Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Томас Бабингтон Маколей

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Die Nachricht erfüllte Jakob mit Entzücken und Hoffnung. Wäre er ein weiser Fürst gewesen, so würde sie nur Widerwillen und Mißtrauen in ihm erweckt haben. Es war thöricht zu glauben, daß ein Mann, dessen Herz wirklich von Reue und Scham über einen Act der Treulosigkeit erfüllt war, sich entschließen würde, sein Gewissen durch einen neuen, eben so abscheulichen und eben so entehrenden Act der Treulosigkeit zu erleichtern. Die versprochene Sühne war so schändlich und erniedrigend, daß sie nie von einem Manne dargeboten werden konnte, der den aufrichtigen Wunsch hegte, vergangene Schändlichkeit und Ehrlosigkeit wieder gut zu machen. Die Wahrheit war, daß Marlborough, als er den Jakobiten sagte, sein Schuldbewußtsein verhindere ihn, am Tage zu essen, und des Nachts zu schlafen, sie im Stillen auslachte. Der Verlust einer halben Guinee würde viel eher im Stande gewesen sein, ihm den Appetit zu verderben und seinen Schlummer zu stören, als alle Schrecken eines bösen Gewissens. Seine Anerbietungen bewiesen in Wirklichkeit nichts weiter, als daß sein früheres Verbrechen nicht aus einem ordnungswidrigen Eifer für die Interessen seines Vaterlandes und seiner Religion, sondern aus einer tiefen und unheilbaren moralischen Verderbtheit entsprungen war, die den ganzen Menschen ergriffen hatte. Jakob aber konnte theils aus Beschränktheit, theils aus Egoismus in keiner Handlung, die ihm Nutzen brachte, etwas Unmoralisches erblicken. Gegen ihn conspiriren, ihn verrathen, einen ihm geschworenen Eid der Treue brechen, dies waren Verbrechen, für welche keine Strafe, weder in dieser noch in jener Welt, zu streng sein konnte. Aber seine Feinde umbringen, das seinen Feinden gegebene Wort brechen, war nicht nur etwas Unschuldiges, sondern etwas Lobenswerthes. Der Abfall zu Salisbury war das ärgste Verbrechen gewesen, denn es hatte ihn ins Unglück gestürzt. Ein ähnlicher Abfall in Flandern wäre etwas Ehrenvolles gewesen, denn er konnte ihn wieder auf den Thron bringen.

      Der Bußfertige wurde von seinen jakobitischen Freunden benachrichtigt, daß ihm verziehen sei. Diese Nachricht war ihm zwar höchst willkommen, aber es bedurfte noch etwas mehr, um seinen verlornen Seelenfrieden wiederherzustellen. Dürfe er nicht hoffen, zwei Zeilen von der Hand des Königs zu erhalten, worin ihm Verzeihung zugesichert würde? Er verlange dies natürlich nicht um seinetwillen, sondern er sei überzeugt, daß er mit einem solchen Dokumente in der Hand einige Personen von hohem Ansehen, die nur deshalb zu dem Usurpator hielten, weil sie glaubten, daß sie von dem legitimen Könige keine Gnade zu erwarten hätten, auf den rechten Weg zurückführen könne. Sie würden zu ihrer Pflicht zurückkehren sobald sie sähen, daß selbst dem schwersten aller Verbrecher in Rücksicht auf seine Reue, großmüthig vergeben worden sei. Das Versprechen wurde niedergeschrieben, abgeschickt und sorgfältig aufbewahrt. Marlborough hatte jetzt seinen Zweck erreicht, den er mit Russell und Godolphin gemeinschaftlich verfolgte. Allein er hatte noch andere Zwecke, an die weder Russell noch Godolphin je gedacht. Es ist, wie wir nachher sehen werden, starker Grund zu der Annahme vorhanden, daß dieser kluge, tapfere und gewissenlose Mann auf einen Plan sann, der seines fruchtbaren Geistes und seines tollkühnen Muthes nicht minder würdig war als seines völlig verderbten Herzens, einen Plan, der, wenn er nicht auf sonderbare Weise vereitelt worden wäre, Wilhelm, ohne Nutzen für Jakob, in’s Verderben gestürzt und den vom Glück begünstigten Verräther zum Beherrscher England’s und zum Schiedsrichter Europa’s gemacht haben würde.

      Wilhelm kehrt auf den Continent zurück

      So standen die Sachen, als Wilhelm nach einem kurzen und vielbeschäftigten Aufenthalte in England im Mai 1690 wieder nach dem Continent aufbrach, wo der regelmäßige Feldzug beginnen sollte. Er nahm Marlborough mit sich, dessen Talente er richtig würdigte und von dessen neuerlichen Unterhandlungen mit Saint-Germains er nicht die leiseste Ahnung hatte. Im Haag wurden mehrere wichtige militärische und politische Berathungen gepflogen, und die ausgezeichnetsten Soldaten und Staatsmänner der Vereinigten Provinzen fühlten bei jeder Gelegenheit die Superiorität des feingebildeten Engländers. Heinsius pflegte noch lange nachher ein Gespräch zu erzählen, das damals zwischen Wilhelm und dem Fürsten von Vaudemont, einem der geschicktesten Heerführer in holländischen Diensten stattfand. Vaudemont sprach sich sehr günstig über mehrere englische Offiziere aus, unter anderen über Talmash und Mackay; Marlborough aber stellte er unvergleichbar hoch über alle anderen. „Er besitzt alle Vorzüge eines Generals, schon sein Blick verräth dies. Es kann nicht fehlen, daß er noch etwas Großes vollbringt.” – „Ich glaube in der That, Vetter,” antwortete der König, „daß Mylord Alles bewahrheiten wird, was Sie von ihm gesagt haben.”

