Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18. - Томас Бабингтон Маколей

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seinen sogenannten Bischofssitz und siedelte nach Irland über, und endlich im Jahre 1805 sank der letzte Bischof dieser Gesellschaft, welche mit Stolz auf den Titel der einzig wahren Kirche England’s Anspruch gemacht hatte, unbeachtet ins Grab.56

      Die neuen Bischöfe

      Die Stühle der Bischöfe, welche zugleich mit Sancroft vertrieben worden waren, wurden in einer der Regierung zur Ehre gereichenden Weise besetzt. Patrick wurde Nachfolger des Verräthers Turner. Fowler ging nach Gloucester. Richard Cumberland, ein bejahrter Geistlicher, der keine Gönner bei Hofe hatte und dessen einzige Empfehlungen seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit waren, erfuhr mit Erstaunen aus einem Neuigkeitsbriefe, den er auf dem Tische eines Kaffeehauses fand, daß er zum Bischof von Peterborough ernannt war.57 Beveridge wurde zum Nachfolger Ken’s erwählt; er willigte ein und die Ernennung wurde wirklich in der London Gazette angezeigt. Doch Beveridge war wohl ein rechtschaffener Mann, besaß aber keine Seelenstärke. Einige Jakobiten machten ihm Vorstellungen, andere Vorwürfe, der Muth sank ihm, und er nahm seine Zusage zurück. Während die Eidverweigerer über diesen Sieg frohlockten, wurde er wieder andren Sinnes, aber zu spät. Er hatte sich durch seine Unschlüssigkeit Wilhelm’s Gunst verscherzt und erhielt erst eine Mitra, als Anna auf dem Throne saß.58 Das Bisthum Bath und Wells wurde Richard Kidder verliehen, einem Manne von hervorragender Bildung und makellosem Character, der aber in dem Verdacht stand, daß er sich zum Presbyterianismus hinneige. Um die nämliche Zeit nahm Sharp, der Hochkirchlichste, der einen Skrupel deshalb hegte, daß er der Nachfolger eines abgesetzten Prälaten werden sollte, das durch Lamplugh’s Tod zur Erledigung gekommene Erzbisthum York an.59

      Sherlock Dechant von St. Paul

      In Folge der Erhebung Tillotson’s auf den Stuhl von Canterbury wurde die Dechanei von St. Paul erledigt. Sobald der Name des neuen Dechanten bekannt wurde, brach ein Geschrei los, wie es vielleicht nie eine kirchliche Ernennung veranlaßt, ein Geschrei, zusammengesetzt aus Gebrüll des Hasses, aus Gezisch der Verachtung und aus halb triumphirenden, halb beleidigenden Willkommrufen: denn der neue Dechant war Wilhelm Sherlock.

