Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski. Jacob Grimnm

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Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski - Jacob Grimnm gelbe Buchreihe

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Unterstützt von einem reichen Anschauungsvermögen, rasch und glücklich im Zusammenfassen von noch so weit auseinander liegenden Tatsachen und Gegenständen, kam er leicht zu den „bedeutungsvollsten Resultaten“, während die eigentliche Kritik, wie sie ein Lachmann und Haupt bewiesen, bei seiner poetischen Veranlagung weniger stark ausgeprägt war. Die ungezwungene Lebendigkeit, die volkstümliche Frische und Anschaulichkeit seiner Sprache verleiht ihm für immer einen Ehrenplatz unter den Meistern deutscher Prosa. Wilhelm G. war nicht von der gleichen tiefen Ursprünglichkeit und Fruchtbarkeit; aber seinem wahrhaft poetischen Empfinden und seinem Verständnis für die Ausdrucksweise des Volkes ist es zu verdanken, dass neben den „Deutschen Sagen“, besonders die „Kinder- und Hausmärchen“, ein echtes Hausbuch für die deutsche Kinderwelt geworden und geblieben sind, die seit ihrem Erscheinen (1812) gleich den Sternen noch nichts von ihrem ursprünglichen Glanz verloren haben. Hier ist der naive Ton des deutschen Märchenerzählers in von anderen nie wieder erreichter Weise getroffen. Was die deutschen Romantiker, wie z. B. Tieck in seinen Phantasus-Geschichten, seiner Genoveva u. s. w. vergeblich erstrebten, die deutsch volkstümliche, schlichte Klarheit, unbewusste Gedankentiefe und wunderbare Plastik der Sprache, das finden wir in den Grimmschen „Kinder- und Hausmärchen“. Kein anderes Volk kann diesem Buch ein in seiner Gattung ähnliches an die Seite stellen. Es ist auch klassisch, wenn klassisch nicht mehr bedeuten soll als vollendet in seiner Art. Nicht mit Unrecht bemerkt ein neuerer Literarhistoriker, dass diese Märchen, „als Muster volksmäßiger Darstellung wohl für alle Zeiten unübertrefflich bleiben werden.“

      Die späteren Ausgaben der „Kinder- und Hausmärchen“ sind von dem oben bereits genannten Hermann Grimm besorgt worden, der in pietätvollem Verständnis ihnen die Zueignung an Bettina von Arnim aus dem Jahr 1843 wieder vorangestellt hat.

Grafik 38

      Bettina von Arnim

      Auch wir halten sie für unzertrennlich von dem wertvollen Buch und lassen sie hier folgen.

Grafik 41

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      Märchen-Interpretationen

       Märchen-Interpretationen

       https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Louise_von_Franz

Grafik 47

      Marie-Louise von Franz (1915 – 1998), Mitarbeiterin des schweizer Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung, war praktizierende Psychotherapeutin sowie Dozentin und Lehranalytikerin in Zürich. Bekannt ist sie für ihre tiefenpsychologischen Deutungen von Märchen.

      Ihre Märcheninterpretationen beruhen auf Jungs Ansicht, dass „das Märchen als ein spontanes, naives Produkt der Seele […] wohl nicht anders als das aussprechen [kann], was eben die Seele ist.“ Marie-Louise von Franz verstand Märchen als durchschnittliche Bilder verschiedener Phasen der Erfahrung seelischer Wirklichkeit. Sie sind „der reinste und einfachste Ausdruck kollektiv unbewusster psychischer Prozesse. Die Bedeutung eines Textes ist in der Gesamtheit der Motive und dem spezifischen Verlauf der Handlung entalten. Obschon jedes Märchen ein relativ geschlossenes System mit einer je wesentlichen psychologischen Bedeutung darstellt, umschreiben alle Märchen offenbar doch die gleiche unbekannte und nicht ausschöpfbare seelische Tatsache. Jung nennt diese „das Selbst, welches die seelische Ganzheit eines Individuums wie paradoxerweise auch das regulierende Zentrum des kollektiven Unbewussten ist“. Jeder im Märchen repräsentierte Archetyp repräsentiert zum einen bloß einen Aspekt des kollektiven Unbewussten. Zum anderen repräsentiert er jeweils auch stets das ganze kollektive Unbewusste.

