Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer

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Das Naturforscherschiff - Sophie  Worishoffer

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um nicht durch völlige Unkenntnis des Weges möglicherweise noch tiefer in die Wildnis hineinzugeraten, während der Nachtstunden reisen, – gelang das, so war die Küste bald erreicht.

      Von dem allen plauderten die beiden, von der Heimat und tausend anderen Dingen, die ihnen am Herzen lagen, nur nicht von den Verschollenen; es war als könne sich keiner entschließen, zuerst ihre Namen auszusprechen. Die Gewehre wurden geladen, von den Früchten auch soviel als sich verpacken ließ, mitgenommen, die leeren Flaschen am Ufer gefüllt, und fort ging es in die Wildnis hinein.

      Wo der Weg über eine baumlose Strecke führte, da beleuchtete heller Mondschein die Umgebung, wo aber wieder so ein Stück Hochwald begann, da herrschte fast völlige Dunkelheit, an welche sich jedoch das Auge bald derartig gewöhnte, daß es wenigstens leicht wurde, größere Gegenstände zu erkennen und zu unterscheiden. Links von den Wandernden rauschte der Fluß, in einiger Entfernung zeigten sich die dunklen Umrisse des Affenberges, Holm hatte also den Rückweg richtig aus den Sternen herausgelesen, und dadurch wuchs natürlich auch in beider Herzen die Hoffnung, das Dorf der Bonnys wieder zu erreichen. Dort gab es nicht allein Führer, sondern es befanden sich unter der Obhut der Eingebornen alle zurückgelassenen Vorräte, man durfte mithin auf eine bessere und leichtere Reise zählen.

      Holm sah, so gut es anging, in das Auge des Knaben. »Getrost, Hänschen, es ist mir immer, als müsse sich heute noch etwas Angenehmes zutragen. Ich« – »Pst! – dort unter den Büschen bewegt es sich!«

      Beide horchten. Alles ringsumher war still, aber an der bezeichneten Stelle schaukelten die Farne, als sei ein größerer Körper hastig hindurchgekrochen, ja sogar weiterhin bewegte sich das Unterholz, und endlich klang es wie das Knacken von Gewehrhähnen. Eine menschliche Gestalt glitt blitzschnell aus den Büschen hervor hinter den nächsten Stamm.

      Holm ergriff den Arm des Knaben. »Ein Schwarzer,« raunte er, »ein Bonny! Um des Himmels willen still also. Die Schar hält vermutlich das von uns herrührende Geräusch für die Annäherung wilder Tiere und zieht weiter, wenn alle Gefahr vorüber scheint.«

      Auch im anderen Lager flüsterte es. Mehrere Schwarze begannen mit ihren langen Spießen in das Unterholz hineinzustoßen, um den vermeintlichen Feind erst einmal von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen. Es waren ihrer wenigstens sechs bis zehn, sie schienen entschlossen, die Jagdbeute nicht aufzugeben, sondern zu umzingeln und aus dem Dunkel herauszutreiben. Dort im Gewirre von Schmarotzerpflanzen, unter Ranken und Zweigen mußte der Gegner verborgen sein! – Immer enger rückten die Verfolger heran.

      »Das geht so nicht länger!« flüsterte Holm. »Noch ein paar Schritte näher und die langen Spieße erreichen uns. Folge mir nach, Hans, zwischen diesen beiden Bäumen müssen wir durchschlüpfen – ich glaube, hinter denselben steht kein Schwarzer Wache.«

      Das Gewehr im Anschlag glitten die beiden so geräuschlos als möglich über den dichtbewachsenen Boden dahin. Wirklich, kein Schwarzer war zu sehen, vielmehr schienen sich alle nur mit dem dornigen, wildverwachsenen Gebüsch jenseits der zusammenstehenden Baume zu beschäftigen, schienen den Ausgang nach dieser Seite hin vergessen zu haben. »Gerettet!« raunte Holm, »wir warten nun unter irgend einem Schutz, bis die Räuber weiter ziehen.«

      Noch hatte er den Satz nicht vollendet, als ihn von hinten zwei Arme umschlangen und rückwärts zu Boden rissen. Sein Angreifer versuchte es, ihm das Gewehr aus der Hand zu winden. Ein schwarzes Gesicht beugte sich über das seine, funkelnde Augen blickten ihn an, und ehe er es hindern konnte, war ihm der Mund mit einem baumwollenen Tuche völlig gestopft. Das alles geschah zu schnell, um dem vorauseilenden Knaben bemerkbar zu werden, Hans verschwand unter den Stämmen, und Holm lag wehrlos am Boden.

