitssektor 9. Sektor 4 beinhaltete ausschließlich Wohnhäuser für Arbeiter. Es gab noch andere solcher Areale, doch mehr wusste Pan nicht, über den Ort, an dem er lebte. Arbeitssektor 9 gehörte mit zu den härtesten Umfeldern, und Arbeiter aus diesem Sektor genossen kein hohes Ansehen. Pan musste körperliche Arbeit verrichten und diese Tatsache hatte ihm soeben die Haut gerettet. Nur so hatte er den gepanzerten Polizisten überwältigen und die Flucht ergreifen

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