Oblomow. Иван Гончаров

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oblomow - Иван Гончаров страница 6

Oblomow - Иван Гончаров

Скачать книгу

was fällt Ihnen ein! – sagte Oblomow darauf.

      – Also, Adieu!

      Er gieng und kam zurück.

      – Haben Sie das gesehen? – fragte er, die Hand zeigend, die der Handschuh wie angegossen umspannte.

      – Was ist das? – fragte Oblomow verblüfft.

      – Die neuen Lacets! Sehen Sie, wie gut das zusammenhält: man braucht sich nicht zwei Stunden lang mit den Knöpfen abzuquälen, man zieht an der Schnur und die Sache ist erledigt. Das kommt soeben aus Paris. Wollen Sie, daß ich Ihnen ein Paar zur Probe mitbringe?

      – Gut, bringen Sie mir eins mit.

      – Und schauen Sie sich einmal das an: nicht wahr, das ist sehr hübsch? – sagte er, nachdem er in dem Haufen der Berloques eines ausgesucht hatte, es war eine Visitenkarte mit einer umgebogenen Ecke.

      – Ich kann nicht entziffern, was darauf steht.

      – Pr. – Prince, M. – Michel, und der Familienname Tjumenjew ist nicht mehr daraufgegangen. Das hat er mir zu Ostern statt eines Eies geschenkt. Aber leben Sie wohl, au revoir! Ich muß noch zehn Personen aufsuchen. Oh Gott, wie lustig ist es auf der Welt!

      Und er verschwand.

      »Zehn Personen an einem Tage aufsuchen – der Unglückliche!« – dachte Oblomow. »Und das ist ein Leben!« und er zuckte heftig die Achseln. »Wo bleibt denn dann der Mensch? In wie viel kleine Theile löst er sich auf und zerfällt er? Es ist gewiß nicht übel, ins Theater hereinzublicken und sich in irgendeine Lydia zu verlieben . . . Sie ist hübsch! Es ist schön, mit ihr auf dem Lande Blumen zu pflücken und spazieren zu fahren! – Aber an einem Tage zehn Personen aufzusuchen – der Unglückliche!« schloß er, sich auf den Rücken umwendend und sich freuend, daß er keine so leeren Wünsche und Gedanken hatte, daß er sich nicht abzuquälen brauchte, sondern daliegen und seine menschliche Würde und Ruhe aufrecht erhalten konnte.

      Ein neues Läuten unterbrach seine Betrachtungen.

      Es kam wieder ein Gast.

      Das war ein Herr in einem dunkelgrünen Frack mit Uniformknöpfen, er hatte ein glattrasiertes Kinn, einen dunklen Backenbart, der sein Gesicht gleichmäßig umrahmte, einen angestrengten, aber ruhigen und intelligenten Ausdruck in den Augen, ein welkes Gesicht und ein nachdenkliches Lächeln.

      – Guten Tag, Sudjbinskij! – begrüßte Oblomow ihn freudig. – Schaust Du Dich auch einmal nach Deinem alten Collegen um! Komm nicht so nahe heran! Du bringst Kälte herein.

      – Guten Tag, Ilja Iljitsch. Ich wollte schon lange zu Dir, – sprach der Gast, – aber Du weißt ja, was für einen teuflischen Dienst wir haben! Da, schau einmal, ich habe hier einen ganzen Koffer voll Berichte, und ich habe dem Boten befohlen herzurennen, wenn man dort nach irgendetwas frägt. Ich kann keinen Augenblick über mich verfügen.

      – Gehst Du erst jetzt ins Amt? Warum so spät? – fragte Oblomow, – Du pflegtest ja um zehn Uhr anzufangen . . .

      – Ja, ich pflegte; jetzt istʼs aber anders: ich fahre um zwölf Uhr hin. – Er betonte: fahre.

      – Ah! ich errathe! – sagte Oblomow, – Du bist Bureauchef! Schon lange?

      Sudjbinskij nickte bedeutungsvoll.

      – Seit Ostern, – sagte er. – Aber wieviel zu thun ist, – schrecklich! Von acht bis zwölf Uhr arbeite ich zu Hause, von zwölf bis fünf Uhr in der Kanzlei und dann habe ich noch abends zu thun. Ich bin jetzt gar nicht mehr gewohnt, mit Menschen zusammen zu sein!

