Der Sohn des Gaucho. Franz Treller

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Der Sohn des Gaucho - Franz Treller

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Laß du Don Manuel nur für die glorreiche Föderation sorgen; er weiß am besten, was für das Land nötig ist.«

      »Schön«, sagte Pati gleichmütig. »Aber jedenfalls hast du doch auch genug vom Kampf gegen die Unitarier gehabt; sonst hättest du ja wohl nicht bei Nacht und Nebel die Armee verlassen.«

      Auf dem Gesicht des anderen begann wieder der Hochmut zu spielen. »Du sprichst, wie du es verstehst«, sagte er. »Der Krieg ist aus. Die Unitarier sind in Santa Fé und Corrientes geschlagen, und mich rufen wichtige Geschäfte in die Pampas.«

      Pati grinste. »Die Leute werden aber sagen, du seiest heimlich davongelaufen«, sagte er.

      »So lügen sie!« brauste Don Juan auf. »Ich habe wie ein Mann gefochten, solange die Aufrührer im Felde standen. Jetzt muß ich mich um meine eigenen Dinge kümmern. Meinst du, die rothäutigen Indios bleiben still und friedlich, wenn die Scharen Don Manuels nach Norden ziehen und die Grenzen entblößen? Da kennst du Jankitruß und seine Leute verdammt schlecht. Ich sage dir, in acht Tagen ist kein Gaucho mehr bei Don Estevan, dem glorreichen Capitano. Wir in der Pampa haben immer den ersten Stoß der roten Banditen aufzuhalten. Und übrigens, was fällt dir ein? Warum bist denn du davongelaufen? Wo du weißt, daß der Capitano vor allem Artilleristen braucht.«

      »Ja, das ist nun nicht anders«, grinste Pati. »Wenn Don Juan geht, muß Pati auch gehen, die beiden gehören nun einmal zusammen.«

      »Ich werde dir nicht vergessen, daß du mir vor zwei Jahren bei Monte Caserta das Leben gerettet hast«, sagte Don Juan.

      »Schweig still«, antwortete der Rotblonde. »Ich werde dir ebensowenig vergessen, daß du mich am Chiquita herausgehauen hast. Aber wir wollen nicht davon reden. Etwas anderes aber«, fuhr er nach kurzer Pause fort, »hältst du es immer noch für notwendig, daß wir nur nachts reisen? Wir würden viel rascher stromab kommen, wenn wir den Tag benutzten.«

      »Machen wir uns nichts vor«, sagte Don Juan, nunmehr mit sehr ernster Stimme. »Ich bin Don Manuels Mann und habe für ihn gekämpft. Aber ich habe den Kriegsdienst nun satt und will und muß nach Hause. Begegnen wir aber seinen Leuten – und ich weiß, daß er Truppen hier am Ufer des Stromes hat —, dann stecken sie uns einfach wieder in die Regimenter. Sobald wir Santa Fé hinter uns gebracht haben, kurz vor Rosario, verlassen wir das Kanu, ich fange uns Pferde ein, und wir reiten in die Pampas; es sei denn, du wolltest hier am Strom bleiben.«

      »Willst du mich mitnehmen, so gehe ich mit dir«, entgegnete Pati. »Meine Pflegeeltern sind tot; was soll ich in Buenos Aires? Ich habe dort niemand, ich habe überhaupt keinen Menschen mehr außer dir und würde mich deshalb nicht gerne von dir trennen.«

      »Bueno, Sancho! Bueno!« sagte der Gaucho und reichte dem Gefährten die Hand.

      »Hör zu«, sagte der, »vor den Soldaten Don Manuels, die du fürchtest, habe ich weniger Angst als vor den Leuten von Entre Rios da drüben« – er deutete zum linken Stromufer hinüber – »sie sind dort alle geschworene Feinde de Rosas, und ich fürchte, sie werden wenig Umstände mit uns machen, wenn sie uns fangen.«

      Don Juan schüttelte den Kopf. »Du magst vielleicht recht haben«, versetzte er, »allein mit den Unitariern kann ich kämpfen, und ich kann ihnen entrinnen, gegen Don Manuels Leute kann ich nichts machen, ich muß mich von ihnen verschleppen lassen. Ich war jetzt an die drei Jahre von der Heimat weg, und es wird Zeit, daß ich nach Hause komme; vom Krieg habe ich genug. Nein, laß uns einstweilen den Schutz der Dunkelheit ausnutzen.«

      Ich füge mich natürlich«, sagte Sancho Pereira. »Und südlich von Santa Fé kenne ich jeden Fußbreit Boden an beiden Ufern; da mögen bei Tag oder bei Nacht die Unitarier oder die Capitanos Don Manuels kommen; ich fürchte sie nicht.«

