Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

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Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

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      Doch waren wieder unsere neuen Bekannten nichts weniger als harmloser Natur, wie wir in uns selbst vergessenden Momenten zu wähnen uns versucht fühlten; denn während sie abwechselnd die Unterhaltung führten, wußte der Alte mit einer Feinheit, einem Takt, die einem Polizeikommissar zum Präsidium verholfen haben müßten, alle unsere Schicksale, Pläne und Aussichten herauszulocken, und uns unsern Charakter sprechen zu lassen.

      Wir hatten so gegenseitig, wie gesagt unsere Meinungen, und was uns betrifft, auch Pläne und Aussichten ausgetauscht ohne zu bemerken daß der Alte einsilbig und endlich ganz still geworden war. Er hatte seine Rifle zur Hand genommen, an deren Steine er stärker und stärker hämmerte; wie ich später erfuhr, bei Hinterwäldlern ein untrügliches Merkmal erwachenden Mißtrauens.

      Die anderen flüsterten und murmelten sich in die Ohren und zogen die Schenkel mehr von uns zurück. Diese Bewegungen fielen uns endlich auf – wir schwiegen gleichfalls. – Eine Pause von mehreren Minuten war eingetreten.

      »Also Ihr habt eine Schenkung erhalten?«, fragte der Alte endlich.

      »Ja. lieber Mister Nathan.«

      »Und die Vollmacht, Euch in irgendeinem Teil Lousianas ein Stück Landes auszuwählen?«

      »Eigentlich würden mir es vorziehen am Teich, doch wenn ich es aufrichtig gestehen soll, so ...«

      »So würdet Ihr nicht viel darum geben«, fiel der Alte, stärker an dem Stein hämmernd, ein, »just den Strich zu wählen, der Euch am besten gelegen scheint.«

      »Vorausgesetzt, wenn er nicht bereits vergeben ist«, schaltete ich ein.

      »Wie versteht Ihr das? – Ihr meint, von den spanischen Behörden vergeben?«

      »Oder auch von dem vormaligen und eigentlich rechtmäßigen Besitzer dieses Landes, der französischen Krone«, fügte ich hinzu: »denn diese beiden sind, soviel ich weiß, die einzigen, die das Schenkungsrecht völkerrechtlich ausüben können und konnten.« Der Mann schüttelte unwillig den Kopf.

      »Also wenn irgendein König in der Alten Welt es sich beifällen läßt, einen seiner Lakaien mit einer schmutzigen Flagge herüberzusenden, und diese aufzupflanzen an irgendeinem vermoderten Baumwollenbaumstumpf, glaubt Ihr allen Ernstes, daß dieser Schnickschnack das Recht verleihe, ein paarmal hunderttausend Quadratmeilen als sein Besitztum anzusprechen und dasselbe zu verschenken, zu verteilen, wie es ihm oder seinen Trabanten beliebt.«

      »Wenn der König oder seine Regierung durch einen Akt, den Ihr Schnickschnack nennt, wirklich Besitz von dem Land ergriffen das heißt, zugleich Städte, Niederlassungen und Forts anlegt, dann sollte ich meinen, ja«, versetzte ich bestimmt.

      Der Alte schaute mit seinem durchdringendsten Blick wechselweise mich und dann Lassalle an.

      »Das bezweifelt niemand«, erwiderte er, um vieles gemäßigter, »daß Städte und Forts das Recht des Besitzes verleihen, – Niemand wird Euch Euer Recht auf New Orleans und auf die beiden Stromufer, hinauf bis Baton Rouge und Point Coupé, streitig machen, aber werdet Ihr auch behaupten, daß Euer König das Recht habe über Ländereien zu schalten, worauf weder er noch einer der Seinigen je ihren Fuß gesetzt?«

      »Wenn sie innerhalb der Grenzen seiner Forts und Niederlassungen sind, ja, wenn nicht nein.«

      »Ihr seid kurz« sprach der Alte, der sich während des Wortwechsels erhoben und finster den Schaft seiner Rifle zu Boden stieß: »sehr kurz – und kurz und gut könnt Ihr Euch ebensowohl unser Land als Schenkung anweisen lassen. – Habe aber die Notion, es ist ein anderes, sich anweisen lassen und etliche Leute von ihrem Land vertreiben wollen, und sie wirklich forttreiben«

      »Was fällt Euch auf einmal ein, Alter! Wem kam es bei, Euer Land als Schenkung sich anweisen zu lassen?«

