Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1. Karl May

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Waldröschen III. Matavese, der Fürst des Felsens. Teil 1 - Karl May

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»Nun, so wollen wir sehen, ob sich Platz schaffen läßt. Kehren Sie also wieder um.«

      Der Lehrer schien ein sehr resoluter Mann zu sein. Er schritt voran und trat, als sie an der Unglücksstätte ankamen, zu dem Arzt, den er sogleich bemerkt hatte.

      »Da bin ich, Herr Doktor«, sagte er. – »Ah, so rasch!« – »Ich traf den Diener unterwegs.« – »Gut, kommen Sie, mir zu helfen!« – »Die Brüche einrichten?« – »Nein, nur einen Notverband anlegen. Sobald ich hier entbehrt werden kann, komme ich zu Ihnen nach Genheim, wo das andere dann besser geschehen kann.« – »Er ist nicht weiter verwundet?« – »Vielleicht noch eine Kontusion, die ich in der Eile nicht bemerkte.« – »So ist ja keine Gefahr.«

      Als sie zu Alfonzo traten, lag dieser wieder in einer Ohnmacht. Der Arzt schüttelte den Kopf und sagte:

      »Hm, ich scheine mich doch geirrt zu haben.« – »Wieso?« fragte der Lehrer. – »Er fällt aus einer Ohnmacht in die andere, es scheint also doch eine innerliche Verletzung vorzuliegen. Kommen Sie!«

      Die beiden Männer legten den Arm in Verband, wobei Alfonzo erwachte und Zeichen des Schmerzes gab.

      »Was fühlen Sie?« fragte der Arzt. – »Im Arm sowie auch im Kopf Schmerz, ein schreckliches Drücken und Zusammenpressen.« – »Hm! Es müssen während der Nacht fleißig Umschläge gemacht werden, kalt natürlich.« – »Wollen Sie sich mir anvertrauen, Herr Marchese?« fragte der Lehrer. – »Wer sind Sie?« – »Ich bin der Lehrer aus Genheim.« – »Werde ich dort einen Arzt haben?« – »Ja, diesen Herrn hier.« – »So nehmen Sie mich mit, ich werde es Ihnen lohnen.«

      Natürlich war diese Unterhaltung von Seiten Alfonzos nicht in deutscher Sprache geführt worden, sondern Gerard Mason machte den Dolmetscher.

      Der Verletzte wurde mittels Decken auf eine der Tragen gebettet. Gerard legte auch das Köfferchen darauf, griff dann mit einem der Bauern zu, und so setzten sie sich, von dem Lehrer geführt, in Bewegung.

      Unterwegs begegneten ihnen noch einige Trupps von Hilfsbereiten, die zur Unglücksstätte eilten. An ihnen vorüber erreichten sie das Dorf und bald auch das Schulhaus.

      Dieses war ein nicht sehr geräumiges, aber, wie es schien, freundliches Gebäude. Eine Frau trat ihnen, mit der Lampe in der Hand, unter der Tür entgegen.

      »Mein Gott, was bringt ihr da?« fragte sie besorgt – »Einen Verunglückten, Mutter«, antwortete der Lehrer. – »So ist also wirklich der Zug verunglückt?« – »Ja. Mach rasch das Besuchsstübchen bereit« – »Oh, das ist ja stets in Ordnung. Kommt schnell herein.

      Als die Trage niedergesetzt wurde, leuchtete sie Alfonzo in das Gesicht.

      »Er liegt in Ohnmacht«, sagte sie. »Das arme, junge Blut. Weißt du, was er ist?« – »Ein Herr von Adel.« – »O weh! Ach ja!« rief sie, denn jetzt erst achtete sie auf die Livree Gerards. – »Er ist ein Marchese d‘Acrozza, ein Italiener.« – »Aber, Mann, wird er mit uns vorliebnehmen?« – »Wir müssen es versuchen.« – »So kommt. Könnt ihr die Treppe empor?« – »Ich denke.«

      Es ging langsam und schwierig, aber dennoch gelang es, mit der breiten Trage die verhältnismäßig schmale Treppe zu passieren. Die brave Lehrerin öffnete eine Tür, und nun traten sie in das kleine, aber sehr freundlich eingerichtete Besuchsstübchen, in dem der Kranke, nachdem ihn die Männer vorsichtig seiner Kleider entledigt hatten, auf das Bett gelegt wurde. Den Ärmel des Rocks hatte ihm bereits der Arzt aufgeschnitten.

      Nachdem für alles gesorgt war, entfernten sie sich.

