Oblomow. Иван Гончаров

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Oblomow - Иван Гончаров

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Taschentuch? Das Taschentuch ist nicht da! – erwiderte Sachar achselzuckend und in alle Winkel schauend. – Da ist es ja, – krächzte er plötzlich zornig; – unter Ihnen! Da schaut ein Zipfel heraus. Sie liegen selbst auf dem Taschentuch und fragen darnach!

      Und Sachar wandte sich ohne eine Antwort abzuwarten der Thür zu. Oblomow war ein wenig verlegen geworden. Er fand schnell einen neuen Vorwand, Sachar im Unrecht erscheinen zu lassen.

      – Wie rein Du hier alles hältst! Mein Gott, wie schmutzig und staubig es ist! Da, da, schau mal in die Ecken hinein – Du thust gar nichts!

      – Ich thu nichts . . . – begann Sachar mit gekränkter Stimme; ich gebe mir so viel Mühe, mir ist es um mein Leben nicht zu schade, ich staube ab und fege fast jeden Tag . . .

      Er zeigte auf die Mitte des Fußbodens und auf den Tisch hin, auf dem Oblomow zu Mittag aß.

      – Da, da, – sagte er. Alles ist ausgefegt und zusammengeräumt, wie zu einer Hochzeit . . . Was wollen Sie noch?

      – Und was ist das? – unter brach ihn Ilja Iljitsch, auf die Wände und den Plafond zeigend: und das? und das? – Er wies auf das seit gestern herumliegende Handtuch und auf den auf dem Tisch vergessenen Teller, worauf eine Brotschnitte lag, hin.

      – Nun gut, das werde ich abräumen, – sagte Sachar herablassend und nahm den Teller.

      – Nur das! Und der Staub an den Wänden und das Spinngewebe? – fragte Oblomow.

      – Das räume ich zu Ostern zusammen; dann putze ich die Heiligenbilder und nehme das Spinngewebe herab . .

      – Und wann staubst Du die Bücher und die andern Bilder ab? . . .

      – Das mache ich vor Weihnachten: dann schaue ich mit Anisja alle Schränke durch. Wann soll ich denn jetzt zusammenräumen? Sie sitzen immer zu Hause.

      – Ich gehe manchmal ins Theater und auf Besuch; dann . . .

      – Wie kann man denn bei Nacht zusammenräumen!

      Oblomow blickte ihn vorwurfsvoll an, schüttelte den Kopf und seufzte, während Sachar gleichgiltig durch das Fenster blickte und gleichfalls seufzte. Der Herr schien zu denken: »Bruder, in dir steckt ja noch mehr von einem Oblomow, als in mir selbst,« und Sachar dachte fast: »Du lügst! Du kannst nur hochtrabende und rührende Worte sagen, aber der Staub und das Spinngewebe gehen Dich im Grunde nichts an.«

      – Verstehst Du, – sagte Ilja Iljitsch, daß durch den Staub Motten entstehen? Ich sehe manchmal sogar eine Wanze an der Wand! – Ich habe auch Flöhe! – erwiderte Sachar gleichgiltig.

      – Ist denn das schön? Das ist ja Schmutz!

      Sachar schmunzelte über das ganze Gesicht, so daß das Grinsen selbst die Brauen und den Backenbart erfaßte, der sich seitwärts auseinanderschob, und ein rother Fleck sich über das ganze Gesicht vom Hals bis auf die Stirn hinauf ausdehnte.

      – Ist es denn meine Schuld, daß es auf der Welt Wanzen gibt? – sagte er mit naivem Erstaunen; – habʼ denn ich sie ausgedacht?

      – Das kommt durch die Unreinlichkeit, – unterbrach ihn Oblomow. – Was denkst Du Dir immer aus?

      – Ich habe auch die Unreinlichkeit nicht ausgedacht.

      – Bei Dir laufen in der Nacht Mäuse herum – ich höre es.

      – Ich habe auch die Mäuse nicht ausgedacht. Solche Geschöpfe, wie Mäuse, Katzen und Wanzen, gibt es überall viel.

      – Warum gibt es denn bei andern Leuten weder Motten noch Wanzen?

