Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 117

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

schritten auf diesem vorwärts und hieben die Aeste bis zur äußersten Krone ab, so daß der Baum zwar in dem Sumpf, aber doch mehr auf der Oberfläche zu liegen kam. Hierauf begannen sie einen zweiten zu fällen, einen dritten und vierten – in der Zeit einer halben Stunde hatten die vier Hinterwäldler in aller Stille eine Arbeit getan, die vier Franzosen zum mindesten einen Tag gekostet haben würde.

      Wir hatten, wie gesagt, verwundert zugeschaut und fragten nun, was eigentlich das Ganze zu bedeuten habe.

      »Werdet es bald sehen« versetzte der Alte, der, auf seine Rifle gestützt, düster in den Sumpf hineinstarrte, aus seinen Nachtgedanken jedoch erwachte, sowie die Stimme James' sich hören ließ: »Sind fertig.«

      »Jetzt kommt, Frenchers« sprach der Alte.

      »Aber weshalb denn über den Sumpf, und warum die viele Arbeit?«, fragten wir.

      »Weil dieser der nächste Weg ist und Eure Knochen müder werden dürften, wenn sie den Sumpf umgehen sollten.«

      »Viel Arbeit« brummte ich, mit einem Blick auf den Zypressenstamm.

      »Wenn Ihr das viel Arbeit nennt, dann habt Ihr noch wenig gearbeitet und hättet in Euerm Lande bleiben sollen, wo es, hör' ich, Narren zu Millionen gibt, die für andere arbeiten. Habe die Notion, Ihr seid einer der Aristokraten, die lieber andere Leute für sich schaffen lassen und es vorziehen, sich ins fertige Nest hineinzusetzen. Wollen Euch aber zeigen, daß es bei uns nicht geht, sich ins fertige Nest hineinzusetzen – sind keine Jeans, wir, bei Jingo nicht – sind nicht die Leute, die sich von einem Baron, und käme er mit Hundertundfünfzig angezogen, aus ihrem Eigentum treiben lassen.«

      Den Alten verfolgte offenbar die Idee, daß wir, zweite Bostropps, gekommen, sein Land zuerst in Augenschein zu nehmen, und ihn dann mit den Seinigen zu vertreiben. Soviel schien uns klar, und obwohl geneigt, ihm sein Hirngespinst zu verscheuchen, hatte das arrogante, barsche Wesen, das er auf einmal angenommen, das Abenteuer, der Nachtmarsch, die Gefahren, die wir bestanden hatten, uns auch bereits etwas von hinterwäldlerischem Trotz verliehen, nicht zu erwähnen mehrere Züge Whisky und das kräftige Mahl, so wir zu uns genommen.

      »Wollen also sehen«, sprachen mir nach einer hinterwäldlerischen Pause.

      Und festen Trittes folgten wir dem Alten, der vor uns auf dem Stamm einherschritt. Nachdem wir an der Krone des Stammes, deren Zweige, wie gesagt, nicht alle abgehauen waren, um das Einsinken zu verhüten, angekommen, setzten wir über die quer gelegten Aeste auf den zweiten Stamm, von diesem auf den dritten, und so fort auf den vierten. Ehe wir das Ende dieses erreicht, befanden wir uns wieder auf festem Boden. Der Alte bedeutete uns, im Gänsemarsch zu folgen, und mir tappten, einer nach dem andern, beiläufig eine halbe Meile fort, durch dichtes Gestrüpp.

      Endlich hielt Nathan, und seine Rifle auf den Boden setzend, wandte er sich zu uns und fixierte uns mit wahren Eulenaugen.

      »Sagt, wo sind wir?«, fragte ich, den Schaft meiner Doppelflinte gleichfalls auf die Erde fallen lassend und so seine Stellung nachahmend.

      Der Mann schaute mich an, und sein Gesicht verzog sich in ein eigentümliches Lächeln: »In Louisiana sicherlich, zwischen dem Redriver, dem Golf von Mexiko und dem Mississippi, innerhalb der Grenzen, die sich Euer König gesetzt, und doch an einem Ort, wo sein Arm zu kurz befunden worden, so lange Arme Könige auch haben sollen.«

      Der Ton, in dem er dieses sprach, hatte einen so schneidend höhnischen Nachklang, daß mein Blick unwillkürlich auf den Sprecher fiel, um aus seinen Zügen herauszubringen, was er eigentlich mit uns im Schilde führe.