      »Ob das ein Beninkrieger ist?« flüsterte in der Nähe eine Stimme. »Gott stehe uns bei, wenn wieder ein Trupp dieser räuberischen Halunken um die Wege wäre! Man muß jedenfalls den Gefangenen hindern, seinen Freunden ein Zeichen zu geben.«

      Holm bewegte sich mit allen Gliedern zugleich; errang heftig gegen die Eisenarme des Negers, ein dumpfes Stöhnen hob seine Brust. Da gelang es ihm, eine Hand freizumachen; er wollte das Tuch aus dem Mund reißen, wurde jedoch daran plötzlich durch den, der eben gesprochen hatte, verhindert. Jetzt zweien Gegnern preisgegeben, blieb ihm nur übrig, dieselben so viel als möglich zu beschäftigen; vielleicht kam ja Hans, wenn er ihn vermißte, hierher zurückgesprungen und konnte ihm beistehen. Hätte er nur zu rufen vermocht, nur irgend einen Laut von sich geben oder die Hände gebrauchen können! Aber alles das war unausführbar, bis nach einigen Augenblicken der Schwarze von ihm abließ und horchend aufsprang. In der Nähe hatten die Büsche gerauscht, dann folgte ein Blitz und eine Büchsenkugel flog haarscharf über die Köpfe der Ringenden hin. Sämtliche Anwesenden standen starr vor Schreck.

      Diesen Moment benutzte Holm, um mittels einer schnellen, unerwarteten Bewegung seines ganzen Körpers den Mann, welcher ihn, gebunden wie er war, am Boden festhielt, in gewaltsamer Weise mit sich hinaus zu schleudern auf den hellbeschienenen Grasstreifen, der wie ein schmales Silberband zwischen den Bäumen dahinlief. Dann lag er mäuschenstill und sah nur gespannt und erwartungsvoll empor in das Gesicht des anderen.

      Dieser selbe Mann stützte beide Hände auf den Boden und schien nicht mit Sicherheit zu wissen, ob er wache oder träume. Immer noch kniete er über der hingestreckten Person seines Gefangenen, aber ohne doch gegen die Freiheit desselben irgend etwas zu unternehmen. Holm brachte die gefesselten Hände an den Mund, das Tuch wurde bei Seite geschleudert, und nun erst kam wieder Bewegung in diese stille Gruppe. »Ich grüße Sie, Doktor!« sagte trocken der junge Mann.

      Ein lautes, fröhliches Lachen, in das der andere sofort einstimmte, beantwortete diesen Satz. Es schien nicht enden zu wollen, es erstreckte sich mit auf die beiden Knaben, welche dort einander umarmten, vor Freude sprangen und jubelten, aber trotzdem immer wieder lachen mußten, lachen, bis ihnen die hellen Tränen über das Gesicht herabrollten.

      »Wie kommt ihr hierher, ihr unklugen Deserteure, weshalb habt ihr uns überhaupt verlassen? Und wofür hieltet ihr uns jetzt?«

      »Für das, was ihr seid, Bonnys und Wegelagerer!« klang es zurück. »Wie könnt ihr euch gestatten, friedliche Reisende für Raubtiere zu halten und sie mit langen Spießen zu bedrohen?«

      »Wer kraucht denn in dem Busch herum, anstatt wie ein rechtschaffenes Menschenkind Rede und Antwort zu geben?«

      »Wer stellt ein schwarzes Gesicht an die Spitze des Zuges und verdächtigt dadurch die ganze Reisegesellschaft?«

      »Nun, Gott im Himmel sei Dank, wir haben uns wiedergefunden!«

      »Meiner Sternkunde sei Dank, wollten Sie doch sagen, Doktor?«

      »Und wer hat die Sterne als Wegweiser an den Himmel gestellt, Freundchen?«

      »Amen. Sie sollen den Sieg behalten, Doktor. Jetzt komm einmal her, Hans, beinahe hättest du uns beide zugleich erschossen.«

      »Ich hab‘s getan!« rief Franz. »Glorreich vorbei, Gottlob. Wie konnte ich auch ahnen, daß du es warst, den unser würdiger Doktor aus Leibeskräften bändigte, in der besten Meinung, einen Beninkrieger unter seiner Faust zu haben.«

      »Ja, ja, meine Brille!« seufzte der alte Theologe, »das ist nun die zweite von sechs, welche ich zur Vorsicht mitnahm. Die unsinnige Rauferei hat mich die zweite Brille gekostet!«

      Jetzt ging nun das Fragen und Verständigen an. Der Stamm der Reisegesellschaft mit den Führern und Bonnyträgern hatte durch Vermittlung der letzteren leicht einen Vertrag mit dem Häuptling des heimziehenden Haufens der siegreichen Bonnyleute geschlossen, wonach sie gegen entsprechende Geschenke und unter nachdrücklichem Hinweis auf die drohend nahe ihren Heimatdörfern vor Anker liegende »Hammonia« freien Hin- und Rückweg haben sollten.

      Nach

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