      Sachars Gesicht drückte Ungläubigkeit oder besser gesagt ruhige Zuversicht aus, daß so etwas nicht vorkommt.

      – Bei mir gibtʼs immer viel davon, – sagte er eigensinnig, – man kann nicht auf jede Wanze aufpassen, man kann ihr in ihre Ritze nicht nachkriechen.

      Und dabei dachte er wohl im stillen: »was wäre das auch für ein Schlafen ohne Wanzen?«

      – Fege aus, nimm den Mist aus den Winkeln heraus – dann wird nichts da sein, – belehrte ihn Oblomow.

      – Man räumt auf, und morgen ist alles wieder voll, – sagte Sachar.

      – Es wird nicht voll sein, – unterbrach ihn der Herr, – das darf nicht sein.

      – Es wird voll sein, ich weiß es, – gab der Diener nicht nach.

      – Und wenn es so ist, dann fege wieder aus.

      – Was? Ich soll jeden Tag in alle Winkel hineinschauen? – fragte Sachar, – was ist denn das für ein Leben? Dann soll Gott lieber meine Seele holen!

      – Warum ist denn bei andern Leuten rein? – entgegnete Oblomow. – Schau mal zum Clavierstimmer vis-á-vis hinüber: es ist eine Freude das zu sehen, und sie haben nur ein einziges Mädchen . . .

      – Und wo sollen diese Deutschen einen Mist hernehmen? – erwiderte plötzlich Sachar. – Schauen Sie sich einmal an, wie sie leben! Die ganze Familie nagt die ganze Woche an einem einzigen Knochen. Der Rock geht von der Schulter des Vaters auf den Sohn über und vom Sohn wieder auf den Vater. Die Frau und die Töchter tragen kurze Kleider, und verstecken immer ihre Füße, wie die Gänse . . . Wo sollen sie einen Mist hernehmen? Bei ihnen gibtʼs das nicht, daß ganze Haufen von abgetragenen, alten Kleidern jahrelang in den Schränken liegen oder sich im Winter eine ganze Ecke voll Brotrinden ansammelt, wie bei uns. Sie lassen nicht einmal eine Rinde unnütz herumliegen; sie machen sich daraus Zwieback und essen das zum Bier!

      Sachar spuckte sogar aus, während er von einer so knauserigen Lebensweise sprach.

      – Du brauchst mir gar nichts zu erzählen! – antwortete Ilja Iljitsch, – räume lieber auf.

      – Ich würde ja manchmal aufräumen, aber Sie lassen es ja selbst nicht dazu kommen, – sagte Sachar.

      – Jetzt fängst Du wieder damit an! Ich bin immer im Wege!

      – Natürlich istʼs so; Sie sitzen immer zu Hause; wie soll man da aufräumen? Gehen Sie für den ganzen Tag fort, dann räume ich auf.

      – Was Du Dir da ausgedacht hast – ich soll fortgehn! Gehʼ Du lieber in Dein Zimmer.

      – Aber wirklich! – Sachar gab nicht nach – gehen Sie doch heute fort, dann würde ich mit Anisja alles aufräumen. Wir würden aber auch zu zweit nicht fertig werden; man müßte noch Frauen aufnehmen und alles aufwaschen.

      – Aber, was das für Einfälle sind! – Frauen aufzunehmen! Gehʼ in Dein Zimmer, – sagte Ilja Iljitsch.

      Er bereute schon mit Sachar dieses Gespräch angefangen zu haben. Er vergaß immer, daß man bei der geringsten Berührung dieses zarten Gegenstandes in endlose Scherereien hineingerieth. Oblomow war ja für die Reinlichkeit, doch er wünschte, daß es unmerklich, von selbst geschehn sollte; Sachar fieng aber immer eine lange Discussion an, sowie man von ihm verlangte, er sollte den Staub ausfegen und die Fußböden waschen, und so weiter. Er bewies in solchen Fällen die Nothwendigkeit eines großen Rummels im Hause, da er sehr gut wußte, daß der bloße Gedanke daran seinem Herrn Entsetzen verursachte.

      Sachar gieng und Oblomow versenkte sich in seine Gedanken. Nach ein paar Minuten schlug

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