      Held und Heldin – die Identifikationsfiguren für die Zuhörer – sind als archetypische Gestalten zu verstehen (nicht als gewöhnliches menschliches Ich) und repräsentieren damit die archetypische Grundlage des Ichkomplexes. Sie sind „wie ein Leitbild für das von der Instinktgrundlage oft abweichende individuelle Bewusstsein“. Zum einen lassen sie sich als Funktion des Selbst auffassen, sind aber Ichhaltung. G. Isler erläutert von Franzens Verständnis dessen: „Sowohl die Figur des Helden wie auch der ganze Verlauf der Märchenhandlung kompensieren die anfänglich ungenügende oder falsche Einstellung des Bewusstseins: Die anfängliche Not- oder Mangelsituation ist am Schluss des Märchens behoben, dieser weist meist eine ‚ganzheitlichere‘ Struktur auf als der Anfang, was einer Erneuerung des nun herrschenden Bewusstseins (ausgedrückt z. B. durch den jungen König) entspricht, das nun ‚richtiger‘ auf die psychische Ganzheit ausgerichtet ist.“ Märchen kompensieren einerseits das individuelle Bewusstsein, aber ebenso eine „ungenügende Einstellung des kollektiven Bewusstseins, welches im europäischen Kulturkreis vorwiegend durch das Christentum geprägt ist“. Das Schicksal der Helden wird folglich nicht, wie häufig in personalistisch-subjektivistischen Deutungsversuchen als individuelle Neurose verstanden, sondern als Schwierigkeiten und Gefahren, die dem Menschen von der Natur auferlegt werden.

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      Die strukturalistische Märchenanalyse nach Vladimir Propp „Kinder- und Hausmärchen“.

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      Wladimir Jakowlewitsch Propp (* 29. April 1895 in Sankt Petersburg; † 22. August 1970 in Leningrad) war ein russischer Folklorist deutscher Abstammung.

       https://www.grin.com/document/14048

      Zunächst soll diese Gattung anhand ihres Ursprungs, ihres Verständnisses und ihrer Theorien kurz erläutert werden. Dies geschieht zur Einführung in die Thematik. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt allerdings auf Vladimir Propp, genauer: auf dessen Ansatz zur strukturalistischen Märchenforschung. In diesem Teil geht es um Inhalte seines Ansatzes und um ursprüngliche Anwendungsgebiete. Daraufhin soll diese Form der Analyse auf ihre generelle Anwendbarkeit geprüft werden. Zu diesem Zweck werden zwei Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm anhand der strukturalistischen Merkmale analysiert und miteinander verglichen. Abschließend werden noch weitere Forschungsansätze zur Analyse von Märchen vorgestellt.

      Märchen gehören, ebenso wie Fabeln und Novellen, zu den phantastischen Erzählungen in kurzer Form. Die märchenhafte Erzählung beinhaltet bedeutungsvolle Augenblicke, in denen unendliche Zusammenhänge der alltäglichen Welt offenbart werden. Märchen sind im Volk entstanden, frei erfunden und mündlich überliefert. Sie zeigen keinerlei räumliche oder zeitliche Festlegung. Die in ihnen beschriebenen Begebenheiten und Gestalten sind phantastisch in dem Sinne, dass sie im Widerspruch zu natürlichen Gegebenheiten stehen.

      Die auffälligsten Eigenschaften von Kunst- und Volksmärchen sind das Vorhandensein von Helden und widersprüchlichen Charakteren: die einen sind gut und schön, die Gegner böse und hässlich. Häufig beinhalten diese Märchen Lehren oder Lebensweisheiten und sie sind grausam, da Elemente wie Mord, Raub, Entführung (um nur einige zu nennen) stets vorkommen.

      Historisch einordnen lassen sich Märchen in die Epoche der Romantik (1795-1830), deren bedeutsamste Märchensammlung (die „Kinder- und Hausmärchen“) durch die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm aufgezeichnet wurde. Angeregt wurden sie dazu u. a. von Achim von Arnim und Clemens Brentano, die die Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zusammenstellten. Ursprünglich wurden Märchen als Unterhaltungsmittel an Adelshöfen eingesetzt, heutzutage werden sie vorwiegend Kindern als ‚Gute-Nacht-Geschichten’ erzählt.

      Die wissenschaftliche Erforschung von Märchen verläuft in unterschiedliche Richtungen. Die Gebrüder Grimm bemühten sich intensiv um eine entstehungsgeschichtliche Darstellung der Märchen,

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