25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition). Marc Pain

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25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition) - Marc Pain

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fühlte sich nicht gut und abermals wurde der Drang zu fliehen in ihm mächtig. Er ging ein paar Schritte rückwärts, drehte sich um und rannte los.

      »Warte!«, rief der Mann und nahm die Verfolgung auf. Pan hörte die Schritte des Fremden und er hörte, wie dieser immer näherkam. Vor der nächsten Abzweigung packte der ihn an den Schultern und bremste Pan aus. Danach drehte er ihn zu sich um.

      Hinabgestiegen

      Pans Herz schlug schnell und sein Puls raste. Die Flucht hatte ihr unausweichliches Ende gefunden. Er war vor den drei Polizisten aus seiner Wohnzelle geflohen, er konnte den rund zwanzig Beamten auf dem Hangarplateau entkommen und hatte es sogar geschafft, die Drohne auszuspielen. Und jetzt sollte ein einzelner Mann seine bislang erfolgreiche Flucht beenden? Zum wiederholten Mal hatte er das beklemmende Gefühl, seinem Schicksal einfach nicht entgehen zu können.

      »Ich werde dir nichts tun«, sagte der Fremde mit beruhigender Stimme. »Ich bin nur verwundert, das darfst du mir nicht verdenken. Schon sehr lange ist niemand mehr, wie du, hier unten gelandet. Ich war fast so weit, zu glauben, dass das System fehlerlos arbeitet. Du bist der Beweis, dass dem nicht so ist.«

      Der Mann sprach in Rätseln. Pan wusste nicht, von welchem System er redete und wofür er, Pan, der Beweis hätte sein sollen. Der Fremde klang euphorisch und lächelte, was zwar freundlich war, auf Pan jedoch befremdlich und abschreckend wirkte. Er hatte nie gesehen, wie jemand lächelte. Die Arbeit auf Europa war hart und wurde ohne viele Worte vollzogen. Allenfalls ein paar Anweisungen wurden erteilt oder Erfolge und Misserfolge gemeldet. Der Mann vor ihm unterschied sich so sehr von den Personen, mit denen Pan für gewöhnlich zu tun hatte, dass er die Angst vergas und die Neugier entdeckte.

      »Ich verstehe nicht, wovon Sie da eben sprachen?«, sagte er.

      »Nein – noch verstehst du es nicht, aber schon bald wirst du es!«, antwortete der Fremde und sprach weiterhin in Rätseln. Noch immer hielt er die Schultern des Arbeiters und lächelte ihn breit an.

      »Was werde ich verstehen? Wofür bin ich der Beweis? Wer ist das System?«, fragte Pan. Seit dem Erwachen wurde er mit Fragen nur so bombardiert. Er selbst konnte sie nicht beantworten und jetzt gab es da jemanden, dem er sie stellen konnte.

      »Das wirst du noch erfahren. Wir müssen erst mal weg von hier, wir müssen uns in Sicherheit bringen. Folge mir«, sagte der Fremde und ging vor. Pan zögerte eine Sekunde lang, doch dann folgte er dem Mann, nur um sich nicht mehr allein durchschlagen zu müssen und um endlich die ersehnten Antworten zu bekommen.

      Das Alleinsein, die Tatsache, dass er nur bei der Arbeit Kontakt zu anderen Menschen hatte – war bislang kein Problem für Pan gewesen. Er hatte sich weder allein e unwohl gefühlt, noch bereiteten ihm die Anwesenheit von Menschen, egal, ob es eine kleine Gruppe oder größere Massen waren, Unbehagen. Pans begrenzte Gedanken hatten seine Emotionen stark eingeschränkt. Mit den neuen Gefühlen hatte er schwerer zu kämpfen, als mit der Gedankenvielfalt.

      »Wohin gehen wir?«

      »Wir sind gleich da«, antworte der Mann mit der seltsamen Kappe und lief zielsicher durch das Gewirr der Häuserschluchten. Berge aus Müll und Schrott türmten sich vor ihnen auf und immer häufiger mussten sie über eine gewaltige Ansammlung von Unrat steigen, sich durch kleine Spalten quetschen oder durch enge Rohre kriechen. Der Fremde wusste genau, wie sie zu gehen hatten, um den kürzesten Weg durch den Abfalldschungel zu nehmen. Pan versuchte zu erkennen, was die Trümmer einmal gewesen sein konnten. Häufig trafen sie auf scharfkantiges Metall – Bruchstücke, die aus dem meterhohen Kleinschrott hervorragten oder ihn unter sich begruben. Pan konnte auf einigen davon Teile einer Kennzeichnung sehen, wie er sie von den Sektorschiffen kannte. Erschrocken fuhr er erst zusammen und blieb danach wie erstarrt stehen. Von einer Erkenntnis getroffen blicke er himmelwärts. Oben, am Ende des Tunnels, der sich aus den steilen Hauswänden ergab, flogen die Autos, Fähren und anderen Personentransporter über ihren Köpfen hinweg.

