Chicago Affair. Niko Arendt

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Chicago Affair - Niko Arendt

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sprang Sean aus dem Bett und rannte in die ihm zugewiesene Richtung, bevor er sich mit der Frage beschäftigte, wer diese Person war. Gerade rechtzeitig erreichte er die Kloschüssel, bevor er einen Teil seines Abendessens wieder sah. Augenblicklich ließ der Schwindel und die Übelkeit nach und eine befreiende Erleichterung erfasste ihn. Seine Hand zitterte, als er die Spülung betätigen wollte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen hörte er ein Schnauben. Dann erschien aus dem Nichts eine Hand und drückte den altmodischen Henkel mit solcher Leichtigkeit, dass es an göttliche Kraft grenzte.

      Wenige Augenblicke später leuchtete es Sean ein, dass er gerade breitbeinig auf dem Fußboden saß. Noch immer nackt. Peinlich berührt griff er nach einem Handtuch und bedeckte damit sein bestes Stück. Allerdings war das verdammte Ding verrucht klein, dass er es auch hätte bleiben lassen können. So wirkte er lächerlich. Die Frau verdrehte die großen runden Augen. Ihr molliger Körper beherrschte den ganzen Raum. Sie sah aus wie aus einem Gospel Chor.

      „Ich habe sechs Kinder und du glaubst, es würde mir was ausmachen deinen kleinen Peter zu sehen?“ Ein verschmitztes Grinsen zierte ihre vollen Lippen und erweckte trotz der peinlichen Situation Sympathie.

      „Er ist nicht klein.“

      „Etwas verschrumpelt.“

      „Er hatte bestimmt eine harte Nacht hinter sich.“

      Sie zog die dunklen Augenbrauen so weit nach oben, dass Sean glaubte, sie müssten gleich in dem Ansatz ihres schwarzen Haares verschwinden, das sie zu einem strengen Dutt nach hinten gekämmt hatte. Während sie einige Schritte nach hinten machte, ließ sie ihn nicht aus den Augen. Als wäre er ein Irrer, der sie jeden Moment anspringen könnte.

      „Diese Unterhaltung sollten wir fortsetzen, wenn Sie eine Hose anhaben, Mr. Grandy. Nehmen Sie eine Dusche. Sie stinken.“ Sie rümpfte angewidert die breite Nase. „Tabletten liegen auf dem Nachttisch. Kleider auf dem Bett. Er wartet unten auf Sie.“

      Bevor sie den Raum tatsächlich verlassen konnte, sprang Sean nach vorne und packte sie am Arm.

      „Halt. Woher kennen Sie meinen Namen?“

      „Steht auf Ihrem Namensschildchen.“

      Sie grinste humorlos und wollte verschwinden, doch Sean hielt immer noch ihren Arm fest. Als sie das bemerkte, wanderte ihr Blick so lange zwischen Seans Gesicht und seiner Hand hin und her, bis er sie losließ und eine leise Entschuldigung flüsterte.

      „Wer sind Sie?“, fragte er.

      „Die gute Fee. Was denken Sie denn?“

      „Ich will lieber nichts denken.“

      „Würde ich auch nicht empfehlen, vielleicht brennen Ihnen da noch ein paar wichtige Verbindungen durch.“ Ihr Zeigefinger bohrte sich tief in Seans Stirn.

      „Bin ich bei-?“

      „Korrekt“, sagte sie wie ein Showmaster auf der Bühne.

      Sean entglitt das Gesicht vollkommen. Seine allerschlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Fast durchsichtig wirkte Seans Haut, als er krampfhaft die Erinnerungen hervorzuholen versuchte, was er und Bourdain letzte Nacht getan hatten. Er förderte nichts Hilfreiches zutage.

      „Haben wir …?“

      „Von den Nachbarn liegt eine Beschwerde wegen Ruhestörung vor und der eingerissenen Putz über dem Bett lässt sich nicht auf einen Wasserschaden zurückführen“, meinte sie voller Ironie, die Sean nicht heraushörte.

      „Oh. mein. Gott“, hauchte er erschrocken, riss die Augen weit auf und bedeckte vor Entsetzen seinen Mund mit der Handfläche. „Wir haben wirklich-?“

      Beleidig zog die Schwarze eine lange Schnute.

