Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Томас Бабингтон Маколей

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seinigen, und deren Herzen noch viel härter und kälter waren.

      Zu Anfang des Jahres 1691 begannen einige von diesen Männern sich in geheime Verbindung mit Saint-Germains zu setzen. So schändlich und ehrlos ihr Verfahren auch war, es lag nichts Wunderbares darin. Sie handelten nach ihrer Weise. Es waren unruhige Zeiten, eine dichte Wolke verhüllte die Zukunft, der scharfsichtigste und erfahrenste Politiker konnte mit einiger Klarheit nicht drei Monate weit über die Gegenwart hinaussehen. Ein Mann von Tugend und Ehre fragte allerdings darnach nicht viel. Seine Ungewißheit bezüglich dessen, was der morgende Tag bringen würde, konnte ihn wohl besorgt, aber nicht treulos machen. Wenn auch in völliger Unkenntniß über das, was seine Interessen berührte, hatte er doch die feste Richtschnur seiner Grundsätze. Leider aber gab es unter den Höflingen jener Zeit nicht viele Männer von Tugend und Ehre. Whitehall war seit dreißig Jahren eine Pflanzschule jedes öffentlichen und privaten Lasters und wimmelte von niedrigdenkenden, doppelzüngigen und selbstsüchtigen Politikern. Diese Männer handelten jetzt so, wie es von unmoralischen Männern in einer Krisis, deren Ausgang Niemand voraussehen konnte, nicht anders zu erwarten war. Einige von ihnen hatten eine leichte Vorliebe für Wilhelm, Andere hatten eine leichte Vorliebe für Jakob; aber durch keine solche Vorliebe wurde das Verfahren einer dieser Männer geleitet. Hätte es sicher geschienen, daß Wilhelm sich halten würde, so würden sie Alle für Wilhelm gewesen sein. Hätte es sicher geschienen, daß Jakob wieder eingesetzt werden würde, so würden sie Alle für Jakob gewesen sein. Aber was war zu thun, da die Aussichten sich fast genau die Wage zu halten schienen? Es gab rechtschaffene Männer der einen Partei, welche geantwortet haben würden: dem wahren Könige und der wahren Kirche treu zu bleiben und nöthigenfalls für sie zu sterben wie Laud. Es gab rechtschaffene Männer der andren Partei, welche geantwortet haben würden: Fest an den Freiheiten England’s und an der protestantischen Religion zu halten und nöthigenfalls für sie zu sterben wie Sidney. Aber eine solche Consequenz war Vielen der Vornehmen und Mächtigen unbegreiflich. Ihr Ziel war, sich für alle Fälle zu sichern. Daher schworen sie öffentlich dem einen Könige Treue und verpfändeten ihr Wort heimlich auch dem andren. Sie waren unermüdlich bestrebt, sich unter dem großen Siegel Wilhelm’s Aemter, Peerspatente, Pensionen und Geschenke von Kronländern zu verschaffen, und in ihren geheimen Schubkästen hatten sie Amnestieversprechen von Jakob’s Hand.

      Unter Denen, welche sich dieser Schändlichkeit schuldig machten, stehen drei Männer: Russell, Godolphin und Marlborough, in erster Reihe. Es konnte kaum drei Menschen geben, die an Geist und Herz einander unähnlicher waren, und die besonderen Eigenschaften jedes derselben verliehen seiner Schurkerei einen besonderen Character. Der Verrath Russell’s ist zum Theil dem Grolle, der Verrath Godolphin’s lediglich der Aengstlichkeit zuzuschreiben; Marlborough’s Verrath aber war der Verrath eines Mannes von großem Genie und grenzenlosem Ehrgeize.