      9. Kapitel

      Nur Gerard blieb bei Alfonzo zurück. Dieser betrachtete sich, während sein Herr noch in Ohnmacht lag, das Stübchen. Es enthielt außer dem Bett einen Tisch, eine Kommode, einige Stühle, einen Waschtisch, einen Spiegel und zwei Bilder.

      Nach einiger Zeit machte der Graf eine Bewegung, und infolgedessen stellte Gerard die Lampe so, daß ihr Schein den Patienten nicht in das Gesicht treffen konnte. Dadurch fiel dieser Schein nun direkt auf die Bilder, so daß Gerard sie deutlich erkennen konnte.

      »Alle Teufel!« sagte er leise, sich erhebend und hinzutretend. »Wer ist denn das?«

      Das eine Bild stellte einen jungen Mann und das andere ein junges Mädchen dar. Der erstere war in spanische Tracht gekleidet, und das letztere trug die Fetzen einer Zigeunerin. Obgleich es nur Kreidezeichnungen waren, erkannte man sehr deutlich, daß die Zigeunerin eine große Schönheit war.

      »Wer ist denn das?« wiederholte Gerard verwundert. »Das ist doch mein Herr!«

      In diesem Augenblick bewegte Alfonzo sich, und Gerard eilte zu ihm hin. Der Kranke hatte die Augen geöffnet und blickte im Raum umher.

      »Wo bin ich?« fragte er, sich besinnend. – »Beim Lehrer«, antwortete Gerard. – »Bei welchem Lehrer?« – »Sie wissen das nicht?« – »Nein.« – »Oh, dann sind Sie auch im Kopf verletzt. Sie haben ja mit dem Lehrer gesprochen.« – »Ich? Wo?« fragte Alfonzo verwundert. – »An der Bahn.« – »An der Bahn? Ach so. Es kam ein Mann und wollte mich zu sich nehmen. Ich besinne mich. In welchem Ort sind wird?« – »In einem Dorf, das Genheim heißt. Der Lehrer hat Ihnen sein bestes Zimmer angewiesen.« – »Wo bin ich verletzt? Ah, am Arm.«

      Alfonzo hatte den Arm bewegen wollen und fühlte dabei Schmerz.

      »Ja, Monsieur. Sie haben ihn zweimal gebrochen.« – »Donnerwetter! Was wird da aus unserer Reise?« – »Sie wird auf einige Zeit unterbrochen werden.« – »Das ist verdammt unangenehm! Aber ein Armbruch geniert ja nicht beim Gehen. Wenn er eingerichtet ist, werden wir die Reise fortsetzen.« – »Dazu müßten wir die Erlaubnis des Arztes haben.« – »Ich frage nicht nach seiner Erlaubnis. Wann wird er zu mir kommen?« – »Sobald er von der Unglücksstätte fort kann.« – »So werde ich gleich nach dem Verband abreisen.«

      Gerard lächelte.

      »Sie sind ja nicht nur am Arm verletzt«, sagte er. »Am Kopf ebenfalls.« – »Dummheit! Ich fühle nur ein wüstes Pressen.« – »Aber Sie geraten doch aus einer Ohnmacht in die andere.« – »Wirklich?« – »Ja. Ich denke, wir werden einige Zeit hier verweilen müssen.« – »Sind mein Köfferchen und die übrigen Effekten gerettet?« – »Das muß sich erst finden. Sie waren im Gepäckwagen.« – »Wie heißt der Lehrer, bei dem ich mich befinde?« – »Ich weiß es nicht. Soll ich fragen?« – »Nein.«

      Alfonzo drehte sich ab, und dabei fiel auch sein Blick auf die beiden Bilder. Seine Augen vergrößerten sich, und seine Lippen bebten.

      »Mein Gott, was ist das?« fragte er. – »Kennen Sie die Bilder, gnädiger Herr?« – »Kennen? Oh, gewiß, ich kenne sie!« – »Wer ist es?«

      Unter anderen Verhältnissen wäre es sicher nicht geschehen, jetzt aber gab der Graf doch eine Antwort. Er war jedenfalls am Kopf verletzt

      »Das ist mein Vater.« – »Ihr Vater? Ah, darum sieht das Bild Ihnen so ähnlich.« – »Und Zarba.« – »Zarba? Wer ist das?« – »Eine Zigeunerin. Spring rasch hinunter und frag, wie der Lehrer heißt« – »Das wird auffallen, Monsieur. Es ist besser, wir warten. Die Lehrerin hat versprochen, bald wiederzukommen.«

      Der Kranke nickte und schloß die Augen. Nach einiger Zeit öffnete er sie wieder, fuhr sich mit Hand an den schmerzenden Kopf und fragte:

      »Gerard, hast du diese Bilder bereits gesehen?«

      Der

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