Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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nach erstaunlich kurzer Zeit mit der Teekanne und einem Teller voll belegter Brotschnitten wieder. Rasch breitete sie eine gestickte Decke über den niederen Tisch, stellte ihr bestes Porzellan darauf und goß den duftenden Trank in die hauchfeinen Schalen. Schweigend schaute er dabei auf ihre geschickt hantierenden Hände, die trotz aller Hausfrauenarbeit so peinlich gepflegt waren.

      »Ich bitte, tüchtig zuzulangen«, forderte sie ihn auf, indem sie ihm gegenüber Platz nahm. »Wenn ich gewußt hätte, daß Sie zurückkommen würden, hätte ich für einen festlicheren Imbiß gesorgt.«

      »So haben Sie tatsächlich angenommen, daß ich auf dem Fest bleiben würde?«

      »Warum nicht. Das ist ganz bestimmt viel amüsanter, als hier bei einer alten Frau zu sitzen.«

      »Geschmacksache«, entgegnete er trocken. »Übrigens – alte Frau. Wollen Sie mich mit dieser unerhörten Bezeichnung herausfordern, das Gegenteil zu versichern?«

      »Bewahre!« Sie hob abwehrend die Hände. »Sehen Sie mich genau an – dann werden Sie mir recht geben.«

      »Habe ich bereits getan und wollte Sie schon fragen, wie Sie es eigentlich anfangen, so fabelhaft jung auszusehen. Es will mir sogar scheinen, als wären Sie in den drei Jahren, da wir uns nicht sahen, jünger statt älter geworden.«

      »Ist das ein galanter Mann!« lachte sie hellauf. »Doch lassen wir das! Erzählen Sie lieber, wo überall Sie sich in den verflossenen drei Jahren herumgetrieben haben. «

      »Herumgetrieben ist gut: Mit kurzen Unterbrechungen war ich im Ausland, wo es für mich viel zu tun gab. Aber es hat sich glänzend gelohnt. Auf der letzten Reise begleitete mich sogar mein Mutterchen, und wir wären noch nicht nach Hause zurückgekehrt, wenn ein trauriger Anlaß uns nicht dazu gezwungen hätte. Mein Bruder, der vor zwei Jahren starb, hinterließ eine Witwe mit zwei kleinen Kindern. Nun ist auch die Frau ihrem Herzleiden erlegen, so daß die Kleinen jetzt völlig verwaist sind. Als die erschütternde Todesnachricht meine Mutter und mich erreichte, traten wir sofort die Heimreise an, kamen jedoch zur Beisetzung zu spät. Eine Schwester der Verstorbenen hatte sich indes der verlassenen Kinder angenommen, wo sie unter deren eigenen Kindern das sozusagen fünfte Rad am Wagen waren. Meine Mutter nahm Ihre Enkelchen sofort zu sich. Sie betreut sie in rührender Weise. Sie kann ihnen trotz aller Liebe jedoch nicht die Mutter ersetzen, nach der sie noch immer jammern. Ist das nicht traurig, Mechthild?«

      »Ja«, entgegnete sie leise. »Es ist immer traurig, wenn Kinder die Mutter verlieren. Ich wüßte nicht, was Ebba ohne mich anfangen sollte. Darum fürchte ich mich vor dem Sterben.«

      »Nun, das dürfte doch wohl noch eine Weile Zeit haben. Oder sind Sie krank, daß Sie solche Gedanken hegen müssen?«

      »Gottlob nicht. Aber wenn man in ständiger Sorge lebt wie ich, dann zählen die Jahre doppelt.

      Nein. Ich komme mit dem, was mir zur Verfügung steht, ganz gut aus. Nur um Ebba sorge ich mich, daß sie so ganz anders ist, als ich mir meine Tochter immer gewünscht habe, damit habe ich mich längst abgefunden wie der Herrgott sie mir gab, damit muß ich zufrieden sein. Ich liebe mein Kind so, wie es ist; denn ich bin ja auch nicht ohne Fehler. Auch daß man junge Menschenkinder nicht immer nur bevormunden, sondern ihnen eine Freiheit lassen muß, damit sie sich individuell entwickeln können, habe ich mir zur Richtschnur gemacht.

