Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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schon viele, viele Jahre kokett ihren Platz behauptete.

      Die nimmermüden Hände der Gräfin strickten, die beiden Herren spielten Schach und rauchten dabei das geliebte Pfeifchen. Man fühlte sich wie auf einer Insel des Friedens.

      Man zuckte schmerzhaft zusammen, als in diese traute Harmonie ein Ton gellte, ungemein schrill und aufreizend, als wollte die arge Welt hohnlachend in den Frieden dringen wie ein böser Feind.

      Und dieses bösartige Schrillen rührte von dem Fernsprecher her. Der junge Graf, der ihm am nächsten saß, hob unmutig den Hörer ab und erkannte dann am andern Ende die aufgeregte Stimme des Schwiegervaters.

      Je länger der junge Graf der aufgeregten Stimme lauschte, um so mehr verdüsterte sich das stolze, rassige Antlitz. Als der Mann dann sprach, klang es knapp und kühl: »Und das konntest du wirklich nicht verhindern, Papa? Nein? Weißt du auch, welch ein Armutszeugnis du dir damit ausstellst? Das ist jetzt nebensächlich? Na schön. Was ich tun kann, soll geschehen. Ich rufe dich später an.«

      Damit legte er den Hörer in die Gabel, fuhr sich einige Male ruckartig über den Kopf und sagte dann zu seinen Eltern, die ihn beunruhigt ansahen: »Doro ist da – und schon hält sie alles in Atem. Sie ist nämlich auf den Schiern hierher.«

      »Um Gottes willen!« rief die Mutter entsetzt. »Ist denn das Kind ganz von allen guten Geistern verlassen, um sich bei diesem Schneesturm auf ein fremdes Gelände zu wagen? Rasch, Edzard, eile, damit nicht ein Unglück geschieht. Nimm die Hunde mit.«

      Dieser Verzweiflungsruf rief die prächtigen Gesellen aus tiefem Schlaf. Sie sprangen auf, scharten sich um das geliebte Herrchen und sahen es aufmerksam an.

      »Na, denn kommt schon«, tätschelte Edzard zärtlich die Köpfe der Rüden. »Halte Glühwein bereit, Vater, und du, kleine Mama, sorge dafür, daß wir Doro in ein gewärmtes Bett legen können. Sie wird nicht wenig verklammt sein.«

      Er ging, von den Hunden kläffend umsprungen. Es war ein Schneetreiben, daß man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Winselnd drängten die Hunde sich an Herrchen, das immer wieder aufmunternd sagte:

      »Sucht Frauchen – sucht Frauchen!«

      Das brachte selbst das Windspiel »Elegant« aus seiner vornehmen Ruhe. Es lief winselnd hin und her, der Dackel Schlumps belferte wie besessen, nur der wohldressierte Spaniel Harras verhielt sich ruhig. Die empfindliche Nase schnupperte, der Körper bebte.

      »Such Frauchen, Harras, such Frauchen!«

      Und dann setzte der prächtige Rüde in langen Sätzen davon. Aber nicht durch die Anlagen, über den riesengroßen Hof zum Tor hinaus, sondern nach der entgegengesetzten Seite. Raste quer durch den verschneiten Park, über den zugefrorenen Weiher, wo sich inmitten zierlich und kokett das Schwanenhaus erhob. Jetzt unbewohnt, weil seine stolzen Insassen während der klirrenden Kälte im warmen Stall untergebracht waren.

      Die beiden andern Hunde setzten dem Spaniel nach. Das Windspiel ohne Laut, in weichen, eleganten Sprüngen, der Dackel aufgeregt kläffend, daß das samtige Gehänge nur so flog.

      Bis die hohe, oben mit scharfem Stacheldraht versehene Parkmauer den Tieren Einhalt gebot. Winselnd sahen sie Herrchen entgegen, der ihnen Platz gebot und zum Gärtnerhaus glitt, um sich von dort den Schlüssel zur nächsten Pforte zu holen. Leise jaulend verharrten die Rüden, bis ein scharfer Pfiff ertönte. Da rasten sie ihm nach, durch die geöffnete Pforte, über das weite, weiße Feld – und Herrchen immer dem Bellen nach, das fern und ferner klang.