      Die Geschichte seiner Bekehrung verdient ausführlich erzählt zu werden, denn sie wirft ein helles Licht auf den Character der Parteien, welche damals die Kirche und den Staat spalteten. Sherlock war, dem Einflusse und dem Rufe, wenn auch nicht dem Range nach, der bedeutendste Mann unter den Eidverweigerern. Seine Autorität und sein Beispiel hatten einige seiner Collegen, welche anfangs geschwankt hatten, dazu bestimmt, ihre Stellen niederzulegen. Der Tag der Suspension kam, der Tag der Absetzung kam, und noch blieb er fest. Er schien in dem Bewußtsein der Rechtschaffenheit und in der Betrachtung der unsichtbaren Welt reichen Ersatz für alles Verlorene gefunden zu haben. Während er von der Kanzel ausgeschlossen war, wo seine Beredtsamkeit einst die gelehrten und gebildeten Inwohner des Temple entzückt hatte, schrieb er seinen berühmten Treatise on Death, welcher viele Jahre lang auf den Bücherbrettern ernster Arminianer zunächst neben The Whole Duty of Man stand. Bald jedoch begann man zu argwöhnen, daß seine Festigkeit schwanke. Er erklärte, daß er keinen Theil an einem Schisma haben wolle, er rieth Denen, die sich bei ihm Raths erholten, ihre Pfarrkirchen nicht zu verlassen, und da er sah, daß das Gesetz, das ihn seines Amtes enthob, ihm nicht verbot, Gottesdienst zu halten, predigte er sogar in St. Dunstan und betete dort für König Wilhelm und Königin Marie. Die apostolische Vorschrift, sagte er, laute dahin, daß für alle obrigkeitliche Gewalt Habenden gebetet werden solle, und Wilhelm und Marie hätten sichtbar obrigkeitliche Gewalt. Seine jakobitischen Freunde tadelten laut seine Inconsequenz. Wie können Sie, fragten sie, wenn Sie annehmen, daß der Apostel an dieser Stelle von der bestehenden Obrigkeit spricht, behaupten, daß er an anderen ähnlichen Stellen nur von rechtmäßiger Obrigkeit spricht? Oder wie können Sie, ohne zu sündigen, in einer feierlichen Anrede an Gott Jemanden als König bezeichnen, dem Sie nicht als König zu gehorchen versprechen können, ohne zu sündigen? Diese Argumente waren unwiderlegbar, und Sherlock begann bald sie ebenfalls dafür zu halten; der Schluß aber, zu dem sie ihn führten, war dem Schlusse zu dem sie ihn führen sollten, diametral entgegengesetzt. Er schwankte jedoch, bis von einer Seite, von der man wenig Grund hatte etwas Andres als zehnfache Finsterniß zu erwarten, ein neues Licht in seinen Geist fiel. Unter der Regierung Jakob’s I. hatte Doctor Johann Overall, Bischof von Exeter, eine gelehrte Abhandlung über die Rechte bürgerlicher und kirchlicher Regenten geschrieben. Diese Abhandlung war von der Convocation von Canterbury und York feierlich gutgeheißen worden und konnte daher als eine Autorität habende Darstellung der Lehre der englischen Kirche betrachtet werden. Sancroft besaß eine Abschrift des Manuscripts und er ließ es bald nach der Revolution durch den Druck veröffentlichen. Er hoffte ohne Zweifel, die Veröffentlichung werde der neuen Regierung schaden; aber er sah sich vollständig getäuscht. Das Buch verwarf zwar jeden Widerstand in eben so starken Ausdrücken, als er selbst sie hätte anwenden können; aber eine Stelle, die seiner Beachtung entgangen war, entschied gegen ihn und seine Mitschismatiker. Overall und die beiden Convocationen, welche Overall’s Lehre sanctionirt hatten, erklärten, daß eine Regierung, die aus einem Aufstande hervorgegangen sei, sobald sie vollkommen feststehe, als von Gott angeordnet betrachtet werden und daß die Christen ihr gehorchen müßten.60 Sherlock las und war überzeugt. Seine ehrwürdige Mutter, die Kirche, hatte gesprochen und er nahm ihr Gebot mit der Folgsamkeit eines Kindes an. Die aus der Revolution hervorgegangene Regierung konnte wenigstens seit der Schlacht am Boyne und der Flucht Jakob’s aus Irland mit gutem Grunde eine feststehende Regierung genannt werden, und es gebührte ihr daher passiver Gehorsam, bis sie durch eine neue Revolution gestürzt wurde und eine andre feststehende Regierung auf sie folgte.