      Russell

      Es mag auffallend scheinen, daß Russell unzufrieden sein konnte. Er hatte eben erst das Commando der vereinigten Flotten England’s und Holland’s mit dem Range eines Flottenadmirals übernommen; er war Schatzmeister der Flotte, hatte einen Jahrgehalt von dreitausend Pfund Sterling, und es war ihm Kronland in der Nähe von Charing Croß im Werthe von achtzehntausend Pfund verliehen worden. Außerdem müssen seine indirecten Einnahmen enorm gewesen sein. Aber er war noch immer nicht zufrieden. Er war in der That trotz seines unerschrockenen Muthes, trotz bedeutender Talente für den Krieg wie für die Verwaltung, und trotz eines gewissen Gemeinsinns, der sich selbst in den schlimmsten Perioden seines Lebens vorübergehend zeigte, im vollen Umfange des Worts ein schlechter Mensch: übermüthig, boshaft, habsüchtig und treulos. Er meinte, daß die großen Dienste, die er zur Zeit der Revolution geleistet, nicht gebührend belohnt worden seien. Alles was Andere erhielten, betrachtete er als ihm geraubt. Es existirt noch ein Brief von ihm, den er damals an Wilhelm schrieb. Dieser Brief enthält nichts als Selbstruhm, Vorwürfe und Spötteleien. Der Admiral bittet zuvörderst unter ironischen Versicherungen seiner Ergebenheit und Loyalität um die Erlaubniß, seine Beschwerden zu Papiere bringen zu dürfen, da seine Schüchternheit ihm nicht gestatte, sich mündlich darüber auszusprechen. Sein Kummer sei unerträglich. Andere Leute erhielten königliche Domainen, er aber könne fast gar nichts erlangen. Andere Leute könnten ihre Angehörigen versorgen; seine Empfehlungen aber blieben regelmäßig unbeachtet. Das Einkommen, das er der königlichen Gunst verdanke, sehe zwar groß aus; aber er habe arme Verwandte, und die Regierung habe dieselben, anstatt ihre Pflicht gegen sie zu thun, unfreundlicherweise seiner Sorge überlassen. Er habe eine Schwester, die einer Pension bedürfe, denn ohne eine solche könne sie ihren Töchtern keine Aussteuer geben. Er habe einen Bruder, der, weil er keine Stelle habe, in die traurige Nothwendigkeit versetzt worden sei, eine alte Frau wegen ihres Geldes zu heirathen. Russell beklagte sich dann bitter, daß die Whigs vernachlässigt würden, daß die Revolution Männer zu Ansehen und Reichthum gebracht habe, welche die größten Anstrengungen gemacht hätten, sie zu verhindern. Und man hat Grund zu glauben, daß diese Klage aus seinem Herzen kam, denn nächst seinen eigenen Interessen waren die seiner Partei ihm theuer, und selbst als er am meisten dazu geneigt war, ein Jakobit zu werden, hatte er nicht die mindeste Neigung ein Tory zu werden. In der Stimmung, welche dieser Brief verräth, hörte er bereitwillig auf die Einflüsterungen David Lloyd’s, eines der gewandtesten und thätigsten Emissäre, welche damals beständig zwischen Frankreich und England hin und her reisten. Lloyd überbrachte Jakob die Versicherung, daß Russell, sobald sich eine günstige Gelegenheit darböte, versuchen würde, vermittelst der Flotte das zu bewerkstelligen, was Monk unter der vorhergehenden Generation vermittelst der Armee bewerkstelligt habe.63 Bis zu welchem Punkte diese Versicherungen aufrichtig waren, dies war eine Frage, über welche Leute, die Russell und seine Handlungsweise genau kannten, in Zweifel waren. Es ist wahrscheinlich, daß er viele Monate lang mit sich selbst nicht im Klaren war. Es lag in seinem Interesse, so lange als möglich mit beiden Königen auf gutem Fuße zu stehen, und sein reizbares, gebieterisches Temperament trieb ihn beständig an, mit beiden zu hadern. Die eine Woche wurde seine üble Laune durch eine trockene Antwort von Wilhelm, die nächste Woche durch eine alberne Proklamation von Jakob erregt. Zum Glück fand ihn der wichtigste Tag seines Lebens, der Tag, von welchem alle seine späteren Jahre ihre Färbung entlehnten, nicht in bester Stimmung gegen den verbannten König.

      Godolphin

      Godolphin hatte keine Ursache sich über die Regierung, der er diente, zu beklagen und er behauptete auch gar keine zu haben. Er war erster Commissar des Schatzes, er war mit Protection, Vertrauen und Gunstbezeigungen überschüttet worden, ja, die ihm bewiesene Gunst hatte sogar viel Murren veranlaßt. Sei es passend, hatten die Whigs unwillig gefragt, daß ein Mann, der während der ganzen vorigen Regierung hohe Aemter bekleidet, der für die Indulgenz zu stimmen versprochen, der mit einem Jesuiten im Staatsrathe und mit zwei Papisten im Schatzamte gesessen, der eine Götzendienerin an ihren Altar begleitet hatte, zu den ersten Ministern eines Fürsten gehörte, dessen Ansprüche auf den Thron aus der Rechtserklärung hergeleitet seien? Aber auf Wilhelm hatte dieses Geschrei keinen Eindruck gemacht, und keiner von seinen Dienern scheint damals sein Vertrauen in größerem Umfange besessen zu haben als Godolphin.

      Dessenungeachtet verzweifelten die Jakobiten nicht. Einer der eifrigsten unter ihnen, ein Gentleman Namens Bulkeley, der früher mit Godolphin auf vertrautem Fuße gestanden hatte, übernahm es zu sehen, was er thun könne. Er begab sich ins Schatzamt und bemühte sich, den ersten Lord in ein politisches Gespräch zu ziehen. Dies war kein leichtes Ding, denn Godolphin war nicht der Mann, der sich leicht in Andrer Hände gab. Seine Zurückhaltung war sprüchwörtlich, und er war besonders wegen der Gewandtheit berühmt, mit der er während seines ganzen Lebens die Unterhaltung von Staatsangelegenheiten auf einen Hahnenkampf oder auf den Stammbaum eines Racepferdes zu lenken wußte. Der Besuch endete, ohne daß er ein Wort geäußert hätte, welches verrieth, daß er sich der Existenz König Jakob’s erinnerte.

      Bulkeley ließ sich jedoch nicht so leicht abschrecken. Er kam wieder und brachte den Gegenstand, der ihm zunächst am Herzen lag, auf’s neue zur Sprache. Godolphin erkundigte sich hierauf nach seinem ehemaligen Gebieter und seiner ehemaligen Gebieterin in dem unmuthigen Tone eines Mannes,

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<p>63</p>

Russell an Wilhelm, 10. Mai 1691, in Dalrymple’s Anhang, Theil II. Buch 7. Siehe auch die Memoiren von Sir John Leake.