      Es dauerte noch eine Weile, ehe die militärischen Operationen begannen. Wilhelm brachte diese Pause in seinem geliebten Parke von Loo zu. Marlborough verweilte einige Tage daselbst und wurde dann mit dem Befehle nach Flandern geschickt, alle englischen Streitkräfte zusammenzuziehen, in der Nähe von Brüssel ein Lager zu bilden und Alles für die Ankunft des Königs bereit zu halten.

      Jetzt hatte Marlborough Gelegenheit, die Aufrichtigkeit der Versicherungen zu beweisen, durch die er von einem Herzen, das er selbst als härter denn ein marmorner Kaminsims bezeichnet, Verzeihung eines Vergehens erlangt hatte, das selbst ein weiches Gemüth mit tödtlichem Hasse erfüllt haben würde. Er erhielt aus Saint-Germains eine Botschaft, welche die augenblickliche Erfüllung seines Versprechens verlangte, an der Spitze seiner Truppen überzugehen. Man sagte ihm, dies sei der größte Dienst, den er der Krone leisten könne. Er habe sein Wort darauf gegeben, und der gnädige Gebieter, der alle vergangenen Fehler verziehen, erwarte mit Zuversicht, daß er sein Wort halten werde. Der Heuchler wich der Aufforderung mit characteristischer Gewandtheit aus. Er entschuldigte sich in den ehrerbietigsten und liebevollsten Ausdrücken, daß er dem königlichen Befehle nicht sofort nachkomme. Das Versprechen, dessen Erfüllung man von ihm verlange, sei nicht ganz richtig verstanden worden, es habe auf Seiten der Abgesandten ein Mißverständniß stattgefunden. Das Uebergehen eines oder zweier Regimenter würde mehr schaden als nützen; das Uebergehen einer ganzen Armee aber erfordere viel Zeit und große Vorsicht.66 Während Jakob über diese Entschuldigungen murrte und wünschte, daß er nicht ganz so versöhnlich gewesen sein möchte, kam Wilhelm im Hauptquartier der verbündeten Streitkräfte an und übernahm das Obercommando.

      Der Feldzug von 1691 in Flandern

      Die militärischen Operationen in Flandern begannen Anfangs Juni wieder und endeten mit dem Schlusse des Septembers. Es fand jedoch kein wichtiger Zusammenstoß statt. Die beiden Armeen machten Märsche und Contremärsche, rückten einander näher und entfernten sich wieder. Eine Zeit lang standen sie sich auf weniger als eine Meile gegenüber. Aber weder Wilhelm noch Luxemburg wollten anders als mit Vortheil losschlagen und Keiner ließ dem Andren einen Vortheil. So ereignißleer der Feldzug war, ist er doch in einer Beziehung interessant. Seit mehr als einem Jahrhundert hatte unser Land keine große Armee abgesandt, um außerhalb der Britischen Inseln Krieg zu führen. Unsre Aristokratie war daher schon längst kein militärischer Stand mehr, die Edelleute Frankreich’s, Deutschland’s und Holland’s waren in der Regel Soldaten. Es würde wahrscheinlich nicht leicht gewesen sein, in dem glänzenden Zirkel, welcher Ludwig in Versailles umgab, einen einzigen Marquis oder Vicomte von vierzig Jahren zu finden, der nicht einer Schlacht oder einer Belagerung beigewohnt hätte. Aber die große Mehrzahl unserer Peers, Baronets und reichen Esquires hatte nie gedient, außer bei der Miliz und hatte nie an einer ernsteren militärischen Action Theil genommen als der Unterdrückung eines Aufstandes oder der Säuberung der Straßen bei einem Aufzuge. Die Generation, welche bei Edgehill und Lansdowne gefochten hatte, war so ziemlich ausgestorben. Die Kriege Karl’s II. waren fast nur Seekriege gewesen. Unter seiner Regierung war daher der Seedienst entschieden mehr in der Mode als der Landdienst, und zu wiederholten Malen, wenn unsre Flotte unter Segel ging, um gegen die Holländer zu kämpfen, hatte sich der Adel in solcher Masse an Bord begeben, daß unsere Parks und Theater verödeten. Im Jahre 1691 endlich erschien zum ersten Male seit der Belagerung von Boulogne durch Heinrich VIII. eine englische Armee unter Anführung eines englischen Königs auf dem Continent. Ein Feldlager, das zugleich ein Hoflager war, hatte einen unwiderstehlichen Reiz für viele junge Patrizier, die von natürlichem Muthe und von dem Wunsche beseelt waren, die Gunst zu erlangen, welche Männer von ausgezeichneter Tapferkeit bei den Frauen zu allen Zeiten gefunden haben. Als Freiwilliger in Flandern zu dienen, wurde eine wahre Manie unter den eleganten Herren,

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<p>66</p>

Life of James. II. 449.