      Sherlock leistete die Eide und veröffentlichte sofort zur Rechtfertigung seines Schrittes eine Flugschrift, betitelt: The Case of Allegiance to Sovereign Powers stated. Dieses Buch machte ungeheures Aufsehen. Dryden’s Hind and Panther hatte keine solche Sensation erregt, Halifax’ Letter to a Dissenter hatte nicht so viele Antworten hervorgerufen. Die Repliken wider den Doctor, die Vertheidigungen des Doctors, die Schmähschriften auf den Doctor würden eine ganze Bibliothek füllen. Das Geschrei nahm zu, als es bekannt wurde, daß der Convertit nicht allein wieder zum Vorsteher des Temple ernannt worden war, sondern auch die Dechanei St. Paul angenommen hatte, die in Folge der Absetzung Sancroft’s und der Beförderung Tillotson’s zur Erledigung gekommen war. Die Wuth der Eidverweigerer steigerte sich fast bis zum Wahnsinn. Sei es nicht genug, fragten sie, die wahre und reine Kirche in dieser ihrer Stunde der Betrübniß und Gefahr zu verlassen, ohne sie auch noch zu verleumden? Es sei leicht zu begreifen, warum ein habgieriger und feiger Heuchler sich weigerte, dem Usurpator die Eide zu leisten, so lange es wahrscheinlich war, daß der rechtmäßige König wieder eingesetzt würde, sich aber nach der Schlacht am Boyne zu schwören beeilte. Ein solches Schwanken in Zeiten bürgerlicher Uneinigkeit sei nichts Neues. Das aber sei etwas Neues, daß der Renegat seine eigne Schuld und Schande auf die englische Kirche zu wälzen versuche und erkläre, sie habe ihn gelehrt, sich gegen den Schwachen zu kehren, der im Recht sei, und vor dem Mächtigen zu kriechen, der im Unrecht sei. Habe sie dies wirklich in schlimmen Tagen gelehrt und danach gehandelt? Habe sie ihren königlichen Märtyrer im Gefängnisse oder auf dem Schaffot verlassen? Habe sie ihren Kindern vorgeschrieben, dem Rumpfe oder dem Protector zu gehorchen? Sei indessen die Regierung des Rumpfs oder des Protector’s weniger berechtigt gewesen eine feststehende Regierung genannt zu werden, als die Regierung Wilhelm’s und Mariens? Sei die Schlacht bei Worcester nicht ein eben so harter Schlag für die Hoffnungen des Hauses Stuart gewesen, als die Schlacht am Boyne? Seien nicht die Aussichten auf eine Restauration im Jahre 1657 eben so schwach gewesen, als sie jedem einsichtsvollen Mann im Jahre 1691 erscheinen müßten? Doch allen Schmähungen und Sarkasmen stand Overall’s Abhandlung und die billigenden Beschlüsse der beiden Convocationen gegenüber, und es war viel leichter, Sherlock zu tadeln, als die Abhandlung oder die Beschlüsse wegzudisputiren. Ein Schriftsteller behauptete, mit einer völlig feststehenden Regierung müsse eine Regierung gemeint gewesen sein, deren Rechtstitel unbestritten sei. So, sagte er, wurde die Regierung der Vereinigten Provinzen eine feststehende Regierung,

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<p>56</p>

Siehe D’Oyly’s Life of Sancroft, Hallam’s Constitutional History und Dr. Lathbury’s History of the Nonjurors.

<p>57</p>

Siehe die Selbstbiographie seines Nachkommen und Namensvetters des Schauspieldichters. Außerdem Onslow’s Note zu Burnet II. 76.

<p>58</p>

A Vindication of Their Majesties Authority to fill the Sees of the deprived Bishops, May 20. 1691; London Gazette vom 27. April und 15. Juni 1691; Narcissus Luttrell’s Diary, May 1691. Unter den Tanner-Manuscripten befinden sich zwei Briefe von Jakobiten an Beveridge, der eine mild und anständig, der andre an Rücksichtslosigkeit die gewöhnliche Rücksichtslosigkeit der Eidverweigerer noch übertreffend. Ersteren kann man im Life of Ken, by a Layman nachlesen.

<p>59</p>

Es ist nicht ganz klar, ob Sharp’s Skrupel wegen der abgesetzten Prälaten ein Gewissensskrupel oder nur ein Zartgefühlsskrupel war. Siehe seine Biographie von seinem Sohne.

<p>60</p>

Siehe Overall’s Convocation Book, Kap. 28. Nichts kann klarer und schlagender sein als seine Sprache:

„Wenn, nachdem sie ihre unheiligen Wünsche erreicht, seien es ehrgeizige Könige durch Unterwerfung eines Landes, oder unloyale Unterthanen durch rebellische Erhebung gegen ihre natürlichen Landesherren, sie eine der besagten entarteten Regierungen unter ihrem Volke errichtet haben, so ist die entweder so unrechtmäßig errichtete, oder dem wahren und rechtmäßigen Besitzer gewaltsam entrissene Autorität, da sie immerhin Gottes Autorität ist und durch die Schlechtigkeit Derer, die sie besitzen, nicht beeinträchtigt wird, jederzeit in Ehren zu halten und ihm zu gehorchen, sobald solche Aenderungen sich vollständig befestigt haben, und die Leute aller Art, vom geistlichen wie vom Laienstande, müssen ihr unterthan sein, nicht allein aus Furcht, sondern auch aus Gewissenspflicht.”

Dann folgt die Regel:

„Wenn Jemand behaupten wollte, daß, wenn eine solche neue Regierungsform, die mit einem Aufstande begonnen, sich nachmals vollkommen befestigt hat, die ihnen innewohnende Autorität nicht von Gott stamme, oder daß irgend Jemand, der auf dem Gebiete einer solchen Regierung wohnt, nicht verbunden sei, sich der Autorität Gottes, welche daselbst ausgeübt wird, zu unterwerfen, sondern sich gegen dieselbe auflehnen dürfe, der würde sehr irren.”