      Sehen Sie, Holger, es war immer mein Wunsch, daß Ebba ihr Abitur machen sollte, damit sie jeden Beruf ergreifen kann. Sie war auch damit einverstanden. Wenn sie in der Schule nicht ganz mitkam, nahm sie Nachhilfestunden. – Und heute kam sie nun ganz unerwartet mit dem Abgangszeugnis von Untersekunda nach Hause. Damit hat sie meine ganzen Hoffnungen zunichte gemacht. Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.«

      Nachdenklich war der Mann ihren Worten gefolgt. Nun fragte er sachlich: »Hat Ebba sich das Abgangszeugnis ausstellen lassen, ohne vorher Ihre Einwilligung einzuholen?«

      »Ja.«

      »Und das dulden Sie, Mechthild?«

      »Es bleibt mir ja nichts anderes übrig«, sagte die Frau leise. »Wenn ich sie zwinge, die Schule weiter zu besuchen, dann würde sie aus Opposition nicht lernen und letzten Endes doch abgehen müssen.«

      »Da haben Sie recht. Zwingen können Sie Ebba natürlich nicht. Aber ihr gründlich ins Gewissen reden.«

      »Habe ich bereits getan, doch sie blieb allen Vernunftsgründen unzugänglich. Augenblicklich hat sie den Wunsch, Schauspielerin oder Mannequin zu werden. Eignen würde sie sich schon dazu. Nur weiß ich nicht, ob sie die Ausdauer hat, sich in einem der schwierigen Berufe durchzusetzen. Ach, Holger, wie schwer ist es doch, bei seinem Kinde immer allein entscheiden zu müssen!«

      Er wollte schon antworten, daß sie es ja hätte besser haben können, schwieg jedoch, durch Erfahrung klug geworden. Nach dem, was sich vor drei Jahren zugetragen, mußte er äußerste Vorsicht walten lassen.

      Wohl konnte er ihr den Rat geben, die widerspenstige Tochter energischer anzufassen, allein, der würde kein Gehör finden. Würde höchstens Mechthilds Mutterstolz verletzen. Denn anscheinend war diese in ihre Ebba immer noch vernarrt, woraus diese berechnende kleine Person rücksichtslos ihren Nutzen zog.

      Er hatte das Mädchen, das er drei Jahre aus den Augen verloren, heute nur eine Stunde lang beobachten können. Was er feststellen mußte, war Frühreife, hochgradige Eitelkeit und prahlerische Überschätzung des eigenen Ichs. Daher der Hang, sich rücksichtslos überall in den Vordergrund zu drängen und niemand neben sich gelten zu lassen.

      Arme Mechthild, vielleicht ist die Sorge, die du dir jetzt um dein Kind machst, eine Nichtigkeit gegen die, die es dir noch machen würde!

      Ja, was sollte er sagen? Es ist immer ein ziemlich undankbares Beginnen, sich in die Angelegenheiten anderer zu mischen – und hier schon ganz besonders, weil die Mutter nur tat, was die Tochter wollte, und daher seine Ratschläge nicht befolgen würde.

      »Sie sind ja so schweigsam, Holger«, riß Mechthilds weiche Stimme ihn aus seiner Nachdenklichkeit. »Ist es Ihnen lästig, daß ich Sie mit meinen Sorgen behellige?«

      »Durchaus nicht«, beeilte er sich zu versichern. »Es ist nur schwer für mich, Ihnen einen Rat zu geben, da ich Ebba seit drei Jahren aus den Augen verloren habe. Und gerade in dem Alter verändern sich junge Menschenkinder ungemein.«

      »Welchen Eindruck machte denn Ebba auf Sie?«

      »Oh – keinen ungünstigen. – Vielleicht ein wenig frühreif«, drückte er sich vorsichtig aus – und doch war es schon zuviel gesagt. Denn Mechthild wurde ablehnend. Daher setzte er hastig hinzu:

      »Es kann aber auch Täuschung sein.«

      »Das ist es bestimmt«, entgegnete sie indigniert – und er war froh, daß er mit seiner offenen Meinung zurückgehalten hatte. Wenn schon diese eine Bemerkung sie kampfbereit werden ließ, dann war höchste Vorsicht geboten. Schade, daß diese sonst so kluge, scharfsichtige Frau eine so überempfindliche Mutter war, die mimosenhaft ihr Inneres verschloß, sofern man an diese Überempfindlichkeit rührte. Sie mußte ihm doch so viel Vertrauen entgegenbringen, daß er es gut mit Ebba meinte.

      »Gewiß«, – sprach Mechthild nun kühl. »Ebba hat wohl ab und zu eine Äußerung getan, die mir zu denken gab. Wie zum Beispiel, die sie heute über Ihre Person machte, Holger. Doch damit wollte sie sich nur wichtig tun. Plapperte gedankenlos nach, was sie mal irgendwo aufschnappte. Schließlich muß ich mein Kind doch am besten kennen, da ich es immer unter Augen hatte. Mag

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