Die reisegeplagte Reliquie. Denise Remisberger

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Die reisegeplagte Reliquie - Denise Remisberger

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war diese kugelförmige Sache. Als er sie schüttelte, klackte es drinnen. Und als er sie ins Licht hielt, erblickte er einen Zahn.

      «Du wirst meine Schutzkugel, wenigstens für die Heimreise.»

      Und als Felix den nächsten Bus bestieg, fühlte er sich entspannt und sicher.

      7

      «Isaak, Isaak, eines der Gläser des Reliquienbehälters ohne Reliquie hat einen Riss bekommen», schrie Pepe wiederholt, rannte zur kleinen Kirche hinaus und in den Kräutergarten hinein, wo Isaak die Beete mit Wellpappe vor dem kühlen Wind schützte, erstens, weil es nötig war, und zweitens, um sich abzureagieren.

      «Dann hat unsere Reliquie den Besitzer gewechselt, Pepe. Sie befindet sich auf Wanderschaft.»

      «Wanderschaften führen irgendwann wieder nachhause, Isaak.»

      «Genau, Pepe, wir müssen nur abwarten.»

      8

      «Und?», forderte der Abteilungsleiter der Vierten Spezial, Neo Klägeli, in einem hässlichen Büro der Kantonspolizei Zürich zu wissen, während er den Dreck aus den Rillen seiner Schuhsohlen auf dem gräulichen Linoleumfussboden verteilte.

      «Nichts», flüsterte Heribert Klaun und scharrte ebenfalls mit den Füssen, nur dass seine Schuhe sauber waren.

      «Was machen die denn dort?», insistierte Neo Klägeli.

      «Nichts», wiederholte Heribert Klaun, «sie spielen Gitarre, kochen Tee, …»

      «Haschtee?», frohlockte Klägeli.

      «Nein, Gewürztee», korrigierte Heribert.

      «Und sonst?»

      «Sie hören Musik, legen Karten, …»

      «Ah!», unterbrach Klägeli erneut.

      «Wir sind nicht die Heilige Inquisition, sie können so viel Karten legen, wie sie wollen», empörte sich Heribert, vor allem, da ihm die Gitarrera endlich eine Freundin prophezeit hatte. Daran hielt er fest.

      «Und dieser obere Stock?»

      «Der ist nur über ein fussbreites Mäuerchen erreichbar.»

      «Dann geh’ halt auf diesem Weg hinein!»

      «Ich bin doch nicht lebensmüde!»

      «Tu, was ich dir sage!»

      «Und wenn ich runterfalle?»

      «Dann bezahlt der Staat die Beerdigung. Verschwinde jetzt und tu deine Pflicht fürs Vaterland.»

      «Mein Vaterland ist aber Deutschland und meine Mutter stammt aus Österreich.»

      «Das tut jetzt nichts zur Sache. Ausserdem hast du den Schweizer Pass.»

      «Nein, auf den habe ich verzichtet.»

      «Was?»

      «Ja.»

      «Geh!», befahl Klägeli befremdet.

      Und Heribert Klaun gehorchte widerwillig.

      9

      «Heut’ Abend ist Grufti-Party im X-Tra», verkündete Senda gut gelaunt. «Kommt jemand mit?»

      «Ich», lachte Aristo, «passt du auf Hexe auf, Ulrich?»

      «Ich?», erschrak der Angesprochene.

      «Ja, du. Weisst du nicht, dass Tiere heilsam für psychische Störungen sind?»

      «Meinst du?»

      «Ja, sicher.»

      Als Senda und Aristo, beide in lange schwarze Mäntel gehüllt und mit schwarzen spitzen Lederschuhen an den Füssen, im X-Tra ankamen, schlug der Kirchturm nebenan gerade Mitternacht. Der Eintritt war gratis, die Getränke billig. Hier liess es sich abhängen.

      «Grossalarm!», kreischte Heribert Klaun in sein Diensthandy.

      «Was für ein Grossalarm?», fragte Kommissar Trüb gelangweilt zurück.

      «Die Gitarrera, äh, ich meine die Hausbesetzerin geht in die Disko. Und sie ist nicht alleine.»

      «Und jetzt?»

      «Ich brauche mindestens zehn Leute für eine Beschattung. Sofort. Ins Palais-X-Tra am Limmatplatz.»

      «Du kriegst höchstens fünf, Heribert, und schrei nicht so.»

      «Ich warte im Eingangsbereich.»

      «Ja, ja, wir beeilen uns.»

      Auf der Tanzfläche war es nicht sehr voll, sodass sich Senda und Aristo ausgiebig im Rhythmus von «Joy Division» bewegen konnten.

      Alle hier trugen Schwarz. Absolut niemand kam in einer anderen Farbe daher. Darum fielen die fünf Bestellten von der Kripo in ihren abgefriemelten Blue Jeans, mittelbraunen hohen Stiefeln und labbrigen weissen T-Shirts unglaublich auf.

      Heribert versteckte sich hinter einem grossen Sofa. Er wollte keinesfalls von seiner Gitarrera erkannt werden.

      «Was sind denn das für welche?», platzte es aus Mullrow heraus, der gerade bei Aristo stand und an seinem Plastikbecher Bier nippte. Er zeigte mit dem Finger auf die seltsamen fünf und kicherte.

      Senda und Aristo schauten sich nur wissend an und sagten nichts. Sie beobachteten, wie einer der Auffälligen, ein kleiner Blondgelockter, auf die Tanzfläche schlich und zwar gut tanzte, aber absolut nicht im Stil der anderen. Ein zweiter, ein schöner Afrikaner mit Alibi-Arbeitsbewilligung bei der Schweizer Polizei, kam dazu, lächelte Senda die ganze Zeit über an und stolperte dauernd. Es war nicht sein Rhythmus. Viel zu cool.

      Während es für Heribert hinter dem Sofa immer unbequemer wurde, ermüdeten die beiden Fahnder langsam und liessen sich von den drei anderen ersetzen.

      Nicht, dass Senda und Aristo nicht schon selber den Altersdurchschnitt in dieser Disko anhoben, doch diese drei hier bombten die Skala direkt ins Altersheim. Der eine, grauhaarig und mit dicken Tränensäcken unter den trüben Augen, versuchte, sich dem ihm völlig fremden Rhythmus anzupassen, indem er, mit leicht gekrümmtem Rücken, sein Gewicht von einem Fuss auf den anderen verlagerte und wieder zurück. Der zweite, grösser und kräftiger, tat sein Bestes, es den schwarzbemantelten Hüpferlingen, die ihn, intensiv nach Haarspray duftend, umzingelten, gleichzutun und kam rasend schnell aus der Puste. Die Frau, klein und grauschwarz, hätte jetzt zwar lieber die Miracle Workers gehört, doch sie hielt sich ganz tapfer.

      Heribert hatte endgültig genug und verdrückte sich in das eine der beiden Dienstautos, die am Strassenrand vor dem Lokal korrekt in einer Parklücke standen. Nach ein

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