      »Der Neid muß dir lassen, daß du mit einem Boot umgehen kannst«, stellte der Gaucho fest, »ich aber sehne mich nach einem Pferderücken; du ahnst nicht wie sehr! Was ist der Mensch ohne Pferd!«

      Während ihres Gespräches war die Sonne gesunken. Pati erhob sich. »Nun, für heute können wir jedenfalls fahren«, sagte er. »Zuvor will ich vorsichtshalber einen Blick nach oben und unten werfen.«

      Er hatte das kaum ausgesprochen, da vernahmen sie zugleich den gedämpften Schall leichter Ruderschläge. Einen Augenblick standen sie lauschend, dann sagte Pati leise: »Ich will nachsehen, vom Baum aus.« Damit schwang er sich bereits katzenhaft in das untere Astwerk einer hochstämmigen Algarobe und begann in die Höhe zu klettern. Er stieß einen leichten Überraschungsruf aus, der Don Juan augenblicklich an seine Seite brachte. Beide erblickten nun in dem schwachen Dämmerlicht zwei lange Barquillas so nahe der Insel, daß sie mit ihrer Bemannung zu erkennen waren. Jedes der Fahrzeuge war mit zehn Ruderern besetzt, während sich im hinteren Teil der Fahrzeuge zahlreiche Bewaffnete aufhielten. Die schlanken Fahrzeuge durchquerten den Strom oberhalb der Insel und hielten scharf auf das rechte Ufer zu. Die beiden jungen Männer stiegen von ihrem Ausguck herab.

      »Was mag das bedeuten?« fragte Pati.

      »Unitarier von Entre Rios«, sagte Juan. »Augenscheinlich schwer bewaffnet. Scheinen den Leuten in dem Haus dort einen freundschaftlichen Besuch abstatten zu wollen.«

      »Aber was können sie wollen? Eine Handvoll Leute?« »Stehlen, mein Lieber, was sonst? Morden und stehlen.« Don Juan lachte böse.

      »Dort drüben wohnen Freunde Don Manuels«, sagte Pati.

      »Wäre es nicht richtig, wenn wir sie warnten?«

      »Vielleicht, wenn wir Weg und Steg kennen würden«, entgegnete Don Juan. »So aber rate ich dir aus mancherlei Gründen: nein. Zweifellos haben die Burschen es auf einen Überfall auf die Pflanzung abgesehen, die dort liegt. Aber ich sage dir, man kann nie wissen, ob nicht Don Manuel selbst bei so einer Unternehmung die Hand im Spiel hat; er liebt es, heimliche Feinde auf solche Weise bei Nacht unschädlich zu machen.«

      »Reizend!« sagte Pati. »Aber die Boote kamen von Entre Rios.«

      Der Gaucho zuckte die Achseln: »Es können natürlich auch unitaristische Räuber sein. Dann sind wir sicher, daß Soldaten Don Manuels da drüben nicht zu finden sind, sonst würden die Burschen es nicht wagen, in so kleiner Zahl auszuziehen. Wie dem auch sei, wir wollen uns die Sache immerhin ein bißchen näher besehen. Es ist jetzt dunkel genug dazu.« Er trat in das kleine Kanu, prüfte sorgfältig die beiden Karabiner, die darin standen und lehnte sie gegen die Bordwand des Vorderteils, in dem er gleich darauf Platz nahm. Pati schob den leichten Kahn ab und ließ sich im Stern nieder. Mit geringer Mühe brachte er das Kanu in freies Wasser und griff nach dem kurzen, breiten Ruder. »Wohin?« fragte er leise.

      »Halte nach rechts hinüber«, sagte Don Juan.

      Geräuschlos glitt das Kanu über den Strom. In der Nähe des rechten Ufers hielt Pati den Bug stromab und beschleunigte mit leichten Ruderschlägen den Lauf des Fahrzeuges. Plötzlich nahm er das Ruder hoch und zischte leise, um die Aufmerksamkeit seines Gefährten zu erregen. Er konnte ihn nur noch schattenhaft im Vorderteil des Kanus wahrnehmen; der Himmel hatte sich überzogen, kein Stern spiegelte sich in dem dunklen Wasser des Parana. Während das leichte Gefährt mit der Strömung trieb, horchten beide aufmerksam nach dem Ufer hinüber. Gedämpfte Stimmen, in der lautlosen Stille gleichwohl deutlich vernehmbar, drangen zu ihren Ohren.

      »Es ist viel zu früh«, hörten sie, »Don Francisco wird Widerstand finden. Die Estancia hat zahllose Leute.«

      »Ich hab‘s ihm gesagt«, brummte eine andere Stimme, »halt du diesen gierigen Alligator zurück!«

      »Näher zum Ufer!« flüsterte der Gaucho. »Möchte verdammt gerne wissen, was da vor sich geht.«

      Pati

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