Oblomow. Иван Гончаров
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– Man kann Verschiedenes thun! lesen, schreiben . . . – sagte Oblomow.
– Ich thue ja auch jetzt nichts, als lesen und schreiben.
– Das ist doch ganz was anderes; Du würdest Deine Sachen drucken lassen . . .
– Es können ja nicht alle Schriftsteller sein, Du schreibst doch auch nicht!
– Dafür habe ich ein Gut, das auf mir lastet, – sagte Oblomow seufzend. – Ich überlege mir einen neuen Plan; ich führe allerlei Reformen ein. Ich quäle mich damit ab . . . Und Du beschäftigst Dich ja nicht mit Eigenem, sondern mit Fremdem.
– Was soll man thun! Man muß arbeiten, wenn man bezahlt wird. Im Sommer werde ich ausruhen: Foma Fomitsch verspricht eigens für mich eine Dienstreise auszudenken . . . . dann bekomme ich Reisegeld, das für fünf Pferde berechnet wird, drei Rubel tägliche Diäten und Ertragelder . . .
– Das geht ja wie geschmiert! – sagte Oblomow voll Neid; dann seufzte er und vertiefte sich in seine Gedanken.
– Ich brauche Geld, ich heirate im Herbst, – fügte Sudjbinskij hinzu.
– Was?! Wirklich? Wen denn? – fragte Oblomow theilnahmsvoll.
– Scherz beiseite, die Muraschin. Weißt Du noch, sie haben neben mir auf dem Lande gewohnt! Du hast bei mir Thee getrunken und hast sie, scheint mir, gesehen.
– Nein, ich erinnere mich nicht! Ist sie hübsch?
– Ja, sie ist lieb. Wenn Du willst, können wir zum Mittagessen zu ihnen hinfahren . . .
Oblomow wurde verlegen.
– Ja . . . gut, aber . . .
– Nächste Woche, – sagte Sudjbinskij.
– Ja, ja, nächste Woche, – willigte Oblomow erfreut ein, – mein Anzug ist noch nicht fertig. Machst Du eine gute Partie?
– Ja, der Vater ist Hofrath; er gibt ihr zehntausend, und dann bekommen wir eine Amtswohnung. Er hat für uns die Hälfte seiner Wohnung bestimmt, zwölf Zimmer; außerdem bekommen wir die dazu gehörigen Möbel und freie Beheizung und Beleuchtung: Man kann also leben . . .
– Ja, man kann! Und ob! Bist Du aber ein Kerl, Sudjbinskij! – fügte Oblomow nicht ohne Neid hinzu.
– Ich lade Dich zu meiner Hochzeit als Kranzelherr ein denke daran . . . .
– Aber gewiß! Nun, und was ist mit Kusnezow, mit Wassiljew, mit Machow?
– Kusnezow ist längst verheiratet, Machow hat meinen früheren Posten eingenommen und Wassiljew ist nach Polen versetzt worden. Iwan Petrowitsch hat den Wladimirorden bekommen, Oleschkin ist Excellenz geworden.
– Er ist ein guter Kerl! – sagte Oblomow.
– Ja, ja; er verdient es.
– Ein sehr guter Kerl, er hat einen so sanften, gleichmäßigen Charakter, – fügte Oblomow hinzu.
– Er ist auch so dienstfertig, – bemerkte Sudjbinskij, – und weißt du, er hat nicht dieses Bestreben, sich vorzudrängen, einem zu schaden, ein Bein zu stellen oder zuvorzukommen . . er thut alles, was er kann.
– Ein prachtvoller Mensch! Wenn man manchmal in den Acten etwas verdreht oder nicht beachtet hat und eine andere Folgerung, ein anderes Gesetz untergeschoben hat, hat er gar nichts gesagt; er hatʼs nur von jemand anderem verbessern lassen. Ein ausgezeichneter Mensch! – schloß Oblomow.