      »Warum bleibst du stehen? Wir müssen weiter!«, drängte der Mann.

      »Wir werden erschlagen, wenn wir nicht sofort von hier verschwinden!«

      »Dann müssten wir schon ziemliches Pech haben«, sagte der Mann gelassen. »Ich kenne zumindest niemanden, der schon Mal von heruntergefallenem Schrott erschlagen wurde.«

      »Aber hier ist so viel …«, sagte Pan und sah sich in alle Richtungen um.

      »Und das meiste davon liegt hier auch schon eine verdammt lange Zeit. Komm jetzt!«

      Um mehr Gefühl für Zeit zu bekommen, versuchte er sich zuerst begreiflich zu machen, wie lange er auf dem Jupitermond Europa gearbeitet hatte. Sein Leben lang. Aber was bedeutete das? Wie lang lebte er denn schon? Eine Antwort darauf hatte er nicht. Ein Jahr hatte 365 Tage, das wusste er. Er wusste auch, dass zu jedem Ende eines Jahres, der Druck auf der Arbeit anstieg, und dass er viele dieser Jahre auf Europa verbracht hatte. Doch wie viele es an der Zahl waren, konnte er nicht sagen. Es war gar so, als habe sich jedes Jahr etwas in ihm wieder auf null zurückgestellt und einfach wieder von vorn begonnen.

      »Wir müssen dort runter«, sagte der Mann und deutete auf ein kreisrundes Loch im Boden, »bis hierhin verirren sich nur die wenigsten, dort unten trifft man auf niemanden, der nicht zu uns gehört. Das ist der Zugang zur alten Kanalisation. Dieser Ort wurde vom System vergessen. Und genau darauf hoffen wir ebenfalls, vom System vergessen zu werden.« Der Fremde zwinkerte Pan zu, was dieser nicht verstand, betrat die erste Sprosse einer rostigen Leiter und stieg langsam hinab. Als er bis zur Brust im Loch verschwunden war, schaute er Pan ins Gesicht. »Hab´ keine Angst. Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich deine Angst und Verwirrung sehr gut nachempfinden kann. Folge mir, wenn du Erklärungen für all das haben willst, was du gerade durchmachst.« Mit diesen Worten verschwand er auf der Leiter.

      Langsam trat Pan an das Loch heran und blickte argwöhnisch in die Tiefe. Es war stockfinster und der Fremde wurde schon bald von der Dunkelheit verschlungen. Es fiel ihm schwer, Vertrauen zu fassen.

      Du kennst ihn nicht, begannen seine Gedanken ihn zu warnen, er könnte dich in eine Falle locken! Kennst du seinen Namen, oder weißt sonst irgendetwas über ihn?

       Aber er ist freundlich und könnte mir einen Ausweg zeigen. Ich hab noch nie so einen sonderbaren Menschen kennengelernt – er ist irgendwie anders. Außerdem kann er mir das alles erklären.

      Er zögerte lange und schaute die Sprossen hinab.

      Ob ich diese Leiter jemals wieder hinaufklettern werde?, fragte er sich und schluckte schwer.

      »Na los, jetzt komm schon!«, rief der Mann. Die Stimme des Fremden war leise und hallte lange wieder. Dadurch konnte Pan gut abschätzen, wie tief es vor seinen Füßen hinabging. Abermals schluckte er und atmete tief ein.

       Du kannst dich nicht länger allein durchschlagen. Entweder du vertraust dem Fremden oder du drehst um und lässt dich von der Polizei schnappen.

      Er nahm all seinen Mut zusammen und betrat die Leiter. Während er die Sprossen hinabstieg und allmählich in der Finsternis versank, bereute er seine Entscheidung bereits wieder. Er hatte jedoch keine andere Wahl – er musste dem Fremden einfach vertrauen und wollte mehr über das System erfahren, von dem er gesprochen hatte. Wenn es etwas gab, das größer war als sein Fluchtinstinkt, dann war es die Neugier.

      Die Luft wurde immer kälter und Pan schaute die Leiter hinauf. Obwohl er das Ende noch nicht erreicht hatte, war

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