Unter Palmen und Buchen. Dritter Band.. Gerstäcker Friedrich

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Unter Palmen und Buchen. Dritter Band. - Gerstäcker Friedrich

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deutschen Colonie doch nicht den Absatz dafür gefunden, den er vielleicht erwartete, und nun selber, um damit aufzuräumen, ein Dutzend davon in Gebrauch genommen. »Nach Tanunda käm' ich auch bei der Hitze gar nicht wieder zurück, ohne unterwegs zu schmelzen. Ist das ein Land, dies Australien – Alles verkehrt – rein Alles! Ich habe sogar die Compasse in Verdacht, daß sie heimlicher Weise nach Süden statt nach Norden zeigen, und selbst die Sonne hier im Westen auf und im Osten untergeht – im Stande wär' sie's. – Ha, passen Sie auf, da drüben sitzt noch einer – nehmen Sie sich in Acht, die Racker beißen wie die Teufel – mich hat einmal einer ausgezahlt.«

      Benner lachte, zog den bezeichneten Kakadu, der unter einem der dort überall als Unkraut wachsenden Pelargonienbüsche saß, bei einer Flügelspitze vor und schlug ihn vollends todt. Dann raffte er seine, nicht unansehnliche Beute zusammen und machte sich bereit, damit nach Hause zurückzukehren.

      »Aber was führt Sie bei der Hitze und Gluth hier in unsere abgelegene Gegend, mein guter Herr Becher?« fragte er, während er neben ihm her dem Haus wieder zuschritt. »Wollen Sie einen neuen Einkauf von Hühnern und Eiern machen, oder werfen Sie sich gar auf die Mehlspeculation, die uns die Preise in die Höhe treibt?«

      »Diesmal nicht,« sagte Becher, – »aber bitte, lassen Sie mich doch eine Partie von den Bestien tragen – sie sind doch ordentlich todt?«

      »Haben Sie keine Furcht, von denen beißt Keiner mehr. Hier, nehmen Sie die da, wenn Sie sich denn absolut nützlich machen wollen.«

      »Danke Ihnen – nein, ich bin nur Ihretwegen heute herausgekommen; ich habe einen Brief für Sie.«

      »Einen Brief? Für mich?« rief Benner, erstaunt stehen bleibend, »und woher?«

      »Ja, ich weiß es nicht,« sagte der kleine Mann, »er steckt in meiner Satteltasche im Haus – er ist vom ***schen Consulat aus Sydney und nach Adelaide geschickt, von wo er an mich weiter befördert wurde.«

      »An Sie?« sagte der junge Mann kopfschüttelnd; »aber was haben Sie denn mit dem ***schen Consulat zu thun?«

      »Ja, sehen Sie,« lächelte Becher etwas verschämt, »Sie wissen doch, daß ich aus Anhalt-Köthen bin, und da habe ich schon seit einiger Zeit das Anhalt-Köthensche Consulat für Tanunda bekommen, um die Interessen unserer Staatsangehörigen zu vertreten.«

      »Alle Wetter!« rief Benner, »da wird Ihnen verwünscht wenig Zeit für Ihre übrigen Geschäfte bleiben.«

      »Ach nein,« meinte der kleine Mann, doch ein wenig verlegen, »eigentlich ist dies die erste Besorgung die ich bekommen, denn unserer Staatsangehörigen haben wir keinen einzigen in der ganzen Colonie. Aber wissen Sie, es hat doch auch manche Annehmlichkeit Consul zu sein und – meine Frau freut sich besonders darüber.«

      Sie waren indessen an das Haus gekommen, wo Benner's junge Frau schon, sie erwartend, mit dem Kind auf dem Arm, in der Thür stand und ihnen freundlich zuwinkte. Und wie jubelte der Kleine, als ihm der Vater die erlegten Vögel zeigte und ihm dann einen Flügel zum Spielen abschnitt.

      Becher war indessen geschäftig zu seiner Satteltasche gelaufen, um den Brief zu holen, der mit einem großen, aber schon breitgeschmolzenen Consulatssiegel verschlossen war, daß man das Wappen nicht einmal mehr erkennen konnte. Die junge Frau betrachtete dabei mit einem ihr selbst unerklärlichen beängstigenden Gefühl das große, wie amtliche Schreiben, das ihr Gatte noch immer kopfschüttelnd in der Hand hielt.