      – Hm! Bureauchef – so! – sagte Oblomow. – Gratuliere! Du bist aber einer! Wir waren ja zusammen Kanzleibeamte. Ich denke, Du wirst nächstes Jahr Regierungsrath.

      – Aber! Was fällt Dir ein! Ich muß noch in diesem Jahr den Orden bekommen; ich habe gehofft, man würde mich »für geleistete Dienste« vorschlagen, ich habe aber jetzt ein neues Amt übernommen. Das geht nicht, zwei Jahre nacheinander . . .

      – Komme zu mir zum Essen, wir werden zu Ehren Deines Avancements ein Glas leeren! – sagte Oblomow.

      – Nein, ich bin heute beim Vicedirector geladen. Ich muß für Donnerstag einen Bericht ausarbeiten – eine Höllenarbeit! Man kann sich auf den Rapport aus den Gouvernements nicht verlassen. Man muß die Register selbst controlieren. Foma Fomitsch ist so mißtrauisch: er will alles selbst prüfen. Wir machen uns heute Nachmittag daran.

      – Wirklich, noch am Nachmittag? – fragte Oblomow ungläubig.

      – Ja, was glaubst Du denn? Es ist noch gut, wenn ich etwas früher damit fertig werde und Zeit habe, nach Jekaterinhof zu fahren . . Ja, ich bin gekommen, um Dich zu fragen, ob Du nicht mit mir spazieren fahren willst? Ich würde Dich abholen.

      – Ich bin nicht ganz wohl, ich kann nicht! – sagte Oblomow, indem er das Gesicht verzog, – ich habe auch viel zu thun . . .

      – Schade! – erwiderte Sudjbinskij, – es ist ein so schöner Tag. Ich hoffe wenigstens heute aufzuathmen.

      – Nun, was gibt es Neues bei euch? – fragte Oblomow.

      – Vieles! Man hat jetzt festgesetzt, in den Briefen statt »ergebener Diener«, »seien Sie versichert« zu schreiben; es ist angeordnet worden, nicht mehr zwei Exemplare Formularbogen einzureichen. Man hat unser Bureau um drei Tische und zwei Beamte vergrößert. Man hat unsere Commission aufgehoben . . Und noch viel anderes!

      – Nun und was ist mit unseren früheren Collegen?

      – Vorläufig gar nichts; Swinkin hat seine Acten verloren!

      – Wirklich? Was hat denn der Director gesagt? – fragte Oblomow mit zitternder Stimme. Er erschrak in der Erinnerung an die alten Zeiten.

      – Er hat ihm die Remuneration vorenthalten lassen, bis er die Acten findet. Es war ein wichtiges Document: »Über die Steuereintreibung«. Der Director glaubt, – fügte Sudjbinskij fast flüsternd hinzu, – daß er es . . . absichtlich verloren hat.

      – Also so ist die Sache: Du arbeitest immer! – sagte Oblomow, – Du mühst Dich ab.

      – Schrecklich, schrecklich! Aber es ist natürlich angenehm, mit einem solchen Menschen wie Foma Fomitsch zusammen zu arbeiten: Bei ihm bleibt niemand ohne Remuneration; er vergißt selbst an die nicht, die nichts thun. Sobald die Zeit des Avancements da ist, schlägt er gleich vor; demjenigen, der noch kein Amt und keinen Orden bekommen kann, verschafft er Geld . .

      – Wieviel bekommst Du?

      – 1200 Rubel Gehalt, 750 Diäten, 600 Wohnungsgeld, 900 Zulagen, 500 Meilengeld und an 1000 Rubel Remuneration.

      – Aber zum Teufel! – sagte Oblomow, vom Sofa aufspringend, – hast Du eine so schöne Stimme? Das klingt ja wie bei einem italienischen Sänger!

      – Das ist noch gar nichts! Pereswjetow bekommt Gratificationen und arbeitet weniger als ich, er versteht auch nichts. Nun, er hat natürlich auch nicht dieses Renommée. Ich werde sehr geschätzt, – fügte er bescheiden, mit gesenkten Augen hinzu, – der Minister hat sich neulich ausgedrückt, daß ich die »Zierde des Ministeriums« sei.

      – Du bist ein Hauptkerl! – sagte Oblomow. – Aber

Скачать книгу