Die drei Lästerschwestern können's nicht lassen. Erich Hübener

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Die drei Lästerschwestern können's nicht lassen - Erich Hübener

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sie morgens den Raum betrat ging es anscheinend wie ein heimliches Lauffeuer durchs Haus, denn immer erschien schon wenig später Christian an ihrem Tisch und begrüßte sie. Jeden Morgen, ausgenommen er hatte schon früh morgens Gäste von der Fähre abzuholen. Meistens setzte er sich zu ihr und trank eine Tasse Kaffee, denn gefrühstückt hatte er natürlich auch schon in aller Herrgottsfrühe. Aber lange hielt er es meistens nicht aus. Natürlich hatten die jungen Leute schon lange die Führung des Hauses übernommen, aber der Senior meinte immer, dass er hier und da nach dem Rechten schauen müsste.

      Christians Sohn hieß Torben, war etwa 4o Jahre alt und begegnete Maria offen und herzlich, anders war es mit Meike, Torbens Frau. Zwar war auch sie höflich und zuvorkommend, aber Maria wurde das Gefühl nicht los, dass da irgendetwas zwischen ihnen stand. Sie sprach mit Christian darüber und der sagte „Ihr solltet mal vernünftig miteinander sprechen. Ich werde ihr sagen, dass sie dich mal da hinten auf der Bank besuchen soll. Da seid ihr ungestört und könnt in Ruhe über alles reden.“

      Und so kam es, dass Meike ein paar Tage später den Gartenpfad entlangging und die Bank ansteuerte, auf der Maria gerade saß und las.

      „Darf ich?“, fragte sie und zeigte auf den freien Platz neben Maria.

      „Na klar“, antwortete Maria und klappte ihr Buch zu.

      „Ich hatte gerade da drinnen eine kleine Pause und ich denke, wir sollten mal miteinander reden.“

      „Ja, dein Schwiegervater war auch der Meinung.“

      „Und um den geht es gerade. Ich muss dafür aber ein bisschen ausholen, damit du verstehst, um was es geht.“

      Sie machte eine Pause und schien zu überlegen, wo sie anfangen sollte.

      „Also“, begann sie dann zögernd, „Vadder – so sagen wir hier zu ihm - hatte vor ein paar Jahren schon einmal eine Beziehung zu einer alleinstehenden Frau. Und das ist nicht gut ausgegangen, um es genau zu sagen: Es ist total schief gegangen. Erst ging es ganz gut, aber als die Frau ihn drängte, ihn zu heiraten, kam es immer öfter zu Diskussionen zwischen ihnen. Letztendlich stellte sich heraus, dass die Frau es auf einen Erbschaftsanspruch abgesehen hatte, den sie am Ende sogar gerichtlich durchsetzen wollte. Vadder ging es danach Wochen und Monate ganz schlecht. Er hat sehr darunter gelitten. Und wir dachten schon, dass dieses Thema damit für immer erledigt wäre. Ja, und dann tauchtest du vor ein paar Wochen plötzlich hier auf und da hatten wir Angst, dass es noch einmal passieren könnte. Nicht wegen des Erbes – es ist genug da - sondern wir befürchteten, dass er noch einmal so schwer enttäuscht werden könnte. Er hat ja auch vorher mit uns gar nicht darüber gesprochen. Eines Tages sagte er nur: Morgen kommt Maria aus Augsburg. Die wird bei Behrends wohnen und mein Gast sein. Wir haben es dann so akzeptiert, weil wir wussten, dass man mit Vadder nicht diskutieren kann. Wenn er sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann macht er es auch.“

      Maria hatte aufmerksam zugehört und Meike nicht unterbrochen. Jetzt hatte sie das Bedürfnis, diese Frau in den Arm zu nehmen, aber sie traute sich nicht. Sie überlegte, wie sie mit der Antwort beginnen sollte und sagte dann „Ja, und dann erscheine ich plötzlich hier und ihr wisst nicht, wie ihr damit umgehen sollt.“

      Meike nickte stumm.

      „Euer Vadder scheint ja ein richtiger Sturkopp zu sein“, stellte Maria fest.

      „Dat kannst wol seggen“, bestätigte Meike auf Platt.

