Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Friedrich von Schiller
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Читать онлайн книгу Die Verschwörung des Fiesco zu Genua - Friedrich von Schiller страница 5
Bourgognino (nimmt die Maske ab). Und der jetzt da ist, seine Ehre zu lösen, die einem Nebenbuhler wich, der klein genug denkt, die Sanftmuth zu quälen.
Fiesco (umarmt ihn mit Feuer). Edler junger Mann! Gedankt sei's dem Leiden meiner Gemahlin, das mir eine so werthe Bekanntschaft macht.
Ich fühle die Schönheit Ihres Unwillens, aber ich schlage mich nicht.
Bourgognino (einen Schritt zurück). Der Graf von Lavagna wäre zu feig, sich gegen die Erstlinge meines Schwertes zu wagen?
Fiesco. Bourgognino! gegen die ganze Macht Frankreichs, aber nicht gegen Sie! Ich ehre dieses liebe Feuer für einen lieberen Gegenstand. Einen Lorbeer verdient der Wille, aber die That wäre kindisch.
Bourgognino (erregt). Kindisch! Graf? Das Frauenzimmer kann über Mißhandlung nur weinen – wofür ist der Mann da?
Fiesco. Ungemein gut gesagt, aber ich schlage mich nicht.
Bourgognino (dreht ihm den Rücken, will gehen). Ich werde Sie verachten.
Fiesco (lebhaft). Bei Gott, Jüngling! das wirst du nie, und wenn die Tugend im Preis fallen sollte. (Faßt ihn bedächtlich bei der Hand.) haben Sie jemals etwas gegen mich gefühlt, das man – wie soll ich sagen? – Ehrfurcht nennt?
Bourgognino. Wär' ich einem Mann gewichen, den ich nicht für den ersten der Menschen erklärte?
Fiesco. Also, mein Freund! einen Mann, der einst meine Ehrfurcht verdiente, würde ich – etwas langsam verachten lernen. Ich dächte doch, das Gewebe eines Meisters sollte künstlicher sein, als dem flüchtigen Anfänger so geradezu in die Augen zu springen – Gehen Sie heim, Bourgognino, und nehmen Sie sich Zeit, zu überlegen, warum Fiesco so und nicht anders handelt. (Bourgognino geht stillschweigend ab.) Fahr hin, edler Jüngling! Wenn diese Flammen ins Vaterland schlagen, mögen die Doria fest stehen.
Neunter Auftritt
Fiesco. Der Mohr tritt schüchtern herein und sieht sich überall sorgfältig um.
Fiesco (faßt ihn scharf und lang ins Auge). Was willst du, und wer bist du?
Mohr (wie oben). Ein Sklave der Republik.
Fiesco. Sklaverei ist ein elendes Handwerk. (Immer ein scharfes Aug auf ihn.) Was suchst du?
Mohr. Herr, ich bin ein ehrlicher Mann.
Fiesco. Häng' immer diesen Schild vor dein Gesicht hinaus, das wird nicht überflüssig sein – aber was suchst du?
Mohr (sucht ihm näher zu kommen, Fiesco weicht aus). Herr, ich bin kein Spitzbube.
Fiesco. Es ist gut, daß du das beifügst, und – doch wieder nicht gut.
(Ungeduldig.) Aber was suchst du?
Mohr (rückt wieder näher). Seid Ihr der Graf Lavagna?
Fiesco (stolz). Die Blinden in Genua kennen meinen Tritt. – Was soll dir der Graf?
Mohr. Seid auf Eurer Hut, Lavagna. (Hart an ihn.)
Fiesco (springt auf die andere Seite). Das bin ich wirklich.
Mohr (wie oben). Man hat nichts Guts gegen Euch vor, Lavagna.
Fiesco (retiriert sich wieder). Das seh' ich.
Mohr. Hütet Euch vor dem Doria.
Fiesco (tritt ihm vertraut näher). Freund! sollt' ich dir doch wohl Unrecht getan haben? Diesen Namen fürchte ich wirklich.