      Sie waren apathisch wie immer; meinen Arm ergreifend, führte er mich einige Schritte seitwärts und deutete auf eine dunkle Masse, die mit einem Erdwall Aehnlichkeit hatte.

      »Vielleicht eines der indianischen Gräber?«, sprach ich in hingeworfenem Ton.

      »Ei, habt es erraten, ein Grabmal ist es, obwohl nicht der Rothäute, sondern das eines Mannes, kein besserer fuhr je den endlosen Strom herab. Könnt aber auch mit den Rothäuten recht haben, habe die Notion, es war einst, was sie eine Indianerschanze nennen. Wollt Ihr nicht näher treten?«

      Wir traten näher und sahen Palisaden, und hinter diesen ein Balkendach, das vielleicht zehn Fuß über jene hervorragte.

      »Oben finden wir Kienspäne«, sprach der Alte. »Jetzt wartet, bis die Leiter kommt, dann werdet Ihr das weitere sehen.«

      Eine Leiter wurde nun herabgelassen, auf der wir den steilen Erdaufwurf hinaufkamen; einer der jungen Männer öffnete eine in den Palisaden angebrachte Pfostentür, und wir traten in den inneren Raum des sonderbaren Bauwerkes.

      Es war aus ziemlich starken, unbehauenen Zypressenstämmen aufgeführt, die, ineinandergefügt, wohl Vierundzwanzigpfündern widerstehen konnten. Das Ganze bildete ein Viereck mit einem niedrigen, gleichfalls aus Baumstämmen aufgeführten Dach. Es mochte vierzig Fuß in der Länge und ebensoviele in der Breite haben, im Innern war nichts zu sehen als ein Kamin von ungebrannten Backsteinen, und als wir näher schauten, eine hölzerne Tafel, die in einer Ecke des Blockhauses aufgerichtet war.

      »Tretet nicht auf diesen Hügel«, sprach der Mann feierlich, »es ist heiliger Grund.«

      »Heiliger Grund?«, fragten wir.

      »Heiliger Grund, Mann. Unter dieser Tafel liegt ein so braver Hinterwäldler begraben, als je den Mississippi herabschwamm.«

      »Also ein Grabmal«, sprachen wir nicht wenig erschüttert.

      »Ein Grabmal, Mann – sein Grabmal – sein Blockhaus, das er gebaut, das er verteidigt, in dem er fiel, das sein Blut benetzte, das er blutig getauft, kaum als es fertig war.

      Sollt mehr von diesem blutigen Blockhaus hören – hören, wie sechs Rifles es mit fünfundachtzig spanischen und französischen Musketen aufnahmen.«

      Wir schüttelten ungläubig die Köpfe.

      Er nahm uns beide am Arm und führte uns aus dem Gebäude; auf einem Vorsprung von etwa sechs Quadratfuß angekommen, hielt er.

      »Es war Asa mit dreien seiner Brüder, seinem Schwager und Cousin und ihren Weibern. Ist wie ein Mann, wie ein echter Hinterwäldler gefallen, hat aber zuvor fünfunddreißig Spaniern das Lebenslicht ausgeblasen. Dort« – er deutete bei diesen Worten auf einen Kranz von Kottonbäumen, in deren mondbeleuchteten Kronen sich wirklich die Geister der Gefallenen umherzutreiben schienen; »dort unter diesen Kottonbäumen, unter deren Schatten sie gefochten, sind sie gefallen und begraben.«

      Die Stille der Nacht, der Silberschein des Gestirns, der die in die Prärie hinaus öffnende Waldesbucht in seinen verklärenden Strahlen gleichsam badete, die düsteren Wälder zu beiden Seiten des Blockhauses in tiefe Schatten gehüllt, und nur an den Rändern von dem Vollmond aufgehellt; alle diese Umstände, verbunden mit dem feierlich gewordenen Benehmen des Alten, wirkten allmählich auf unsere Lebensgeister. Wir standen, ohne ein Wort zu erwidern.

      »Ja«, wiederholte er, auf seine Rifle gelehnt, »hier fielen fünfunddreißig Spanier gegen einen Hinterwäldler.«

      »Und dieser Mann hieß?«

      »Was fragt Ihr, wie er hieß? Was fragt Ihr nach Namen, als wäret Ihr Pferdedieben auf den Fersen? Fragt überhaupt nicht soviel. Schaut mit Euren Augen, hört mit Euren Ohren, aber haltet Eure Zunge im Zaum, denn die Bäume haben Ohren so gut wie die Wände in Eurem Lande.«

      »Vergebung,

Скачать книгу