      Maria gab sich selbst noch einen Moment zum Nachdenken und erklärte dann „Also, um eines schon mal klarzustellen, übers Heiraten haben wir nie geredet. Und das wird auch nie ein Thema sein, jedenfalls nicht von mir aus. Ich war zweimal verheiratet und das reicht mir für den Rest meines Lebens. Und wenn es um Geld geht, auch damit habe ich keine Probleme. Ich kann von meiner Pension als ehemalige Lehrerin gut leben. Und was die Beziehung zu eurem Vadder anbelangt, da wird es auch keine Probleme geben. Sieh mal, wir sind beide keine Teenager mehr, die heute miteinander tanzen und sich morgen nicht mehr kennen. Nein, es hat sich so ergeben, dass wir beide uns einfach gegenseitig sympathisch fanden und dass wir deshalb irgendwann beschlossen haben, ein Stück unseres Lebensweges gemeinsam zu gehen, mehr nicht. Wie lange das sein wird, darüber haben wir nie gesprochen. Das wird sich zeigen. So haben wir es jedenfalls abgesprochen. Ist das für euch okay?“

      Meike hatte Maria genau zugehört und sie nicht unterbrochen. Aber jetzt brach es aus ihr heraus. Sie stand auf und umarmte Maria spontan. Tränen standen in ihren Augen, als sie sagte „Ik bün jo so froh, dat wi dor öber prot hebt.“ Und dann besann sie sich der hochdeutschen Sprache und fuhr fort „Ich fand die Spannung in den letzten Tagen auch schrecklich. Ich kann sowas gar nicht ab. Aber nun ist es ja raus und ich denke, dass wir noch gute Freundinnen werden können. Wir haben nämlich auch gemerkt, dass du Vadder anscheinend gut tust. Er hat sich in der letzten Zeit durchaus positiv verändert. Er kann wieder lachen so wie früher. Deshalb wären wir froh, wenn du noch möglichst lange bei uns bleiben würdest.“

      Jetzt war auch Maria den Tränen nahe, als sie die Umarmung heftig erwiderte. Nach einer ziemlich langen Zeit des Schweigens löste Meike sich aus der Umarmung und sagte „Das ist ein Grund zum Feiern. Warte, ich hol uns mal eben einen Sekt.“

      Und so kam es, dass sie wenig später miteinander anstießen. „Prost“, sagte Meike, „auf unsere Freundschaft“.

      „Und“, ergänzte Maria, „wenn es irgend was gibt, du weißt ja nun, dass man mit mir reden kann.“

      „Und wenn du mal Probleme mit Vadder haben solltest, dann sag es mir. Ich weiß, wie man ihn kuriert“, bot Meike an.

      „Abgemacht“, sagte Maria und sie stießen erneut an.

      Christian fragte Maria nicht, wie das Gespräch ausgegangen sei. Er brauchte es auch nicht, denn er sah, dass Meike und Maria von diesem Tage an ein Herz und eine Seele waren. Und das reichte ihm.

      Heimweh

      Maria hatte die Angewohnheit, an jedem Morgen das Kalenderblatt des vergangenen Tages abzureißen. Als sie es an diesem Tage tat, stellte sie fest, dass sie bereits zwei Wochen hier auf der Insel war. Schon 14 Tage, dachte sie, ist das kurz oder lange? Zwei Wochen können sehr lang sein, wenn man auf etwas wartet, zum Beispiel, wenn sie früher auf den Beginn der Ferien gewartet hatte. Aber hier waren die zwei Wochen wie im Fluge vergangen. Es war ja auch so viel passiert. Und alle kümmerten sich um sie. Das war sie gar nicht gewohnt. Erst gestern Abend hatte Frau Behrends sie eingeladen und gesagt „Kommen Sie doch mal zu uns herunter. Wir würden uns gerne ein bisschen mit Ihnen unterhalten. Wir könnten einen schönen echten ostfriesischen Tee miteinander trinken.“ Maria stimmte zu und so saßen sie dann abends zusammen bei Tee und ostfriesischen Waffelröllchen. Als Maria nach der zweiten Tasse Tee eine weitere mit der Begründung ablehnte, dass sie sonst womöglich nachts nicht schlafen könne, sagte Frau Behrends „Nee, junge Frau, das Problem haben Sie bestimmt nicht. Denn es kommt darauf an, wie ich den Tee zubereite, ob er müde oder munter macht. Und außerdem heißt es bei uns: Drei ist Ostfriesenrecht. Das müssen Sie noch lernen.“

      Die Unterhaltung allerdings gestaltete sich etwas schwierig, weil das Ehepaar Behrends miteinander nur Plattdeutsch redete. Und da verstand Maria manchmal noch nicht einmal, worum es in ihrem Gespräch ging. Andererseits schienen Herrn Behrends die Fragen nicht auszugehen und Maria hatte Mühe alle zu beantworten. Als Herr Behrends den Raum kurz verließ, sagte Frau Behrends „Er fragt so viel, weil er Ihren Dialekt so gerne hört.“

      Maria erinnerte sich daran, dass Rebekka, die ja das Holsteiner Platt beherrschte, einmal gesagt hatte, dass selbst sie noch Probleme hätte, die

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