Mohr. So flieht vor dem Mann. Könnt Ihr lesen?
Fiesco. Eine kurzweilige Frage. Du bist bei manchem Cavalier herumgekommen. Hast du was Schriftliches?
Mohr. Euren Namen bei armen Sündern. (Er reicht ihm einen Zettel und nistet sich hart an ihn. Fiesco tritt vor einen Spiegel und schielt über das Papier. Der Mohr geht lauernd um ihn herum, endlich zieht er den Dolch und will stoßen.)
Fiesco (dreht sich geschickt und fährt nach dem Arm des Mohren).
Sachte, Canaille! (Entreißt ihm den Dolch.)
Mohr (stampft wild auf den Boden). Teufel – Bitt' um Vergebung.
(Will sich abführen.)
Fiesco (packt ihn, mit starker Stimme). Stephano! Drullo! Antonio!
(Den Mohren an der Gurgel.) Bleib, guter Freund! Höllische Büberei!
(Bediente.) Bleib und antworte! Du hast schlechte Arbeit gemacht;
an wen hast du dein Taglohn zu fordern?
Mohr (nach vielen vergeblichen Versuchen, sich wegzustehlen, entschlossen). Man kann mich nicht höher hängen, als der Galgen ist.
Fiesco. Nein, tröste dich! Nicht an die Hörner des Monds, aber doch hoch genug, daß du den Galgen für einen Zahnstocher ansehen sollst. Doch deine Wahl war zu staatsklug, als daß ich sie deinem Mutterwitz zutrauen sollte. Sprich also, wer hat dich gedungen?
Mohr. Herr, einen Schurken könnt ihr mich schimpfen, aber den Dummkopf verbitt' ich.
Fiesco. Ist die Bestie stolz. Bestie, sprich, wer hat dich gedungen?
Mohr (nachdenkend). Hum! so wär' ich doch nicht allein der Narr! – wer mich gedungen hat? – und waren's doch nur hundert magre Zechinen! – Wer mich gedungen hat? – Prinz Gianettino.
Fiesco (erbittert auf und nieder). Hundert Zechinen und nicht mehr für des Fiesco Kopf. (Hämisch.) Schäme dich, Kronprinz von Genua. (Noch einer Schatulle eilend.) Hier, Bursche, sind tausend, und sag deinem Herrn – er sei ein knickiger Mörder!
(Mohr betrachtet ihn vom Fuß bis zum Wirbel.)
Fiesco. Du besinnst dich, Bursche?
Mohr (nimmt das Geld, setzt es nieder, nimmt es wieder und besieht ihn mit immer steigendem Erstaunen).
Fiesco. Was machst, Bursche?
Mohr (wirft das Geld entschlossen auf den Tisch). Herr – das Geld hab' ich nicht verdient.
Fiesco. Schafskopf von einem Jauner! den Galgen hast du verdient. Der entrüstete Elephant zertritt Menschen, aber nicht Würmer. Dich würd' ich hängen lassen, wenn es mich nur so viel mehr als zwei Worte kostete.
Mohr (mit einer frohen Verbeugung). Der Herr sind gar zu gütig.
Fiesco. Behüte Gott! nicht gegen dich. Es gefällt mir nun eben, daß meine Laune einen Schurken, wie du bist, zu etwas und nichts machen kann, und darum gehst du frei aus. Begreife mich recht. Dein Ungeschick ist mir ein Unterpfand des Himmels, daß ich zu etwas Großem aufgehoben bin, und darum bin ich gnädig, und du gehst frei aus.
Mohr (treuherzig). Schlagt ein, Lavagna! Eine Ehre ist der andern werth. Wenn Jemand auf dieser Halbinsel eine Gurgel für Euch überzählig hat, befehlt! und ich schneide sie ab, unentgeldlich.
Fiesco. Eine höfliche Bestie! Sie will sich mit fremder Leute Gurgeln bedanken.
Mohr.