Spielzeit. Dani Merati

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Spielzeit - Dani Merati

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      „Jo! Jo, hallo? Bist du hier, mein Freund?“

      Jo zuckte zusammen, das ohrenbetäubende Zuknallen der Tür und Torstens tiefer Bass dröhnten in seinem Schädel. Er zwang seine Augen auf und nahm sein Umfeld in sich auf. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war auf einem Hocker in seiner Bar zu sitzen und den scharfen Schmerz von Olivers Verrat wegzutrinken. Jetzt lag er würdelos auf dem Fußboden eben dieser Bar, umgeben von leeren Bier- und Schnapsflaschen und was immer sonst noch greifbar gewesen war.

      „Jo? Was zum Teufel? Oh, Jo.“ Torsten stampfte in den Raum, seine derben Stiefel ließen den Untergrund unter Jos Kopf vibrieren. Jo stöhnte und schlang seine Arme um seinen Schädel, bedeckte sein Gesicht und rollte sich in einen kleinen Ball zusammen. „Verschwinde!“

      Der Boden zitterte, erschütterte Jo erneut, als Torstens Knie schwer neben seinem Kopf landeten. Er griff mit beiden Händen nach Jos Armen, schüttelte ihn leicht. „Das werde ich nicht. Komm schon, Knirps, öffne deine Augen und rede mit mir. Was zum Teufel ist los mit dir?“ Der Insiderwitz über die Tatsache, dass er seinen Freund, der mit 1,80 m nicht unbedingt klein war, um Haupteslänge überragte, funktionierte diesmal nicht.

      Jo fühlte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, und knirschte mit den Zähnen, um sie zurückzuhalten. In Zeitlupe rollte er auf den Rücken und erlaubte Torsten, ihm die Arme vom Gesicht wegzuziehen. Die Besorgnis, die er in der Miene seines besten Freundes sah brach allerdings seine Beherrschung und er spürte, wie die erste Träne seine Wange hinabrollte. Ärgerlich wischte er sie weg und drückte sich hoch, bis er mit gekreuzten Beinen vor seinem Freund saß.

      „Er hat mich verlassen, Torsten. Will heiraten. Er will verdammt noch mal heiraten! Scheiße!“ Jo umfasste wieder seinen Kopf, wimmerte und presste seine Handflächen gegen seine Schläfen. Mit einem Kater zu schreien war nicht das Cleverste, aber zumindest lenkte ihn der Schmerz in seinem Schädel von der Pein in seinem Herzen ab.

      „Was? Wer? Wovon redest du bitte?“ Torstens starke Finger schlüpften unter Jos und in sein Haar, massierten seine Schläfen. Die Berührung fühlte sich gut an, tröstend und Jo nahm sich einen Moment, es zu genießen, bevor Schmerz und Zorn wieder überhandnahmen. Er drückte Torstens Hände weg und drehte sich, um den Boden abzusuchen. Eine zerknüllte rosa Karte lag aus seiner Reichweite und er krabbelte rüber, schnappte sie und warf sie in Torstens Schoß. Er wollte dieses verdammte Ding nicht mehr anfassen als nötig.

      Sein Freund öffnete die Karte und Jo sah weg. Sein Blick fiel auf das Chaos um ihn herum. „Herr und Frau Christian von Stetten freuen sich, Ihnen die Verlobung ihrer Tochter, Bettina von Stetten mit Oliver Marquardt verkünden zu dürfen und laden Sie herzlich ... verfluchte Scheiße, Jo. Hast du mit ihm gesprochen, nachdem du das bekommen hast?“ Torstens starke Arme kamen um seine Schultern herum und er vergrub sein Gesicht im Nacken seines besten Freundes. Das Schluchzen ließ sich jetzt nicht mehr länger eindämmen.

      „Nur für eine Minute. Er war nicht allein. Aber er sagte, dass es das ist, was er will. Er will diese Tussi heiraten.“ Jo konnte Torsten nicht ansehen, während er Olivers Worte wiederholte, die wenigen, die er über die Lippen bringen konnte. Was in seinem Hals stecken blieb, war der Teil, in dem Oliver gesagt hatte, Bettina sei das Beste, was ihm je passiert wäre. Dasselbe, das er auch immer zu Jo gesagt hatte.