      „Woher, um Himmels willen, soll ich das wissen? Sehe ich so aus, als würde ich mit dem Ohr an der Tür, andere beim Sex belauschen? Flegel.“ Diesmal hielt Sean sie nicht davon ab, den Raum zu verlassen. Die Situation war demütigend genug.

      Mechanisch setzte er sich in Bewegung, duschte, zog sich frische Sachen, die für ihn auf dem Bett bereitlagen, an und trank das Glas mit zwei Aspirin. Vorsichtig streckte er den Kopf aus der Schlafzimmertür. Kurzerhand beschloss er, dass dem Gang zu folgen sicherlich nicht gefährlich werden konnte. Die Einrichtung war modern, stillvoll und ziemlich exklusiv. Das konnte selbst er erkennen.

      Dem Lauf einer schmalen Wendeltreppe folgend gelangte er in einen Wohnraum, der größer war, als manches Besprechungszimmer in der Firma. Ein surrendes Geräusch beherrschte den Raum, er konnte aber die korpulente Schwarze nirgends mit ihrem Staubsauger entdecken.

      Rot und Weiß beherrschten mit einigen ausgesuchten Schwarzakzenten die Kücheneinrichtung. Hinter dem großen Herd entdeckte er die kräftige Frau wieder, die ein Lied summte. Sie verstummte, als sie seine Anwesenheit bemerkte und ihre gute Laune gefror. Unsicher blickte Sean über die Schulter in der Hoffnung jemand oder etwas anderes könnte der Grund für ihren plötzlichen Stimmungswechsel sein. Aber hinter ihm war niemand.

      Dabei fand er aber den Verursacher des monotonen, zurrenden Geräusches, zu dem sich schweres Keuchen dazugesellte. Durch den Rundbogen der Küche sah er eine Frau im Nebenzimmer. Ihre langen, kastanienbraunen Haare hielt ein buntes Stirnband zurück. Sie trat in einer Geschwindigkeit in die Pedalen eines Hometrainers, als würde ihr Leben davon abhängen. Im Mund hatte sie ein Nugat-Crossant, während sie mit ernstem Gesicht einen Liebesroman studierte. Ihn hatte sie nicht bemerkt.

      „Mund zumachen und setzen“, befahl die Schwarze hinter dem Herd und blickte ihn mit einem Ausdruck unverhohlenem Missfallens an, als wäre er eine missratene, ungenießbare Sahnetorte. Dabei kannte sie ihn nicht einmal. Mit einem hölzernen Kochlöffel zeigte sie auf einen der hohen schwarzen Barhocker vor ihm.

      Verwirrt starrte Sean sie an. Die ganze Situation war fast unheimlich. Wo war nur Holden? Sie unterbrach seine Gedanken, indem sie einen großen Teller mit Eiern und goldgebratenem Speck vor seine Nase stellte, nachdem er sich auf einen der Stühle bei der Anrichte niedergelassen hatte.

      „Es ist wirklich nicht meine Art Sie zu beleidigen, indem ich dieses liebevoll zubereitetes Frühstück verschmähe“, begann er „aber ich habe die Befürchtung dann wieder über meinem Freund, der Kloschüssel, zu hängen.“

      „Charmeur.“, grunzte sie. „Und jetzt iss!“

      „Wissen Sie, was hier vor sich geht?“, fragte Sean und knabberte vorsichtig an einem Stück Speck.

      „Wenn Sie wissen wollen, ob Sie‘s wie die Karnickel getrieben haben, bin ich echt der falsche Ansprechpartner.“

      „Nein, wer sind Sie? Und wer ist das Krümmelmonster dort, das den armen Trainer an den Rand der Verzweiflung treibt?“ Sean nickte mit dem Kopf in Richtung der Unbekannten auf dem Fahrrad.

      „Eine Menge Fragen. Ich weiß gar nicht, ob ich befugt bin, mit Ihnen darüber zu sprechen.“

      „Bourdain ist mein Boss.“

      Ein krachendes Geräusch unterbrach ihr Gespräch. Ächzend stand die junge Frau vom Boden auf, ihr Fuß hatte sich noch in einer Pedale verfangen. Schockiert starrte sie Sean an. Er hegte die leise Befürchtung, sie wäre seinetwegen gefallen.

      „Was?“, rief sie entsetzt.

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