Spielzeit. Dani Merati

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Spielzeit - Dani Merati

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ich glaube, ich werde alt, müde.“

      Diego schnalzte missbilligend mit der Zunge. Er kam auf Jo zu, die Hände in die Hüften gestützt, mit einer grimmigen Miene. „Wie kommst du darauf, dass du alt bist? Müde bist du, weil du dich selbst runterziehst und dir die Schuld für etwas gibst, dass du gar nicht kontrollieren konntest. Torsten hat dich geliebt und er würde nicht wollen, dass du ihm ewig nachtrauerst. Vor allen Dingen würde er nicht wollen, dass du deinen Traum, deine Existenz aufgibst. Es sind beinahe zwei Jahre, Jo. Lass los. Warum gehst du nicht da raus auf die Tanzfläche, suchst dir einen Freund für eine Nacht, hast ein wenig Spaß?“

      Jo biss seine Zähne zusammen und sah über die Bar hinweg auf die Tanzfläche, wo sich heute hauptsächlich junges Publikum zu den beschwingten Rhythmen austobte. „Du gehst zu weit, Diego. Es mögen beinahe zwei Jahre sein, aber Torsten und ich kannten uns dreißig, sechs davon waren wir ein Paar. Ich bin fünfunddreißig! Ich weiß, dass ich noch nicht tot bin und ich weiß auch, dass ich als guter Fang angesehen werden kann. Doch ich suche nicht irgendeinen blutjungen Kerl für einen schnellen Fick. Ich suche überhaupt nicht, klar? Lass es gut sein.“

      So rasch, wie der Ausbruch gekommen war, verschwand sein Zorn wieder. Er fühlte sich ausgelaugt und beschämt. Diego hatte ihm nur helfen wollen und er hatte eigentlich auch recht. Obwohl Jo sich nicht einmal vorstellen konnte, wieder auszugehen, er musste öfters raus seinem Schneckenhaus, wieder Spaß haben, sonst würde er komplett in Depressionen versinken. Er hatte bloß keine Ahnung mehr, wie das ging. Schwer schluckend wandte er sich von der verletzten Miene Diegos ab.

      „Es tut mir leid. Was ich gesagt habe, war daneben.“ Jo warf den Lappen in einen Korb hinter sich und verließ den Tresen. Über die Schulter warf er dem anderen Mann ein entschuldigendes Lächeln zu, bevor er sich rasch in sein Büro zurückzog.

      An seinem Schreibtisch starrte Jo zornig auf den Packen von drei Tagen Post, die darauf wartete, sortiert zu werden. Mit einem resignierten Seufzen arbeitete er sich durch Rechnungen und Werbebriefe. Er hasste Büroarbeit, aber sie musste getan werden und es auf jemand anderen abzuwälzen war undenkbar. Wenn auch nichts anderes, zumindest die Buchhaltung lag noch in seiner Verantwortung.

      Endlich das Ende des Stapels erreichend, gefroren seine Hände über einem großen, rosafarbenen Briefumschlag. Als er das verdammte Ding anhob, zitterten seine Finger und ein schneller Blick auf den Absender bestätigte seine Befürchtungen. Der Brief war von Oliver und Bettina Marquardt.

      In seinem Kopf begann es zu hämmern und es bildeten sich sogar Tränen in seinen Augen. Was hatte er getan, um so grausam an sein erstes gebrochenes Herz erinnert zu werden? Er versuchte, die schmerzhaften Erinnerungen abzublocken und riss den Umschlag entschlossen auf. Beinahe hätte er laut gelacht, als eine fast identische Karte wie damals hinausfiel.

      ‚Nach zehn Jahren erneuern Oliver und Bettina Marquardt ihr Ehegelübde ...‘

      Zehn Jahre. Oliver war jetzt bereits seit einem Jahrzehnt verheiratet. Verdammt, irgendwie kam ihm das alles unreal vor. Er liebte Oliver nicht mehr, doch er war nie in der Lage gewesen, komplett loszulassen. Die Bitterkeit darüber, wie ihre Beziehung geendet hatte, verfolgte ihn weiterhin. Auf seine zitternden Hände starrend, realisierte er, dass er damit abschließen musste und sein Herz wurde von Schuld überflutet. Er hatte sechs Jahre lang einen wundervollen Mann geliebt, der diese Gefühle erwidert hatte, aber all die Zeit hatte ein winziger Teil von ihm an dem Wunschtraum festgehalten, den er mit Oliver geteilt hatte.