      Es war selbst für diesen routinierten Schifahrer nicht einfach, vorwärtszukommen. Denn die Schneeflocken klebten an der Brille und nahmen ihm so die Sicht. Immer wieder mußte er stehenbleiben, um die Gläser zu wischen, was natürlich aufhielt. Der eisige Wind drang durch Mark und Bein, gellte in den Ohren wie Höllenmusik.

      Aber dieser mühsame Weg schien wenigstens nicht umsonst zu sein, wie der Mann befürchtete; denn weitab hörte er Harras Standlaute geben. Also schien er die Gesuchte gefunden zu haben, wovon der Graf sich dann auch schon fünf Minuten später überzeugen konnte. Denn inmitten der weißen Einsamkeit saß die Dörth und streichelte die Hunde, die sie winselnd umdrängten.

      »O Edzard, wie gut, daß du da bist«, sagte sie kleinlaut. »Ich glaube, ich habe mich verirrt.«

      »Das ist nicht nur Glaube, sondern Tatsache«, kam es knapp zurück. Ein Griff unter die Achselhöhlen, ein scharfer Ruck – und sie stand wieder aufrecht. Und obwohl das vergötterte Töchterlein eines reichen Vaters sonst gewiß nicht ängstlich war, sah es jetzt doch unsicher in das rassige Männerantlitz.

      »Edzard, sei mir nicht böse –«, begann sie zaghaft, doch schon schnitt eine herrische Bewegung ihr das Wort ab. Nicht gerade zärtlich griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich fort. Immer dem eisigen Wind entgegen, der bis auf die Knochen ging, wie man so sagt.

      Doch keine Klage kam über Doros Lippen, obgleich sie das Gefühl hatte, jeden Augenblick in sich zusammensinken zu müssen. Tapfer hielt sie stand, bis das Schloß erreicht war, wo ihnen in der Halle das gräfliche Paar angstvoll entgegeneilte.

      »Unserem Herrgott Lob und Dank«, sagte Linda leise, dabei die Schulter der Schwiegertochter umfassend, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Wenig später lag diese dann in dem durchwärmten Bett und schlief vor Erschöpfung sofort ein.

      Doch schon drei Stunden später erschien sie zum Abendessen, munter und vergnügt wie eh und je.

      »Ich glaube, du bist einfach nicht kleinzukriegen«, sagte der Schwiegervater halb anerkennend, halb ärgerlich, und sie lachte ihn lieblich an.

      »Uijeh, Papa, werde bloß nicht grantig. Freue dich lieber, mich so wohlbehalten vor dir zu sehen, was bestimmt nicht der Fall wäre, wenn mein lieber Gatte mich nicht aus dem Hexenkessel herausgeholt hätte. Im übrigen habe ich Hunger.«

      Ja, was sollte man da machen? Am besten gute Miene zum bösen Spiel. Denn Vorwürfe hätten ja doch jeden Eindruck auf diesen kleinen Nichtsnutz verfehlt.

      »Das war grausig«, bekannte dieser jetzt offen, während er sich den delikaten Fleischsalat trefflich munden ließ. »Kein Wunder, daß ich mich bei dem abscheulichen Schneetreiben, das mir jede Sicht nahm, verirren mußte.«

      »Und warum bliebst du da nicht zu Hause?« fragte die Schwiegermutter knapp.

      »Weil ich die Vorwürfe, die man mir wie am laufenden Band machte, endlich satt bekam.«

      »Nimmst an, daß man dich hier damit verschonen wird?«

      »Ja –«, kam es mit solch entwaffnender Zuversicht zurück, daß man verblüfft war. »Ihr seid hier anders als Paps und Ma – ihr seid beinahe so wie meine Jo.«

      »Wie uns das ehrt«, mußte der Schwiegervater widerwillig lachen. »Und warum bliebst du denn nicht bei dieser phänomenalen Jo?«

      »Damit ist es leider ex«, bekannte sie traurig. »Sie will jetzt seßhaft werden mit ihrem Bertie, der ein fanatischer Gestütler ist. Pferde, Pferde und nochmals Pferde – wie kann man nur. Na, bescheide ich mich eben. Hier ist es ja auch ganz schön.«

      »Da fühlen wir uns aber geehrt«, ironisierte der Gatte. »Neugierig bin ich nur, wie du deine Zeit hier totzuschlagen gedenkst.«

      »Dein Spott rührt mich gar nicht, mein lieber Mann«, wies sie achselzuckend ab. »Ich werde mir schon die Zeit vertreiben.«

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