      »Was um Gottes willen kann nur das ***sche Consulat an mich zu schicken haben,« sagte er dabei, als er die Adresse las. »Herrn Freiherrn Eduard von Benner zu Adelaide in Süd-Australien – Freiherrn – ja wahrhaftig, ein Freiherr bin ich im wahren Sinn des Worts, wenn auch wohl nicht in der Art, wie die Adresse meint – und von wem der Brief nur sein kann?«

      »Aber warum brechen Sie ihn denn nicht auf?« sagte Becher, »da erfahren Sie ja gleich die ganze Mordgeschichte.«

      »Mordgeschichte?« rief die Frau erschreckt.

      »Oh Jemine,« lachte Becher abwehrend, »so war es ja nicht gemeint, – ich weiß ja gar nicht was d'rin steht, nicht einmal wo er her ist. Vielleicht ist es ja auch etwas recht Gutes, eine Erbschaftsangelegenheit möglicher Weise, oder ein Lotteriegewinnst – wer kann denn wissen, was in einem solchen Consulatsbrief steht?«

      Benner hatte das obere Couvert abgerissen und fand einen anderen, schwarz gesiegelten Brief darin, der sein eigenes Wappen trug.

      »Von meiner Schwester,« rief er erschreckt, wie nur sein Auge auf die Adresse fiel.

      Er war leichenblaß geworden, und Henrietten's angsterfüllte Blicke hingen an seinen Zügen.

      »Hm – sollte mir leid thun, wenn eine unglückliche Nachricht darin stände,« meinte Becher gutmüthig – »aber wer zum Henker kann so was vorher wissen. Vielleicht ist's aber auch nur ein weitläufiger Verwandter, der Sie in seinem Testament bedacht hat, lieber Benner. – Famose Geschichte wenn so ein alter reicher Onkel stirbt, von dem man nur erst durch das Testament erfährt, daß er überhaupt gelebt hat.«

      Benner hörte gar nicht mehr was Jener sprach. Er hatte den Brief in ungeduldiger Hast aufgerissen und verschlang die Zeilen der bekannten, lieben Handschrift mit den Blicken.

      Endlich ließ er den Brief sinken und starrte still und schweigend vor sich nieder.

      »Darf ich wissen, was Dir so weh thut, Eduard?« flüsterte Henriette und legte ihren Arm um seine Schulter.

      »Ja, mein Herz,« sagte er leise, und ein paar große helle Thränen perlten ihm in den Bart. »Du darfst und mußt es wissen – bleiben Sie, lieber Becher – es ist überhaupt kein Geheimniß – der Brief enthält die Nachricht von dem Tode meines Vaters.«

      »Armer Eduard,« sagte die junge Frau und schmiegte sich fester an ihn – »oh, wie leid mir das Deinetwegen thut!«

      »Aber ich denke, Benner,« sagte der kleine Kaufmann, in reiner Verzweiflung, nur irgend einen Trost zu finden, »Sie – Sie haben mit Ihrem Herrn Papa nicht immer ganz harmonirt?«

      »Es war mein Vater,« flüsterte der junge Mann, »und ich selber trage auch wohl viel – viel die Schuld jener unseligen Zwistigkeiten.«

      Er war auf einen Stuhl niedergesunken und barg das Antlitz eine Weile in der linken Hand. Endlich stand er auf; er sah sehr blaß aus, war aber vollkommen ruhig, und Becher die Hand hinüberreichend, sagte er freundlich:

      »Ich danke Ihnen, lieber Becher, daß Sie sich so viel Mühe meinethalben gegeben haben – lassen Sie mich jetzt einen Augenblick allein hinausgehen – es sind viele Dinge, die mir den Kopf kreuzen.«

      »Aber, bester Freund, ich komme lieber auf ein ander Mal wieder.«

      »Nein – nein – laß ihn nicht fort, Jettchen – nur sammeln möchte ich mich – der Schlag kam zu plötzlich – zu unvorbereitet – mein Vater war noch so rüstig, noch in seinen besten Jahren.«

      »So war er nicht lange leidend –«

      »Er ist auf der Jagd erschossen worden.«

      »Du großer allmächtiger Gott,« sagte sein Weib erschüttert, »das ist ja furchtbar.«

      »Ja, die verfluchte Jagd!« rief Becher leidenschaftlich, »was da schon für Unglück geschehen ist! – und das nennen die Leute nun ein Vergnügen, mit geladenen Büchsen im Walde nach allen Richtungen hin herumzuschießen, ob da Menschen stehen, oder nicht, wenn sie nur einen Hasen treffen.

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