      »Seid ein Franzose, Mann, habt eine geläufige Zunge, und so hatte sie der Baron, der sich Bostropp nannte, laßt es Euch aber vergehen, in seine Fußtapfen zu treten.«

      »Was hat Baron Bostropp getan?«

      »Was er getan hat? Will Euch sagen, was er getan hat. Ließ sich auch eine Schenkung vom Gouvernement erteilen, die zirka fünfzehntausend Acker betrug, und sich bis an den Arkansas erstreckte, hatte aber nicht genug an seinen Ländereien, die doch die schönsten sind, die es geben kann. War da ein Akadier an seiner Grenze, hieß Jean. Well, der Akadier hatte mit saurem Schweiß sich eine Pflanzung angelegt, und mit seinem Weib und zehn Kindern bewirtschaftet, und gut bewirtschaftet. Kam eines Tages dieser v...te Baron, sieht die Pflanzung, und sofort setzt er seine Maschinen in New Orleans in Bewegung, und der arme Jean muß weg, muß abermals in die Wildnis, seine Pflanzung dem Baron abtreten – der, weiß der Himmel, was für eine geniale Baronsidee mit dieser Pflanzung ausführen will. Zwei Jahre darauf hatte der Abenteurer ausgewirtschaftet, mußte bei Nacht und Nebel aus dem Lande, aber die Pflanzung blieb doch dem armen Jean entrissen. – Jetzt liegen Gebäude in Schutt und Trümmern, und Opossums und Bären hausen darauf. – Wäre ich Jean gewesen, ich hätte dem Baron statt der Pflanzung eine Kugel abgeliefert.«

      Und indem der Mann so sprach, hob er die Rifle schußfertig.

      »Was den Baron betrifft, so kann ich weder, noch will ich seine Verteidigung übernehmen sprach ich, ohne mich durch die Bewegung irremachen zu lassen. »Ist der Fall, wie Ihr sagt, so hat er leichtsinnig, gewissenlos gehandelt.«

      Ich hielt inne, denn der Alte war im Gehen begriffen, wandte sich jedoch und horchte mit zurückgeworfenem Kopf. Wie gesagt, uns verdroß die Anmaßung des Hinterwäldlers um so mehr als wir Louisiana immer noch als eine französische Kolonie, als unser rechtmäßiges Eigentum betrachteten.

      Der Alte hatte sinnend gestanden, während seine Söhne Hirschziemer samt ihren Aexten auf die Schultern warfen und Miene machten, ihm zu folgen.

      Wir standen still.

      »Wollt Ihr nicht mit uns?«, fragte der Alte.

      »Wir wissen nicht ob es Euch angenehm ...«

      »Worte sind keine Pfeile, Mann. Es gibt in jedem Volk Gute und auch Schlechte. Kommt, denn hier würdet Ihr nicht zum besten fahren.«

      Und wir folgten.

      Der Weg, oder besser zu sagen, die Richtung, die wir einschlugen – denn von einem Weg oder Pfad war keine Spur vorhanden –, lag über eine Prärie, dann ging es durch einen Wald, darauf kamen wir durch ein Dickicht, das den Fragmenten unserer Garderobe vollends den Rest gab und hierauf über sogenanntes Wellenland oder rollende Anhöhen von welch letzteren herab wir einen Präriebrand deutlich sehen konnten Das Knistern des Rohres, das Krachen der Aeste und Zusammenschmettern der Bäume schlugen uns bei jeder Wendung, die wir gegen den Luftzug taten in die Ohren.

      Wir mochten so einige Meilen durch dick und dünn zurücklegt haben, als der Boden weich und die Anzeichen eines nahenden Sumpfes bemerkbar wurden. Wir drangen so weit vor, als der Boden uns trug, und hielten endlich am Rande des Sumpfes. James und Joe warfen, ohne ein Wort zu sagen, ihre Lasten vom Rücken, nahmen die Aexte zur Hand und begannen in eine der nächststehenden Zypressen einzuhauen. Lassalle und ich standen schweigend, der Dinge, die da kommen sollten, harrend, und die außerordentliche Leichtigkeit, mit der die Hinterwäldler die Bäume fällten, bewundernd. Es war mehr Spiel als Arbeit, die Aexte flogen so leicht wie unsere Rapiere auf die Baumstämme nieder, so regel- und taktmäßig – es erinnerte uns an die Harmonie der Dreschflegel in den Dörfern am Rhein, die wir im damaligen Corps Condés durchzogen. Ehe fünf Minuten vorüber, krachte

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