– Unser Sjemjon Sjemjonitsch ist dagegen unverbesserlich, – sagte Sudjbinskij, – er versteht nur, Sand in die Augen zu streuen. Was er da vor kurzem angestellt hat: Aus den Gouvernements ist ein Project eingelaufen, daß an den zu unserem Departement gehörigen Gebäuden Hundehütten, zum Schutze des Staatseigenthums gegen Raub, errichtet werden; unser Architekt, ein tüchtiger, gebildeter und ehrlicher Mann, hat einen sehr mäßig berechneten Kostenanschlag zusammengestellt; das ist ihm plötzlich zu theuer erschienen, und er hat sich darangemacht, Erkundigungen darüber einzuziehen, was das Fertigstellen einer Hundehütte kosten kann. Er hat irgendwo herausgefunden, daß es um dreißig Kopeken weniger kostet und reicht sofort einen Bericht ein.
Es wurde wieder geläutet.
– Adieu, – sagte der Beamte, – ich habʼ mich verplaudert, man wird mich dort gewiß schon brauchen . . .
– Bleibʼ noch, – hielt ihn Oblomow zurück. – Ich werde mich bei der Gelegenheit mit Dir berathen; ich habe ein doppeltes Unglück gehabt . . .
– Nein, nein, ich komme lieber dieser Tage, sagte er im Fortgehen.
»Der liebe Freund ist im Schlamm versunken, er ist über die Ohren versunken,« dachte Oblomow, ihm mit den Augen folgend. »Er ist für die ganze übrige Welt blind, taub und stumm. Er wird es aber zu etwas bringen, wird mit der Zeit im Amte schalten und walten und einen hohen Rang erreichen . . . . . . Auch das heißt bei uns Carriére! Und wie wenig wird dabei beansprucht; wozu braucht man seinen Verstand, seinen Willen, seine Gefühle? Das ist ein Luxus! Er wird seine Spanne Zeit leben, und vieles, vieles wird in ihm nicht wach werden . . Und dabei arbeitet er von zwölf bis fünf in der Kanzlei und von acht bis zwölf zu Hause – der Unglückliche!«
Er hatte das Gefühl friedlicher Freude bei dem Gedanken, daß er die Zeit von Neun bis Drei und von Acht bis Neun auf seinem Sofa verbringen konnte und war stolz darauf, daß er keine Berichte zu erstatten und keine Acte zu schreiben brauchte und daß seine Gefühle und seine Phantasie freien Spielraum hatten.
Oblomow philosophierte und bemerkte nicht, daß neben ihm ein sehr schmächtiges, schwarzes Herrchen stand, das mit einem Backenbart, einem Schnurrbart und einer Fliege ganz bewachsen war. Er war mit absichtlicher Nachlässigkeit gekleidet.
– Guten Tag, Ilja Iljitsch.
– Guten Tag, Pjenkin; kommen Sie nicht so nahe heran, Sie bringen Kälte herein! – sagte Oblomow.
– Ach, Sie Sonderling! – sagte jener, – Sie sind noch immer derselbe unverbesserliche, sorglose Faulenzer!
– Ja, sorglos! – sagte Oblomow – ich werde Ihnen gleich den Brief vom Dorfschulzen zeigen; ich zerbreche mir in einem fort den Kopf, und Sie sagen, ich bin sorglos. Woher des Weges?
– Aus der Buchhandlung. Ich hatte mich erkundigt, ob die Zeitschriften noch nicht erschienen sind. Haben Sie meinen Artikel gelesen?
– Nein.
– Ich schicke ihn her, lesen Sie ihn.
– Worüber? – fragte Oblomow, heftig gähnend.
– Über den Handel, die Frauenemancipation, über die uns zutheil gewordenen schönen Apriltage und über das neu erfundene Mittel gegen Feuerschaden. Wieso lesen Sie denn nicht? Das ist ja unser tägliches Leben. Am meisten kämpfe ich aber für die realistische Richtung in der Literatur.
– Haben Sie viel zu thun?
– Ja, genügend. Ich schreibe wöchentlich zwei Artikel für die Zeitung, dann Kritiken über Belletristik, und jetzt habe ich eine Erzählung verfaßt . . .
– Wovon