      „Dieses verdammte Arschloch!“ Torstens Arme schlossen sich enger um Jos Schultern und er schüttelte den Kopf, zog sich zurück um seinen Freund anzusehen. „Nein! Ich hab‘ dir doch gesagt, er war nicht allein. Er konnte nicht sagen, was wirklich los ist. Das kann nicht richtig sein. Sie zwingen ihn dazu. Vielleicht haben sie das mit uns herausgefunden und benutzen das gegen ihn, damit er ihre Tochter heiratet. Er liebt mich. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt!“

      Tränen quollen jetzt stetig aus seinen Augen, aber Jo machte sich nicht mehr die Mühe sie zu verbergen, nicht vor Torsten. Sie kannten sich seit dem Kindergarten und waren zusammen durch dick und dünn gegangen. Ein paar Tränen würden seinen besten Freund nicht in die Flucht schlagen. Dessen Hand legte sich an seine Wange und Jo lehnte sich instinktiv in die zarte Berührung, als Torsten seine Tränen wegwischte. „Er hat eine Menge Dinge gesagt, Knirps, doch er hat nie etwas davon getan.“

      Torstens sanfte Zurechtweisung war wie eine Faust in den Magen. Die Anschuldigung war nicht neu. Sein Freund hatte Oliver nie leiden können. Jo wischte die Feuchtigkeit von der anderen Wange und löste sich aus der Umarmung. Er versuchte seine Fassung wiederzugewinnen und ignorierte den Schmerz von Torstens Worten. „Was soll ich nur ohne ihn tun?“

      „Was du ohne ihn tun wirst?“ Torsten stieß ein barsches Lachen aus. „Das ist ein Witz, oder? Du tust doch die ganze Zeit schon alles ohne ihn. Denk mal nach. Was hat er denn bisher getan? Er hat nie Miete gezahlt. Er hat kein Geld in eure Bar gesteckt und er hat nie einen Finger gerührt, um hier mitzuhelfen! Er war ein Schmarotzer und du bist ohne ihn besser dran!“

      Zornig zog sich Jo zurück und taumelte auf die Beine. Sein Schädel dröhnte und der Raum drehte sich bedrohlich. Er stolperte über die leeren Flaschen zu seinen Füßen und knallte in den Tresen. Er klammerte sich an die Kante, stützte sich dagegen und hielt sich so fest er nur konnte. Hektisch versuchte er, seine Übelkeit wegzuschlucken.

      „Du liegst falsch! Er hat getan, was er konnte. Er war beschäftigt, hat aber immer versucht zu helfen. Doch sein Studium ... er hatte einfach keine Zeit!“ Jo hörte, wie Torsten auf die Beine kam und dann zu ihm rüberstampfte. Er lehnte sich neben ihn an den Tresen und seufzte schwer. Jo schloss seine Augen, wollte das Mitleid nicht sehen, das sich hinter dem ironischen Lächeln versteckte.

      „Oh ja, richtig. Sein berühmtes Studium. Du und ich, wir wissen beide, dass er nicht studiert hat. So viel Zeit, wie er angeblich mit lernen verbracht hat, hätte er Bestnoten schreiben müssen. Doch er hat stattdessen kaum einen Test bestanden.“

      Die nächste Faust landete einen Volltreffer in seinem Magen. Die Unterstellung, dass Oliver seine Tutoren gefickt hatte, war nicht neu und Jo musste schwer schlucken. Er hatte ihn selbst schon verdächtigt gehabt, aber Oliver hatte es vehement abgestritten und Jo glaubte ihm, weil er es glauben wollte. Diese Anschuldigung jetzt wieder von Torsten zu hören, schürte seinen Zorn noch mehr.

      „Hör auf! Du warst nicht dabei, du weißt gar nichts darüber. Warum hasst du ihn so sehr?“ Jo sackte über dem Tresen zusammen, legte seinen Kopf auf seine Unterarme, blockierte das grelle Sonnenlicht und presste seine schmerzenden Augen fest zu.

      „Ich kann nicht anders, Jo. Ich hasse, was er dir antut. Scheiße Jo, ihr habt jeden Tag miteinander telefoniert! Wieso hat er diese Hochzeit nicht einmal erwähnt, oder überhaupt, dass er sich mit jemand anderem trifft?“ Das Knistern von Papier, das zusammengeknüllt wurde, klang ohrenbetäubend in Jos Ohren und fixierte seinen Blick auf diese verfluchte Einladung. „Du gibst und gibst und es kommt nichts zurück von ihm! Nichts, außer Kummer. Er quetscht das Leben aus dir heraus! Kannst du das nicht sehen? Du bist ohne ihn besser dran!“

      Jo zuckte von der Theke hoch, die ruckartige Bewegung ließ gleißenden Schmerz durch seinen Kopf schießen. Er ging auf Torsten los, voller Zorn über dessen Selbstgerechtigkeit. Seinen Geliebten zu verteidigen war die natürlichste Sache der Welt und irgendwie rechtfertigte er sich auch selbst damit.

      „Nein! Sie zwingen ihn dazu. Das weiß ich. Er ... ich bin nichts ohne ihn!“ Frustriert fuchtelte Jo mit den Armen, fegte dabei leere und angegangene Flaschen vom Rand der Theke. Sie landeten mit einem Krachen auf dem harten Boden, Glassplitter und Alkohol spritzten gegen den Tresen und seine Beine.

      Torsten

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