      Verflucht noch mal, sein Traum hatte sich erfüllt, nur eben mit Torsten und nicht mit seinem Ex. Er hätte etwas tun müssen, um seinem Mann zu zeigen, wie sehr er ihn schätzte, öffentlich anerkennen, welch große Rolle er in seinem Leben eingenommen hatte. Den Namen der Bar ändern, als Oliver abgehauen war. Torstens Einfluss war überall sichtbar, in der Deko, bei der Musik, die sie spielten, aber Olivers verdammter Stempel hing immer noch über der Tür.

      Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen und er sah hoch, als Diego das Büro betrat. Er kam langsam hinein, betrachtete ihn einen Moment schweigend. „Du bist schon lange hier drin. Ist alles Okay, Chef?“

      Jo umfasste die Einladung in seiner Hand fester, wusste nicht, was er seinem Freund antworten sollte. Der Barkeeper streckte seine Hand aus, berührte ihn und griff dann nach der Karte. „Darf ich?“

      Er nickte und Diego nahm die Einladung in seine Hand. Jo faltete seine Hände zusammen und studierte sie, während sein Freund die Karte las. Er schnaubte und Jo riss seinen Kopf hoch, überrascht, als er Diego grinsen sah. „Was ist so lustig?“

      Der Barkeeper schüttelte seinen Kopf und wedelte mit der Einladung vor ihm herum. „Das ist perfekt! Genau das, was du brauchst. Ein Tapetenwechsel. Das sind Freunde von dir, richtig? Ein Schlosshotel in der Nähe von Berlin. Perfekt, um zu entspannen, ein wenig Frieden zu finden.“

      Der Ausdruck auf Diegos Gesicht war triumphierend und Jo musste lächeln. Sein Freund hatte keine Ahnung, wer Oliver war, kannte die Vergangenheit nicht und verstand somit auch nicht, was er da vorschlug, aber Jo musste zugeben, dass er recht hatte. Er brauchte einen Tapetenwechsel und das war die perfekte Gelegenheit. Er brauchte nicht nur Urlaub, er musste endlich mit diesem Lebensabschnitt abschließen.

      Wenn er Oliver mit seiner Ehefrau zusammen sah, immer noch glücklich nach einem Jahrzehnt, vielleicht half ihm das dann, ihre gescheiterte Beziehung endlich abzuhaken. Vielleicht fand er danach einen Weg seine erste Liebe zu begraben und den Schatten zu vertreiben, der über seinem Leben lag.

      Jo nahm Diego die Karte wieder ab und hob eine Augenbraue. Studierte den jüngeren Mann, als er seine Optionen abwägte. „Nun, ich wäre mindestens eine Woche weg. Denkst du, du kannst diesen Laden so lange allein am Laufen halten?“

      Sein Barkeeper sprang vom Schreibtisch und stieß die Faust in die Luft. Die Rastalocken wirbelten wild hin und her, als er einen Freudentanz aufführte. Jo schüttelte schmunzelnd den Kopf. War er auch mal so sorglos gewesen? Schließlich beruhigte sich der jüngere Mann. Er beugte sich über den Tisch, sah Jo ernst an. „Ich halte diese Bar zusammen, solange du es brauchst, Chef. Komm‘ wieder auf die Beine.“

      Jo sah noch einmal auf die Einladung und nickte dabei entschlossen. Die Reise würde ihm guttun und vielleicht gab sie ihm endlich den Frieden, den er so verzweifelt suchte. Seine Affäre mit Oliver hatte mit einer Hochzeit geendet, und obwohl er es zu diesem Zeitpunkt nicht realisiert hatte, seine Beziehung zu Torsten war genau an diesem Tag geboren worden.

      Jo wollte diese Augenblicke noch einmal einfangen, sie sortieren. Er wollte in der Lage sein, Oliver zu gratulieren und danach würde er den Club aufsuchen, wo er und Torsten ihren ersten betrunkenen Kuss geteilt hatten. Er sah Diego an. „In Ordnung, ich fahre.“ Sein Freund grinste und klopfte ihm auf die Schulter. „Du wirst es nicht bereuen, du wirst sehen.“ Jo erwiderte sein Lächeln und zuckte mit den Achseln. „Das will ich doch hoffen.“

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